MEDIZIN
Ergebnisse
Im aorto-iliacalen Bereich zei- gen die Operationsverfahren durch- weg gute Langzeitergebnisse mit Of- fenheitsraten von 80 bis 90 Prozent und 70 bis 80 Prozent nach fünf und zehn Jahren (Tabelle 3). Das Opera- tionsrisiko konnte in den letzten Jah- ren deutlich auf ein bis fünf Prozent gesenkt werden (2, 4, 12).
Die Spätergebnisse nach femo- ro-poplitealen Rekonstruktionen hängen von zahlreichen Faktoren ab.
Präoperatives Ischämiestadiurn, in- traoperative Rekonstruktionsmög- lichkeiten und nicht zuletzt die Nach- sorge bestimmen über die Offen- heitsrate, die nach fünf Jahren zwi- schen 40 und 85 Prozent liegt.
Die Langzeitresultate kruraler Rekonstruktionen mit Durchgängig- keitsraten von 23 bis 76 Prozent nach fünf Jahren sind vor dem Hinter- grund zu bewerten, daß sich der Al- tersgipfel der Patienten aus dieser Gruppe in das achte Lebensjahr- zehnt verlagert hat und in bis zu 90
ZUR FORTBILDUNG / FÜR SIE REFERIERT
Prozent mit einer relevanten KHK gerechnet werden muß (7, 10). Dem- entsprechend gering ist die Überle- benswahrscheinlichkeit mit 44 Pro- zent und 24 Prozent nach fünf und zehn Jahren.
Nachbehandlung
Voraussetzung für erfolgreiche periphere Gefäßrekonstruktionen ist die Sicherstellung der Nachsorge.
Derzeit besteht im Vergleich zur Dif- ferenzierung von Indikationsstellung und Operationstechnik in der „By- passwartung" noch ein erheblicher Nachholbedarf. Eine Dauerantiko- agulation mit Kumarinderivaten, re- gelmäßige Nachuntersuchungen zur Erkennung des drohenden Spätver- schlusses und die Bereitschaft zu
„Service-Operationen" bieten die be- ste Gewähr für eine möglichst dauer- hafte Durchgängigkeit distaler Re- konstruktionen. Ein offener Bypass ist jedoch nicht in jedem Fall mit dem Extremitätenerhalt gleichzusetzen.
Bei zehn bis 20 Prozent unserer Pa- tienten ist trotz erfolgreicher Rekon- struktion eine Amputation nicht zu vermeiden. Umgekehrt hat der Spät- verschluß eines Bypasses, der im Sta- dium der kritischen Ischämie ange- legt wurde, nicht immer den Extre- mitätenverlust zur Folge, da eine zwi- schenzeitliche Kollateralenbildung die Blutversorgung in ausreichendem Maße gewährleisten kann.
Deutsches Arzteblatt
90 (1993) A 1-2386-2392 [Heft 37]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Richard Brandl
Oberarzt der Chirurgischen Klinik und Poliklinik, Gefäßchirurgie Universität Regensburg Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93053 Regensburg
Akute und chronische Läsion des vorderen Kreuzbandes
Unter der Fragestellung nach In- dikation und Art der Therapie der akuten und chronischen Läsion des vorderen Kreuzbandes (VKB) im deutschsprachigen Raum sollte mit einer Umfrage eine Datenbasis ge- schaffen werden, aus der für das Jahr 1991 in guter Näherung die tatsächli- che klinische Praxis an chirurgischen Kliniken entnommen werden kann.
Anhand von vier Fällen — einer iso- lierten kindlichen, tibialen Kreuz- bandruptur, einer akuten isolierten Kreuzbandruptur beim Erwachse- nen, einer veralteten anteromedialen Instabilität und der Kniegelenksluxa- tion — beantworteten 298 Chef- und Oberärzte aus 290 chirurgischen Kli- niken einen Multiple-choice-Frage- bogen mit 155 Antwort-Alternativen.
269 Fragebögen konnten vollständig ausgewertet werden. Dabei ergeben sich folgende klinische Konsequen- zen: Es gibt keine eindeutigen Thera-
pierichtlinien, keine deutschsprachi- ge „Schule" bei der Versorgung der VKB-Läsion des Erwachsenen. In ei- nigen Punkten besteht eine deutliche Diskrepanz zwischen klinischer Pra- xis und wissenschaftlicher Literatur;
zu nennen sind hier vor allem die He- parinisierung von Kindern, die The- rapieform der isolierten VKB-Rup- tur, die Art und Dauer der postope- rativen Immobilisation sowie die Verwendung alloplastischen Materi- als. Art und Umfang der Nachbe- handlung sind extrem verbesserungs- pflichtig: Nur in 43 Prozent der Ant- worten werden die Patienten im post- operativen Verlauf vom Operateur oder der erstbehandelnden Klinik nachuntersucht. Risikopatienten muß eine ambulante, poststationäre Thromboembolie-Prophylaxe verab- reicht werden (medikolegaler Aspekt). Beim derzeitigen Wissens- stand besteht keine gesicherte Indi-
kation zur Verwendung alloplasti- scher Implantate als echte Prothesen
— selbst eine Drittrevision ließe sich mit autogenem Material der kontra- lateralen Seite angehen. Die exakte Aufarbeitung und Analyse des eige- nen Krankengutes im Rahmen der Nachuntersuchung darf nicht länger als „klinische Forschung" (ab-)quali- fiziert werden, sondern muß Eingang in die tägliche Routine finden. Die Autoren betonen, daß es sich bei die- ser Zusammenstellung weniger um eine originäre wissenschaftliche Lei- stung, sondern vielmehr um eine Ge- meinschaftsarbeit jedes einzelnen handelt, der sich an der Umfrage be- teiligt hat. scr
Scherer, M. A., G. Blümel: Therapie der akuten und chronischen Läsion des vor- deren Kreuzbandes. Ergebnisse einer Umfrage an 290 chirurgischen Kliniken.
Chir. Praxis 46 (1993) 279-294.
Priv.-Doz. Dr. Michael A. Scherer, Univ.-Prof. Dr. G. Blümel, Institut für Experimentelle Chirurgie der Techni- schen Universität München, Klinikum rechts der Isar, Ismaningerstraße 22, 81675 München.
A1-2392 (44) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 37, 17. September 1993