Sproßpilz Candida albicans, Erreger der häufigsten Mykose
Halogenfreie Lokalsteroide
mit besserer therapeutischer Breite
Prof. Dr. Hans Rieth
DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
S DER INDUSTRIE
Kandida-Mykosen: Frühzeitig
und schon auf Verdacht therapieren
Experten diskutierten im Spätjahr 1986 unter der Lei- tung des Dermatologen Pro- fessor Siegfried Nolting in München über Mykose-Pro- bleme: In der Hämatologie und Onkologie machen sy- stemische Pilzerkrankungen den Hauptteil der tödlichen Infektionen aus. Auch in der Praxis der niedergelassenen Ärzte sind Mykosen der Haut und der inneren Organe durch Hefen und Schimmel- pilze ein stetig wachsendes Problem.
Kandida-Mykosen sind in der Kombination von Labor und Klinik gut differential- diagnostisch abzuklären.
Aber dennoch werden sie bei unklaren Situationen oft ver- kannt und dadurch „Hun- derttausende sinnlos vergeu- det". So befand jedenfalls Professor Hans Rieth, Ham- burg, bei der von Cyanamid
Es ist eine begrüßenswer- te Entwicklung, daß Gluko- kortikoide als hochpotente Mittel nach einer Phase
„kortisonophober" Berüh- rungsängste langsam wieder den sachlich gerechtfertigten Platz speziell in der Dermato- logie einnehmen. Absolut im
Lederle veranstalteten Ge- sprächsrunde in München.
Der Wissenschaftler sagte voraus, daß über kurz oder lang auch auf den MTA- Schulen Mykologie gelehrt werden müsse. Auch die Zahnärzte sieht er demnächst Pilzkulturen ansetzen, um ei- ner systemischen Infektion
„vom Herd Zahnprothese aus" entgegenzuwirken. Ins- gesamt achtzehn Disziplinen der Medizin sind laut Rieth aufzurufen, sich intensiver mit der Mykologie zu befas- sen. Die Therapie mit dem Polyen-Antimykotikum Ny- statin soll nach den Empfeh- lungen der Experten schon sehr früh angesetzt werden.
Da es keine unerwünschten Wirkungen bei der Behand- lung mit dieser antimykoti- schen Substanz geben kann, sei eine prophylaktische Ga- be durchaus sinnvoll. ms
Vordergrund steht dabei die topische Anwendung, vor- rangig bei akuten, chroni- schen und insbesonders ato- pischen Ekzemen, bei Ver- brennungen ersten Grades und bei der Psoriasis. Daß für die Wahl des richtigen Korti- koids fundierte Kenntnisse
der relativen Wirkungs- und Resorptionsstärke nötig und für den Therapieerfolg eine nur durch gute Beratung er- reichbare Compliance uner- läßlich sind, darauf wies Pro- fessor Schröpl, Wiesbaden, auf dem 3. Herbstsymposion des Medizinischen Forums Ingolstadt hin.
So ist beispielsweise Clobetasonbutyrat weitaus schwächer als das -propionat.
Gleiches gilt für Prednisolon und Methylprednisolon. Aus diesen Gründen ist aus der Konzentration des Steroids in der Zubereitung keinerlei Rückschluß auf die therapeu- tische Potenz zu erhalten. Zu beachten sind weiterhin Un- terschiede in der Resorp- tionsquote gesunder sowie chronisch oder akut verän- derter Hautareale. Es sind Differenzen bis zum Faktor zehn gefunden worden.
Die Gratwanderung zwi- schen erwünschter und uner- wünschter Wirkung gibt es grundsätzlich bei jedem Ste- roid, aber neuere Pharmaka, insbesondere das von Cassel- la-Riedel, Frankfurt, entwik- kelte Prednicarbat (Derma- top®) lassen erstmals eine Entkopplung der Regel „ho- he Wirkung = hohe Neben- wirkung" erwarten. Das pharmakologisch Neue dieser Steroidgruppe, zu der auch Budesonid und Desonid ge- hören: Sie sind halogenfrei, also weder chloriert noch fluoriert. Sowohl die atrophi- sierende, fibroblastenhem- mende als auch die glukoneo- genetische Wirkung zeigte sich in einer multizentrischen Studie deutlich schwächer als zum Beispiel bei Desoxime- tason. Außerdem scheint die Penetration selektiv bei ent- zündlich veränderter Haut erhöht zu sein.
All das darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Einsatz der Lokalkortikoide ein verantwortungsvoll zu handhabendes „Ausbessern von Lackschäden" ist, wie es Professor Schröpl sehr bild- haft ausdrückte. Die Krite- rien sind: Liegt eine akute oder eine chronische Erkran- kung vor? Im ersten Fall so
oft und stark wie möglich the- rapieren, im zweiten Falle ge- rade so oft und so stark wie nötig. Wie ist die Stärke des Krankheitsprozesses? Liegen sekundäre Infekte vor? Sie sind per se keine Kontraindi- kation, besonders nicht bei unkomplizierten „Super"- Infektionen auf ekzemati- scher Grundlage.
Und letztlich muß trotz verbesserter therapeutischer Breite bei der Langzeitbe- handlung den Nebenwirkun- gen nach wie vor besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Wolfgang Rühle
Kurz informiert
Erfahrungen mit MPA
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Das Neuroleptikum Ben- peridol für die Alkoholiker- therapie — Sowohl das begin- nende Alkoholdelir als auch Alkoholhalluzinosen lassen sich durch die intravenöse Gabe des Neuroleptikums Benperidol (Glianimon®) er- folgreich behandeln. Wie ei- ne Untersuchung bei Patien- ten mit prädeliranten Sym- ptomen zeigte, bildete sich unter der Benperidol-Medi- kation in keinem einzigen Fall das Vollbild eines Alko- holdelirs mit seinen lebensbe- drohlichen Folgezuständen aus. Diese Ergebnisse wur- den auf einem Workshop der Troponwerke „Benperidol — Bilanz und Perspektive eines Neuroleptikums" mitgeteilt, der im Herbst 1986 in Würz- burg unter dem Vorsitz von Professor H. K. Schneider stattfand. pe A-102 (54) Dt. Ärztebl. 84, Heft 3, 14. Januar 1987