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Archiv "Grundzüge der Therapie von Mykosen" (21.10.1976)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 43 vom 21. Oktober 1976

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Grundzüge

der Therapie von Mykosen

Günter Stüttgen

Aus der Haut- und Poliklinik der Freien Universität Berlin im Rudolf-Virchow-Krankenhaus

(Direktor: Professor Dr. med. Günter Stüttgen)

Die moderne Chemotherapie der Mykosen fußt trotz der hervorra- genden fungiziden breitbasigen Wirksamkeit dieser Substanzen auch auf einer Verhinderung von Neuinfektionen durch Eingriffe in die Umwelt und auf einer Veränderung des Hautterrains durch dermatologische Maßnahmen und allgemeinhygienische Aspekte.

Allgemeinerkrankungen mit Veränderung der peripheren Durchblu- tung und blutchemischen beziehungsweise geweblichen Eigenhei- ten sind bestimmende Faktoren für die Ortswahl einer Mykose.

Goldhamster und Meerschwein- chen sind oft Quelle von Pilzin- fektion nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen

Diese Übersicht legt den Schwer- punkt auf eine Therapieprogram- mierung einer Mykose nach den Gesichtspunkten

O Infektionsreservoire, Hautter- rain, Grundkrankheiten,

O Dauer der notwendigen Thera- pie,

O Prophylaxe der zu erwartenden neuen Infektion.

Wie bei jeder Chemotherapie ist auch die Behandlung von Mykosen an den Nachweis und die Typisie- rung der Erreger gebunden. Dazu bieten sich neben dem Nativpräpa- rat die Kultur und die Serologie bei Systemmykosen an. Histologi- sche Methoden, wie die Färbung mit PAS-Alcianblau, sind geeignet, in den Rahmen der Pilzdiagnose, insbesondere bei granulomatösen Systemmykosen eingeschaltet zu

werden. Häufig sind granulomatöse Mykosen ohne spezifische Färbung nicht ohne weiteres erkennbar (Ta- belle 1 und Abbildung 4).

Die stetige Überprüfung der Ent- wicklung einer Resistenz gegen- über einer Chemotherapie sollte zu Beginn der neuen Ära einer breit- basigen Chemotherapie mykoti- scher Infektionen nicht vernachläs- sigt werden.

Die Herde für eine Pilzinfektion lie- gen häufig außerhalb des infizier- ten menschlichen Organismus. Die Dermatophyten haben ihren Stand- ort auf Mensch und Tier. Daraus ergeben sich die verschiedenen Möglichkeiten von Infektionsketten in direkter und indirekter Form.

Bei Kontakt im günstigen Wachs- tumsmilieu keimen Pilze aus. Das Terrain für das Wachstum der ver-

(2)

Isolierte Pilze Zahl 4 1 Dermatophyten 3

n = 113 (65%)

76 18 1 10 25 Microsporum

n = 5 (4°/o)

canis audouinii Epidermophyton

n = (3°/o)

floccosum

25°/o Candida parapsilosis

25°/o Trichosporon spec.

40°/o Candida albicans

Trichosporon cutaneum Torulopsis spec.

Candida brumptii Candida tropicalis Cryptococcus albidus

15 12 3 2 10°/o 2

1 1 Sproßpilze

n = 61 (35)

72°/o 17°/o 1 °/o 10°/0

rubrum

mentagrophytes

tonsurans var. sulfureum spec.

Trichophyton n = 105 (93°/o) Die Information:

Bericht und Meinung Mykosen-Therapie

schiedenen Pilzarten hängt von de- ren Typ und den Gegebenheiten des Infektionsortes ab. Die Pilze vermehren sich entweder ober- flächlich in den obersten Horn- schichten der Haut und zeigen Be- sonderheiten in der Keratinophilie durch isolierten Befall der Haare und Nägel und können schließlich auch die Tiefe der Follikel befallen.

Demgegenüber kann der Magen- Darm-Trakt zum bevorzugten Standort von menschenpathogenen Sproßpilze werden (Candida, Toru- lopsis, Trichosporon). Die Entwick- lung zur Systemmykose erfolgt über kutane beziehungsweise Schleim- hautinfektion mit entsprechenden Erregern. Eine Infektion des Neu- geborenen mit Candida albicans tritt im Geburtskanal recht regel- mäßig auf.

Die Ortswahl der Entwicklung einer Pilzerkrankung hängt von Faktoren ab, die neben dem pH, der Feuch-

tigkeit, dem Amino- und Polypeptid- sowie Zuckergehalt der Gewebe die Wachstumsintensität vor Ange-

hen einer Infektion bestimmen.

Die Pilzenzyme verwerten das Ge- webe als Substrat, und Staib konn- te darstellen, daß ein Befall der Haut mit Candidaerregern durch deren Proteasenaktivität eine Sub- stratanreicherung schafft, die dann Staphylokokken ein besonders gün- stiges Nährmedium bietet. Diese ge- koppelte Infektion mit Candida und Staphylokokken ist klinisch vielfältig belegt worden und kann zusätzlich auf Phagozytosedefek- te zurückgeführt werden.

Pilze als Toxin- und Allergenbildner

Eine Untersuchung von Pilzkultu- ren auf biogene Amine und entzün- dungserregende Polypeptide ergab,

daß deren Konzentration hoch ge- nug sein kann, um am Orte der Entwicklung zu gewebsirritieren- den Wirkungen zu führen (Ta- belle 2). Dünnschichtchromatogra- phische Analysen und massen- spektrometrische Sicherung ließen dabei Histamin weniger in den Vordergrund treten als bei Bakte- rien. Das Problem der Aflatoxine (Mykotoxine), die vornehmlich von Aspergillus- und Penicilliumarten entwickelt werden, soll hier nicht weiter berührt werden.

Als erster Faktor für eine Bekämpfung einer Pilzinfektion bie- tet sich die Elimination von Pilzher- den im Lebensmilieu des Men- schen an. Es folgt die Beeinflus- sung von Terrainfaktoren der Haut.

Die Behandlung einer Grundkrank- heit ist damit eingeschlossen, bei der bevorzugt Pilzinfektionen sich entwickeln, wie Diabetes und Im- mundefekte. Auch eine Therapie

Tabelle 1: Nachweis und Typisierung der Erreger

Vom 4. Juni 1974 bis zum 28. Februar 1975 wurden 613 Untersuchungsproben (auf Selektivagar der Firma Biotest) aus der Dermatologischen Poliklinik des Rudolf-Virchow-Krankenhauses auf Pilze untersucht*).

Aus 160 Kulturen (26 Prozent) wurden Sproßpilze beziehungsweise Dermatophyten isoliert (insgesamt 174 Keime). Aus 453 Kulturen (74 Prozent) ließen sich weder Sproßpilze noch Dermatophyten züchten

*) Die mykologischen Befunde wurden in Zusammenarbeit mit. Frau Dr. B. Engelbert, Fachgruppe für Mykologie und bakterio- logisch-serologische Diagnostik des Robert-Koch-Institutes, Berlin, Leiter: Prof. Dr. Dr, F. Staib, und Herrn Professor Dr. F.

Nürnberger, Univ.-Haut- und Poliklinik der FU im RVK, erbracht.

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Abbildung 1: Vom Meerschweinchen auf Gesichts- und Körperhaut über- tragene Trichophytie (bei kleinem braunem Meerschweinchen periokulare

Infektion sichtbar)

Tabelle 2: Pathogenese der Reaktionen auf Pilzinfektionen Dermatophytien

Hefemykosen Schimmelmykosen 1 Systemmykosen 1

Pilze Fermente (Proteolyse,

Lipolyse)

Pharmacodyn.

Wirkstoffe (biog. Amine)

Zell- permeabilität

(Gefäße) Haut

Schleimhaut

Allergene (Proteine, Mukopoly- saccharide)

Allerg.- Direkte toxische Dermatitis Einwirkung

Ekzem

Tabelle 3: Lokal stimulierende Faktoren für das Angehen einer Dermatomykose

Hautfalten bei Adipositas Zehenengstand

Bewegungseinschränkung der Hüftgelenke Hyperhidrose

Hyperhydration der Hautoberfläche durch luftdicht abschließende Kleidungsstücke, Gummischuhe, Gummi- oder Plastikwindelhosen, Plastikokklusivverbände

Lokale Kortikosteroidbehandlung (Resistenzminderung)

Durchblutungsstörungen der Haut (Blut- oder Lymphstauung, arte- rielle Minderdurchblutung)

Analregion: Hämorrhoiden, Analekzem Nägel und Nagelwall: Trauma, Berufsmilieu

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

mit Antibiotika, Zytostatika und Kortikoiden ist dazu geeignet, das Angehen einer Pilzinfektion zu för- dern.

Insbesondere bei systemischen Mykosen mit Befall von Lungen, Nieren, ZNS sind Pilze (zum Bei- spiel Aspergillus, Candida, Crypto- coccus) häufig Komplikationen ei- ner konsumierenden Grundkrank- heit. Fehlernährung und besonders Proteinmangel vermindern die Ab- wehrmechanismen, zu denen sich eine gestörte Blutversorgung in der Peripherie hinzugesellen kann.

Zur symptomatischen antiphlogistischen Therapie von Dermatomykosen

Die akuten entzündlichen Folgen einer Pilzinfektion sind rasch durch Antiphlogistika, insbesondere vom Kortikosteroidtyp zu unterdrücken.

Eine solche kurzwährende anti- phlogistische Therapie verhilft auch dazu, die Toleranz für lokal aufgetragene Chemotherapeutika zu verbessern. Eine langzeitige Be- handlung mit Kortikosteroiden ver- bietet sich, da unter einer Besse- rung des klinischen Bildes allein durch Antiphlogistika die Pilzinfek- tion nicht eliminiert wird, sondern sogar durch Verminderung der Re- sistenz in ihrer Ausbreitung geför- dert werden kann. Eine Behand- lung mit Kortikosteroiden darf so- mit nur kurzfristig, am besten in Kombination mit Fungiziden Sub- stanzen, erfolgen.

Die Chemotherapie der Mykosen

Für die chemotherapeutische Be- handlung der Pilzinfektion sind pharmakokinetische Gesichtspunk- te zu beachten. Je oberflächlicher sich ein Pilzrasen ausbreitet, um so weniger ist eine Tiefenwirkung für den Erfolg einer Chemotherapie notwendig. Bei tiefliegenden Myko- sen ist eine entsprechende Diffu- sion der Chemotherapeutika bis in die Tiefen der Follikel zu fordern.

Eine Kombination mit einer syste-

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Mykosen-Therapie

mischen Therapie bietet sich dann unter Berücksichtigung der Immun- situation an.

Die neuen Klassen von Antimykoti- ka beherrschen eindeutig die heu- tige Chemotherapie. Die entspre- chende Einarbeitung dieser Wirk- stoffe in verschiedene Grundla- gen wie Salben, Cremes, Lotionen und Tinkturen bei einer Lokalbe- handlung erlauben die Adaptation an die individuelle Situation des Hautzustandes (Tabellen 4 und 5, Abbildung 5).

Der Dauer der Behandlung wird häufig nicht die genügende Beach- tung geschenkt. Dies hängt zwei- felsohne auch mit der Art und Wei- se der Ausbietung der Präparate zusammen, wo auf die schnelle Besserung und die entsprechen- de Wirksamkeit hingewiesen wird.

Eine Übersicht über die notwendi- ge Behandlungsdauer läßt aber er- kennen, daß die durchschnittliche Lokaltherapie über 4 bis 8 Wo- chen und bei chronischen über Jahrzehnte dauernden Mykosen Monate betragen muß. Man darf zwar von der Tatsache ausgehen, daß die Haut ein Mauserungsgewe- be ist und durch stetige Erneuerung der Hautschicht geschädigte Pilze abgestoßen werden; doch damit ist eine 28tägige Behandlungsdauer verknüpft, da erst nach dieser Zeit eine Erneuerung der Zellbesetzung der Epidermis, einschließlich einer Bildung der Hornschicht, abge- schlossen ist. Der Pilzbefall in der Hornschicht schlägt sich also bei einer Wachstumsrichtung gegen den Druck der Keratinisation mit Abstoßung der Schuppung nieder.

Eine besondere Situation ist beim Befall von Nägeln gegeben. Es hat

sich gezeigt, daß die Penetration von Chemotherapeutika in die Nä- gel und in die tiefen Schichten des Nagelbettes bei den meisten loka- len Chemotherapeutika nicht aus- reicht; ein Okklusivverband (Gum- mifingerling zum Beispiel) verbes- sert die Situation. Eine Kombina- tion mit einer Nagelextraktion und einer sofortigen Nachbehandlung mit lokalen fungiziden Therapeuti- ka bietet sich an, da nach Entfer- nung der Nägel eine wesentlich bessere Penetration in die Tiefe des Nagelbettes gegeben ist. Eine orale Behandlung mit Griseofulvin über sechs bis zwölf Monate reicht nicht aus, um eine genügende Si- cherheit (mehr als 60 Prozent) für das Ausheilen einer Nagelmykose zu haben. Mischinfektionen von Candida und Dermatophyten kön- nen zu Fehlbeurteilungen der je- weiligen Präparate führen. Hinzu-

Abbildung 2: Trichophytie an Stamm und Extremitäten (Berlin) charakteristische anuläre Herde — Abbildung 3: Chroni- sche Mykose, Stamm, Extremitäten, Nägel (Bombay)

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Abbildung 4:

Kryptokokkose als xanthomatöse Retikulose, 1 Jahr verkannt.

Histologische Diagnose durch Alcianblau-PAS- Färbung

300—

200—

0 Pat.

27,4x 73,6x 88,7% 95,2x 98,3x

80

4 8 12 16 32Woc en

1 1

Abbildung 5: Behandlungsdauer und Therapieerfolg mit Epi-Monlstat (kul- turell negativ und klinische Abheilung) bei 292 Patienten, Econazol-Sympo- sium, Flims, 1972

Zti• Fortbildtuig Aktuelle Medizin

weisen ist auf eine gelegentliche Resistenz gegenüber Griseofulvin durch verminderte Resorption bei fettarmer Ernährung, aber auch durch Enzyminduktion durch gleichzeitige Gabe von Medika- menten, wie Barbiturate, die den Abbau des Griseofulvins durch De- methylasen stimulieren.

Die Behandlung von Pilzerkran- kungen der Haare und der Kopf- haut ist durch Griseofulvin im Prin- zip unproblematisch geworden und an eine Behandlungsdauer von zwei bis drei Monaten bei Mikro- sporie und Favus gebunden. Ein Kurzscheren der Haare ist eine hy- gienische und therapiegerechte Notwendigkeit. In der Praxis kann diese Prozedur individuell gehand- habt werden. Die Pilze wachsen mit den Haaren aus der Kopfhaut heraus. Griseofulvin ist ausgespro- chen keratinophil. Eine gleichzeiti- ge Lokalbehandlung zu Beginn mindert die Gefahr einer Umge- bungsinfektion. Die Mikrosporie ist noch eine meldepflichtige Erkran- kung. Der Behandlungsmodus er- folgt in enger Zusammenarbeit mit dem entsprechenden Amtsarzt (Empfehlung).

Die Behandlung systemischer My- kosen, sei es die Candidamykose Aspergillose oder entsprechende Infektionen in tropischen und sub- tropischen Ländern (Blastomyko- sen verschiedenen Typs) hat in den letzten Jahren neue Aspekte erfah- ren. Weiterhin ist Amphotericin B i. v. das bewährte Präparat, das ge- gebenenfalls durch Präparate wie 5-Fluorocytosin und Miconazol er- setzt beziehungsweise in Kombina- tion verwandt werden kann (21.

OHOLO Biological Conference 1976). Eine sorgfältige Überwa- chung von Leber und Niere ist bei diesen Medikamenten zu empfeh- len.

Nach Abheilung einer Dermatophy- tie bietet sich eine Nachbehand- lung an. Wichtig ist, die Beeinflus- sung der Hautoberfläche durch Textilien und Schuhe zu beobach- ten. Es hat sich gezeigt, daß trau- matisierte Füße (Schuhdruck,

„feuchte Kammer") eine Mazera- tion verursachen, die ein günstiger Faktor für die Entwicklung einer Fußmykose beziehungsweise deren Voraussetzung ist. Bei einem Kli- mawechsel in warme Länder soll- ten prophylaktische Gesichtspunk- te besonders beachtet werden, da unter einer Erhöhung der Horn-

schichtfeuchtigkeit das Angehen einer Infektion erleichtert wird. Für touristische Exkursionen in feucht- warme tropische beziehungsweise subtropische Zonen bieten sich fungizide Puder und Lotionen an.

Es steht noch die Frage offen, ob unter Stimulierung der Immunsy-

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Tabelle 4: Dieneueren antimykotischen Monopräparate

Generio Handels- anti mykotisches

Name name Spektrum

A. Lokal anwendbare Präparate

Amphothericin B Amphomoronal Hefen (Candida) Torulopsis

Chlortrimazol Canesten Hefen, Dermatophyten, Schimmelpilze

Econazol Epi-Monistat Hefen, Dermatophyten, Schimmelpilze

Miconazol Daktar Hefen, Dermatophyten, Schimmelpilze

Haloprogin Mycanden Hefen, Dermatophyten, Schimmelpilze

Nystatin s. rote Liste Hefen

Pimaricin Pimafucin Hefen, Schimmelpilze

Tolnaftat Tonoftal Dermatophyten

B. Systemlach anwendbare Präparate

Amphothericin B s. rote Liste Hefen, Erreger aller Sy- stemmykosen, z. B. Histo- plasmose, Kryptokokkose Blastomykose

5-Fiuorcytosin Ancotil Hefen (Candida) Crypto- coccus, Terulopsis Griseofulvin Likuden Dermatophyten

Fulcin

Miconazol Hefen, Systemmykosen

Obersicht über handelsübliche Antimykotika (einschließlich Kombi- nationspräparate) siehe Rote Liste 1975, 20 001-20 119.

Tabelle 5: Canesten-Creme-/Lösung, Therapieüberblick Literaturauswertung*)

(Dermatomykosen gesamt, keine Aufteilung nach Indikationen) Patientenzahl ohne Beachtung 9000**) 100 % kultureller Ergebnisse

Klinisch geheilt 5868 65,2%

Klinisch gebessert 2497 27,8%

Erfolgreich behandelt 8365 93 %

Patientenzahl 3501 100 %

mit kulturellem Pilznachweis

rvlykologisch saniert 2351 67,2%

Mykologisch nicht saniert 1150 32,8%

oder Keimzahlreduktion oder keine genauen Angaben

*) Medlzlnlsch·wlssenschaftllche Abteilung Bayer AG

**) Von.9000 Patienten Ist bei 5499 keine Mykologie durchgeführt worden, oder aus

der Publikation ist keine genaue Aufteilung zu ersehen

Mykosen-Therapie

steme Faktoren gegen Pilzinfektio- en wirksam werden können. Es ist bekannt, daß im Serum Faktoren nachweisbar sind, die das Wachs- tum der Candida hemmen. Bei ent- sprechenden Immundefekten feh- len solche Faktoren, und die Ent- wicklung einer systemischen Can- didamykose geht einem solchen Vorgang parallel. Es hat sich ge- zeigt, daß die Übertragung des Transferfaktors, der von lmmunozy- ten normal reagierender Personen gewonnen wird, mit gutem thera- peutischen Erfolg unter Stimulie- rung des Immunsystems eine chro- nische Candidamykose zur wesent- lichen Besserung bringt.

Intrakutane Injektionen von Tricho- phytin, also eines Pilzextraktes, ha- ben gezeigt, daß diese Behandlung ebensowenig ausreicht wie die Sti- mulierung der immunologischen Resistenz gegen Candidainfektio- nen. Es konnte mehrfach belegt werden, daß intrakutan injizierte Pilzextrakte, die therapeutisch auf diesem Wege immunologisch wirk- sam werden sollten, eine allergi- sche Vaskulitis auslösten. Darüber hinaus kann auch die hypergisehe Gewebsreaktion an den Orten, wo Pilze sich angesiedelt haben, ver- stärkt werden, ohne daß deine Eli- mination der Pilze damit verbunden ist. Immerhin ist aber die spontane Rückbildung tiefer Trichophytien, wie die Sycosis parasitaria ein Hin- weis dafür, daß eine Pilzinfektion durch Befall mit Trichophyton auf autoimmunologischem Wege be- grenzt wird.

Zusammenfassung

Zusammenfassend darf die Reihen- folge der therapeutischen Bemü- hungen um die Behandlung einer Mykose in folgender Form darge- stellt werden:

..,. Zu Beginn einer entzündlichen Dermatomykose sind antiphlogisti- sche Maßnahmen erlaubt, die von einer fungiziden Chemotherapie begleitet werden können, bezie- hungsweise von einer alleinigen Chemotherapie abgelöst werden

(7)

Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Mykosen-Therapie

müssen. Eine Kortikosteroidthera- pie darf nur kurzfristig sein.

..,.. Die Weiterführung einer Che- motherapie mit fungiziden Mitteln ist solange nötig, bis im Nativprä- parat als auch in der Kultur keine Pilze mehr nachweisbar sind. Er- fahrungsgemäß ist diese Zeit erst nach vier Wochen erreicht.

..,.. Nach der Elimination der Pilze muß das erneute Angehen einer Pilzinfektion durch Veränderung des Hautterrains erschwert werden.

Dies kann durch entsprechende Hautpflege unter Beachtung der exogenen Faktoren, wie Schuhe, Textilien und der Behandlung ei-

ner Grundkrankheit erfolgen . ..,.. Die Quellen der Pilzinfektion sollten eruiert werden. Dies gilt besonders bei Dermatomykosen bei Kindern, aber auch bei Erwach- senen, die durch Kontakt mit Klein- tieren infiziert werden.

..,.. Bei Nagelmykosen ist eine ent- sprechende Kombinationstherapie mit einer Nagelextraktion oder ei- ner Keratinolyse gegebenenfalls durch Okklusivverband mit ent- sprechenden Chemotherapeutika das günstigste Vorgehen. Bei einer Infektion mit Dermatophyten ist eine systemische Therapie mit Griseofulvin eine wesentliche Un- terstützung.

..,.. Mykosen der Haare, wie Mikro- sporien, bedürfen einer sorgfältigen Umgebungsuntersuchung. Behand- lung mit Griseofulvin und lokal fun- giziden Mittel erfordern bei Kin- dern zusätzlich ein Meiden von Ge- meinschaftseinrichtungen (Kinder- garten, Schule), dessen Dauer mit dem Amtsarzt abzusprechen ist.

..,.. Systemische Mykosen kommen in unseren Breiten vornehmlich als Sekundärfolge einer Grundkrank- heit vor. lnokulationsmykosen durch Hefen und Schimmelpilze bei intravenösen Dauertropfinfusio- nen verdienen in pathogenetischer Sicht besondere Beachtung. Die Behandlung richtet sich nach dem Erregertyp. Die einzuleitende Che- motherapie bedarf einer sorgfälti- gen Überwachung auf toxische Ne- benwirkungen.

Mykosen sind weltweit als Volks- seuche auf dem Vormarsch. Eine entsprechende Therapie muß sorg- fältig programmiert werden und schließt Nachbehandlung und Pro- phylaxe mit ein. Die gesamtökolo- gische Situation erfordert in Dia- gnose und Therapie eine enge Zu- sammenarbeit mit dem Gebiet der Mikrobiologie.

Literatur

Götz, H.: Die Fußmykose als Volksseuche, Symposium I, Mykologie, Okt. 1965, Arch.

f. klin. u. exp. Dermatologie, Bd. 227, 1966/

67 - Meinhof, Wolf: Richtlinien gezielter antimykotischer Therapie aus Fortschritte der praktischen Dermatologie und Venero-

BEKANNTMACHUNG

logie, Bd. 7, hrsg. von 0. Braun-Falco u. D.

Petzoldt, Springer-Verlag, Berlin, Heidel- berg, New York, 1973 - Müller, J.: Pilzin- fektionen im Gefolge antibiotischer The- rapie, Münchn. med. Wschr. 118 (1976) Nr. 21 - Rieth, H.: Polyvalente Lokalthe- rapie bei mykotischen Ekzemen und ande- ren Krankheitskombinationen der Haut, No- tabene medici 6 (1976) 5 - Staib, P.: Can- dida albicans beim Menschen: neue Ge- sichtspunkte Diagnostik, 7 (1974) 537-538

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med. Günter Stüttgen Direktor der Hautklinik

der Freien Universität

im Rudolf-Virchow-Krankenhaus Augustenburger Platz 1

1000 Berlin 65

DES WISSENSCHAFTLICHEN BEIRATS DERBUNDESÄRZTEKAMMER

Empfehlungen für die Rötelnimpfung zur Verhütung der Rötelnembryopathie

Die Rötelnembryopathie mit den verhängnisvollen Auswirkungen für das Kind macht eine wirksa- me Prophylaxe durch Impfung der künftigen Mütter notwendig.

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer schlägt daher die folgenden Maßnah- men vor:

0

Impfung aller Mädchen zwi- schen dem 12. und 14. Lebens- jahr gegen Röteln. Eine vorheri- ge Antikörperbestimmung ist nicht notwendig.

· 8

Rötelnimpfungen aller Frau- en mit erhöhtem Expositionsrisi- ko (zum Beispiel Kindergärtne- rinnen, Krankenschwestern, Ärz- tinnen, Lehrerinnen und ande- re), soweit sie nicht bereits ge- gen Röteln geimpft sind oder nachweislich Röteln durchge- macht haben.

9

Obgleich ein großer Teil (40 Prozent) der Frauen bis zum 25.

Lebensjahr Röteln inapparent, das heißt ohne die typischen kli-

nischen Zeichen, durchgemacht hat, sind bei dem erwähn- ten Personenkreis sogenannte

"Biindimpfungen" (Rötelnimp- fungen ohne vorherige Antikör- per-Bestimmung) zu empfehlen.

0

Impfungen dürfen im gesta- tionsfähigen Alter der Frau nur dann durchgeführt werden, wenn zum Zeitpunkt der Imp- fung mit Sicherheit keine Gra- vidität vorliegt und in den näch- sten drei Zyklen ausgeschlos- sen wird (Einnahme von Ovula- tionshemmern).

Eine generelle Einführung im- munologischer Untersuchungen zur epidemiologischen Kontrolle der Röteln sowie eine Aufnahme der Röteln in den Kreis der mel- depflichtigen Infektionskrank- heiten kann wegen des Mißver- ständnisses der Effektivität und des hohen Aufwandes (erhebli- che Kosten des Rötelntests, Schwierigkeit der Diagnose mit klinischen Mitteln) nicht emp- fohlen werden.

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