„Banale“ Erkältungen,die den Patienten mit Schnupfen, Hu- sten und Fieber zu schaffen machen, gehen in der Regel mit einer Entzündung der Schleimhäute in den Nasenne- benhöhlen einher. Jeder fünfte Erkrankte muss wegen Be- schwerden durch diese Betei- ligung ärztlich behandelt wer- den. Die Symptomvielfalt und die individuellen Unterschie- de in der subjektiven gesund- heitlichen Beeinträchtigung seien möglicherweise Ursache für einen sehr differenzierten Leidensdruck bei dieser Er- krankung, sagte Prof. Steffen Maune (Kiel) in München.
Die Bandbreite der Sym- ptome reicht vom einfachen Schnupfen bis hin zu unerträg- lichen Kopfschmerzen, Druck- gefühl zwischen den Augen und Abgeschlagenheit. Dabei müssen akute, akut-rekurren- te und chronische Sinusitis unterschieden werden. Die chronische Nasennebenhöh- lenentzündung lasse sich in eine neurophile und eine eo- sinophile Form differenzie- ren, wobei die eosinophile Form mit Polyposis nasi einhergehe, erinnerte Dr. Horst Luckhaupt (Dortmund). Die akute Sinusitis beginnt plötz- lich mit nasaler Obstruktion, eitriger Rhinorrhö, postna- saler Sekretion in den Ra- chen, Kopf- und/oder Ge- sichtsschmerzen und Abge- schlagenheit. Bei Kindern ist Husten ein vorrangiges Si- nusitis-Symptom.
Weniger stark ausgeprägt sind die Symptome bei chro- nischer Sinusitis. Im Vorder- grund stehen nasale Obstruk- tion mit Behinderung der Na- senatmung, eine immer wie- derkehrende Nasensekretion, mitunter unspezifische Kopf- und/oder Gesichtsschmerzen und – vor allem bei Nasen- polypen – eine Riechminde- rung. Chronische Sinusitis be-
darf einer computertomogra- phischen Abklärung.
Bei einer unkomplizierten Sinusitis seien Phytotherapeuti- ka angesagt, unterstrich Luck- haupt. Sie wirken antient- zündlich, verbessern den Se- kretabfluss und damit die Belüftung der erkrankten Na- sennebenhöhlen. Ein Phyto- therapeutikum, das spezifisch für die Indikation „akute und chronische Entzündungen der Nasennebenhöhlen zugelas- sen ist, ist das Kombina- tionspräparat Sinupret®, das Enzianwurzel, Primelblüten, Sauerampfer, Holunderblü-
ten und Eisenkraut enthält.
Auch Präparate, die das äthe- rische Öl Myrtol enthalten (zum Beispiel Gelomyrtol®) zeigen abschwellende Effekte und sorgen für einen dünn- flüssigen Schleim. Sie sind je- doch wegen des ätherischen Öls bei Kleinkindern kontra- indiziert.
Sekretolytische und expek- torische sowie antientzündliche Wirkung haben auch Präpara- te aus Efeublättern und Thy- miankraut wie Bronchipret®. Das in Efeublättern enthaltene Hederasaponin C zeigt in vi- tro sogar eine antivirale Wir- kung. Beim Thymian sind vor allem das ätherische Öl bezie- hungsweise die darin enthalte- nen Monoterpene Thymol und Carvacrol pharmakologisch wirksam. Thymol ist gegen vie- le Mikroorganismen 25-mal stärker aktiv als die Standard- Referenzsubstanz Phenol.
Die Thymolkonzentration in der Atemluft von Proban- den und Patienten ist jetzt mit einer „künstlichen Nase“
messbar. Eine ausreichend hohe Konzentration von Wirk- stoffen im Zielgewebe ist die Voraussetzung für den Thera- pieerfolg.
Die Wirksubstanzen eines oral eingenommenen Präpa- rates gegen Sinusitis oder Bronchitis müssen sich in den Nasenschleimhäuten be- ziehungsweise in den oberen Luftwegen anreichern. Die Sensobi Sensoren GmbH (Halle) entwickelte ein Sen- sorsystem, mit dem Thymol in der Atemluft gemessen wer- den kann.
Antibiotika nur bei purulenter Sinusitis verordnen
Nimmt zum Beispiel eine Testperson das standardisier- te Thymian-Präparat Bron- chipret ein, so steigt nach ma- ximal einer Stunde der Thy- molgehalt in der Atemluft deutlich an. Wie Robert Bi- schoff (Halle) mitteilte, ha- ben Messreihen ergeben, dass erst zwei Stunden nach Ein- nahme des Thymian-Präpara- tes die Thymolkonzentration so weit abgefallen ist, dass eine pharmakologische Wir- kung nicht mehr sicher ist.
Antibiotische Therapie emp- fiehlt Luckhaupt nur im Fal- le einer purulenten Sinusi- tis mit entsprechenden klini- schen Symptomen. Gegen Po- lyposis nasi hat sich der Ein- satz von topischen Steroiden in Form eines Nasensprays bewährt. Chronische Sinusi- tis, mit der Gefahr auf ein Übergreifen auf Augen oder Gehirn, sollte operativ ange- gangen werden. Das seien rund fünf Prozent der Fälle, sagte Maune. Der spezialisierte Na- senchirurg stützt sich dabei auf die sehr sichere mikro- endoskopische endonasale Na- sennebenhöhlen-Chirurgie, wie sie in HNO-Zentren heute eingesetzt wird. Siegfried Hoc
Pressekonferenz „Wie harmlos sind Er- kältungen – wie gut kann Phytotherapie helfen?“, Komitee Forschung Naturmedi- zin in München
V A R I A
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A864 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 1328. März 2003
Sinusitis
Weit verbreitet und häufig unterschätzt
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Neue Malariaprophylaxe für Kinder – Die Wirkstoffkom- bination Atovaquon/Progua- nil 62,5/25 mg ist zur Malaria- prophylaxe bei Kindern mit einem Körpergewicht von elf bis 40 Kilo zugelassen. Die Tabletten werden als Mala- rone Junior® Filmtabletten (GlaxoSmithKline) ab Juni erhältlich sein. Ein Vorteil des Präparates ist, dass die Pro- phylaxe erst ein bis zwei Tage vor Errreichen des Malaria- gebietes begonnen werden muss; und sie endet bereits sieben Tage nach dessen Ver- lassen. Bei einem Körperge- wicht von elf bis 20 Kilo ist ei- ne Tablette, bei 21 bis 30 Kilo sind zwei Tabletten und bei 31 bis 40 Kilo drei Tabletten täg- lich als Einmaldosis indiziert.
Die Wirkstärke der Ma- larone Junior Filmtabletten entspricht einem Viertel der Dosierung von Malarone®. Malarone ist seit April 2001 zur Prophylaxe bei Erwach- senen und Kindern über 40 Kilo und seit Juni 1997 zur Therapie und notfallmäßigen Selbstbehandlung (Stand-by- Therapie) bei Erwachsenen und Kindern ab elf Kilo zu- gelassen.
Refluxkrankheit – Die Altana Pharma Deutschland GmbH hat einen neuen Patienten- ratgeber zur Refluxkrankheit herausgegeben. Ziel ist es, er- gänzend zur Arbeit des Arz- tes, Patienten über Ursachen, Symptome und Behandlungs- möglichkeiten der Erkrankung zu informieren. Die Broschüre
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