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Archiv "Neue Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie bei allergischen Erkrankungen" (24.04.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

A

llergische Krankheiten sind weit verbreitet. Es wird vie- lerorts angenommen, daß sie zunehmen. Diese Annahme gilt vielleicht für einige Allergie- formen wie zum Beispiel die Polli- nosis; bei anderen, wie den be- rufsbedingten Hautkrankheiten, besteht eher eine Tendenz zur Abnahme.

Allergische Krankheiten beruhen auf einer pathogenen Fehlsteue- rung des Immunsystems oder ei- niger Teile davon. Prof. Schmutz- ler, Aachen, besprach die im Or- ganismus vonstatten gehenden Abläufe, die zu den Krankheitser- scheinungen führen, und deren pharmakologische Beeinflussung.

Eine zentrale Stellung nehmen im Krankheitsgeschehen Stoffe ein, die infolge der pathogenen Anti- gen-Antikörper-Reaktion gebildet und freigesetzt werden. Diese, die Symptome hervorrufenden Stoffe, werden als Mediatoren bezeich- net. Am längsten bekannt und am besten untersucht ist das Hist- amin. In letzter Zeit ist den Leu- kotrienen, einer Stoffgruppe aus dem Phospholipidstoffwechsel, sowie den Lymphokinen aus Lym- phozyten große Aufmerksamkeit zugewendet worden*).

Es gibt mehrere Möglichkeiten, in den Entstehungsmechanismus allergischer Reaktionen einzu- greifen. So kann die Freisetzung von einzelnen Mediatoren ge- hemmt und deren Angriffspunkt blockiert werden. Aus der Kennt- nis der Wirkung und der Bildung von Mediatoren lassen sich Ansät- ze für eine wirksame Arzneithera-

pie ableiten. Es ist damit zu rech- nen, daß neuere, gut wirksame und gut verträgliche Pharmaka entwickelt werden, die das bisher vorhandene Arsenal erweitern und damit die Behandlungsmög- lichkeiten verbessern können.

Die Diagnose von allergischen Er- krankungen, ein Thema, das von Prof. Ring, München, dargestellt wurde, umfaßt vier Schritte, die sich gegenseitig ergänzen. Von ausschlaggebender Bedeutung ist die Krankheitsvorgeschichte, die in vielen Fällen allein schon zum Ziel führen kann. Nach wie vor sind die verschiedenen For- men der Hautteste sehr wertvoll.

In vielen Fällen läßt sich die ätiolo- gische Diagnose, das heißt die Er- mittlung des ursächlich verant- wortlichen Allergens allein mit Hil- fe von Hauttesten im Zusammen- hang mit der sorgfältig erhobenen Krankheitsvorgeschichte errei- chen. In Zweifelsfällen erhält man oft Klarheit durch die Provoka- tionsteste. Dabei wird versucht, durch Zufuhr kleiner Dosen des Allergens die Erscheinungen am betroffenen Organ in abge- schwächter Form auszulösen.

Durch verschiedene Labormetho- den, wie zum Beispiel den Anti- körpernachweis im Serum des Pa- tienten, kann bei einigen Formen der Allergie die Diagnostik vervoll- kommnet werden.

Die Therapie allergischer Krank- heiten behandelte Prof. Fuchs, Wiesbaden. Erkannte Allergene zu eliminieren oder zu umgehen, ist das therapeutische Ziel erster Ordnung. Oft kann dieser Weg

nicht beschritten werden. Für die große Zahl der IgE-vermittelten Allergien der Atemwege und für die Bienen- und Wespengiftaller- gien stellt die Hyposensibilisie- rung eine wirksame, wenn auch langwierige und umständliche Be- handlungsmöglichkeit dar, deren Indikation und Durchführung eine subtile Diagnostik voraussetzt.

Die für die Behandlung notwendi- gen Allergenextrakte liegen heute in gut standardisierter Form vor, wenngleich die Präparate ver- schiedener Hersteller nicht aus- tauschbar sind. Für die Behand- lung der inhalativen Allergie wer- den bevorzugt Semidepot-Extrak- te verwendet.

Ob die neueren sogenannten All- ergoide die in sie gesetzten Er- wartungen erfüllen werden, bleibt abzuwarten. Die Desensibilisie- rung der Bienen- und Wespengift- allergie wird bis heute vorwie- gend mit wäßrigen Lösungen durchgeführt. Mit allergischen Nebenwirkungen ist bei Verwen- dung von wäßrigen Allergenex- trakten eher zu rechnen als bei der Behandlung mit Semidepot- Extrakten.

Die antiallergische Arzneimittel- therapie stützt sich auf die Hist- amin-Antagonisten (Antihistamini- ka, H 2-Blocker), auf die Kortiko- steroide, die Sympathikomimeti- ka, Parasympathikolytika und die sogenannten Protektiva. Die Arz- neimitteltherapie und die Hypo- sensibilisierung können sich wirk- sam ergänzen.

Kann das Risiko eines Neugebo- renen für die Entwicklung einer IgE-vermittelten Allergie (Atopie) vorausgesagt und nach der Ge- burt durch bestimmte Maßnah- men reduziert werden? Diese Fra- ge stand im Mittelpunkt des von Priv.-Doz. Wahn, Bochum, darge- stellten Themas. Untersuchungen der letzten Jahre haben ergeben, daß die Regulation der im Serum nachweisbaren Mengen der für die atopische Allergie wichtigen

Siehe auch Editorial A. Habenicht und M.

Görig, DA Heft 11 vom 13. 3. 85, Seite 748.

Neue Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie

bei allergischen Erkrankungen

Kurzbericht über das IV. Hauptthema des

IX. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer

„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" 1985

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 17 vom 24. April 1985 (53) 1249

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Allergische Erkrankungen

lgE-Antikörper genetisch gesteu- ert wird; und zwar spielen die an das H LA-Systen gekoppelten so- genannten "lmmunresponse"

(IR)-Gene für die allergenspezifi- sche Antwort des Immunsystems auf atopische Allergene, zum Bei- spiel Pollen, Hausstaubmilbe, Tierhaare, bestimmte Nahrungs- mittel, die Hauptrolle. Außerdem kommt Umweltfaktoren für die Entwicklung von atopischen Er- krankungen eine Bedeutung zu. Es wird in der letzten Zeit disku- tiert, ob etwa langes Stillen (mehr als sechs Monate), eine allergen- arme Diät für das Neugeborene und für die Mutter, das Meiden von Allergenen in der Säuglings- zeit, Rauchkarenz und andere Maßnahmen einen vorbeugenden Wert für die Entwicklung atopi- scher Allergien haben. Ansatz- punkte für zukünftige Forschun- gen liegen auf diesem Gebiet.

FÜR SIE GELESEN

Hyperaktive Kinder:

Kognitive und psychische Beeinträchtigungen

Hyperaktivität des Kindes be- zeichnet ein Syndrom, in dem vielfältige Symptome unter Um- ständen unterschiedlicher Ursa- che subsumiert werden.

Hyperaktivität des Kindes ist asso- ziiert mit dem Begriff der minima- len zerebralen Dysfunktion, er beinhaltet eine abnorme motori- sche Unruhe und Beeinträchti- gungen unter anderem in der Wahrnehmung, der Sprache, dem Gedächtnis, der Aufmerksamkeit und des Antriebs.

ln der referierten Studie wurden fünfminütige Sprachstichproben von 15 hyperaktiven und 16 nicht hyperaktiven Kindern nach defi- nierten psychiatrischen Katego- rien analysiert. Im Ergebnis des Gruppenvergleichs waren die hy- peraktiven Kinder signifikant auf-

Der letzte Vortrag von Prof.

Klaschka, Berlin, behandelte das Thema der Pseudoallergien, eine neue Bezeichnung für Reaktio- nen, die klinisch den immunolo- gisch bedingten allergischen Re- aktionen stark ähneln, die aber auf nicht immunologische Weise entstehen. Ihnen fehlen die die Allergie kennzeichnenden Merk- male der Spezifität und der passi- ven Übertragbarkeit. Es gibt eine ganze Reihe derartiger Erschei- nungen; am bekanntesten sind die mit Asthma und Nesselfieber einhergehenden Reaktionen auf Acetylsalicylsäure und andere entzündungshemmende Arznei- mittel, auf jodhaltige Röntgen- Kontrastmittel und auf manche Lebensmittelzusätze (Konservie- rungsmittel, Farbstoffe). Die dia- gnostische Abgrenzung von aller- gischen und pseudoallergischen Reaktionen kann Schwierigkeiten

fällig. Bei ihnen fanden sich im Mittel vermehrt Anzeichen

~ einer kognitiven Beeinträchti- gung (zum Beispiel Orientie- rungsstörungen);

~ sozialer Kontaktschwierig- keiten (zum Beispiel mangelhafte oder unbefriedigende Beziehung zu anderen Personen);

~ persönlicher Disorganisation (körperliche oder psychische Er- krankungen, Leistunsschwierig- keiten);

~ von Depressivität, gekenn- zeichnet durch vermehrte Hoff- nungslosigkeit, Selbstanklage, psychosomatische Beschwerden und Schlafstörung.

Nach den Ergebnissen werden drei Gesichtspunkte zur Diskus- sion gestellt:

1. Das hyperaktive Syndrom des Kindes sei nicht nur durch kogniti- ve Defizite, sondern auch durch 1252 (56) Heft 17 vom 24. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

bereiten. Die für die Diagnostik der Allergie verwendeten Verfah- ren wie Hautteste und Antikörper- nachweis sind wertlos. Die Entste- hungsweise der verschiedenen pseudo-allerg ischen Reaktionen und Phänomene ist nicht einheit- lich und bis heute noch keines- wegs vollständig geklärt. Ob auch hier, ähnlich wie bei der atopi- schen Allergie, genetische Fakto- ren oder auch chronische Infekte eine Rolle spielen, wird zur Zeit untersucht. Die Kenntnis der ur- sächlichen Zusammenhänge zeigt den Weg für eine sinnvolle Thera- pie, die allein im Meiden der aus- lösenden Agenzien besteht.

Professor Dr. med.

Kari-Heinz Schulz

Universitäts-Krankenhaus Eppendorf

Martinistraße 52 2000 Harnburg 20

verstärkte Depressivität, soziale Entfremdung und persönliche Disorganisation gekennzeichnet.

2. Ein Zusammenhang dieser ko- gnitiven Beeinträchtigung und ei- ner erhöhten psychiatrischen Morbidität mit einer Störung der Hirnfunktion liege nahe, da sich vergleichbare Befunde in Stich- proben fanden, in denen Schäden des zentralen Nervensystems ge- sichert sind (unter anderem durch chronischen Alkoholismus, Grei- senalter).

3. Die erhöhte Depressivität stüt- ze die Hypothese, daß bei einigen hyperaktiven Kindern eine De- pression vorliege, die durch cha- rakteristische Verhaltensstöru n- gen maskiert werde. wrk

Gottschalk, L. A.; Swanson, J. M.; Hoigaard- Martin, J.; Gilbert, R.; Fiore, C.: Hyperactive Children: A Study of the Content Analysis of Their Speech. Psychother. Psychosom. 41: (1984) 125-135-L. A. Gottschalk, MD, Depart- ment of Psychiatry and Human Behavior. Col- lege of Medicine Univ. of California lrvine. CA 92717 (USA)

Referenzen

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