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Archiv "Mammographie-Screening: Ambivalente Haltung bei Frauen und Ärzten" (02.02.2001)

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GKV einfrieren oder abschaffen und beginnen, ein System mit Kapitalrück- stellungen aufzubauen. Zudem sei zu überlegen, ob in einem stärker wettbe- werblichen System der Sicherstellungs- auftrag für die ambulante ärztliche Ver- sorgung nicht bei den Krankenkassen liegen müsse. Prof. Dr. Klaus-Dieter Henke mahnte, man solle nicht überse- hen, dass das Gesundheitswesen der Bereich mit dem höchsten Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäf- tigten sei. Der Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwissenschaft und Gesund- heitsökonomie an der TU Berlin riet, die GKV nicht nur altersfest, sondern auch EU-tauglich umzugestalten.

Anders argumentierte Prof. Dr. med.

Karl Lauterbach, Institut für Gesund- heitsökonomie und klinische Epide- miologie der Universität zu Köln. Er riet, vor allem die Primärprävention stark auszubauen. Wenn es gelänge, sinnvolle Angebote zu platzieren, ließe sich erreichen, dass chronische Krank- heiten später als bisher einsetzten. Dies führe zu geringeren Kosten, weil nach bisherigen Erkenntnissen vor allem junge Chroniker sehr teuer kämen.

Bessere Therapien führen zu höheren Kosten

Auf Einsparungen durch den medizi- nisch-technischen Fortschritt solle man bei dieser Krankengruppe nicht setzen.

Bessere Therapien führten zu noch höheren Kosten: „Je besser Sie Herz- kranke behandeln, umso länger leben sie – und dann bekommen sie Alzhei- mer.“ Gleichwohl gab er zu bedenken, dass sich Prävention auch wegen des Problems der „konkurrierenden Er- krankungen“ lohne: Weil die Risiko- faktoren für verschiedene Krankheiten identisch sind, trägt die Bekämpfung der einen zur Vermeidung anderer bei.

Lauterbach sprach sich dagegen aus, Versicherten Präventionsangebote nur als Wahlleistung anzubieten: „Das ist so, als wenn Sie als Priester nur zu den Messdienern predigen.“ Prävention, die etwas ausrichten solle, müsse breite Kreise einschließen. Allerdings brau- che man nicht nur im Kindergarten an- zusetzen: „Prävention bringt in jedem Alter etwas.“ Sabine Rieser

P O L I T I K

A

A222 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 5½½½½2. Februar 2001

Mammographie-Screening

Ambivalente Haltung bei Frauen und Ärzten

In Bremen sollen jetzt Informationsblätter gedruckt werden.

D

ie Vorbereitungen zum Modell- projekt „Mammographie-Scree- ning“ sind in Bremen fast abge- schlossen; zumindest laufen sie (trotz bestehender Kontroversen) in die Ziel- gerade ein. Auf einer Fort- und Weiter- bildungsveranstaltung der Ärztekam- mer Bremen am 20. Januar erläuterte Dr. med. Hans Junkermann, Leiter des Modellprojektes in Bremen, die De- tails: Noch in diesem Quartal sollen die Einladungen zum Screening vom Ge- sundheitsamt der Stadt an alle Frauen zwischen 50 und 70 Jahren verschickt werden. Ihnen werde dabei gleich ein konkreter Untersuchungstermin vorge- schlagen. Ziel sei es, so Junkermann, 70 000 Bremer Frauen zu untersuchen.

In zwei speziell eingerichteten Mam- mographie-Einheiten, nämlich in Bre- men-Mitte und Bremen-Nord, werden eigens für das Mammographie-Projekt geschulte MTA mammographieren. Die Aufnahmen sollen im Anschluss durch jeweils zwei spezialisierte Radiologen oder Gynäkologen (5 000 Mammogra- phien jährlich) bewertet werden. Ver- dachtsfälle nach dieser Doppelbefun- dung sollen im Team besprochen wer- den, bevor die Frauen nach einer Woche oder zehn Tagen den Befund erhalten.

Junkermann geht davon aus, dass etwa ein bis fünf Prozent der Frauen eine auf- fällige Mammographie aufweisen wer- den. Sie sollen wieder bestellt und zu einer Tastuntersuchung, Sonographie oder Biopsie überwiesen werden.

Obwohl die Planung des Mammogra- phie-Screenings in Bremen schon weit gediehen ist, geht die Diskussion um diese Art der Brustkrebs-Früherken- nung vorerst nur in eine weitere Runde (DÄ, Hefte 42/2000, 45/2000, 3/2001). In dieser Hinsicht war die Fortbildungs- veranstaltung der Ärztekammer Bre- men, die von der Kammerpräsidentin

Dr. med. Ursula Auerswald moderiert wurde, gleich in zweierlei Hinsicht be- merkenswert. Zum einen waren in dem Hörsaal des Zentralkrankenhauses nicht nur Ärzte versammelt, sondern auch interessierte Laien. Die Kammer hatte den Termin zuvor in der Tages- presse bekannt gegeben.

Vor- und Nachteile abwägen

Zum anderen war auch eine Kritikerin des Screenings als Referentin geladen, Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser, Hamburg. Sie bemängelt die Art der Informationsübermittlung in Deutsch- land. Die Frauen müssten über die Vor- und Nachteile des Screenings so aufge- klärt werden, dass sie selbst eine „infor- mierte Entscheidung“ treffen können.

Häufig fänden sich aber in den Auf- klärungsbroschüren weder das absolute Risiko noch die Rate der falschpositi- ven und falschnegativen Befunde. So werde manipuliert. Ein Beispiel: Je- weils 100 000 Frauen mit und ohne Mammographie wurden über zehn Jah- re hinweg beobachtet. Ergebnis: Die Sterberate am Mammakarzinom lässt sich durch Mammographie um 0,07 Prozent vermindern – rechnerisch sinkt jedoch das relative Risiko um 19 Pro- zent. Absolute und relative Zahlen wir- ken offensichtlich ganz unterschiedlich.

Zweifellos können durch Mammo- graphie Karzinome frühzeitig erkannt werden. Sollen durch das Screening möglichst alle Karzinome erkannt wer- den, müssen falschpositive Befunde in Kauf genommen werden, so Mühlhau- ser. Da dies für viele Frauen mit Angst verbunden ist, wird eine Teilnahme zu einer sehr emotionalen Entscheidung.

In Bremen soll sie jeder Frau selbst überlassen bleiben. Dr. med. Eva A. Richter

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