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Archiv "Kindesmisshandlungen: Gesetzliche Lücke" (26.01.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 4⏐⏐26. Januar 2007 A179

B R I E F E

NACHWUCHSMANGEL

Immer mehr Ärztin- nen und Ärzte keh- ren Deutschland den Rücken (DÄ 1–2/

2007: „Selbstkritik tut not“ von Dr. med.

Birgit Hibbeler und

„Chirurgie: Kaum Nachwuchs“).

Schlechte Strukturierung

Die zitierten Daten sind ohne Zwei- fel alarmierend und bedürfen der schonungslosen Aufarbeitung . . . Aber warum trifft es gerade die Chir- urgen so hart? Ich muss Herrn Gene- ralsekretär der DGCH, Prof. Dr. med.

H. Bauer, recht geben, wenn er for- dert, dass wir keine neuen Analysen brauchen . . . Wo der Schuh drückt, ist allen in der Chirurgie Tätigen be- kannt. Nur Taten müssen folgen . . . Es gibt sicherlich viele Gründe für das Wegbrechen des chirurgischen Nachwuchses, aber einer der Haupt- gründe ist nicht die Bürokratie, ist nicht die Arbeitszeit, sondern ist die schlechte Strukturierung der chirur- gischen Weiterbildung in Deutsch- land. Leider vermag die neue Weiter- bildungsordnung dies in keinerlei Hinsicht zu verbessern. Der junge Arzt braucht ein Jahr länger, um zu seinem ersten Facharzt zu gelangen.

Er ist dann aber schon subspeziali- siert. Inwieweit dies ein Fortschritt ist, vermag jeder selber zu beurtei- len. Das Führen von Weiterbildungs- gesprächen, von Logbüchern ist ein gut gemeinter Schritt, wird aber an den fehlenden Strukturen überhaupt nichts ändern. Erste Analysen aus Bayern zeigen, dass sich dadurch überhaupt nichts geändert hat. Aber viel schlimmer ist die aus meiner Sicht fast fahrlässige fehlende Struk-

turierung der Weiterbildung und Evaluierung der Weiterbilder (Train the Trainers). Aber auch die finanzi- elle Vergütung von Kliniken, die eine gute Weiterbildung machen, muss diskutiert werden. Hier müssen Strukturen geschaffen werden, die dies ermöglichen. Eine Art Qualitäts- siegel der chirurgischen Weiterbil- dung, welches sich an strenge Krite- rien orientiert, welches regelmäßig evaluiert wird, welches im Internet veröffentlicht wird und welches völ- lig transparent ist, sollte geschaffen werden. Aber nicht nur die Struktu- ren, sondern auch die Inhalte müssen neu bestimmt werden. Wir müssen uns darüber einigen, was der junge Facharzt können muss und in wel- cher Qualität wir dies von ihm ver- langen, damit der OP-Katalog erfüll- bar (realitätsnah) und durchführbar bleibt. Aber auch der Führungsstil des Weiterbilders muss berücksich- tigt werden. Er muss Weiterbildung wollen, muss am Ende seiner eige- nen Lernkurve sein. Eine Mischung aus autoritärem und kooperativem Führungsstil ist dafür notwendig.

Der Weiterbilder muss ein Mindest- maß an kommunikativen Fähigkei- ten, Toleranz, Geduld und Führungs- verhalten besitzen. Diese Fähigkei- ten sind zu großen Teilen persönlich- keitsorientiert und nur sehr spärlich erlernbar . . .

Dr. med. Matthias Krüger,Eichendorffstraße 20, 39114 Magdeburg

Die Macht der Direktoren

Kollegin Hibbeler hat dankenswerter- weise die meisten Gründe für die zu- nehmende Anzahl der Medizinerab- wanderungen aufgezählt. Unter ande- rem wurde die „Gutsherrenart“ man- cher Chefärzte angeführt. Dazu möch-

te ich Folgendes bemerken: Nach mei- nen Beobachtungen hat sich die Lage an vielen Krankenhäusern gewandelt.

Gutsherr ist nicht mehr der Chefarzt, sondern der, der früher Verwalter ge- nannt wurde. Die Chefärzte sind viel- fach heute nicht mehr bereit oder nicht mehr in der Lage, sich solidarisch mit ihren Mitarbeitern zu verhalten, sei es aus Feigheit der Verwaltung gegen- über oder aus Interessenlosigkeit oder um eigene Vorteile zu sichern. Die zu- nehmende Macht der Krankenhaus- verwalter (die wegen der „gleichen Augenhöhe“ oft promoviert sein müs- sen) erkennt man auch an äußerlichen Dingen. In Krankenhäusern sieht man im Eingangsbereich große Tafeln mit Hinweisen auf die vertretenen Fachge- biete mit ihren Chefärzten und über al- lem, meist in größeren Lettern: Ver- waltungsdirektor Dr. Sowieso . . .

Dr. med. Gothard Ritgen,Odiliengarten 17, 41199 Mönchengladbach

KINDESMISSHANDLUNGEN

Vorschläge zur Prävention und Auf- deckung (DÄ 44/

2006: „Verwahrloste und misshandelte Kinder: Mehr Vernet- zung gefordert“ von Petra Bühring).

Gesetzliche Lücke

Die zunehmende Anzahl vernachläs- sigter Kinder, die oft bereits nach der Geburt einen Drogen- und Alkohol- entzug benötigen, wirft die Frage auf, ob die Empfängnisverhütung verbessert werden kann. Für Frauen in schwierigen sozialen Verhältnis- sen ist die private Bezahlung der Pil- le mit zusätzlicher Praxisgebühr häu-

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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A180 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 4⏐⏐26. Januar 2007

B R I E F E

fig nicht zu leisten. Selbst die fällige Rezeptgebühr für Frauen zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr kann problematisch sein. Seit Hartz IV be- steht hier eine gesetzliche Lücke.

Die zu Zeiten der Sozialhilfe kosten- lose Empfängnisverhütung für Frau- en in sozialer Notlage ist heute nicht mehr sichergestellt. Neben der kos- tenlosen Verordnung der Pille muss die Dreimonatsspritze und gegebe- nenfalls das Angebot zur Sterilisati- on finanziert werden. Hier ist die Po- litik gefordert. Eine Vernetzung von niedergelassenen Ärzten, sozialen Diensten, Jugendhilfe und Drogen- beratungsstellen wäre wichtig, um Frauen umfassend über Möglichkei- ten zur Empfängnisverhütung zu be- raten, die durch Sucht, eigene Ver- nachlässigung, psychische Krankhei- ten oder geistige Behinderungen nicht in der Lage sind, ausreichend für ihre Kinder zu sorgen . . .

Dr. Ulrike Hohmann,Grenzstraße 10, 27721 Ritterhude

ARBEITSMARKT

Viel zu oft lassen sich für Ärztinnen Familie und Berufs- tätigkeit im Kran- kenhaus nicht ver- einbaren (DÄ 43/

2006: „Bewerber- mangel in der Frauenheilkunde“ von Dr.

Wolfgang Martin).

Innovative Konzepte

Der Bewerbermangel für Oberarzt- stellen in der Frauenheilkunde ist eklatant und wird in Zukunft zu erns- ten Problemen bei der Stellenbeset- zung führen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Zehn bis 15 Rufbereit- schaftsdienste, in denen der Oberarzt innerhalb von zehn Minuten im Krankenhaus sein muss, sind für die Bewerber auf Dauer nicht attraktiv.

Die Geburtshilfe ist dazu mit einem hohen Maß an Stress verbunden. Die Änderung der Weiterbildungsord- nung mit der Einführung des „klei- nen“ Facharztes hat dazu geführt, dass Fachärzte direkt nach Abschluss der Weiterbildung operativ und ge- burtshilflich nicht so ausgebildet sind, dass ihnen die große Verant-

wortung für den Hintergrunddienst in der Geburtshilfe gleich übertragen werden kann. Außerdem absolvieren immer mehr Frauen die Weiterbil- dung mit dem bloßen Ziel, möglichst bald nach der Weiterbildung eine Praxis zu eröffnen. Eine Änderung kann hier nur durch eine mehrgleisi- ge Strategie erreicht werden. Die ausbildenden Krankenhäuser müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und Assistentinnen und Assistenten wirklich fundiert operativ und ge- burtshilflich ausbilden. Insbesondere die angehenden Frauenärztinnen müssen sich aber auch darüber klar sein, dass sie ein operatives und ge- burtshilfliches Fach erlernen, das sie später entsprechend auch praktizie- ren sollten. Die Kliniken müssen sich innovative Konzepte ausdenken, die es Frauen mit Familie ermöglichen, in Oberarztpositionen zu arbeiten.

Hierzu muss unbedingt die Belastung durch die große Anzahl von Rufbe- reitschaftsdiensten verringert wer- den. Vielleicht bietet die Anbindung von am Ort niedergelassenen Frau- enärztinnen und Frauenärzten dazu einen Ansatz.

Priv.-Doz. Dr. med. Ursula Peschers, Rankestraße 4, 80796 München

Stellenausgleich schaffen

Die steigende Anzahl von klinisch tätigen Weiterbildungsassistentinnen und Frauenärztinnen ist eine positive Entwicklung, die in der Frauenklinik Ravensburg schon seit Langem re- präsentiert ist . . . Leider sind die Re- den der Politikerinnen familien- freundlicher als das Mutterschutzge- setz, das die Ärztinnen ihrem Mut- terglück mit schlechtem Gewissen entgegensehen lässt . . . Die Tätig- keit in einem ärztlichen Fach ist nicht mit anderen Berufen vergleich- bar. Schwangere Ärztinnen dürfen

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

nicht vor 8.00 Uhr und nicht nach 20.00 Uhr arbeiten, nicht im OP und nicht im Kreißsaal, wo sie mit Blut in Berührung kommen könnten. Dies bedeutet eine kolossale zusätzliche Last der sowieso schon an die Gren- zen belasteten Kolleginnen und Kol- legen mit Nacht- und Wochenend- diensten – und dies trifft ja auch Fa- milienmütter und -väter. „Schuld“

daran trifft weder die Verwaltung noch die Chefärzte, sondern die Ge- setzesverantwortlichen, die dies so zulassen. Eine faire Lösung, die die Zusammenarbeit erträglich machen würde, wäre ein Stellenausgleich für Ärztinnen in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe ab Bekanntwerden der Schwangerschaft bis zu dem dann für alle freudigen Ereignis. Da- mit wäre auch eine geeignete Wie- dereinstiegsposition für Familien- mütter mit schon älteren Kindern ge- schaffen und ein Solidarbeitrag aller für eine wirklich familienfreundliche Politik.

Prof. Dr. med. Frank Stoz,Oberschwaben Klinik gGmbH Ravensburg, Krankenhaus St. Elisabeth, Elisabethenstraße 15, 88212 Ravensburg

BUCHREZENSION

„Dentlers Beset- zungsvorschlag dürf- te daher wohl ein weiterer inter pares sein“ (DÄ 42/ 2006:

„Johann Sebastian Bach: Innovative Be- setzungsidee“ von Ludger Beyerle).

Bachs Kunst der Fuge

Der Dichter und Arzt Gottfried Benn schrieb 1952: „Am gefährlichsten sind die Leute mit ein bisschen Grips, die sich berufen fühlen, die Maßstä- be zu stiften und anzulegen. Soweit es bei Ihnen langt – länger darf es bei niemandem langen.“ Dieser Satz fiel mir ein bei der Lektüre dieses seltsa- men Elaborats zu dem Buch von Hans-Eberhard Dentler über „Bachs Kunst der Fuge“. Da es sich bei Herrn Beyerle weder um einen Mu- sikwissenschaftler von Rang noch um einen Musiker-Arzt und Bach- kenner wie z. B. Albert Schweitzer handelt, sondern um einen vielfältig engagierten internistischen Kolle-

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