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«WIR LEBEN IN DER BESTEN ZEIT, DIE ES JE GAB!»

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«WIR LEBEN IN DER BESTEN

ZEIT, DIE ES JE GAB!»

ALANA ROMAN JOEL JODOK

ALINE KLARISSA

www.null41.ch

April 2019 SFr. 9.–

(2)

ascot-elite.ch

NICOLE KIDMAN

“ATEMBERAUBEND!“

THE LIST

“EINE BRILLANTE UND ERSCHÜTTERNDE PERFORMANCE VON

NICOLE KIDMAN!“

AWARDS CIRCUIT

“EIN GEWALTIGER

FILM.“

THE VERGE

++++

THE TIMES

+++++

THE LIST THE HOLLYWOOD NEWS

++++

AB 4. APRIL IM

andere Zeit

Die

16. April bis 29. Mai 2019 www.dieanderezeit.ch Das Innerschweizer

Kulturprojekt der

Albert Koechlin Stiftung

1 13

8

(3)

EDITORIAL

Die Jugend streikt – inspiriert von Greta Thunberg gehen Schülerinnen und Schüler fürs Klima auf die Strasse anstatt zur Schule.

Vor genau 50 Jahren, im April 1969, rebellierten die Jugendlichen in der Zentralschweiz für mehr Frei räume und weniger

Einengung durch Tradition und Katholi- zismus. Anlässlich des fünfzigsten Jubiläums der Jugend kra walle von damals widmet sich

«041 – Das Kulturmagazin» im April der Jugendkultur, wie sie war und wie sie heute aussieht.

In Kooperation mit dem jungen Kultur- magazin «frachtwerk» entstand eine Karte mit den Kulturorten in der Zentralschweiz, welche die Redaktion unseren Leserinnen und Leser für einen Besuch empfehlen.

Katharina Thalmann geht den Spu- ren des «Stanser Kunstskandals»

nach und fragt sich, ob sich heutzu- tage das selbe nochmals ereignen könnte oder ob die künstle rische Provoka tion nicht schon zu sehr zum Establishment gehört. Ramon Juchli widmet sich den jungen Musikern The Youngest oder Hardy Nimi – Cloudrap, Trap, Afrobeats: What? Sowieso:

Wer sind die Jugend lichen von heute? Über was diskutieren sie? Und für welche Kultur begeistern sie sich? Im Duo porträtieren Robyn Muffler und Heinrich Weingartner sechs Menschen zwischen 16 und 23 Jahren und ihre Lebenswelt.

Unsere Ausgesucht-Seiten sind proppen- voll und widmen sich den Kulturhappenings im April, so zum Beispiel dem Gedächtnis- palast von Annette Windlin und Martina Clavadetscher in der Viscosi stadt, dem 24- Stunden-Konzert im Neubad und dem Enfant terrible der klassischen Musik Teodor Cur- rentzis am Lucerne Festival.

Ein gutes Heft ist es geworden, und das ist kein Scherz!

KULTUR IST JUNG – KEIN SCHERZ!

Sophie Grossmann

Redaktionsleiterin

Für die Rettung des Klimas marschiert die Jugend auf.

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INHALTSVERZEICHNIS

GENERATION

#INSTA

Wer ist die heutige Jugend? Und was will sie? Sechs Porträts von jungen Menschen aus der Zentralschweiz > Seite 10

DAS GROSSE FRESSEN

1969: Ein Kunstskandal schockiert Stans. Was empört heute?

> Seite 16

WOHIN DENN SONST SO?

Das junge Kulturmagazin «frachtwerk» empfiehlt Kulturorte in der Zentralschweiz > Seite 18

JE ABSURDER, DESTO BESSER

Trappen fleissig – und erfolgreich: die Luzerner The Youngest und Hardy Nimi > Seite 20

KULTURKALENDER APRIL 2019

Musik >

Seite 24

Film >

Seite 28

Kunst >

Seite 32

Bühne >

Seite 34

Veranstaltungen >

Seite 36

Ausstellungen >

Seite 49

Ausschreibungen >

Seite 54

Adressen A-Z >

Seite 56

Fressen bis die Fäuste fliegen: Der Stanser Kunstskandal > Seite 16 Trifft den Nerv der Jugend: The Youngest > Seite 20

Editorial >

Seite 3

Guten Tag >

Seite 5

Poliamourös

Wenn Zufall hilft: Anna Chudozilov über ihren Wahl-Ärger > Seite 6

Kosmopolitour

Asi Föcker reist im mobilen Atelier gen Westen > Seite 7

Stadt – Land

Blick durch die Linse aus Luzern und Stans > Seite 8

Überdacht

Zwei Repliken über Sinn und Unsinn einer Altersguillotine > Seite 22

Käptn Steffis Rätsel >

Seite 58

Gezeichnet >

Seite 59

Titelbild: Mischa Christen

Jodok Achermann engagiert sich für Kultur in Willisau.

(5)

GUTEN TAG

GUTEN TAG, «LOVEPAX»

«Do you want to have fun tonight?», fragst Du uns jede Woche etwa fünfmal über unser Online-Formular, und wir sagen es dir zum tausendsten Mal: Auch wenn «Hot girls are waiting for you» und du drei Unter- stützungsabos für 100 Franken löst, wir haben kein Interesse! Ein Tipp: Vielleicht ist

«loveOscic» oder «loveBum» interessiert?

Nur platonisch, «041 – Das Kultur magazin»

GUTEN TAG, HERR ROLAND LUTZ

«Porno-Rocker»? Alles tyte! Hauptsache keinen musikalischen Nachwuchs, denn «die möse isch böse».

Heillos überfordert, «041 – Das Kultur- magazin»

GUTEN TAG, HOTEL MONTANA

«Du planst für dich und deine Freundin- nen einen unvergesslichen Frauenabend oder einen einmaligen Junggesellinnen-Abschied?

‹Spa and the City› heisst das schweizweit einmalige Package, das keine Wünsche offen lässt (sic!) und deinen Freundinnen un- vergessliche Erinnerungen garantiert.

Penthouse Spa Superior Suite, Suiten-Terrasse mit beheiztem Whirlpool, Raumduft-System, Bademantel, Slippers, Sexy Privat-Butler

‹Mr. Spax›.» Noch nicht genug im geschlechts- politischen Mittelalter angekommen? Voilà, die buchbaren Zusatzleistungen: Free Flow Prosecco, sensuelle Erotik-Toy-Präsentation, ein Schoggibrunnen oder eine Popcorn- Maschine. Damit das Raumduft-System genug zu tun hat.

Naserümpfend, «041 – Das Kultur magazin»

FUMETTO

CO MI C FEST IV AL

LUZERN 6.–14.4.19

FUMETTO T T TO TO T TO TO T TO TO O O O O FU U U

FU FU U FU F F F F FU U FU

CO MI C CO IC C ICII CCCCCC IIII CCCCC III CCCC COCCOC FEST IV AL FFFFF EEEEEE SSS FF EEEE S FFFFF EEEEEE SSS FFF EEEE S FFFFF EEEEEE SSS FFF EEEEE S VA L VA L VA L VA LL

LUZERN UZERN UZ ZE E E E R R R R N N N N 6.–14.4.19

Anzeige

(6)

POLIAMOURÖS

sisch). Mich nervt, dass nicht mehr Leute wählen gehen (jedenfalls von denen, die meine Ansichten teilen), dass nicht mehr Frauen andere Frauen wählen, mehr Menschen mit Migra- tionshintergrund ihresgleichen ins Parlament hieven. Dass es diese eine Kandidatin ganz knapp nicht ge- schafft hat, dass da einer wieder- gewählt wurde, den doch alle als Erz- deppen hätten erkennen müssen.

Ich sehe da im Grunde nur eine Lösung: Wir verlosen die Parlaments- sitze. König Zufall sorgt nämlich für eine ausgewogene Vertretung der Jungen und der Alten, der Frauen, der Männer und jener dazwischen. Und uns allen würde das ganze Tamtam vorher erspart bleiben. Das ist übri- gens eine Idee, mit der sich ernstzu- nehmende Wissenschaftlerinnen an angesehenen Universitäten beschäfti- gen. Und auch wenn die Webseite der

«Generation Nomination» gerade etwas eingeschlafen scheint: Noch im letzten Jahr hat sich die Bewegung ernsthaft bemüht, das Verlosen von Nationalratssitzen per Volksinitiative einzuführen. Natürlich gibt es da auch problematische Aspekte. Weil manche Leute echt nichts in Parla- menten verloren haben – anderseits gibt’s ja sogar Mitglieder der Exekuti- ve, die gewählt wurden, obwohl die komplett unbrauchbar schienen (also in Amerika meine ich, aber könnte das nicht auch bei uns passieren?). Oder weil der Durchschnittsbürger anfälli- ger ist auf Bestechung als eine durch- schnittliche Politikerin (obwohl ich jetzt, wo’s so dasteht, nicht sicher bin,

Los wählen!

(nicht: Los, wählen!)

Text: Anna Chudozilov

Illustration: Stefanie Sager

Wahlen machen mich wütend. Das fängt schon vorher an: All diese Ge- sichter, die unbestellt in meinem

Briefkasten grinsen, draussen auf den Strassen überall diese strahlende Zuversicht, ganz zu schweigen von Twinstabook.

Das halbe «041 – Das Kulturmagazin»

war zuletzt voll damit: Wahlen,

Wahlen überall! Alle behaupten, das Gute zu wollen. Tatsächlich wollen sie meine Stimme. Und später dann meine Steuern. Leider verpulvern sie diese immer auch für Dinge, die ich doof finde.

Hinterher ist es noch schlim- mer. Mal ärgere ich mich darüber, wie alt die gewählten Leute sind, mal dar- über, wie männlich oder bioschweize- risch (um nicht zu sagen: eidgenös-

ob die These plausibel klingt). Jeden- falls gibt es sicher Argumente dage- gen – aber die gibt’s immer.

Eigentlich wäre das mit dem Ver- losen sowieso eine gute Sache. Dieser ewige Wettbewerb um Fördergelder, der unbewilligte Anträge und frust- rierte Menschen produziert – wäre das Kulturangebot so viel schlechter, wenn alle ihre Projekte einfach für ein Los- verfahren anmelden könnten? Keine Sitzungsgelder für irgendwelche Kom- missionen, mehr Geld für Kultur!

Sicher gäbe es auch miserable Produk- tionen und Produkte – aber ist das denn heute tatsächlich ausgeschlos- sen? Vielleicht könnte man sogar das Publikum zulosen! Alle wären ver- pflichtet, die ihnen zugelosten Veran- staltungen zu besuchen, durch all die neuen Eindrücke würden wir ins- gesamt zwangsläufig eine bessere Gesellschaft.

Leider lassen sich die Menschen hierzulande selten für drastische Lö- sungen gewinnen (und wenn doch, finde ich es dann doch selten wirklich gut). Ich muss also wohl oder übel andere Lösungsansätze ins Auge fassen und meine Wut, die unweiger- lich kommen wird, produktiv nutzen.

Als Motor in einer Arbeitsgruppe zum Beispiel, als Kraftvorrat für die Vor- standsarbeit. Als Antrieb, einen Lese- rinnenbrief zu schreiben, vielleicht sogar einen Kommentar unter einem Tagi-Artikel! Denn Politik ist so viel mehr als Wahlen – und Wut ein guter Motivator gegen Stillstand.

(7)

KOSMOPOLITOUR

Ein Monat liegt hinter mir, ein Monat vor mir, ich befinde mich auf einer Reise. Ich stehe über einer Felsspalte, aus der ein lauter Basston dröhnt. Im nächsten Moment ist es totenstill.

Kurz darauf ist der Ton wieder da, je- des Mal begleitet von einem heftigen Windstoss, der aus dem Inneren der Erde zu kommen scheint.

Ich bin in Sagres, Portugal, am Atlantik, dem südwestlichsten Punkt Europas. Ich reise mit einem Wohn- mobil, das mir die Otto Pfeifer Stif- tung aus Luzern zur Verfügung stellt.

Ein Reisestipendium in einem mobi- len Atelier. Ich bin zusammen mit Ra- oul Doré unterwegs, wir beschäfti- gen uns beide in unserer Arbeit mit Licht und Geräuschen.

Asi Föcker, geboren in Luzern, ist Künstlerin und Musikerin und lebt in Berlin.

www.asifoecker.net

Eine Schönheit, die verstört

Asi Föcker reist zusammen mit Raoul Doré in einem mobilen Atelier von Luzern

bis an den südwestlichsten Punkt Europas.

pendle, an denen ich feste Räume zum Arbeiten habe. Auf dieser Reise bin ich mit dem Atelier selbst unter- wegs.

Es ist sehr eng, aber wir haben es geschafft, im Inneren des Wohn- mobils Raouls Schlagzeug und eine Anlage für meine E-Gitarre und ein Mikrofon aufzubauen. Wir stehen am Rand der Strasse, schauen auf eine Landschaft, die auch im Winter kräftige Farben trägt, und spielen drauflos.

Ab und zu verbringen wir die Nacht auf einem dieser Camping- plätze, wo deutsche Rentnerinnen und Rentner darauf warten, dass der Winter vorbei ist.

Ich stehe knietief in der Bran- dung, den Rücken zum Meer, in jeder Hand einen Spiegel. Ich versuche mit der Reflexion der Sonne die Kamera zu treffen, die mich filmt. Eine Frau kommt mit ihrem Hund den Strand entlang. Sie sieht mich, wundert sich, was ich da mache, dann sieht sie die Kamera. Sie pfeift ihren Hund zurück, will nicht durchs Bild laufen und dreht um.

Selbstporträt im Sonnenuntergang

Wir sind im Schnee gestartet, von Luzern aus über Grenoble, Girona, Va- lencia, Cordoba und Faro bis nach Sagres gereist und wol len über L i ss abon, Coimbra, Porto, Bilbao und Toulouse wieder zurück in die Schweiz. Ich bin zum ersten Mal in Portugal. Ich wollte schon lange hierherkommen, auch weil das Licht hier so besonders sein soll.

Wir fahren die Küste hoch und übernachten auf verlassenen Park- plätzen, wo im Sommer die Autos der Badegäste stehen.

Vor uns der Atlantik, hinter uns geht die Sonne auf. Der ablandige Wind zerstäubt die Schaumkronen der riesigen Wellen zu dichtem Nebel, die Sonne zeichnet einen Regenbo- gen hinein. Es ist verstörend schön, man schämt sich schon fast beim Ver- such, ein Foto davon zu machen.

Ich bin es gewohnt, viel unter- wegs zu sein. Der Unterschied ist, dass ich im Alltag zwischen Orten

(8)

STADT

9. MÄRZ, KONZERTHAUS SCHÜÜR, LUZERN

«… wenn Fünf zaubern …»

Bild & Wort:

Christian Felber

(9)

LAND

13. MÄRZ, LITERATURHAUS ZENTRALSCHWEIZ, STANS

«Erwin Koch, 15 Minuten vor

seiner Lesung: ruhig und gelassen.»

Bild & Wort:

Christian Hartmann

(10)

FOKUS: JUGEND

Aufzeichnungen:

Robyn Muffler, Heinrich Weingartner

Bilder:

Mischa Christen

JUNG, WILD

& ENGAGIERT

Die Jugend von heute trinkt zu viel, schaut nur noch auf Bildschirme

und interessiert sich nicht für Politik. Stimmt das?

Es stellt sich heraus: «die» Jugend? Gibt’s nicht.

Engagierte und kritische junge Menschen?

Jede Menge.

(11)

«Aufgewachsen bin ich in einer Pflegefamilie mit Kontakt zu meiner leiblichen Mutter. Ich habe schon früh be- merkt, dass mir eine kreative Ausdrucksweise liegt. Mit Kreativität konnte ich mich selbst und mein Umfeld besser begreifen. Ich benutze sie als Sprache, als Kommu- nikationsmittel. Zudem hatte ich bereits als Kind einen wahnsinnigen Eigenheitsdrang, welcher mich, auf der Suche nach Neuem, von meinem Herkunftsort weg- lockte. Meine Eltern haben mich in diesen Selbstbestim- mungswünschen immer unterstützt, weshalb ich nicht im klassischen Sinne rebellieren musste. Unsere Genera- tion ist im Gegensatz zu früheren bei Lebensfragen re- flektierter. Das sieht gegen aussen hin nach Unsicherheit aus, was zum einen stimmt, zum anderen aber geben wir uns nicht mehr einfach mit den uns zugeteilten Rollen zufrieden und hinterfragen diese. Wir sind freier gewor- den.»

Klarissa Flückiger hat im Aargau den künstlerischen Vorkurs gemacht und in Luzern Kunst und Vermittlung studiert.

Sie ist in der Schweiz und in Deutschland als freie Künstlerin und Performerin tätig. Klarissa engagiert sich im Jung- intendanzprojekt «Winkel» des Luzerner Theaters und war 2018 Teil der Nachwuchsplattform «Tankstelle Bühne».

Im März hatte sie ihre erste Solo-Ausstellung in ihrem Atelier in der «Teiggi» in Kriens. Im Mai verschiebt sie ihren Wohn- mittelpunkt nach München.

«WIR SIND FREIER GEWORDEN.»

Klarissa Flückiger, 23, Reussbühl

(12)

FOKUS: JUGEND

«Die Kanti fordert heraus. Ich meine, in der dritten Klasse lasen wir Kafka! Umso mehr braucht es den Ausgang am Wochenende als Tapetenwechsel. In meinem Freundeskreis das absolute Muss auf der Liste: die Bra- vo-Hits-Party in der Schüür. Aber auch Kon- zerte mag ich, die Band Alois etwa ist recht nice. Und wenn in der Stadt nichts los ist, ver- weile ich auch gerne mit Freunden im Bour- baki bei einem Glas Wein. Kultur konsumie- re ich ansonsten vor allem über Instagram.

Die Vorurteile, da seien nur perfekte Fitness- models zu sehen, teile ich nicht. Ich folge einem Kanal, wo regelmässig Frauen gepos- tet werden, die Kunst machen. Das beispiels- weise ist mega inspirierend. Dafür bin ich nicht auf Facebook. Das nutzen heute ja nur ältere Leute; mein Grosi hat Facebook. Sozia- le Medien verbreiten heute auch wichtige Themen und mobilisieren, beispielsweise zum #Klimastreik. Das ist zurzeit eine viel diskutierte Sache in meinem Umfeld; viele von uns waren auch am Schülerstreik fürs Klima. Am Schluss muss nämlich unsere Ge- neration die Folgen dieses menschlichen Ver- sagens ausstehen.»

Alana Bucheli besucht die Kantonsschule Alpenquai in der fünften Klasse, spricht Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Sie spielt Klavier und hat das Skateboarden als neues Hobby für sich entdeckt. Nebst der Pfadi engagiert sie sich bei Piosyl, dem Pfasyl für Jugendliche. Nach der Kanti möchte sie ein Zwischenjahr einlegen, um danach etwas im Bereich Naturwissenschaften zu studieren.

«DAS ABSOLUTE MUSS:

DIE BRAVO-HITS-PARTY»

Alana Bucheli, 16, Adligenswil

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«Am liebsten besuche ich gute Konzerte, meist in Luzern, gern aber auch in anderen Schweizer Städ- ten. Oder ich hole den guten Sound nach Willisau.

Als Mitglied des Vereins Aktion Kultur Willisau veranstalte ich Anlässe wie die ‹Kulturchöubi› mit.

Ich tue das, um dem grossen Dorf zu zeigen, dass es noch anderes gibt als Fasnacht, Turnverein und Sport Rock Café. Was ich echt nicht ertrage: das Ge- schnorr von Leuten während Konzerten. Ist unsere Generation vor lauter Eventisierung undankbarer geworden, haben wir ein Aufmerksamkeitsdefizit?

Klar, das Überangebot an Möglichkeiten hat auch gute Seiten. Noch nie war Know-how so frei zu- gänglich für alle. Wir leben in der besten Zeit, die es je gab! Mich euphorisiert und überfordert so etwas zugleich. Als notorischer Ja-Sager will ich dann ir- gendwie alles – mir diverse Handwerke beibringen, jedes neuste Album abgecheckt haben oder einfach Stunden im In- ternet verbringen, um mir unnüt- zes Wissen anzueignen.»

Jodok Achermann ist gelernter Mediamatiker aus Willisau. Er enga- giert sich beim AKW (Aktion Kultur Willisau), spielt in diversen Bands (M$G, Waiting for Rob, Hans und Toni Schwurblinger), spielte im Jugend- theater Willisau, fotografiert Konzerte, Bands oder andere Dinge und probiert sich im Bereich Grafik, Animation und Video. Jodok radelt bald für ein halbes Jahr durch Europa. Es folgen die Zivildienstpflichten und dann möglicherweise ein Kunststudium.

«Bis im Dezember spielte ich selber Fussball. Ich habe aufgehört, weil ich zu wenig begabt war. Und bemerkt, dass es eher das Umfeld ist, das mich interessiert. Die Fankurve ist dafür ideal! Ich war schon immer für den FC Luzern. Zu einem aktiven Fan bin ich 2014 geworden. Bei den ‹Ragazzi Lucerna› werden wir bei Auswärtsspielen von mehreren Fanarbeitern begleitet und betreut. Und wir konsumieren keine Suchtmittel, wenn wir mit diesem Angebot unterwegs sind. Ich finde es schade, wenn alle Fussballfans als Sauf- und Raufbolde in einen Topf geworfen werden. Wenn man nichts mit Schlägerei- en zu tun haben will, dann kommt man auch nicht drun- ter. An die Matches kommen Lehrerinnen, Studenten oder Automechaniker. Und alle wollen nur eines: zusam- men gewinnen. Wir treffen uns in der Zone 5 und laufen ins Stadion. Dann bist du 90 Minuten voll da und es gibt nichts anderes. Seit Januar bin ich zudem im Jugendpar- lament. Das Klima ist bald am Arsch. Mit Demonstratio- nen kann man ein Zeichen setzen. Ich trenne jedoch Po- litik und Fussball hundertprozentig.»

Roman Förster ist seit 2014 Teil der FC-Luzern-Fanszene, unter anderem im Jugendangebot «Ragazzi Lucerna»

der Fanarbeit Luzern. Er singt ausserdem im Jugend- und Kinderchor St. Anton. Roman möchte eine Lehre als Fachmann Behindertenbetreuung absolvieren. Vielleicht auch noch die Berufsmatura «anhänken». «041 – Das Kulturmagazin» trifft ihn am Nachmittag vor einem Match, am Abend schiesst der FCL Meister YB mit 4:0 aus dem Cup.

«MIT DEMONSTRATIONEN KANN MAN EIN ZEICHEN SETZEN.»

Roman Förster, 16, Luzern

«WIR LEBEN IN DER BESTEN ZEIT, DIE ES JE GAB!»

Jodok Achermann, 20, Willisau

(14)

FOKUS: JUGEND

«Seit ich im Magdi arbeite, bin ich zwar immer noch nachtaktiv, aber nicht mehr so oft zu Tanz, Techno und Alkohol unterwegs wie früher. Mit Letzterem hab ich es mal übertrieben, weshalb ich daraufhin ein halbes Jahr aufs Trinken verzichtete. Die Ex- zesse an den Wochenenden, die ich bei Freunden beobachte, haben sicherlich mit dem uns auf erlegten Leistungsdruck zu tun.

Immer muss man am Ball bleiben, sonst ist man draussen. Während der Woche legt man sich seriös ins Zeug, irgendwie und -wann muss so etwas ja kompensiert werden. Und vielleicht hindert dieser Selbstoptimierungs- zwang viele in meinem Alter, sich aufzuleh- nen oder eigene Räume einzunehmen. Tat- sächlich habe ich den Eindruck, dass man heute braver ist als früher. Aber dann wiederum – sind das nicht einfach die nostal- gisch verklärten Rückblicke? Kritisch zu denken und Normen zu hinterfragen finde ich unglaublich wichtig, weshalb ich mich sicher als Feministin bezeichne. Mit meiner Kunst möchte ich es nicht in ein Museum, sondern auf Hausfassaden schaffen. Und ich wehre mich demonstrativ gegen Schönheits- ideale, deshalb lasse ich mir alle Haare wach- sen, ausser die auf meinem Kopf.»

Aline Peter wohnt in Buchrain, wo sie nur zum Schlafen ist. Sie absolviert zurzeit den Vorkurs an der Hochschule Luzern – Design &

Kunst, macht Kunst in ihrem Atelier an der Baselstrasse, ist im Jugendkulturzentrum Treibhaus Luzern engagiert und kuratiert die dortige Kunst vitrine. Aline ist in der Guggen- musik Rüüssfr ösch und spielt Theater bei Ecco Rondo.

«ICH LASSE MIR ALLE HAARE WACHSEN, AUSSER DIE AUF MEINEM KOPF.»

Aline Peter, 21, Buchrain

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FOKUS:JUGEND

«Ich gehe gerne neue Engagements ein. Im September 2017 bin ich ‹häbchläpf › Präsident des Juko Pavillons ge- worden. Nach einem Jahr habe ich dieses Mandat abgege- ben und versucht, nichts Neues anzufangen, aber es ging nicht. Konzerte zu organisieren ist meine Leidenschaft.

Andere engagieren sich in der Pfadi oder im Sportverein.

Mittels der Musik kann ich coole Bekanntschaften knüp- fen und anderen Menschen einen tollen Abend ermögli- chen. Im Ausgang gehe ich gerne an Konzerte oder ver- bringe einen easy Abend mit Kollegen. Die Alles- dreht- sich-ums-Wochenende-Phase habe ich hinter mir. Alko- hol trinke ich nur manchmal. Mein Facebook-Profil habe ich gelöscht, auf Instagram bin ich eher passiv. Ich bin zwar nicht mehr immer up to date, aber das meiste, was dort passiert, ist für mich nicht echt. Ich kann momentan gut ohne leben. Natürlich wachse ich in einer anderen Welt auf als meine Eltern, aber rebellieren gegen sie muss ich nicht. Dafür sind sie zu gut zu mir. Trotzdem müssen wir der früheren Generation sagen: Ihr habt die Welt so geschaffen, zusammen müssen wir sie jetzt verändern.»

Als Maturaarbeit organisierte Joel Michel ein Benefizkonzert namens «Epis fir alli». Er war Präsident des Juko Pavillons Sarnen, spielt E-Piano und Bass in mehreren Bands und veranstaltet die Konzertreihe «Sound am See». Seine musikalischen Idole sind der Jazz-Pianist Bill Evans und Pink Floyd. Gerade absolviert er seinen Zivildienst bei der Jugendarbeit Stans, danach möchte er in Luzern Kultur- wissenschaften studieren.

«REBELLIEREN GEGEN MEINE ELTERN

MUSS ICH NICHT.»

Joel Michel, 19, Kerns (OW)

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FOKUS: KUNSTSKANDAL

«Wir haben nicht gewusst, was sie bringen», sagt der Ei- senplastiker Josef Maria Odermatt in einer Archivauf- nahme. Bewusst schockieren? Wollte er nicht. Seine

Witwe Regula Odermatt-Bürgi er- zählt im Dokumentarfilm «Nach dem Sturm» von Beat Bieri und Jörg Huwyler, dass die Regierung zunächst positiv ge- stimmt gewesen sei. Ein kultureller Anlass von aussen – toll! Doch bald ist man entsetzt. Der Skandal ereignet sich am Schlussabend: Getarnt als Spendengala verkösti- gen sich die Wiener auf der Bühne mit einem Zehn-Gän- ge-Menü, werfen hin und wieder ein bisserl Poulet ins Publikum und plaudern über Biafra. Es werden Rufe nach der Polizei laut, der Kaplan will die Kasse stürmen – aber eine Geld-zurück-Garantie gibt’s bei den Wienern nicht. Beat Wyrsch rettet die Kasse, verbarrikadiert sich im Keller und wartet, bis das Chaos vorüber ist.

Wyrsch gehörte mit den Brüdern Otto, Beat und Josef Maria Odermatt zur Festival-Organisation. Sie ge- hörten alle zur Gründergeneration des Chäslagers.

Sie kannten sich aus der Pfadi und waren nun Rover, erwachsene Pfadfinder. Man traf sich in Scheu- nen, Kellern und Estrichen. So entstand in der Region Stans eine Art Clubszene. «Jedes Lokal hatte seinen eige- nen Groove und seine eigenen Themen», erzählt Brigitt

Flüeler. Sie ist Präsidentin des Historischen Vereins Nid- walden und beschäftigt sich seit Längerem mit dem Wie- ner-Festival. Sie weiss: Obwohl die Provokationen in Stans voll gegriffen hatten, waren die Reaktionen kein Einzelfall. «Auf dem Burg-Waldeck-Festival 1969 in Deutschland, ein halbes Jahr nach Stans, wurden die Wiener von der Bühne gejagt», erzählt Flüeler.

Doch wer waren diese Wiener? Am meisten Aufsehen erregte das Performance-Kollek- tiv um die Künstler und Schrift- steller Wolfram Bauer und Joe Berger. Die Happening-erprob- ten Querulanten waren Virtuo- sen des künstlerischen Kalküls.

Die Stanser Spendengala war

nämlich eine Performance mit dem Titel «Hunger:

Biafra». Joe Berger schreibt in den Anweisungen: «Vor einem überdimensionalen Plakat mit der Aufschrift

‹Hunger: Biafra› wird ein zehngängiges Mahl verzehrt, das aus den Eintrittsgeldern bezahlt wird, nach Abzug der Spesen bleibt ein lächerlich geringer Restbetrag, der den Hungernden auf ein Spendenkonto überwiesen wird. […] Dieser Abstand zwischen weltpolitischer Tatsa- che und persönlichem Verhalten entspricht aber genau Text: Katharina Thalmann

Stans, im April 1969: Im Chäslager geht das skandalöse

«Wiener-Festival» über die Bühne. Denn im Jahr nach der 68er-Bewegung erfassten die gesellschaftlichen

Erschütterungen auch die Peripherie – also die Zentralschweiz.

Und heute? Versuch eines Kontexts.

IN BIAFRA –

UND WIR FRESSEN.»

«DIE HABEN HUNGER

(17)

FOKUS: KUNSTSKANDAL

der Verhaltensweise des Publikums, es fühlt sich provo- ziert und verlangt, nun einmal unsicher gemacht, nach Diskussion.»

Der «lächerlich geringe Restbetrag» belief sich in Stans übrigens auf 3 Franken 10.

Aber weshalb waren die Stanser von der Performance derart vor den Kopf gestossen?

Zwei (kultur-)histori- sche Anhaltspunkte:

1. Zwischen 1967 und 1970 tobte der Biafra-Krieg. Biafra erklärte sich von Nigeria unabhängig, es folgten Pogrome, Völkermord, Hungersnot. Die Bilder aus Biafra brannten sich tief ein. «Iss fertig, denk an Biafra» wurde zum geflügelten Wort am Schweizer Familientisch. Hier war Babyboom, steigender Wohlstand, Autobahnbau. Und aus Biafra erreichten die Schweiz über die nagelneuen Fernseher die Bilder von Kindern mit Hun- gerbäuchen. Idealerweise beim Abendessen.

2. Die in Stans anwesenden Wiener Künstler waren allesamt mit der Avantgarde vertraut. So hatte beispiels- weise die Malergruppe «Wirklichkeiten» ihre erste Aus- stellung 1968 in der Wiener Secession. Diese Wiege der Avantgarde hatte den kulturellen Diskurs in Wien bis dahin schon seit siebzig Jahren geprägt. Auch Kunstskan- dale waren sich Künstler aus der Donaumetropole spä- testens seit dem «Watschenkonzert» vom März 1913 ge- wohnt: Konservative Konzertbesucherinnen und -besu- cher versuchten damals mehrfach, den Dirigenten Arnold Schönberg zu ohrfeigen.

Zurück zu «Nach dem Sturm»: Der Film von Bieri und Huwyler geht der Frage nach, was aus diesem Ausbruch ein halbes Jahrhundert später geworden ist. Sind seit dem Kultur kompromiss, seit der Boa, der Schüür, dem Bau des KKL alle zu- frieden? Hoffentlich nicht. Es scheint aber, dass uns der Hang zu Provokation

die letzten Jahre abhandengekommen ist.

Deswegen drei Provokationen:

1. Wir leiden an optischer Abstumpfung, die Bilderflut hat uns abgehärtet, gestählt. Aufgeblähte Bäuche hungernder Kinder, weinende Familien an der Grenze

Mexikos, Babyleichen an den Stränden Griechenlands – berührend? Ja. Dagegen protestieren? Eher nicht.

2. Wir lassen uns nicht mehr provozieren. Pragma- tismus, Relativismus, politische Korrektheit, zeitgeistig- empörte Kommentare in den sozialen Medien – das sind unsere Ausdrucksformen. Unsere Kultur ist glatt und recht problemlos.

3. Alles in Ansätzen Subversive wird sofort von den Gegenseiten vereinnahmt: von der Werbung, von der Politik, von der Mode. Dass sich folgenschwere Provoka- tionen jenseits der Institutionen abspielen, kommt kaum mehr vor.

Gründe, mal wieder an Systemen zu rütteln, hätten wir genug:

17. Februar 2019:

Der iranisch-amerikanische Cembalist Mahan Esfahani spielt Steve Reichs «Piano Phase» in Luzern. Das Stück wurde 1967 komponiert, Reichs Minimal Music beinhal- tet nach wie vor soziale und sozialkritische Implikatio- nen. Das Luzerner Publikum verlässt grüppchenweise den Saal. Sie halten die Spannung nicht aus.

4. März 2019:

An der Schwyzer Fasnacht marschiert ein Dutzend Per- sonen in Ku-Klux-Klan-Kutten durch die Strassen.

10. März 2019:

Der WWF soll mit kriminellen Paramilitärs in Asien und Afrika kollaboriert haben. Die Wildhüter hätten Men- schen getötet, gefoltert und sexuell missbraucht.

Wer sich «Nach dem Sturm» anschaut, merkt: Es wäre mal wieder an der Zeit, dass der Aufstand die Peripherie erreicht – also die Zentralschweiz.

«Als die Nidwaldner Regierung Rot sah»:

Gespräch und Diskussion DO 11. April, 20 Uhr Chäslager Stans

«Nach dem Sturm»: Nidwaldner Filmpremiere FR 26. April, 20 Uhr

Chäslager Stans Weitere Aufführungen Ab DO 25. April im Kino u.a. Bourbaki, Luzern

Auf unserer Filmseite (S. 28) bespricht Alan Mattli die bewegten Bilder von

«Nach dem Sturm».

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FOKUS: JUGEND

GENUG VOM EWIG GLEICHEN?

Maurice Koepfli, Gregory Li, Jan Rucki

Autoren

Anja Wicki

Illustration

1

2

3

4 5

7 6

(19)

FOKUS: JUGEND

Neue Stammbeiz gesucht!

Das Team des jungen Kulturmagazins

«frachtwerk» stellt Kulturlokale in der ganzen Zentral- schweiz vor, die sie für einen Besuch empfehlen.

Das NF49 auf dem Seetalplatz ist die Zwischennutzung, in der die neuen Zen- tralschweizer Kulturhighlights beheima- tet sind. Auf einer Fläche von 14 000 m2 bieten zahlreiche ehemalige Baucont- ainer Raum für kreatives Schaffen aller Art. Das Herzstück des Ganzen bildet das Kulturlokal «Magazin», welches der neue Place to be der Luzerner Kulturszene ist.

www.nf49.ch

NF49

Emmenbrücke

Sein Ruf eilt dem Kellertheater in Altdorf über die Kantonsgrenzen von Uri hinaus.

In den zwei alten Kellergewölben finden seit 1969 Kulturveranstaltungen für Gross und Klein statt. Ob Theater, Party oder Konzert, auf der kulturellen Speise- karte des Kellertheaters gibt es für jeden etwas zu kosten.

www.kiv.ch

KIV

Altdorf

S Buffet

Stans

Ob mit Gipfeli und Kaffee oder Hotdog und Bier, das Buffet in Stans lädt zum kulinarischen Verweilen ein. Das Kultur- lokal setzt auf die Nidwaldner Bierkultur und nebst Bekanntem kann man sich auch von einem wechselnden Monatsbier überraschen lassen. Versüsst wird der Buffet-Besuch einmal im Monat mit Live-Musik.

www.buffet-stans.ch

Mit interessanten Lesungen, wilden Kon- zerten, bunten Flohmärkten und humor- vollen Theateraufführungen hat sich der Kult-turm zu einem Hotspot in der Schwyzer Jugendszene etabliert. Einfach coole Vibes in den Räumen des alten In- dustriegebäudes.

www.kult-turm.ch

Kult-turm

Brunnen

Im Jugendkulturpavillon Juko in Sarnen treffen sich vorwiegend junge Menschen, um zu wummernden 808’s abzugehen, im 4/4-Takt zu bebenden Kicks zu tanzen oder einfach mal die Nacht anders zu erleben. Seit über 25 Jahren setzen sich Kulturschaffende ehrenamtlich dafür ein, dass der Juko eine bunte Palette an inte- ressanten Veranstaltungen bietet.

www.jukopavillon.com

Juko-Pavillon

Sarnen

In der Industrie 45 werden diverse Kon- zerte, Partys und Projekte durchgeführt.

Zudem gibt es eine Radiostation, ein Fotolabor und drei Bandräume im Gebäude. Unter der Woche verwandelt sich der Konzertsaal in einen Jonglier- und Breakdance-Treff. Eine Insel in der Stadt Zug, auf der gerade auch junge und lokale Kultur gefördert wird.

www. i45.ch

Industrie 45

Zug

Wo einst Pferde gebürstet wurden, ver- folgten im letzten Sommer Hunderte Fussballfans die Weltmeisterschaft. Die Zwischennutzung Kubra hat aber noch mehr zu bieten als nur sportliche Turniere. Es entstehen momentan nämlich viele neue Pläne, wie die kleine Oase neben der Luzerner Allmend in den nächsten Sommersaisons zum Leben erweckt werden kann.

www.kubra.ch

Kubra

Luzern

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FOKUS: TRAP

Jubeln im Konfettiregen: The Youngest

«IRGENDWENN BEN ECH OBE»

The Youngest

Lion Club Luzern, Ende Mai 2016. Die Trap-Ikonen Migos spielen ein Showcase.

Der Ansturm auf das Konzert der US-Stars bleibt aus, der Club ist nicht gefüllt. Ein halbes Jahr später macht der Song «Bad and Boujee» Migos zu Popstars. In den USA holt der Song viermal Platin. Auf Youtube steht er bei über 800 Millionen Klicks. Ein Song übers Drogenko- chen hat Migos auf die roten Teppiche gebracht. Die Lu- zerner Rap-Musiker Glody Yaimondo, a.k.a. The Youngest, Text: Ramon Juchli

Trap ist der Sound der heutigen Jugend, Hardy Nimi und The Youngest prägen die Luzerner Version.

Jubelt im Konfettiregen: The Youngest

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FOKUS: TRAP

und Hardy Nimi sind damals längst Fan. Im Lion Club trat Hardy als Support auf. Der Event kam dem Trap-Boom zuvor. Heute sagt Hardy Nimi: «Trap ist bei den Jugendli- chen das Genre Nummer eins.» Auch wenn Trap in Luzern «noch nicht so abgeht wie in Zürich»: Der Sound ist aus dem Nachtleben nicht wegzudenken. Vom Rok Club über den Klub Kegelbahn bis zur Bar59 haben oder hatten alle eine Trap-Party im Programm.

«Manchmal wirkt er wie besessen»

«Je absurdere Dinge du sagst, je durchgedrehter du bist, desto besser kommt die Musik an.» So funktioniere Trap, sagt Hardy Nimi. «Wer Musik macht, träumt von einem crazy Lifestyle, wie ihn die amerikanischen Rapper führen», ergänzt The Youngest. Der Drogentalk von Migos oder Travis Scott gehöre da dazu. Beides sind Künstler, die The Youngest bei seinen ersten Songs inspi- rierten. Tracks, die bei ihrer Veröffentlichung 2017 sofort einschlugen. «LeYoungest» heisst sein erster Track über- haupt, er ging auf Instagram direkt viral. Beim zweiten Song «Tontonshit» wurde SRF

Virus aufmerksam, am Kick Ass Award 2017 wurde er als «Bester Lu- zerner Song» ausgezeichnet. Die Trap-Ästhetik prägt die Musik von The Youngest. Tiefe Bässe, harte Snares, 16tel Hi-Hats. Und unver- kennbar: die tiefe Stimme des erst 19-Jährigen, die sich in Schweizer- deutsch und Lingála (eine National- sprache der Kongo-Staaten) durch

den Takt wälzt. «Glody [The Youngest] rappt im Studio als würde er live performen», sagt Hardy Nimi. «Manch- mal wirkt er wie besessen.» Der 24-Jährige ist The Youn- gest in Sachen Erfahrung ein paar Jahre voraus, nahm er bereits mit 15 seinen ersten Song auf. Schon damals sang und rappte er auf Englisch. Zu der Zeit lernte er AJ Beatz kennen, der im letzten Jahr die EP «Phase» von The Youn- gest mitproduziert hat. «Wir haben damals zum Spass ge- meinsam angefangen, Musik zu machen», erzählt Hardy Nimi. «Dann ist jeder für sich gewachsen.» AJ Beatz pro- duziert für ganze Riegen weiterer englischsprachiger Lu- zerner Rapper: TBRW, Little Miss Sunshine, Mick Comte oder Francky Loot, der 2016 auch auf Hardys «Mucho Guapo»

zu hören war.

«Ich höre den Beat und nehme sofort auf»

Das war der Track, der Hardy auf der Bildfläche er- scheinen liess. Heute beeinflusst ihn zunehmend die Afrobeats-Bewegung aus Nigeria, die Beats sind softer, auch die Strophen gesungen. Das hat einen internationa- len Appeal: Gemäss den Daten der Streaming-Portale wird Hardys Musik vor allem im Ausland gehört. Aber ir- gendwann würden sie auch in den grossen Schweizer

The Youngest steht auf tiefe Bässe

Radios landen, ist Hardy überzeugt. Grosses Thema in Hardys Texten ist die Liebe. Positive Messages wünscht er sich auch von den US-Vorbildern. «Das wäre ein gros- ser Schritt für das Genre.» Auch in seinem neusten Song

«Everything» geht es darum, dankbar zu sein. Hardy folgt seinen Gefühlen, schreibt seine Texte kaum nieder. «Ich höre den Beat und nehme sofort auf.» Da braucht The Youngest länger, bis seine Songs so klingen, wie er das möchte. «Ich habe meinen Sound noch nicht zu 100 Pro- zent gefunden.» Der Erfolg kam der Entwicklung zuvor.

Richtig durchdrehen mit Trap

Hardy und The Youngest brauchen keine US-Künstler mehr nach Luzern zu holen, um ihre Musik unter die Luzernerinnen und Luzerner zu bringen. Sie spielen längst ihre eigenen Shows. 250 Leute strömten ins Treibhaus zur Taufe der EP «Phase» von The Youngest.

«Irgendwenn ben ech obe», rappt er auf dem Song «Ton- tonshit.» Doch «irgendwenn» muss nicht gleich morgen sein. Im Sommer beginnt The Youngest seine Lehre. In dreieinhalb Jahren wird er fertig sein. Dann will er «rich- tig durchdrehen» mit der Musik. Im Club soll sie laufen, auf der Strasse – «einfach überall».

«Auch wenn Trap in Luzern noch nicht so abgeht wie in Zürich: Der Sound ist aus dem Nachtleben nicht wegzudenken.»

Hardy Nimi

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ÜBERDACHT

Ein klares Jein!

Altersguillotinen

in der Jugendkulturarbeit?

Jugend, was ist das eigentlich? Der soz i a l w i ssen sch a f t l ichen For- schung fällt es aus guten Gründen nicht leicht, den Begriff Jugend klar zu definieren oder angemessen ein- zugrenzen. Heute werden – je nach

Standpunkt – bereits 11- bis 13-Jährige als Ju- gend liche adressier t und auch 30-Jährige ge- hen unter Umständen noch locker als «späta- doleszente junge Er- wachsene» durch. Die Jugendforschung spricht vor diesem Hin- tergrund von der «Ent- grenzung» oder gar der «Auflösung der Jugend als abgrenzbares Lebens- alter». Interessanter als die Frage nach einer altersmässigen Eingren- zung der Jugend ist deshalb die Fr age nach den mit dieser L e - bensphase verbundenen biografi- schen Herausforderungen. Jugend wird im Allgemeinen als eine Phase der Ablösung vom Elternhaus, des Experimentierens, des Ausprobie- rens verstanden. Die neuere For- schung zeigt jedoch, dass die Le- bensphase Jugend immer mehr zu einer sozial riskanten biographi- schen Etappe wird. Stichworte in diesem Zusammenhang sind der zu-

nehmende Druck, einen guten Bil- dungserfolg zu erreichen, die Ab- nahme verlässlicher Zukunftspers- pektiven oder die Kolonialisierung jugendlicher Subkulturen durch Er- wachsene. Die Jugendforschung weist vor diesem Hintergr und darauf hin, dass die Bewälti gung der Lebensphase Jugend ein hohes Mass an persönlichen Ressourcen voraussetzt – nicht nur, aber insbe- sondere für sozial benachteiligte Ju- gendliche.

Was bedeuten diese Befunde für die Jugendkulturarbeit? Ist es sinnvoll, Angebote der Jugendkul- tur durch Altersguillotinen nach oben zu begrenzen? Wir meinen: Ja, aber – oder pointierter gesagt: Jein!

Ja, weil Jugendliche nicht zuletzt mit Blick auf die oben geschilderten Prozesse der Entgrenzung nach un- serem Dafürhalten Rückzugsorte brauchen, in denen eine zweckfreie Selbstentfaltung, ein jugendkultu- relles Sich-Ausprobieren in Interak- tion mit den Peers stattfinden kann.

Zugleich aber auch Nein, weil Ju- gendliche in dieser Phase des Su- chens ebenso die Kommunikation, den Diskurs und den konstruktiven Konflikt über die eigene Generation hinaus brauchen – also mit Erwach- senen, die sich auf Augenhöhe auf

die Lebenswelten und -erfahrungen der jüngeren Generation einlassen.

Im Kontext von Community Arts, einem methodischen Ansatz der soziokulturellen Arbeit aus dem angloamerikanischen Raum, wird das übergeordnete Ziel verfolgt, alle gesellschaftlichen Gruppen über Generationen- und Herkunftsgren- zen hinweg an kulturellen Produkti- onen zu beteiligen. Dies heisst aber auch, jeweils zu überlegen, wie Men- schen unterstützt werden können, um ihnen einen gleichwertigen Zu- gang zu ermöglichen. Es kann also gute Gründe geben, sich für Zu- gangsbeschränkungen zu ausge- wählten Projekten zu entscheiden.

Diese ermöglichen Zielgruppen, die sonst nicht oder nicht ausreichend beteiligt werden könnten, Frei- räume, in denen sie ihre subkultu- rellen Aktivitäten entwickeln und gesellschaftlich sichtbar machen können.

Anderseits bergen feste Al- tersguillotinen aber immer auch die Gefahr, Kommunikation über die Generationen hinweg zu erschwe- ren und das Entstehen der viel zi- tierten Filterblasen zu befördern.

Unser Jein verstehen wir deshalb als konzeptionelle Aufforderung: Ver- antwortliche der Jugendkulturar- beit sollten sich stets fragen, welche Chancen mit ihrem Vorhaben ver- bunden sind. Geht es um Selbstent- faltung, Ausprobieren und Peer-Er- lebnisse, so spricht vieles für sinn- voll gesetzte Alterslimiten. Geht es aber um Diskurse, konstruktive Konf likte oder die ref lektierende Auseinandersetzung mit der Erfah- rungswelt der Erwachsenen, so er- scheinen uns fixe Altersguillotinen eher kontraproduktiv.

Martin Biebricher und Dr. Silke Vlecken sind Dozierende am Departe- ment Soziale Arbeit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissen- schaften.

Illustration: Till Lauer

(23)

Nur junge Menschen am

Werk: grossartige Idee oder übermütiger Fauxpas?

Wieso ich diese Replik schreibe? Weil ich zusammen mit rund 40 anderen jungen Menschen bei Radio 3fach ar-

beite. Hier stehen junge Menschen hinter dem Mikrofon, die nicht älter als 25 Jahre sind. In der Geschäftsleitung liegt das Pensionsalter bei 30 Jahren. Der Verein hat in seinen Statuten eine Al- tersbeschränkung für alle Mitarbeitenden festgelegt – die sogenannte Altersguillotine.

Diese hat gute Gründe: Der Ra- diosender verhindert damit zum Bei- spiel, dass Inhalte am Zielpublikum vorbei gestaltet werden. Gesendet wird das, was die Radioschaffenden interessiert – kompromisslos, bunt und neugierig. Wir machen nicht nur auf jung, wir sind es.

Radio 3fach unterscheidet sich von anderen Arbeitsplätzen: Wir trauen uns (fast) alles zu. In jungen Jahren Sendungen gestalten, am Mi- krofon stehen, ein Festival übertra- gen oder ein Podium moderieren: ja, klar! Grosse Anlässe veranstalten, Projekte realisieren, Betrieb leiten:

Was in anderen Organisationen un-

zählige Sitzungen dauert und viel Energie verbrennt, wird beim Ju- gendsender direkt angepackt. Wieso sollten das junge Menschen nicht können? Hier werden sie ermutigt, angstfrei etwas zum ersten Mal in Angriff zu nehmen. Im besten Fall re- sultieren daraus grossartige Ideen und grössenwahnsinnige Projekte, die auf unkonventionelle Art und We i s e r e a l i s i e r t w e r d e n . I m schlimmsten Fall geht’s richtig schief, ein übermütiger Fauxpas. Aber bei Radio 3fach darf auch mal etwas rich- tig schiefgehen. Fehler haben Platz.

Bei uns herrscht viel Bewe- gung, ältere Sendungsmachende ver- lassen das Radio, jüngereModerie- rende folgen nach. Natürlich gehört zu häufigem Wechsel auch ein gewis- ser Grad an kreativem Chaos. Das Gute daran ist: Bedingt durch den konstanten Wandel reflektieren wir tagtäglich unsere Strukturen. Das bringt Transparenz.

Für die Altersbeschränkung oder zumindest eine zeitliche Ein- schränkung von Stellenbesetzungen sprechen auch Gründe, die sich unab- hängig von Radio 3fach denken las- sen. Zeit bringt Routine – und Rou-

tine bringt Langeweile. Wir richten uns ein in der gemütlichen, aber we- nig innovativen Komfortzone. Eine Altersguillotine sorgt dafür, dass das nicht passiert.

So werden Orte geschaffen, wo junge Menschen bestimmen können und gleichzeitig Verantwortung übernehmen. Orte, die n e u e I d e e n h e r v o r - bringen – schon nur aus dem Grund, dass neue Köpfe diese denken. In ei- ner Welt, in der gefühlt eine Mehrheit der politi- schen und wirtschaftli- chen Entscheidungsträger das Pensionsalter bereits um Jahre überschritten hat, tut dies gut.

Nun stellt sich die Frage, was dies mit ihrem Guillotine-freien Ar- beitsalltag zu tun hat. Ich finde: eine ganze Menge. Denn es geht eben nicht nur um eine willkürliche Zahl, wie etwa die Anzahl Lebensjahre, vielmehr geht es um eine Auseinan- dersetzung mit der Art und Weise, wie wir arbeiten möchten. Es geht um konkrete Fragen: Wie lange bin ich schon hier – und wieso? Befinde ich mich hier aufgrund meines Wil- lens zur Gestaltung oder doch eher aus Angst vor Neuem? Habe ich den Mut, Platz zu machen für neue Ideen?

Ich plädiere dafür, dass die Al- tersguillotine als Konzept von steti- gem Wandel zumindest in unseren Köpfen lebt. Denn sie ist ein Mittel für mehr Bewegung und Spass im Ar- beitsalltag. Ich wünsche mir, dass diese Idee ansteckt, freie Gedanken und wache sowie mutige Menschen mit sich bringt.

Die 25-jährige Alice Reinhard ist Geschäfts- leiterin von Radio 3fach und arbeitete bereits ab 2011 als Moderatorin und Redakteurin beim Luzerner Jugendmedium.

«Überdacht», das sind zwei Antworten auf eine Frage:

Profis aus Theorie und Praxis äussern sich monatlich und aktuell zu Kultur und ihren Wirkungsbereichen.

ÜBERDACHT

(24)

– Konzert –

Teodor Currentzis: ein grosser Musi- ker mit einem ebensolchen Ego. Zu Recht? Zum Teil. 1972 in Athen gebo- ren, hat er sich schon in jungen Jahren seinen eigenen Mythos erschaffen.

Nach seinen Studien in St. Petersburg hat er 2004 in Nowosibirsk sein eige- nes Orchester Musica Aeterna ge- gründet. 2011 zog er sich mit diesem Klangkörper ins kalte Perm zurück.

Dort waltet er seither als Musikdirek- tor der Oper. 1100 Kilometer östlich von Moskau, Temperaturen bis zu minus 44 Grad. «Partisanen kannst du nicht in der Hauptstadt versam- meln», sagt der Maestro in einem Do- kumentarfilm. Da hat er auch wieder recht. «Der Klassikrebell», «L’enfant terrible du classique», heisst der Ar-

te-Streifen von 2016. Wer ihn gese- hen hat, bei dem oder der bleibt ein f a hler Nachgeschmack zur ück . Currentzis’ Bühnenfassung von Mo- zarts «Don Giovanni»? Packend, fes- selnd, ekstatisch. Currentzis’ Um- gang mit Kollegen? Dominant, kom- promisslos, unnachgiebig. «Da unter- wirft man sich, oder man bleibt besser zu Hause», sagt der Flötist im Film.

Und Marc de Mauny, Geschäftsfüh- rer der Oper Perm, sagt: «Was die Ar- beitsweise angeht, ist Musica Ae- terna eine Demokratie. Aber was die Kunst angeht, ist es eine Diktatur.»

Als während der Aufnahmen zu

«Don Giovanni» ein Sänger des Diri- genten Meinung zu kritisieren wagt, sagt Currentzis ungeniert in die Ka- mera: «Wenn wir arbeiten und je-

mand glaubt, seine Macht testen zu können, dann kommt der Moment, wo ich ihm ein wenig die Knochen brechen muss. Ich lasse dir deine Frei- heiten. Aber wenn du deine Kräfte messen willst, dann sei gewarnt: Ich bin der Stärkste.» Hallo, fahler Nach- geschmack!

Einige Male fläzt sich der Diri- gent in der goldenen Brokatweste auf einem Samtsessel und klopft Sprüche wie: «Der Begriff professionell ist nur ein anderes Wort für Mittelmass», während er seinen weissen Hund krault und von seiner Assistentin Masha eine Cola und einen Lippen- balsam ordert. In einer anderen Szene sucht er sich in seinem Bad aus be- stimmt 150 Flacons ein passendes Parfüm aus. «Heute brauche ich et- was Radikales», murmelt er, und hüllt sich mit dreizehn Spritzern in eine Duftwolke, die man durch den Fern- sehbildschirm zu riechen glaubt.

Ist Currentzis arrogant, abge- hoben, voller Allüren? Sehr wahr- scheinlich. Ist er einer der bemerkens- wertesten Musiker seiner Genera- tion? Sehr wahrscheinlich. Seine Konzerte sind glühend, immer am Li- mit, seine Interpretationen schroff, provokativ, aber immer gut begrün- det. Am diesjährigen Lucerne Festi- val im Sommer wird er sämtliche Mo- zart-Da-Ponte-Opern ins KKL brin- gen. Die Musikkritikergilde leckt sich schon jetzt die Lippen. Zum Aufwär- men kommt er schon zum Osterfesti- val nach Luzern, um Verdis «Re- quiem» aufzuführen. Das Konzert ist seit einem Monat ausverkauft. Aber Moment, eine Totenmesse zu Ostern, der katholischen Wiederaufersteh- ungsparty? Das passt zu Currentzis.

Und den passenden Duft wird er auch noch finden.

Katharina Thalmann

DER DUFTENDE DIKTATOR

Grosses Talent mit Hang zur Provokation: Theodor Currentzis

MUSIK

APRIL 2019

Musica Aeterna Orchester und Chor, Solistinnen und Solisten,

Dirigent: Teodor Currentzis MI 10. April, 19.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal

Das Lucerne Festival wartet in diesem Jahr mit einer kontroversen Figur auf: Teodor Currentzis gilt als

Enfant terrible der Klassikszene. Der Grieche hat den Ruf

als egomanisches Genie – oder als genialer Egomane?

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DAS BLASHAUS – Fachwerkstatt für Holz- und Blechblasinstrumente Güterstrasse 1 – CH-6002 Luzern – T 041 710 01 17 – www.blashaus.ch DA

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Musikalische Chat-Gespräche

«Alles kann passieren»: Eine Impro-Floskel ist nun Musikstil. Das schweizerisch-österreichisch- deutsche Kollektiv «Der CH-AT Komplex»

beschreibt damit seine wilden Eigenkompositionen, in denen verschiedene Genres zu einem Ganzen vermengt werden. Das virtuose Studentenprojekt macht nun auch in Luzern halt. –

pze

DEr CH-AT Komplex DO 18. April, 20.30 Uhr Bar 59, Luzern

Live is live

Ein Konzert zu Ehren eines Konzerts: Das Trio Leimgruber-Demierre-Philipps trat vor zwei Jahren mit dem Analog-Synthesizer-Künstler Thomas Lehn am Jazz-Festival Willisau auf. Die Audio-Aufnahme der Show wird nun als Album veröffentlicht.

Dies nehmen die vier Musiker zum Anlass, erneut gemeinsam aufzutreten. Neben Bochum, Hannover und Berlin wird auch der Pool im Luzerner

Neubad bespielt. –

pze

Trio Leimgruber-Demierre-Philipps mit Thomas Lehn

DI 30. April, 20 Uhr Neubad, Luzern

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MUSIK

Diesen April steigt die sechste Ausgabe des «There Are Worse Bands»-Festivals in Luzern. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es wieder mehr Konzerte, mehr Locations – und zum ersten Mal Eintrittspreise. Wir sprachen mit Claude Bachmann vom Verein Lumberjack, der das Festival organisiert.

Was ist speziell am

«There Are Worse Bands» (TAWB) 2019?

Wir haben, bis auf eine Aus- nahme, darauf geachtet, dass wir keine Bands buchen, welche schon einmal am TAWB gespielt haben. Man darf sich vor allem auf viele aufstrebende Schweizer Musikerinnen und Musiker freuen: Ich denke da an Kaufmann, ME+MARIE, IKAN HYU oder Jessiquoi. Und wir haben mit «Nothing But Metal» neu einen Partner, der im Rahmen des TAWB einen Abend im Sedel organisiert.

Ihr dehnt das Festival wieder von vier auf acht Tage aus. Was waren die Gründe?

Wir möchten die Möglichkeit

schaffen, während sieben Tagen in die verschiedenen Dimensionen der Musik eintauchen zu können. Ein «TAWB-Feeling»

kann erst richtig aufkommen, wenn es über eine längere Zeit an verschiedenen Orten der Stadt kleinere und grössere Konzerte gibt.

Statt Gratiskonzerte zahlt man neu zwischen 25 und 30 Franken. Warum erstmals Ticketpreise?

Das «There Are Worst

Bands»-Festival ist mit Blick auf ein Nullsummenspiel mit Kollekten schlichtweg nicht finanzier- und somit nicht realisierbar. Wir wollten ein Line Up mit nationalen und internationalen Acts präsentie- ren. Da Musik einen Wert hat, muss für ein Festival, auch in diesem Umfang, Geld in die Hand genommen werden. Die Eintritte sind die einzige fixe Einnahmequelle, da wir beispielsweise an den Geträn- keverkäufen nichts verdienen.

«There Are Worse Bands»- Festival

FR 12. April bis SA 20. April Diverse Kulturlokale, Luzern

Die Suche nach

dem Feeling

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– Konzert –

Würde man eine Analyse der meistge- sprochenen Sätze von Schweizer Bür- gerinnen und Bürgern vornehmen, stände wohl folgende Phrase auf Platz eins: «Ich habe keine Zeit.» Egal ob bei Jugendlichen oder Pensionierten: Zeit scheint Mangelware geworden zu sein – obschon die tägliche Anzahl Stunden, Minuten, Sekunden sich seit Jahrhunderten nicht geändert hat.

Gründe sind wohl eher im Denken zu finden: Elektronische Devices for- men die Agenda neu, gaukeln Be- schäftigung vor und bilden zugleich Realität. Durch den digitalen Zugang zur ganzen Welt will man sich denn auch jede Option zur Freizeitgestal- tung offenhalten. Für was hat man also noch Zeit? Für Kulturanlässe?

Aber von denen gibt es doch so viele, Stichwort Kulturüberfluss, und jeden Tag finden Dutzende davon zur sel- ben Zeit statt. Wie soll man sich da entscheiden? Das Format «Kulturan- lass» muss überdacht werden. Solche Überlegungen stellt auch das Ensem-

ble Nachhall an. Im Rahmen des Kul- turprojekts «Die andere Zeit» der Al- bert Koechlin Stiftung gibt die Vierer- konstellation, bestehend aus Silke Strahl (sax), Sara Käser (vc), Raphael Loher (p) und Léa Legros-Pontal (vla), der «Keine Zeit»-Phrase erst gar keine Chance. Ein 24-Stunden-Konzert nimmt ihr die Wirkung, inspiriert von Konzepten eines La Monte Young beispielsweise, welche stets den übli- chen Zeitrahmen eines Konzerts übersteigen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer können kommen und gehen, wann sie wollen, und rund um die Uhr oder zu ausgesuchten Zeiten im Neubad-Pool den Klängen lauschen.

Auf Wunsch sogar mit bevorzugten Schlafutensilien wie Kissen, Schlaf- sack oder Lieblingsdecke. Eine Pyja- ma-Party der freien Musik sozusagen.

Durch den 24-Stunden-Klang - raum sollen Gedanken angeregt wer- den, die das heutige Zeitverständnis hinterfragen. Gedanken, welche sich auch die Musikerinnen und Musiker machen: So werden gesellschaftlich starre sowie unflexible Abläufe und Zeitstrukturen kritisiert, die oft kei- nen Freiraum für den persönlichen Biorhythmus lassen. Mit solchen Überlegungen performt das Ensem- ble freie sowie komponierte Musik und Gesprochenes in unterschiedli- chen Konstellationen wie Duo, Trio oder Quartett. Klar geplant und strukturiert: Zeit ist im Endeffekt eine Sache von Priorität sowie Orga- nisation, was die vier Musikerinnen und Musiker bestens aufzeigen. Eine kurze Pause ist erlaubt, ansonsten wird durchgespielt. Diese Herku-

lesaufgabe machte auch die Probear- beit zu einer speziellen Angelegen- heit: Im Rahmen einer Auszeit probte das Ensemble drei Wochen in Posch- iavo, wo neben einem sechsstündi- gen Testlauf ein Elf-Stunden-Konzert gespielt wurde. Zudem ist da noch von einer lebendigen Zeitquali- täts-Messmaschine die Rede, aber über die soll noch nichts verraten werden. Besser selber auschecken – so viel Zeit muss sein.

Stoph Ruckli

ZEIT, ZEIT ZU

HINTERFRAGEN

Ensemble Nachhall: Vierund- zwanzig Stunden aus dem Leben, SA 27. April, 11 Uhr bis SO 28. April, 11 Uhr

Neubad, Luzern

Im Rahmen des Albert-Koechlin-Stiftung-Projekts «Die andere Zeit» hat sich das Ensemble Nachhall eine Herkulesaufgabe vorgenommen: 24 Stunden wollen die vier Musikerinnen und Musiker performen und dabei das Konstrukt Zeit zusammen mit dem Publikum hinterfragen.

Ein musikalisches Kaleidoskop

MUSIK

Cégiu Restless Roots

SA 27. April, 20 Uhr Chäslager, Stans Céline Giulia Voser, kurz Cégiu, präsentiert auf ihrem zweiten Album eine Weiterführung ihrer mehrteiligen Arbeit «Talking with ...».

Singend, mit Cello und elektronischen Samples inszeniert die Zugerin musikalische Dialoge und wagt den Versuch einer Synthese von subjektiven Realitäten. – pze

(Zer-)Fliessende Augenblicke

Beim Lesen dieser Zeilen ver gehen Sekunden – unwieder- bringlich. Und wieder. Und wieder. In diesem Fluss entsteht und vergeht auch Kunst – und wird von der Zeit geformt.

Susanne Hofer, John Wolf Brennan und Ueli Blum setzen sich mit dem Konzept der Zeit- lichkeit der Kunst auseinander.

pze

Fluctus – im Herzschlag der Zeit FR 19., SA 20. April, 20 Uhr Chäslager, Stans

MI 24., DO 25., FR 26., SA 27. April, 20 Uhr Theater Pavillon, Luzern

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MUSIK MUSIK

1968 — und der Aufbruch in der Innerschweiz

Verleih

Ein Film von Beat Bieri und Jörg Huwyler

MIT JULES BUCHER HEIRI HÜSLER OTTI FREY TEDDY HOCHSTRASSER SEPPI RITLER JUDITH STAMM

THOMAS HÜRLIMANN JO LANG RETO GAMMA XAVER BÜHLMANN AGNES BARMETTLER MAX STREBEL MARLENE SCOTZNIOVSKY BEAT WYSS ROLAND MÜLLER REGULA ODERMATT-BÜRGI BEAT WYRSCH OTTO ODERMATT THOMAS TRÜB FREDY STUDER

FRANZ KURZMEYER THOMAS HELD. MUSIK VON CHRISTY DORAN DORAN-STUCKY-STUDER-TACUMA-JORDI UND OM.

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FILM

APRIL 2019

– Film –

1968: Europa ist im Aufbruch begrif- fen. In Prag wird gegen die Sowjet- diktatur demonstriert. In Paris und West-Berlin gehen die Studenten auf die Strasse, um ihrem Ärger über Krieg und bürgerliche Scheinheilig- keit Luft zu machen. Und sogar in der sonst doch so beschaulichen Schweiz rumort es: Einen Sommer lang gleicht Zürich einem Pulverfass; die Chaos- nacht vom 29. Juni – besser bekannt als Globuskrawall – geht in die Lan- desgeschichte ein.

Anders scheinen die Dinge im Herzen der Schweiz zu liegen: Hier herrschen Tradition und konservati- ver Katholizismus. Am einzigen ur- banen Zentrum der Innerschweiz, der «selbstverliebten Touristenstadt»

Luzern, die von Hans-Rudolf «HRM»

Meyer mit bürgerlich-eiserner Faust regiert wird, zieht das Schicksalsjahr

1968 ohne grössere Vorkommnisse vorbei. Entsprechend gross ist die po- litische und mediale Konsternation, als das vermeintliche Idyll in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar 1969 ein jähes Ende findet: Der Tod eines jungen Mannes in Luzerner Polizei- gewahrsam ruft mehrere Hundert Demonstranten auf den Plan, die eine Nacht lang die städtische Polizeiwa- che belagern und mit Steinen und Eis- klumpen bewerfen.

Die Zentralschweiz erlebte nun doch eine 68er-Bewegung – hatte aber etwas länger darauf warten müs- sen. Unter diesem Leitmotiv steht

«Nach dem Sturm», der neue Doku- mentarfilm von den «Emil und die Kleintheaterdirektoren»-Regisseuren Beat Bieri und Jörg Huwyler. Ein Sit- tengemälde einer Region im Um- bruch soll es sein, ein Film darüber, wie facettenreich diese Rebellion

ALS DIE REVOLUTION DIE INNERSCHWEIZ ERREICHTE

aussah und wo deren Einflüsse heute noch sichtbar sind.

Während in Luzern «halb- starke» Gangs und die marxistische Linke – angeführt vom jahrelang fi- chierten «Staatsfeind» Otti Frey, der sich in diesem Film erstmals extensiv über diese Zeit äussert – nach Zürcher Vorbild agierten, nahm der Wider- stand anderswo ganz eigene Formen an. Im Kanton Uri warben Aktivisten für die Abschaffung des Militärs, in Stans inspirierte ein Kunstskandal eine neue Generation von Kultur- schaffenden, im Schwyzer Kloster- dorf Einsiedeln gründete der Schrift- steller Thomas Hürlimann in jungen Jahren einen Atheistenklub.

Etwas mehr als zwei Jahre ar- beiteten Bieri und Huwyler an «Nach dem Sturm», recherchierten, sichte- ten Archivmaterial, führten Inter- views mit Alt-Linken, Alt-Bürgerli- chen und pensionierten Polizisten.

Sie alle setzen sich mit der eigenen Rolle in diesem Kulturkampf kritisch auseinander.

Anstatt auf 68er-Nostalgie wird auf die handfesten Resultate gesetzt, die das Zentralschweizer Revoluzzer- tum oft auf dem Verhandlungsweg erzielte. So etwa den Kulturkompro- miss von 1981 – die viel gelobte Über- einkunft zwischen der Luzerner Kul- turszene und der freisinnigen Stadt- regierung, die ein Jahr nach den «Züri brännt»-Krawallen den gesetzlichen Grundstein für Sedel, Boa und KKL legte. Das ist der Vorteil, wenn man die Revolution um ein Jahr ver- schläft: Man lernt aus den Fehlern der ungestümen Pioniere. Zürich macht’s, die Innerschweiz macht’s besser.

Alan Mattli Die Jugendrevolte als Schlagzeile auf der Titelseite

«Nach dem Sturm»: Nidwaldner Filmpremiere

FR 26. April, 20 Uhr Chäslager Stans Weitere Aufführungen Ab DO 25. April im Kino u.a. Bourbaki, Luzern

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TSCH A R N I B LUES

ein fi lm von aron nick

2019

Details zum Kinostart, allen Events und Vorverkaufsstellen:

www.fi lmbringer.ch www.tscharniblues-fi lm.ch Tscharniblues II Mi, 10. April, 18.30 Uhr: Luzerner Vorpremiere im Bourbaki Kino

Ab 11. April im Kino!

Medienpartner:

Käptn St effis Kreuzfah rt

80 Seiten Rätselspass

mit Tiefgang Jetzt erhältlich www.menschenversand.ch

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Filmische Fluchten

Die Hochschule Luzern – Design

& Kunst veranstaltet dieses Jahr im Rahmen des «Salon IDA»

(Interdisciplinarity of Design and Arts) verschiedene Vorträge zum Thema «Fluchten». Unter anderem sprechen Nanna Heidenreich und Matthias Thiele darüber, wie Migration und Kunst in Film und Karikatur zusammenhängen. Ein ausführliches Interview mit Nanna Heidenreich ist auf null41.ch publiziert. –

pze

Kunst Macht Migration – in Film & Karikatur DI 23. April, 17.30 Uhr

Hochschule Luzern – Design & Kunst, Emmenbrücke FILM

Ausschreibung

Zuger Werkjahr und Förderbeiträge 2019

Der Regierungsrat des Kantons Zug schreibt erneut Zuger Förderbeiträge und ein Werkjahr für Zuger Kunstschaffende der Sparten bildende und angewandte Kunst, Musik, Literatur, Film, Tanz und Theater aus.

Anmeldeformulare und Teilnahmebedingungen: www.zg.ch/kultur Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug

Amt für Kultur

Baarerstrasse 19, 6300 Zug

Auskunft: Corinne Wegmüller, 041 728 31 46, corinne.wegmueller@zg.ch

Anmeldeschluss: Dienstag, 14. Mai 2019 (Eintreffen der Bewerbung)

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Jeder für sich und doch nicht allein: Die Tscharniblueser

Der Jugendrevoltefilm «Tscharniblues» sorgte 1980 an den Solothurner Filmtagen für Furore.

Heute dreht der Sohn eines Tscharni-Bluesers ein Quasi-Sequel: «Tscharniblues II».

SIE BLUESEN WIEDER

passt, filmisch rebellieren.

Als «Tscharniblues» 1980 an den Solothurner Filmtagen gezeigt wird, wird die Clique dank zwei «bumsvol- len» Filmabenden zum Sprachrohr einer Generation. Sie fühlten den Tscharni-Blues. Und fühlen ihn heute wieder.

40 Jahre später dreht Aron Nick, der Sohn von Tscharni-Blueser Bruno Nick, ein Sequel-slash-Remake. Dafür verbringt er mit den Protagonisten von damals ein paar Tage im Tschar- ni-Block und an den Schauplätzen des Originals. Alle finden wieder zusam- men, Aron Nick hebt aber auch die in- dividuellen Seiten hervor, indem er dem Fischfang des einen oder der Filmpremiere des anderen einen Besuch mit der Kamera abstattet.

Stefan Kurt ist heute ein be- kannter Theater- und Filmschauspie- ler («Papa Moll»), drei sind Lehrer ge- worden, Christoph Eggimann be-

Tscharniblues II Ab DO 11. April Bourbaki, Luzern

zeichnet sich als erfolglos. Die Zeiten haben sich geändert, etwas ist geblie- ben: die Freundschaft, die den 40 Jahren standgehalten hat. Und die Menschen sind nicht immer so gewor- den, wie es auf den ersten Blick scheint. Ist Kurt, der an der Filmpre- miere cool-gestresst in der Rolle des Vermarkters waltet, wirklich erfolg- reicher und glücklicher als Christoph Eggimann, der in Ruhe fischt und da- hinlebt?

Hübsch, wie Aron Nick nahtlos Szenen aus dem ersten Teil und neues Material aneinanderschneidet.

Manchmal bluest es leise auf der Tonspur, dann zupft ein Tscharni das Lied auf der Gitarre. Schön verspielt.

«Tscharniblues II» schneidet aber in vielen Szenen leider dann weg, wenn es richtig spannend werden würde.

Viele Dialoge kommen deshalb über ein gewisses Vorgesprächsfeeling nicht hinweg.

«Tscharniblues II» hat die dies- jährigen Solothurner Filmtage eröff- net. Ein unterhaltsames Wiedersehen, kurzweilig, aber auch oberflächlich.

Heinrich Weingartner

– Film –

Das Tscharnergut in Westbern ist eine Ikone der grauen Wohnblockästhetik.

1959 gebaut, heute sanierungsbedürf- tig. 1979 drehen fünf dort aufwach- sende Jungs einen Film ohne Geld und ohne Ausrüstung. Aber mit Atti- tüde bis über beide Ohren. Hochpoli- tisch, gegen das Establishment, mit Guerilla-Handwerk. Es sind fünf Freunde, die in einer Welt aufwach- sen, für die sie nichts können. Und deshalb gegen das, was ihnen nicht Berner Gruppenselfie

FILM

(31)

abl.ch/kunstundbau

Himmelrich 3

jetzt Projekt einreichen

Kunst

und Bau

a film by jonah hill

«Fiercely funny and totally irresistible.»

Rolling Stone

fall. get back up.

in cinemas april 18

th

«Film of the year right here.»

Vice

«So real the characters practically fall off the screen.»

Indiewire

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Referenzen

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