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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
D
er Vorstand der Bundes- ärztekammer hat eine Kooperationsvereinba- rung mit der polnischen Ärz- teorganisation verabschiedet.Das Abkommen, das bereits am 5. Mai anläßlich des Deutschen Ärztetages in Berlin paraphiert worden war, sieht einen vorwie- gend wissenschaftlichen Infor- mationsaustausch zwischen bei- den Organisationen vor. Die Vertragspartner wollen die wis- senschaftlichen Aktivitäten und den Erfahrungsaustausch ihrer Mitglieder fördern und wollen sich für einen Austausch von Studenten der Medizin und von jungen Ärzten einsetzen. Vorge-
sehen ist auch die Zusammenar- beit in der Publizistik.
Eine ähnliche Koopera- tionsvereinbarung war zuvor schon mit Ungarn getroffen wor- den, Gespräche mit Bulgarien laufen, Kontakte mit der Ge- sundheitsgewerkschaft der So- wjetunion sind in Aussicht ge- nommen. Während die über Jahrzehnte nahezu eingefrore- nen Beziehungen zu vielen Ärz-
Kooperation
Mit Ost und West
teschaften im Osten aufgenom- men werden, bleibt es, was die DDR angeht, bei vereinzelten privaten Kontakten. Offiziell
„läuft nichts". Darauf wies an- läßlich des traditionellen Senats- empfangs zum 17. Juni — der Vorstand tagt alljährlich an die- sem Tag in Berlin — der Präsi- dent der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, hin. Er äu- ßerte zugleich die Hoffnung, in absehbarer Zeit auch mit der DDR Kontakte aufnehmen zu können. Ähnliche Hoffnungen bewegen auch* die (neue) Berli- ner Gesundheitssenatorin, In- grid Stahmer (SPD). Noch se- hen die Realitäten anders aus:
weder der Berliner Gesund-
heitssenator noch die Bundes- ärztekammer pflegen Verbin- dungen zur DDR. Versuche der Bundesärztekammer und der Hans-Neuffer-Stiftung, Besu- che, die über das rein Touristi- sche hinausgegangen wären, zu- stande zu bringen, sind immer wieder fehlgeschlagen.
Die ersten hoffnungsfrohen Verbindungen zu Ländern im Osten, die bisher gegenüber offi- ziellen Kontakten sehr zurück- haltend gewesen sind, sollten nicht übersehen lassen, daß die Bundesärztekammer seit Jahr- zehnten aktiv die Verbindungen in den Westen pflegt. So gibt es die regelmäßigen Zusammen- künfte der Ärzteschaften der deutschsprachigen Länder. Die Ärzteschaften der Länder der Europäischen Gemeinschaft ar- beiten im „Ständigen Ausschuß"
zusammen. Im Weltärztebund ist die deutsche Ärzteschaft seit langem im Vorstand vertreten (und dessen Mitteilungsblatt, das World Medical Journal, er- scheint im Deutschen Ärzte- Verlag). NJ
Wv
'r dürfen keine Verbes- serung der Situation on Ärzten und Ärztin- nen durch den EG-Binnenmarkt erwarten" — das Urteil von Dr.
Susanne Tiemann, Mitglied des Wirtschafts- und Sozialaus- schusses der EG, hat sicherlich die Einschätzung vieler Teilneh- merinnen des XXI. Kongresses des Deutschen Ärztinnenbundes in Bamberg bestätigt. Das Bild eines vereinten Westeuropa, in dem Ärztinnen ohne Behinde- rung die gleichen beruflichen Wege gehen wie ihre Kollegen, in dem Beruf und Familie zu verbinden sind, ohne daß daraus ein Drahtseilakt wird — es ist ein Wunschbild.
Die Juristin hat die Pro- blemfelder umrissen, auf denen sich speziell Ärztinnen in den 90er Jahren in Europa bewegen werden: Erstens auf einem Bin- nenmarkt, der durch mehr Wett- bewerb auch mehr Konkurrenz
Europa
en unter Druck
schaffen wird. Mit der Folge, daß Weiterbildung in Europa immer wichtiger werden wird.
Gerade Ärztinnen werden aber, so Dr. Tiemann, „mit einer not- wendig institutionalisierten Wei- terbildung besondere Schwierig- keiten haben, wenn sie Familie und Beruf vereinbaren wollen."
Im extremsten Fall würden Ärz- tinnen vielleicht lediglich ihr Allgemeinarzt-„Diplom" able- gen, während sich Ärzte
die
hochspezialisierten Weiterbil- dungen in Europa teilen. Zwei- tens werde der Druck auf die
freien Berufe allgemein immer größer; Gebührenordnungen, Selbstverwaltung und Wettbe- werbsbeschränkungen seien Reizthemen für die EG-Kom- mission, der lockerere Regelun- gen . vorschweben. Drittens wür- de Arztinnen in Europa die Be- rufsausübung durch die nicht verwirklichte Gleichheit er- schwert.
Jammern hilft nicht — der EG-Binnenmarkt wird kommen Dr. Tiemann hat denn auch ein paar Anregungen mitgebracht:
Sie empfahl der gesamten Ärzte- schaft, es den Anwälten gleich- zutun und auf Europaebene Grundsätze für den eigenen Be- rufsstand im gemeinsamen Markt zu erarbeiten. Und spe- ziell den Mitgliedern des Deut- schen Ärztinnenbundes empfahl
sie, das multinationale Gebilde
EG zu nutzen — zur intensiven Zusammenarbeit mit gleichge- sinnten Verbänden. th
Dt. Ärztebl. 86, Heft 25/26, 26. Juni 1989 (1) A-1881