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Impulse Ausgabe 2015/2

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Academic year: 2022

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Impulse

Das Wissenschaftsmagazin der VolkswagenStiftung

02 15

Mehr Licht ins Dunkel!

Wie Sichtwechsel die

Wissenschaft voranbringen

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Seit gut einem Jahrzehnt gibt es in Deutschland mehr und mehr Bestrebungen, die Finanzierung von Wissenschaft und Forschung auch über Spen- den, Stiftungen und Zustiftungen zu sichern. Viele dieser Versuche sind erfolgreich: angefangen bei der vor gut einem Jahrzehnt angestoßenen Grün- dung von Stiftungsuniversitäten in Niedersachsen über die durch eine substanzielle Zuwendung gestützte Jacobs University in Bremen bis hin zu der Anfang 2015 in die Trägerschaft einer Stiftung überführte Universität Lübeck.

Anderen Hochschulen gelang es, durch groß ange- legte Fundraising-Kampagnen Millionenbeträge einzuwerben – oder in manchen Fällen auch Lehr- stühle. Inzwischen ist die Gründung und Förde- rung von Stiftungslehrstühlen hierzulande durch- aus gleichermaßen akzeptiert wie anerkannt.

Laut letzter Erhebungen arbeiten derzeit über 700 Stiftungsprofessorinnen und -professoren an deutschen Hochschulen. Weniger als die Hälf- te solcher Lehrstühle werden von Unternehmen finanziert; der überwiegende Teil von Stiftungen und Forschungsverbünden, aber auch von Verbän- den oder Vereinen.

Mit der partiellen Aufhebung des „Endowment- Verbots“ für Stiftungen im Zuge des Gesetzes zur Stärkung des Ehrenamtes erhielten erstmals in Deutschland auch Stiftungen und andere zivilge- sellschaftliche Institutionen die Gelegenheit, zum Beispiel Stiftungslehrstühle mit eigener Kapital- ausstattung an Universitäten zu etablieren. Die VolkswagenStiftung war die erste Stiftung, die diese Chance ergriffen und umgehend in ihr För- derkonzept für die seit 2002 laufenden und gut etablierten Lichtenberg-Professuren integriert hat.

Das Beispiel „Endowed Professorships“ zeigt aber auch, dass die Finanzierung der Hochschulen nicht allein durch Stiftungen gesichert werden kann. Nach wie vor bleibt die Grundfinanzierung der Hochschulen eine öffentliche Aufgabe – einerseits, möchte man nach gebotenem Zögern hinzufügen. Denn andererseits sorgt selbst in der vergleichsweise wohlhabenden Schweiz ein neu- es Finanzierungsmodell der Universität St. Gallen

Vorwort

für Furore: Die Hochschule akzeptiert bewusst Kürzungen der staatlichen Förderung, um im Gegenzug mehr Autonomie zu erhalten. So kann sie zum Beispiel ihr Budget selbst festlegen und Reserven bilden, um Schwankungen auszuglei- chen und den Mitteleinsatz strategisch und lang- fristig zu planen und auszurichten.

Das Beispiel zeigt: Nimmt der Staat sich aus sei- ner Verantwortung zurück, dann sollte er bereit sein, den Hochschulen Freiräume zu gewähren.

Diese Räume lassen sich unter geeigneten Rah- menbedingungen mithilfe der Zivilgesellschaft ausgestalten und füllen. Wie ein solches Enga- gement aussehen kann, enthüllt ein Blick in den Norden Europas. In Norwegen werden nennens- werte Spenden von privaten Einrichtungen wie etwa Stiftungen in Höhe von mehr als drei Mil- lionen Norwegischen Kronen, rund 350.000 Euro, um 25 Prozent von staatlicher Seite aufgestockt.

Ähnliche Anreize gibt es in Großbritannien. Und in Finnland bietet die Regierung an, die aus der Zivilgesellschaft für gemeinnützige Zwecke ein- geworbenen Mittel sogar zu verdreifachen.

Sicher ist: Die Gestaltungskraft der Zivilgesell- schaft ist derzeit stark im Aufwind begriffen.

Insbesondere deshalb sollten es die entscheiden- den Kräfte in diesem Land als wesentliche gesell- schaftspolitische Aufgabe begreifen, die Kultur des zivilgesellschaftlichen Engagements, des Stiftens und Zustiftens voranzubringen. Hierfür Ideen zu entwickeln, ist ein Anliegen der Volks- wagenStiftung – denn auch auf solch mittelbare Weise lassen sich Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre substanziell fördern. Damit gerade jene auf den ersten Blick überraschende, vor allem aber sehr besondere Forschung Chan- cen auf Umsetzung hat, wie wir sie in diesem Heft über „neue Sichtachsen und Zugänge in der Wissenschaft“ vorstellen.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen Ihr

Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung

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Mit dem Herzen bei der Sache

Beeinflussen die eigenen Gefühle während des Forschungsprozesses die Ergebnisse? Ethno- logen, Psychologen und Literaturwissenschaftler beobachten sich bei ihrer Arbeit gegenseitig, um das herauszufinden.

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Heilen mit Stammzellen?

Er geht einen eigenen Weg: Freigeist-Fellow Dr. Volker Busskamp will funktionsfähige menschliche Nerven- schaltkreise künstlich herstellen. Ein junger Forscher auf der Suche nach therapeutischem Potenzial für neurodege- nerative Erkrankungen.

Ungleiche Zwillinge Sie sind Zwillinge und doch grundverschieden:

Denn eines der Kinder hat das Down-Syndrom, das andere nicht. Was bedeutet das für das Aufwachsen der Zwil- linge? Zu Besuch bei zwei Familien in Mainz und im Thüringischen.

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52

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6

Was braucht ein Baum?

Wie entwickelt sich das Ökosystem Wald in Zeiten des Klima- wandels? Forscher aus Göttingen und Israel entwickeln Szenarien und Empfehlungen für eine Waldbaustrategie der Zukunft.

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Mit dem Herzen bei der Sache ...

… und vor allem mit viel Gefühl. Ein bunt gemixtes Forscher- team unterwegs mit dem Ziel, am Ende einer Reise durch Indonesien die Wis- senschaft ein bisschen mehr über sich selbst aufzuklären. – Über den Einfluss von Emo- tionen beim Erkunden des Fremden.

Inhalt

Gemeinsam forschen – Verbindung stiften

Collaborative Research Projects Connecting Israel and Germany

Wir stiften Wissen

VolkswagenStiftung Kastanienallee 35 30519 Hannover Germany Telefon/Phone: +49 (0) 511 8381-0 Telefax: +49 (0) 511 8381-344 mail@volkswagenstiftung.de www.volkswagenstiftung.de

A Foundation of Knowledge

VolkswagenStiftung Gemeinsam forschen – Connecting Israel and Germany

Broschüre zur israelisch-niedersächsischen Wissenschaftskooperation

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Erinnerung, lass nach … Viele Soldaten werden durch Kriegserlebnisse traumatisiert. Psycho- logen aus Konstanz haben sich mit den Posttraumatischen Belastungsstörungen von burundischen Sol- daten der Somalia-Frie- densmission befasst und eine spezielle Therapie entwickelt.

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Ungleiche Zwillinge Wie reagiert das un- mittelbare Umfeld, wie die Gesellschaft auf Zwillinge, von denen eines der Kinder von Geburt an gesund ist, das andere krank?

Ergebnisse einer ein- zigartigen Studie über ein nicht alltägliches Familienleben.

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Heilen mit Stammzellen?

Lassen sich funktions- fähige menschliche Nervenschaltkreise künstlich herstel- len? Einer der ersten Freigeist-Fellows hat sich das zur Aufgabe gemacht. Das Heft- Interview. Mit Volker Busskamp in Dresden.

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Wissenschaft unter der Lupe der Literatur Gibt es eine neue Form von Wissenschafts- literatur und – findet die sogar neue Käufer- schichten? Und wel- ches Bild von Wissen- schaft wird in diesen Büchern vermittelt?

Forscher und Autoren suchen gemeinsam nach Antworten.

Rubriken

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Editorial: „Neue Sichtachsen und Zugänge“

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Kompakt: zum Schwerpunktthema

46

Spektrum: zur Wissenschaftsförderung

72

Forum Förderung: Auszeichnungen / Bewilligungen

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Publikationen

96

Veranstaltungen

100

Die Stiftung im Netz / Die Stiftung intern

102

Vorgestellt!

103

Impressum / Die Stiftung in Kürze

2015 feiern Deutsch- land und Israel den 50. Jahrestag der Auf- nahme diplomatischer Beziehungen. Doch bereits 1963 hatte die VolkswagenStiftung Mittel für israelische Forschungseinrichtun- gen bewilligt und bald darauf auch Koopera- tionen und Austausche von Wissenschaftlern

beider Länder unter- stützt – gleich auf der nächsten Seite starten wir das Heft mit einem aktuellen Beispiel aus der Fülle geförderter Projekte.

Zum Jubiläum hat die Stiftung eine Publikati- on herausgegeben, die anhand ausgewählter Forschungsvorhaben zeigt, wie ertragreich

die israelisch-deutsche Zusammenarbeit ist.

Die auf Deutsch und Englisch erschienene Broschüre kann ange- fordert werden bei Birgit Rosengart (rosen- gart@volkswagenstif- tung.de) oder steht zum Download bereit unter https://www.volkswa- genstiftung.de/publika- tionen.html.

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Was braucht ein Baum?

Text: Jo Schilling // Fotos: Daniel Pilar

Wie entwickelt sich das Ökosystem Wald in Zeiten des Klimawandels? Forscher aus Göttingen und Israel analysieren die Nährstoffsituation von Gehöl- zen am Beispiel von Rotbuchen und Palästinaeichen.

Ihr Ziel: Szenarien und Empfehlungen formulieren

für eine globale Waldbaustrategie der Zukunft.

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O

hne Phosphor kein Leben. Das Element transportiert Energie und ist wesentlicher Bau- stein vieler Biomoleküle wie beispielsweise der DNA, dem Träger der Erbinformation. In verschie- denen chemischen Verbindungen kommt es zum Einsatz: Menschen und Tiere benötigen es, doch vor allem für Pflanzen ist es essenzieller Nährstoff.

So nutzen Landwirte je nach Boden unterschied- liche Phosphat-Dünger – ohne ist es zumindest heute noch nicht möglich, die weltweit acht Milli- arden Menschen mit Nahrungsmitteln zu versor- gen. Und ohne Phosphor wäre eben einfach alles weitgehend kahl: Es gäbe keinen Strauch, keinen Busch, keinen Baum. Also auch – keinen Wald.

Ina Christin Meier steuert gerade direkt auf eine mannshohe Wetterstation zu, die in einem fast hundert Jahre alten Buchenwald in der Lüne- burger Heide steht. Unter ihren Füßen raschelt Laub; ab und an verirrt sich ein Sonnenstrahl durch dichte Baumwipfel. Die Luft ist frisch, fast

ein wenig klamm, und es duftet nach feuchter Erde, Pilzen und Sommer in dieser recht eigenen, durch spezifische Vegetation geprägten Heide- landschaft in der norddeutschen Tiefebene. Die Station steht in einem 30 mal 30 Meter großen Terrain – eingezäunt, damit neugierige Wald- besucher die empfindlichen Messungen nicht stören oder die Messstation gar mitnehmen. Elf solcher Untersuchungsflächen haben Wissen- schaftler in der Lüneburger Heide abgesteckt.

Für die Dauer des Forschungsprojekts bleiben diese Waldstücke verschont von Kettensägen und Harvestern, den riesigen Erntemaschinen der Holzarbeiter.

Phosphor ist ein Mangelelement in unseren Böden. „Für das Pflanzenwachstum ist die unzureichende Versorgung mit einem der Nährstoffe bereits ein wesentlicher begrenzender Faktor“, sagt Doktorandin Julia Köhler von der Universität Göttingen; hier mit Stechzylinder und Zuwachsmaßbändchen unterwegs in einem Wald bei Unterlüß in Niedersachsen.

Fortsetzung auf Seite 14 …

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Forschung, damit der Buchenwald künftig gut gedeiht: Julia Köhler und Heiko Eichner gewinnen mithilfe von Stechzylindern Bodenproben aus elf in den Wäldern der nord- deutschen Tiefebene gelegenen Untersuchungsflächen. Die Proben werden später im Labor des Instituts für Pflanzenwissenschaften der Universität Göttingen hinsichtlich der vorhandenen Nährstoffe und deren spezifischer Zusammensetzung analysiert.

Gefördert wird das binationale Vorhaben zur Versorgungssituation ausgewählter Baumarten mit dem Nährstoff Phosphor in Zeiten sich verändernden Klimas („The phosphorus nutrition of European beech and Palestine oak under a future warmer and drier climate: experiments and transect studies“) unter dem Dach des Niedersäch- sischen Vorab im Rahmen der „Forschungskooperationen Niedersachsen – Israel“.

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Ina Christin Meier ist Spe- zialistin für eine besondere Technik: die Messung der Wurzelexsudation. „Dazu extrahiere ich Teile der Wur- zeln sehr vorsichtig aus dem

Boden, reinige sie und lege sie in eine sterile Küvette.“

Mindestens eine Woche lang fängt sie so die Substanzen auf, die die Wurzel normaler-

weise an den Boden abgibt – und wartet immer wieder gespannt auf die Ergebnisse und darauf, was die Verände- rungen an dieser oder jener

„Stellschraube“ bewirken.

In der Klimakammer des Gewächshauses im Göttinger Botanischen Garten laufen Tests mit jungen Buchensäm- lingen. Die Wissenschaftlerin- nen Julia Köhler und Dr. Ina Christin Meier (links) variieren in unzähligen Versuchsreihen die Düngergaben und legen die feinen, kleinen, oft kaum sichtbaren Wurzeln frei, um deren Wachstum zu überprü- fen. Wie verändert sich dieses abhängig von der Zusammen- setzung der Nährstofflösung?

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Fortsetzung von Seite 9 …

„Wir untersuchen, welche Auswirkungen der Kli- mawandel auf die Nährstoffversorgung der Bäu- me hat“, erklärt Ina Christin Meier und beginnt mit lebhaften und greifbaren Erläuterungen, die Dimension der Aufgabe fassbar zu machen.

„Innerhalb dieses komplexen Themenfeldes konzentrieren wir uns auf die Versorgung der Bäume mit Phosphor.“ Das „Wir“, das in fast jeder ihrer Äußerungen zu hören ist, umfasst neben der promovierten Ökologin vom Albrecht-von- Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Göttingen vor allem Kolleginnen und Kollegen aus Israel. Seit Jahren besteht eine gute, enge Zusammenarbeit zwischen Forschern beider Länder: in diesem Projekt mit Dr. Shimon Rachmi- levitch vom Jacob-Blaustein-Institut für Wüsten- forschung der Ben-Gurion-Universität der Negev.

Ziel der kooperierenden Forscher ist es, am Ende ihrer gemeinsamen Arbeit zumindest für einen gewissen Zeithorizont belastbare Aussagen treffen zu können über Entwicklungsszenarien des Ökosystems Wald. Ihre Ergebnisse sollen nicht weniger als die Grundlage bilden für einen ersten Schritt zu einer Waldbaustrategie der Zukunft, um die Gehölze auch in den nächsten Jahrhunderten erhalten und nicht zuletzt nutzen zu können – und das möglichst weltweit.

Wo also zeichnen sich Probleme ab? Im Gegen- satz zu dem Pflanzennährstoff Stickstoff, der sich im Boden aufgrund des unerschöpflichen Vor- rats in der Atmosphäre unseres Planeten stets wieder anreichert, gibt es für Phosphor kein solch gasförmiges Ersatzlager. Er wird während der Bodenbildung aus verwitterndem Gestein freigesetzt. Durch sich zersetzendes Herbstlaub und Totholz steht er den Bäumen in einem geschlossenen Kreislauf zur Verfügung.

„Zunehmende Stickstoffanreicherung aus der Atmosphäre und Bodenversauerung verringern aber die Verfügbarkeit von Phosphor. Außerdem wird mit dem Austrag von Biomasse durch die regelmäßige Holzernte dem Wald permanent Phosphor entzogen“, erklärt Meier grundlegende Zusammenhänge. „Und durch steigende klima- wandelbedingte Trockenheit verschärft sich das Problem noch.“ Eine Kompensation ist zudem nicht möglich: Selbst alle anderen erforderlichen, im Übermaß vorhandenen Nährstoffe helfen nicht, wenn ein einziger fehlt oder es an ihm man- gelt. Die Folge: Die Wälder werden kümmern.

Nur: Worin besteht der direkte Zusammenhang zwischen Trockenheit und Phosphormangel?

Die erste Folge des Wassermangels ist, dass die Lebensbedingungen für die Bakterien im Boden schlechter werden und damit die Mineralisation von Laub und Totholz nachlässt – damit sinkt die für die Bäume direkt verfügbare Menge an Phosphor. Weniger Wasser im Boden bedeutet auch, dass der Transport der Mineralstoffe im Boden nachlässt. Da Phosphor zu den Wurzeln hin diffundieren muss, heißt das ganz einfach:

Forschen für eine nachhaltige Waldbaustrategie der Zukunft:

Blick in die Klimakammer des Göttinger Gewächshauses.

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Den Baum erreichen weniger Nährstoffe. Und die Trockenheit wirkt sich unmittelbar auf die Baum- wurzeln aus, auf deren Gewebestruktur und die Fähigkeit, benötigte Substanzen aufzunehmen.

Zudem leben die Baumwurzeln in Symbiose mit Mykorrhizapilzen, die viele Nährstoffe dem Baum erst verfügbar machen. Und Pilze mögen keine trockenen Böden. „Es gibt Hinweise, dass die Phosphorkonzentrationen in Waldbäumen jetzt schon immer ungünstiger werden, und es deutet sich an, dass sie bei Trockenheit weiter abnehmen. Steigende Temperaturen verstärken den Effekt“, erläutert die Projektleiterin des deut- schen Parts. Ina Christin Meier wird von Dokto- randin Julia Köhler unterstützt, während in Israel Postdoktorandin Dr. Inga Dirks und Masterstu- dentin Hila Gil das Team um Shimon Rachmile- vitch vervollständigen.

Wenn man mit Blick auf die Waldentwicklung forscht, ist es sinnvoll, Bäume zu untersuchen, die den Wald prägen. „Die Palästinaeiche ist eine im

Dr. Shimon Rachmilevitch und Dr. Inga Dirks untersuchen auf verschiedenen Flächen in Israel, wie es um die Phosphor- versorgung der Bäume, speziell der Palästinaeiche, steht.

mediterranen Bereich weit verbreitete Baumart und damit ein geeigneter Modellbaum für uns“, sagt Rachmilevitch. Die in Deutschland vorherr- schende Baumart ist die Rotbuche, die aus der- selben Pflanzenfamilie wie die Palästinaeiche stammt. Damit ist sie das geeignete Gegenstück für den deutschen Teil der Untersuchungen.

An der Universität der Negev und in Göttingen arbeiten die Forscher parallel. Sie untersuchen den Einfluss der Trockenheit auf die Phosphorversor- gung der Bäume auf zwei Ebenen: Die in Gewächs- häusern und Klimakammern gut kontrollierbaren Umweltbedingungen ermöglichen es ihnen, sich ein belastbares, unter definierten Bedingungen reproduzierbares Bild von der Phosphorversorgung junger Bäume zu machen – einschließlich der Aus- wirkungen von Trockenheit und Stickstoff auf das Wachstum. Der Praxistest, der Abgleich mit den realen Bedingungen im natürlichen Ökosystem, erfolgt dann entlang der über große Entfernungen verteilten Baumbestände in der Lüneburger Heide und der Negev.

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Hier laufen die Fäden des Projekts zusammen:

der Botanische Garten und das Albrecht-von- Haller-Institut für Pflan- zenwissenschaften der Universität Göttingen.

„In Israel haben wir ein sehr großes Niederschlags- gefälle. Der Niederschlagsgradient reicht von 860 Millimeter bis zu weniger als 400 Millimeter Regen pro Jahr“, erklärt der israelische Forscher. „Diese breite Spanne ermöglicht es uns, die langfristige Anpassung der Baumbestände an unterschiedliche Niederschlagsmengen zu untersuchen.“

Zurück zu Ina Christin Meier und den Rotbuchen, zurück in das Waldstück bei Sellhorn in der Lüne- burger Heide. Auch dort gibt es nicht überall gleich viel Niederschlag. Sellhorn ist der feuch- teste Standort. Hier fallen pro Jahr etwa 820 Millimeter Regen. Die trockenste Parzelle muss mit maximal 540 Millimeter Wasser im Jahr aus- kommen. Um die Interaktion der Bäume mit dem Boden zu untersuchen, extrahiert die Ökologin die Wurzeln. Sie ist Spezialistin für eine besonde- re Technik: die Messung der Wurzelexsudation.

„Dazu extrahiere ich Teile der Wurzeln vorsichtig aus dem Boden, reinige sie und lege sie in eine ste- rile Küvette.“ Mindestens eine Woche lang fängt sie so die Substanzen auf, die die Wurzel norma- lerweise an den Boden abgibt, denn Symbiose ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Auch der Baum gibt – und zwar Zucker, Aminosäuren und andere organische Moleküle. Sie fließen über die Wurzeln an die Mykorrhizapilze zurück.

Ina Christin Meier steht inzwischen vor dem nächsten Baum und freut sich: Diesmal ist es gut gegangen. Diesmal haben keine neugierigen Wildschweine nachgesehen, was das da an den Bäumen wohl ist – und nachgegraben. Probleme im Forscheralltag. Probleme, von denen auch die Kollegen in Israel nicht verschont bleiben.

Wichtiger Bestandteil der Kooperation ist der persönliche Austausch. Geplant ist, sich minde- stens zwei Mal im Jahr zu besuchen, voneinander Techniken zu lernen und die Projektstränge zu verknüpfen. „Eine Schnittstelle werden beispiels- weise die Experimente zur Phosphoraufnahme in Göttingen sein“, sagt Shimon Rachmilevitch.

Für das zweite Jahr ist vorgesehen, am Göttinger Labor für Radioisotope die Aufnahme von Phos- phor direkt in jungen Bäumen zu untersuchen.

Dafür werden junge Palästinaeichen aus Israel nach Göttingen verschickt. „Wir hoffen, Bäume identifizieren zu können, die Strategien zur effizi- enten Phosphoraufnahme und -nutzung zeigen“, benennt der Israeli das gemeinsame Ziel. „Bäume, die Förster heute pflanzen, werden in den kom- menden Jahrzehnten bereits veränderten Klima- und Umweltbedingungen ausgesetzt sein. Daher müssen sie entsprechend angepasst sein, wenn unsere Wälder langfristig Bestand haben sollen.“

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Heftschwerpunkt

Neue Sichtachsen und Zugänge

Einmal die Perspektive wechseln und etwas von einer anderen Seite betrachten; einmal versuchen, in ungewohnter Weise Sichtkontakt aufzunehmen: mit der Welt da drinnen und da draußen, den Menschen, dem Leben. – Ein Heft über ungewöhnliche Projekte.

Dr. Christian Jung ist – seit deren erster Ausga- be im Jahr 2000 – ver- antwortlicher Redakteur des Magazins „Impulse“

und in diesem Heft Autor und Ko-Autor mehrerer Beiträge.

aufgeblätterten Projekte hat die Stiftung im Zuge ihres Angebots „Offen – für Außergewöhnliches“

unterstützt. Mit dieser Option öffnet sie außer- halb ihrer Förderinitiativen eine Tür für heraus- ragende Projektideen, die im besten Wortsinne risikoreich sind und innovativ; es geht um exzel- lente Forschungskonzepte, die zukunftsweisenden Fragestellungen gelten und die Grenzen der Wis- senschaft und dabei vor allem die des jeweiligen Fachgebietes auszuloten vermögen.

Der letzte Punkt verdeutlicht, dass es ganz wesent- lich darum gehen muss, im Zuge des Projekts der Wissenschaft durch Zusammenführung oft unterschiedlicher Fachrichtungen und methodi- scher Ansätze neue Perspektiven zu eröffnen – in der Forschung, in der Lehre und nicht zuletzt im Zusammenspiel von Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit. Die in diesem Heft vorgestellten Vorhaben erfüllen jenen Anspruch, und sie füllen das Label, das mit dem Schwerpunktthema gesetzt ist, bestens mit Leben. Es überrascht folglich nicht, dass sie im Begutachtungsprozess als „ohne Zwei- fel außergewöhnlich“ eingestuft wurden. Selbst wer also unter den aktuellen Initiativen der Stif- tung keine findet, der sich ein geplantes Vorhaben zuordnen lässt, kann dennoch bei ihr an der rich- tigen Adresse sein. Insofern soll dieses Heft auch Mut machen zu versuchen, die Hürden zu nehmen.

Bleibt noch, eine Lektüre ohne jegliche Hürden zu wünschen – hingegen viel Vergnügen und Erkenntnisgewinn. Das hofft: Ihr

Christian Jung Inwieweit beeinflussen die Gefühle, die Wissen-

schaftler während ihrer Forschung etwa dem Gegenstand ihres Interesses entgegenbringen oder die sie im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess erfahren, die Ergebnisse ihrer Arbeit und damit auch deren Darstellung? Wie kann man Soldaten, bevor sie in einen Krieg oder eine Friedensmission ziehen, präventiv helfen, damit sie später möglichst nicht unter einer Posttraumatischen Belastungs- störung leiden? Was bedeutet es für das Aufwach- sen und Leben von Zwillingen und den Alltag ihrer Familien, wenn eines der beiden Kinder krank ist – in diesem Fall: ein Down-Syndrom hat?

Wenngleich jedes Forschungsvorhaben einzigartig ist, so zeigen die einleitenden Fragen doch: Hier erwartet den Betrachter Besonderes. Und nicht nur die Themen und Fragen, die sich wie eingangs skizziert bereits kräftig abbilden, sind besonders;

auch die Wege, die die Forscher gehen und gegan- gen sind, um sich dem Gegenstand ihres Interesses zu nähern, sind im besten Sinne originell, kreativ, spannend. Es bereitet Freude zu sehen und zu lesen, wie der Erkenntnisprozess gestaltet wur- de, wie die Wissenschaftler – und damit ist das Schwerpunktthema dieses Heftes umrissen – neue Sichtachsen geschaffen und Zugänge zu ihrem Forschungsansinnen und -prozess gelegt haben.

Es handelt sich also um Vorhaben mit einem besonderen Anspruch in der Sache – auf allen Ebenen. Mit dem besonderen Anspruch in der Sache korrespondiert der besondere Anspruch an die Förderbedingungen: Die meisten der hier

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Ist Theater auch Therapie oder Therapie in irgend- einer Form immer auch Theater? Diese Frage haben sich Mediziner, Psychiater, Philosophen und ande- re kluge Köpfe schon im späten 18. Jahrhundert gestellt. Dr. Céline Kaiser hat in den vergangenen gut sechs Jahren die Geschichte der Theatrothera- pie intensiv erforscht und sich damit einen Namen gemacht. Dabei interessierte die engagierte Wis- senschaftlerin vor allem, wie szenische Mittel in der Psychotherapie seit dem 18. Jahrhundert zum Einsatz kamen. Für ihre Forschung beschäftigte sie sich gleichermaßen mit Arbeiten von Literatur- und Kulturwissenschaftlern, Medizinhistorikern und praktisch tätigen Theaterpädagogen – ein für- wahr interdisziplinärer Ansatz.

Mit ihrem ungewöhnlichen Thema konnte sie nun überzeugen: Anfang 2015 trat Céline Kaiser eine Professur für „Medienkulturwissenschaft und sze- nische Forschung“ am Institut für Kunsttherapie und Forschung der Hochschule für Künste im Sozi- alen in Ottersberg an. Damit vertritt sie die kultur- historische Erforschung künstlerischer Therapiefor- men und erweitert das Lehrangebot im Bereich der Theater- und Tanztherapie an der Hochschule. Die vielseitig interessierte Wissenschaftlerin – sie hat Germanistik, Philosophie und Medizingeschichte in Bonn und Düsseldorf studiert und ist zudem aus- gebildete Theaterpädagogin – wird in Ottersberg an den Schnittstellen von Szene und Szenographie, Subjekttheorie und Wissenschaftsgeschichte for- schen und lehren. Die neue Stelle wurde durch die VolkswagenStiftung ermöglicht im Rahmen einer erweiterten Projektförderung für Dilthey-Fellows.

„Die wissenschaftliche Fundierung des Theaters in sozialen Kontexten ist an deutschen Hochschu- len bisher noch kaum etabliert, während gleich- zeitig diverse mit der Hochschule kooperierende Praxisinstitutionen im Bereich der medizinischen Versorgung, Gesundheitsförderung oder Heil- pädagogik zunehmend nach der Umsetzung und Evaluierung theatraler Interventionen fragen“, freut sich Rektor Professor Peer de Smit über sei- nen Neuzugang. Mit ihrem medienkulturwissen- schaftlichen Profil und ihrem transdisziplinären Begriff des Szenischen passe Céline Kaiser ideal zur Ausrichtung der Hochschule. Sie bringe nicht nur reichlich Know-how mit im Hinblick auf die Entwicklung entsprechender Konzepte und Pra- xismodelle; ihr Wissen und ihre Fähigkeiten seien darüber hinaus wertvoll auch für die Weiterent- wicklung künstlerischer Therapien generell.

Professorin Céline Kaiser konstatiert stolz, dass sie ihre zuvor eher unkonventionelle Forschung nun institutionell verankern kann: „Entscheidend war dabei auch das Dilthey-Fellowship, durch das es mir gelungen ist, ein eigenständiges Profil mit einem für eine wissenschaftliche Karriere durch- aus ‚riskanten‘ Thema zu entwickeln“, führt sie aus. Ebenso profitiere sie davon, dass sie das inter- disziplinäre Forschungsfeld in den vergangenen Jahren durch viele Gespräche mit Ärzten, Psychia- tern, Praktikern und Künstlern auf- und ausbauen und letztlich etablieren konnte und dabei auch die Zeit gehabt habe, andere Formate zu entwickeln und zu erproben.

Andrea Oechtering

Nachrichten

zum Schwerpunktthema

„Neue Sichtachsen und Zugänge"

Kompakt

Das Spiel mit dem Selbst

Theater als Mittel der Therapie und der Pädagogik – Berufung für ein besonderes Thema:

Dilthey-Fellow Dr. Céline Kaiser ist seit Anfang 2015 Professorin für Medienkulturwissen- schaft und szenische Forschung an der Hochschule für Künste im Sozialen in Ottersberg.

Psychisch kranke Menschen und andere Patienten einbinden in szenische Spielsituatio- nen, die den Kern ihrer inneren Welten berüh- ren: Mit diesem Thema

beschäftigte sich Dr.

Céline Kaiser als Dilthey- Fellow intensiv. Für sie ist das nicht nur ein nüchtern wissenschaftliches Sujet – immerhin wird das Rol- lenspiel bei der Therapie kranker Menschen heut- zutage gezielt eingesetzt.

Das ist noch nicht lange so, wie die Erforschung der Geschichte der Thea-

trotherapie gezeigt hat.

Diese Facette ihres mehr- jährigen Engagements an der Universität Bonn erforderte ein intensives Literatur- und Quellen- studium. Entsprechend gefüllt mit zahlreichen einschlägigen Abhand- lungen sind Céline Kaisers

Schränke inzwischen, da- runter viele Preziosen. Als frisch berufene Professo- rin weitet sich ihr Interes- senspektrum nun erneut.

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Sie ist getrieben von Neugier und der Bereitschaft, auch und gerade dort genauer hinzuschauen, wo der Aktendeckel im Archiv alles andere verspricht als eine kunst- und kulturhistorische Trouvaille.

Solche glücklichen und überraschenden Funde aber sind es, die die Berliner Kunsthistorikerin Pro- fessorin Dr. Bénédicte Savoy von der Technischen Universität Berlin immer wieder zutage fördert;

etwa bei ihrem hochgelobten, 2003 veröffentlich- ten zweibändigen Werk über Napoleons Kunstrau- be in Deutschland. Thema und Vorgehensweise blieb und bleibt sie nahe. Fördermittel der Volks- wagenStiftung in der Initiative „Opus magnum“

haben ihr seit dem Wintersemester 2013 vier reine Forschungssemester beschert, die sie dem Projekt

„Paris als Hauptstadt der deutschen Romantik“

widmet. Das Buch ist bereits angekündigt.

Man darf gespannt sein. Schließlich steht Béné- dicte Savoy wie kaum eine andere für das Thema dieses Heftes, sucht immer wieder neue Sichtach- sen und Zugänge zu ihren Sujets und überrascht mit Funden und Erkenntnissen. Das gelang ihr gerade erst wieder durch ein weiteres Buch: „Vom Faustkeil zur Handgranate. Filmpropaganda für

die Berliner Museen 1934-1939“, das sie im Februar 2015 im Berliner Zeughauskino vorstellte. Darin seziert sie die Filmpropaganda der NS-Zeit insbe- sondere für die auf der Museumsinsel gelegenen Bildungstempel. Savoy ist es gelungen, zum Teil völlig disparate Einzelfunde miteinander zu ver- knüpfen. So kommt sie zu einer generellen Darle- gung der Museumsfilme dieser Zeit.

Übrigens: Noch in ein weiteres erfolgreiches Projekt war Bénédicte Savoy zentral eingebun- den: das „Experimentierfeld Museum“ (siehe Impulse 1_2015, S. 66f., und Impulse 1_2014, S. 80ff.).

„Museen sind die Tempel der Realität. In ihren Sammlungen wird die Würde der wirklichen, drei- dimensionalen Gegenstände gegen die Flut der digitalisierenden Bilder verteidigt“, sagt die Kunst- historikerin. Geleitet wurde das Projekt von Dr.

Susan Kamel. Sie hat zwischenzeitlich zum Som- mersemester 2015 die Professur für Sammeln und Ausstellen in Theorie und Praxis an der Hochschu- le für Technik und Wirtschaft Berlin angetreten.

Berlin darf sich wohl freuen über Forschungsideen von Museumswissenschaftlerinnen, die neue Sichtachsen legen und andere Zugänge anbieten.

Kompakt

Sie forschen in und für Museen und lassen die Öffentlichkeit lebhaft daran teilhaben: Die Berliner Professorinnen Bénédicte Savoy (links) und Susan Kamel.

Über die deutsche Romantik, Napoleons Kunstraube und NS-Filmpropaganda für Berliner Museen ...

… und über neue Formen des Ausstellens, Informierens und Kuratierens in Museen: Die von

der Stiftung geförderten Berliner Museumsforscherinnen Bénédicte Savoy und Susan Kamel

schaffen neue Zugänge und reüssieren mit ihren zahlreichen Projekten und Publikationen.

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Sollten Sie im kommenden Jahr die Mongolei oder Kirgisistan bereisen und dort zufällig in der Steppe einen einsamen Hirten treffen, den sie mit einem GPS hantieren sehen, dann steckt vielleicht die Stiftung dahinter. Oder, je nach Betrachtung, ein Wissenschaftlerteam aus Münster. Denn das hat Mitte Mai sowohl 400 Familien im Westen der Mongolei – ein Gebiet etwa so groß wie die Bun- desrepublik – als auch 400 Familien in Kirgisistan entsprechend ausgestattet. Die Nomaden benö- tigen GPS-Geräte natürlich nicht, damit sie ihnen den Weg für ihre Wanderungen weisen; sie sollen aber die Wege, die sie einschlagen, aufzeichnen.

Nach einem Jahr werden die Geräte eingesam- melt und die Daten ausgewertet.

Konkret wollen die Münsteraner Forscher erfas- sen, welche Wege die Nomaden normalerweise nehmen und inwieweit sich diese bei extremen Klimaschwankungen ändern. Öfter als früher erlebt die Region sogenannte Klimaschocks, fallen die Temperaturen dort in kurzer Zeit auf minus 40 Grad. „Die Folgen für die Nomaden sind katastrophal“, sagt Thomas Bartoschek von der Universität Münster. Von der Herde eines Noma-

den können dann binnen Kurzem drei Viertel der Tiere erfrieren oder verhungern. In solchen Phasen ändern die Nomaden ihre althergebrachten Wan- derrouten. Weichen sie zum Beispiel – und das könnte indirekt Hinweise auf regionale Klimaän- derungen geben beziehungsweise auf stärkere Schwankungen als früher – weitaus häufiger als zuvor von den angestammten Strecken ab?

„Wir wissen, wer zu welcher Familie gehört, wer wie ausgebildet ist, wer wie viel Vieh im Frühjahr besaß und jetzt noch besitzt – aber wir wissen nicht, wie oft sie umziehen, wie weit und wohin sie ziehen“, sagt Kati Krähnert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Nomaden in der Mongolei sind keine Freunde von Landkarten.

Sie rechnen Entfernung nicht in Kilometern, ori- entieren sich hingegen an Bergen, Tälern, Bäumen und erfassen darüber Distanzen. Sie haben ein anderes – überlebensentscheidendes – Detailver- ständnis von Geografie, das sich zudem nicht in Zahlen packen lässt. Das macht es für die Wissen- schaftler unmöglich, selbst die genauen Routen zu recherchieren. Mit dem neuen Ansatz hoffen sie nun, dass das gelingt.

Hirten unterwegs in der zen- tralen Mongolei – einige von ihnen sind künftig ausgestattet mit Messgerät und GPS.

Das GPS stets mit dabei: Nomaden in Zentralasien künftig auch unterwegs im Dienst der Wissenschaft

Einblicke in unbekanntes Terrain: Ein Forscherteam aus Münster untersucht die traditionellen

Wanderrouten der Hirten in der Mongolei und Kirgisistan und fragt: Verändern sich diese aktuell

durch den Klimawandel? Jeweils 400 Familien in beiden Ländern mit Messgeräten ausgestattet.

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Mit dem Herzen bei der Sache

Wirken die eigenen Gefühle im Prozess des Forschens auf diesen zurück und – beeinflusst das die Ergebnisse? Diese Fragen sucht ein Team aus Ethnologen, Psycho- logen und Literaturwissenschaft- lern aus Berlin und Bern während eines Aufenthalts in Indonesien zu beantworten. Ihr Ziel: die Wis- senschaft ein bisschen mehr über sich selbst aufzuklären. Am Ende könnte dann ein neues, ange- messeneres Verständnis davon stehen, was Objektivität in der Forschung eigentlich bedeutet.

Der Schweizer Literaturwissenschaftler Professor Dr. Oliver Lubrich trifft im Camp Leakey auf der indonesischen Insel Java einen Orang- Utan. Die Fragezeichen im Gesicht des Forschers sind unübersehbar.

Das Interesse des Affen hingegen scheint zunächst gebremst.

Schwerpunktthema

Neue Sichtachsen und Zugänge

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Schauplatzwechsel: Eine Bambushütte am Strand von Java. Hier landen diejenigen, die von der indonesischen Gesellschaft „ausgespuckt“ wer- den: Kinder und Jugendliche, die von zu Hause weggelaufen sind und die Abstand brauchen von ihrem anstrengenden Leben auf den Straßen von Yogyakarta. Die lebendige Stadt ist einer der touristischen Anziehungspunkte auf der bevölke- rungsreichsten indonesischen Insel. Der Ethnolo- ge Dr. Thomas Stodulka war hier in den vergan- genen Jahren immer wieder, um zu forschen, zu arbeiten, zu leben. Seine erste Emotion, erinnert er sich an jene Zeit vor rund 15 Jahren, als er dort seine Magisterarbeit schrieb, sei damals Über- raschung gewesen. Die Jugendlichen hätten so gar nicht dem Bild entsprochen, das man als Europäer von Straßenkindern und Obdachlosen hat. Sie seien stets höflich gewesen, freundlich und interessiert, hätten ihm Tee und Süßigkeiten angeboten, wo immer er aufgetaucht sei.

Thomas Stodulka und Katja Liebal haben als Feldforscher an sich selbst erfahren, wie das ist, wenn man plötzlich im Prozess des wissenschaft- lichen Arbeitens heftige Gefühle durchlebt, sich dieser gewahr wird. Trotzdem gibt es – und das überrascht eigentlich – bisher kaum Erhebungen darüber, welche Emotionen Wissenschaftler bei ihrer Arbeit entwickeln und, entscheidender noch, wie sich diese auf den Prozess des Forschens und damit womöglich auf die Erkenntnisse auswirken, die ja auch veröffentlicht werden. „Vielleicht liegt

W

enn acht Wissenschaftler und sieben Mann Besatzung auf der Insel Java vier Tage lang in einem kleinen Boot im Regenwald Indonesiens unterwegs sind, kann das für den einen Entspan- nung bedeuten, für den anderen Stress. Zumal dann, wenn diese Forscher ganz unterschied- liche fachliche Expertise mitbringen. Welche Emotionen das Erkunden einer fremden Kultur oder anderen Art auslöst, erlebten die Teilneh- mer aus Deutschland und der Schweiz nicht nur einmal. „Mit dem Trip durch den Urwald wollte ich zeigen, welches Wechselbad der Gefühle man durchlebt, wenn man tagelang als Freiland- Affenforscher unterwegs ist, um den Tieren zu begegnen, und allmählich die Hoffnung schwin- det; man letztlich womöglich sogar vergebens losgezogen ist“, erzählt Dr. Katja Liebal, Junior- professorin für Evolutionäre Psychologie an der Freien Universität Berlin.

Der Plan der Affenforscherin ging auf: Das Kalei- doskop an Reaktionen und Empfindungen, das sie bei den anderen Teilnehmerinnen und Teil- nehmern beobachtete, habe von Euphorie über Hoffnung, Erschöpfung, Frustration bis letztlich zu tiefer Enttäuschung gereicht. Denn nach kräftezehrender Bootsfahrt und den Anstren- gungen einer sich anschließenden 16 Kilometer langen Wanderung durch den Regenwald war die Ernüchterung jedes Einzelnen in der Gruppe groß, nachdem es zu keiner einzigen Begegnung mit einem Orang-Utan gekommen war.

Text: Isabel Fannrich und Christian Jung (Mitarbeit) // Fotos: Muhammad Fadli

Der Ethnologe und Anthropologe Thomas Stodulka schreibt regel- mäßig in sein Emotions- Tagebuch an Bord des Schiffes, das dem Team eine Woche lang wäh- rend des Aufenthalts in Indonesien zur Verfügung stand. Das Holzboot dien-

te gleichsam als Basissta- tion für die Forschungs- aktivitäten in dieser Zeit.

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zusammengearbeitet habe, leben noch acht“, erzählt er. „Ich habe sehr viele emotionale Aus- schläge nach oben und unten erlebt.“

Ob am Schreibtisch, im Labor, im Feld: Überall in der Forschung kommen Emotionen zum Tragen

„Objektivität und Emotion wurden in der Wis- senschaft lange Zeit als Gegensätze gesehen.

Das wollen wir infrage stellen“, sagen Stodulka und Liebal. In Dr. Oliver Lubrich, Professor für Komparatistik und Neuere deutsche Literatur an der Universität Bern, haben sie einen wichtigen Mitstreiter gefunden. Gemeinsam rückt das For- schertrio mit seinen jeweiligen Arbeitsgruppen nun die Gefühle in den Blickpunkt, die sonst aus Forschungsprozessen ausgeblendet werden. Ziel des Projekts „Die Affekte der Forscher“ ist es, diese für die Wissenschaft und deren eigene Verständ- nisprozesse greif- und nutzbar zu machen. Die VolkswagenStiftung fördert das auf fünf Jahre angelegte Vorhaben, in dessen Rahmen sich auch ein halbes Dutzend Nachwuchswissenschaftler interdisziplinär weiterqualifiziert und das kurz vor seinem Abschluss steht, in der Reihe „Schlüs- selthemen für Wissenschaft und Gesellschaft“

mit 750.000 Euro.

das einfach daran, dass Wissenschaftlern über Generationen hinweg beigebracht wurde, sie müssten ihre Gefühle bei der Forschung außen vor lassen!“, sagt Stodulka, der aktuell in das Berliner Exzellenzcluster „Languages of Emoti- on“ eingebunden ist. Doch zumindest in man- chen Fächern lasse sich der Einfluss, den solche Gefühle wie die beschriebenen haben, nicht mehr leugnen.

Und so wuchs bei dem Ethnologen, der auch heu- te noch das Leben chronisch kranker Jugendlicher auf den Straßen Yogyakartas erforscht, und der Primatologin, die immer wieder eine Auffang- station für Orang-Utans in Kalimantan besucht, im Laufe ihrer längeren Auslandsreisen die Idee, diese begleitenden Emotionen einmal selbst zum Forschungsthema zu machen. Wenn Thomas Stodulka zurückdenkt, dann nimmt er die hefti- gen, zum Teil widersprüchlichen Gefühle wahr, die immer wieder in ihm hochsteigen: Bewunde- rung für die Art, wie sich die Jugendlichen ohne Geld und Unterkunft durchschlagen, und Ärger über die Gesellschaft, die es ihnen so schwer macht. Anziehung und Abstoßung, Euphorie und Erschöpfung. Einige der Jungen und Mädchen begleitete er beim Sterben im Krankenhaus. „Von 25 Jugendlichen, mit denen ich vor vielen Jahren

Oliver Lubrich bespricht mit Katja Liebal die ersten Affensichtungen.

Fünf Tage lang war eine rund 20-köpfige Grup- pe im Tanjung Puting National Park unter- wegs, um Orang-Utans in ihrer natürlichen Umgebung zu beobach- ten. Im Herbst dieses Jahres treffen sich alle Beteiligten des Projekts zur Nachbetrachtung in Berlin. Dann werden auch die Emotions- Tagebücher einer Analyse unterzogen.

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Alexander von Humboldts. „Es gibt im Bericht sei- ner amerikanischen Reise eine sehr schöne Szene, die Landung in Havanna“, nennt er ein Beispiel.

Dort schreibt der Naturforscher, dass der Anblick von Havanna bei der Einfahrt in den Hafen einer der heitersten und malerischsten sei, derer man sich an den Küsten Amerikas nördlich des Äquators erfreuen kann. – Eine Seite später liest man dann das genaue Gegenteil. „Warum diese 180-Grad-Wende?“, fragt Lubrich – und antwortet gleich selbst: „Weil Humboldt beim Rundgang durch Havanna beobachtet, wie Sklaven verkauft werden. In diesem Moment findet ein Übergang von Euphorie, von ästhetischer Exaltation statt zu empfundenem Ekel und politisch motivierter, emotionaler Ablehnung.“

An diesem Beispiel wird deutlich, wie sehr sich der Blick auf den Gegenstand unmittelbar im Prozess des Forschens ändern kann, wenn sich die Gefühle wandeln. Etwas Ähnliches könne natür- lich auch passieren, wenn der Forscher später seine Berichte studiert und bewertet, konkretisiert der Berner Linguist. „Inwiefern lese ich einen Text anders, wenn ich ihn zum wiederholten Mal lese – unbewusst in Erwartung bestimmter Phasen des ästhetischen Genusses oder mit einer bestimmten Haltung etwa der moralischen Entrüstung? Grun- diert oder steuert all das nicht vielleicht sogar die literaturwissenschaftliche Interpretation?“

Bislang sei es in den meisten wissenschaftlichen Disziplinen üblich gewesen, Emotionen wie die geschilderten bei der Feldforschung und in der wissenschaftlichen Arbeit beiseitezuschieben, sagt der Literaturwissenschaftler Lubrich. Das verwundere doch sehr, denn: „Ob am Schreibtisch, im Labor oder bei der Feldforschung – überall spielen Emotionen eigentlich eine Rolle.“ Schließ- lich stehe ja am Anfang jeder Forschung ein ganz starkes Gefühl: die Neugier. „Allein die Frage, warum ich überhaupt Interesse an bestimmten Themen habe und an anderen nicht – schon das ist ja zum Teil emotional, psychologisch moti- viert.“ Zudem beeinflussen die Gefühle nicht nur den Forschungsgegenstand und womöglich die Darlegung der wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern möglicherweise bereits vorab Entschei- dungen, die mit Blick auf die Methodik getroffen werden, oder gar das ganze Forschungsdesign. „All das blieb bisher weitgehend ausgeblendet und wurde in der wissenschaftlichen Dokumentation nicht systematisch und überindividuell themati- siert“, fasst der Forscher zusammen.

Oliver Lubrich beschäftigt sich schon seit Länge- rem mit den Emotionen von Forschenden und hat vor dieser Folie unter anderem Texte von Virginia Woolf, Samuel Beckett und Max Frisch betrachtet, die das nationalsozialistische Deutschland berei- sten. Besonders interessiert ihn die Reiseliteratur

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Zurück zu Forschungsgegenstand und -region unseres Trios. „In den involvierten Disziplinen Ethnologie, Primatologie und auch meiner eige- nen wird die Funktion, die Affekten zukommt, allzu sehr ausgeblendet“, stellt Lubrich fest. „Dabei ist es doch naheliegend, dass die Emotionen des Wissenschaftlers gerade in der Feldforschung, bei der Betrachtung einer anderen Kultur oder Art eine vermutlich sogar wesentliche Rolle spielen.“

Der individuelle Blickwinkel sei entscheidend: So könnten Forschungsberichte jeweils ganz anders aussehen in Abhängigkeit davon, ob man den Affen zum Beispiel mit einer durchweg senti- mentalen Haltung begegne oder ihre aus unserer Menschensicht gewalttätigen Handlungen in den Vordergrund rücke.

Gerade weil Primaten dem Menschen so ähnlich sind, fließen in die Analysen ihres Verhaltens oft menschliche Gefühle ein, die zudem bei Männern und Frauen teils unterschiedlich sind. So beschrei- ben Wissenschaftlerinnen die Affen vielfach wie Kinder, die weitgehend unverdorben ihren Impul- sen folgen. Männliche Affenforscher hingegen charakterisieren sie oft als Individuen, die Gewalt ausüben, vergewaltigen, foltern und verstüm- meln. Ist es da nicht sogar zu erwarten, dass die Gefühle das Forschungsergebnis schon teilweise vorwegnehmen, ohne dass die Wissenschaftler es überhaupt merken?

„Und wenn eine so bekannte Affenforscherin wie Biruté Galdikas sich für den Schutz von Orang- Utans einsetzt und an ihrem Engagement zu scheitern droht, fließt dann solch eine emotionale Erfahrung, diese gefühlte, intensiv empfundene Belastung in ihre wissenschaftlichen Texte ein?“, schiebt Lubrich ein anders gelagertes Beispiel nach.

Neues Werkzeug für die Forscher: das Emotions- Tagebuch zur Dokumentation eigener Gefühle Die Ansätze, die das Forschertrio verfolgt, sind eng verwoben. Sie kombinieren Methoden aus den beteiligten Disziplinen auf jeweils eigene Art. Dabei sollen die Emotionen der Ethnologen und Affenforscher im Feld zum einen durch Selbstbeobachtung der Beteiligten, aber auch durch Erhebungen und Betrachtungen vonseiten der anderen – unter denen gerade den Literatur- wissenschaftlern qua Profession ein ganz ande- rer Blickwinkel allein auf die Forschung als sol- che zu eigen sein dürfte – empirisch-quantitativ erfasst und in deren (wissenschaftlichen Nieder-) Schriften analysiert werden.

„Die Forscher, die ins Feld gehen, erhalten zum Bei- spiel sogenannte Emotions-Tagebücher, in denen sie ihre Gefühle dokumentieren sollen: nicht nur im Feld, sondern auch bevor sie ins Feld fahren

Da oben sind sie, die Affen. Endlich, nach Tagen des Unterwegs- seins und zur Freude der Forschungsreisenden. Einige wie (von links) Mira Shah, Samia Dinkelaker und Fermin Suter sind auf dem Boot geblieben und schreiben beim Dahintuckern durch den Tanjung Puting National Park in ihren Tagebüchern, in denen sie Beobachtungen, Eindrücke und ihre Stimmungslage erfassen.

Später werden die Schriften von anderen Forschern analysiert.

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und nachdem sie wiedergekommen sind“, sagt Liebal. Später wollen sie diese Tagebücher mit den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern auswerten, um zu erkennen, ob und wie deren Gefühle ihre Fragestellungen und Beobach- tungen vielleicht beeinflusst haben. Katja Liebal ist sich sicher, dass es solche Einflüsse gibt – schon aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen bei der Beob- achtung von Affen.

Stodulka, Liebal und Lubrich bezeichnen das „Emo- tions-Tagebuch“, das sie gemeinsam konzipiert haben, als „wichtigen Meilenstein“. Das neue Werk- zeug, das die Projektgruppe während ihrer Indo- nesienreise im Frühjahr 2015 ausgiebig testete, soll die emotionalen Erfahrungen von Feldforschern sowohl quantitativ und qualitativ dokumentieren, vergleichbar und erforschbar machen als auch zu den im Feld erhobenen Daten in Bezug setzen. Mit diesem Hilfsmittel könnten künftig zudem nicht nur Forscher, sondern auch Reiseschriftsteller, Ent- wicklungshelfer oder Journalisten vor Ort festhal- ten, welche Gefühle sie oder ihn in welcher Weise gerade im Schaffensprozess beschäftigen und was sie bei der Arbeit bestärkt oder hindert.

Auch in der Habilitationsarbeit von Thomas Stodulka spielt das Emotions-Tagebuch eine zen- trale Rolle. Der Wissenschaftler nimmt die Gefüh- le anderer Forscherinnen und Forscher unter die Lupe und steht dafür mit vierzig Ethnologen und Primatologen auf der ganzen Welt in Kontakt.

Egal ob jemand in Moskau über Organhandel forscht, in Paris und Mali über charismatische religiöse Führer oder in Osttimor über die Aufar- beitung der gewalttätigen Vergangenheit – alle nutzen das Tagebuch zur regelmäßigen Selbstbe- obachtung und -reflexion. Das Interesse sei groß, freut sich der Berliner Ethnologe: „Viele Feldfor- scher sind begeistert, dass sich endlich jemand wissenschaftlich mit der Emotionalität in frem- den Kontexten beschäftigt. Denn wenn ich diesen Teil von mir, der eine Rolle spielt in der Interak- tion mit dem Forschungsgegenstand, ausblende, dann fehlt da was.“

Auch die ins Projekt integrierten Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten mit dem Emotions- Tagebuch: Samia Dinkelaker folgt indonesischen Arbeitsmigrantinnen auf ihrem Weg nach Hong- kong. Sie hat das sechswöchige Training einer

Katja Liebal (links) spricht gerade mit der Biologin Julia Keil über ihre Arbeit mit Affen und erläutert typische Verhal- tensweisen und Aktionsmuster der Primaten. Doch vor allem teilen beide den Zauber vieler Begegnungen mit den Tieren, die derweil oben über den Köpfen der Forscherinnen in den Baumkronen turnen und durchs Blätterdach springen.

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Firma besucht, die Haushaltshilfen rekrutiert – und analysiert über das Tagebuch ihre Gefühle zu diesem Betrieb, der die Frauen wie Unterge- bene behandelt. Ihr Kollege Ferdiansyah Thajib untersucht das Spannungsverhältnis zwischen Homosexualität, Islam und Emotionen in der indo- nesischen Gesellschaft. Ein Jahr lang haben beide nahezu täglich das Emotions-Tagebuch geführt;

entstanden sind zwölf „einzigartige kleine Bücher“, wie Stodulka sagt. Gemeinsam mit den Aufzeich- nungen der Ethnologen bilden sie ein „einzigarti- ges“ Text-Corpus. Für den Herbst 2015 lädt er die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler zur Evaluation nach Berlin ein.

Moderne Methoden der Textanalyse machen verborgene Emotionen in Berichten sichtbar Die interdisziplinäre Arbeit ist im Forschungspro- jekt durch das Prinzip der Rotation zwangsläufig sehr ausgeprägt. Jeder macht einmal alles, begibt sich in das Arbeitsgebiet des jeweiligen Gegen- übers und gewinnt dadurch einen Einblick – und:

ein Gefühl. Die Teilnehmer lernen, mit welchen Methoden die anderen Disziplinen arbeiten, wie deren Fragestellungen lauten und mit welchen Problemen sie zu tun haben. Oliver Lubrich etwa steuert vonseiten der Literaturwissenschaft eine neue, komplementäre Betrachtungsweise bei: Wie zum Beispiel Affekte in Texten erkannt und kennt- lich gemacht werden können, illustrierte er gleich zu Beginn des Forschungsprojekts in einem mehr- tägigen Workshop, bei dem es um Methoden der Textanalyse und die Rhetorik der Affekte ging.

Seinen Kollegen aus den empirisch arbeitenden Wissenschaften führte er vor, wie man mithil- fe von zwei Dutzend philologischer Methoden Reiseliteratur und Aufzeichnungen von Feldfor- schern zerlegt, um affektive Dynamiken sichtbar zu machen. „Diese sind den Verfassern selbst vielleicht gar nicht bewusst“, erläutert Lubrich. Er prüft etwa, ob ein Autor bestimmte Sprachbilder verwendet, die zum Beispiel Furcht andeuten.

Verändert sich der Sprachrhythmus bei der Begeg- nung mit einem Affen? Lässt sich aufgrund eines

veränderten Satzbaus auf Nervosität schließen?

Verändert sich die Handschrift oder häufen sich bestimmte Satzzeichen? Die Affekte können sich auch in den Wörtern selbst verstecken. Der Com- puter hilft bei der Kenntlichmachung und mar- kiert Textteile farbig oder übersetzt sie in Zahlen.

Die Textanalyse zeigt, ob es Muster im zeitlichen Ablauf der Emotionen gibt. „Diese Frage wurde in den Literaturwissenschaften bislang nicht untersucht“, sagt Oliver Lubrich. „Aber wenn man fünfzig Texte auf solche Weise vergleicht, lassen sich vielleicht Regelmäßigkeiten oder Entwick- lungsprozesse in den Empfindungen der Forscher beobachten.“ Nach den bislang gängigen Theo- rien des erlebten Kulturschocks folgen bei einem Feldaufenthalt teils widerstreitende Gefühle einander wie Anfangseuphorie, Ermüdung und

„Schlängelnder Pfad ins Landesinnere“: Auch die Wege des Urwalds bedürfen zu Land und zu Wasser erläuternder Hin- weise. Fermin Suter ist Ph.D.-Student; sein Interesse gilt der Reiseliteratur über Indonesien und Feldforschungstagebüchern.

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Weitere methodische Werkzeuge sind entstanden oder in Planung: ein Interview-Leitfaden für Feld- forscher, Ärzte, Kriegsreporter und Reiseschrift- steller; ein Handbuch, Trainings für angehende Feldforscher, ein Dokumentarfilm. Auch für Expe- rimente ist Platz. Katja Liebal und Oliver Lubrich haben zwei Standardwerke unter die Lupe genom- men: den Roman „King Kong“ von Delos W. Love- lace und den Feldforschungsbericht „Gorillas im Nebel“ der Zoologin Dian Fossey. Beide beschrei- ben, wie eine westliche Frau in das Reservat der Affen eindringt und eine emotionale Beziehung zu ihnen aufbaut. Überraschenderweise habe sich der wissenschaftliche Text als viel emotionaler und sensationalistischer gezeigt als der Roman, dieser wiederum wissenschaftlicher als erwartet, sagen beide. „Wir lesen die Literatur wie Wissen- Faszination, durchbrochen oder abgelöst von Lan-

geweile, Fremdheitsekel, Rückkehrschmerz und Abschiedsnostalgie. Thomas Stodulka hält die in den Theorien formulierte Abfolge jedoch für nicht hinreichend ausdifferenziert beziehungsweise dem Einzelnen und der jeweiligen Forscher- und Forschungssituation entsprechend: „Emotionale Zustände sind viel kurzlebiger und viel individu- eller“, sagt er. „Sie sind auch nicht so ichzentriert wie bislang angenommen, sondern extrem abhängig vom Umfeld und von der Begegnung mit anderen Menschen.“ Der Ethnologe möchte den phasenhaften Ablauf von Gefühlen deshalb mit einer detaillierteren Beschreibung verbinden.

Dazu beitragen soll das Emotions-Tagebuch – als eine Art „Gefühlsthermometer“ im Feld.

Den interdisziplinären Anspruch bekräftigen die Arbeiten der beiden Doktoranden aus der Litera- turwissenschaft und ihrer Kollegin aus der Evolu- tionären Psychologie, die ebenfalls in das Projekt eingebunden sind. Sie analysieren Reisereportagen, Feldtagebücher und Berichte der Affenforscher, wollen die Bedeutung einzelner Gefühle ent- schlüsseln und Dramaturgien erkennen, die die Emotionen von Forschern oder Reisenden während eines Aufenthalts in der Fremde regelmäßig durch- laufen. Mira Shah untersucht die „Rhetorik der Pri- matologie“ daraufhin, wie der Affe literarisch und kulturell konstruiert wird. Fermin Suter widmet sich den „Emotionen des Reisens“ und wie diese in den Reise- und Forschungstexten über Indonesien inszeniert werden. Und Julia Keil analysiert das Verhältnis von Tierforschern zu ihrem Gegenüber.

Katja Liebal brieft (von links) Mira Shah und Ferdiansyah Thajib über deren Arbeit in dem Projekt und klärt über das neue Instru-

ment „Emotions-Tagebuch“ auf. Die beiden jungen Nachwuchs- forscher sollen während ihres Besuchs in der Aufzuchtstation Camp Leakey Beobachtungen zum Verhalten der Affen erfassen.

Aufgeblättert an einer x-beliebigen Stelle: die Emotions-

Tagebücher von Katja Liebal, Thomas Stodulka und Samia Dinkelaker (von links)

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So manche Erfahrung, ob während der Feldfor- schung oder bei der Exkursion, falle in die Kategorie

„unerwartete emotional herausfordernde Situa- tion“, sagt die Affenforscherin. Letztlich habe die Reise alle darin bestätigt, wie komplex solch eine Forschungssituation sei und wie viel kulturelle Kompetenz man für Feldforschung in fremdem Umfeld brauche. „Häufig beherrscht man eine Sprache nicht, es fehlt das Wissen um die richtigen Ansprechpartner vor Ort, und man ist verunsichert durch kulturelle Unterschiede“, erzählt Liebal. Das löse viele Emotionen aus, die neben die eigentliche Forschung wie hier mit den Orang-Utans träten.

Oliver Lubrich ist zuversichtlich, dass sich mit dem Projekt eine Lücke schließen lässt: „Das Thema ist gesellschaftlich relevant, weil es nicht nur um die Wahrnehmung anderer Kulturen und Arten geht, sondern indirekt auch um unsere eigene Identität.

Die Art und Weise, wie wir unsere nächsten Ver- wandten, die Affen, gerade emotional verstehen, ist nicht zu trennen von unserem eigenen Selbst- verständnis.“ Die Herausforderung bestehe nun im Übertragungs- und Übersetzungsprozess, ergänzt Thomas Stodulka: „Es geht darum, wissenschaft- liche Daten über das Erleben, das Verhalten und die Sprache unserer Forschungssubjekte auf der Basis und unter Einbeziehung eigener emotionaler Felderfahrungen besser zu interpretieren.“

schaft und die Wissenschaft wie Literatur und kommen so zu neuen Ergebnissen“, fasst Lubrich zusammen. „In den Naturwissenschaften geht es immer um affektfreie Fakten“, bedauert Katja Liebal. „Ich fand es außerordentlich befreiend, die Texte nicht nur mit dem Blick darauf zu lesen, was darin richtig oder falsch ist, sondern konzentriert darauf, mit welchen Mitteln sie gestaltet sind.“

Die Wissenschaft über sich selbst aufklären: eine Forschungslücke wird allmählich geschlossen Auch die Reise nach Indonesien war für alle Betei- ligten ein großes Experiment. In der Sultanstadt Yogyakarta wurden die Doktoranden in einem mehrtägigen Methodenworkshop durch die Eth- nologen des Projekts auf ihre dreiwöchigen Stu- dien vorbereitet. Auch einheimische Nachwuchs- forscher profitierten davon. Danach unternahm das Team eine Exkursion zu einer Auffangstation für 350 Orang-Utans in Pasir Panjang auf der Insel Borneo, in der Liebal seit 2007 das Verhalten dieser Menschenaffen erforscht. Ziel war es, den For- scherkollegen die anspruchsvolle und schwierige Arbeit zu zeigen, die von den Mitarbeitern dort geleistet wird; was es heißt, Orang-Utan-Waisen- kinder aufzuziehen und sie für die Auswilderung vorzubereiten.

Die Doktorandin Samia Dinkelaker (rechts) wird von Thomas Stodulka interviewt. Er versucht zu erfassen, was die junge Wissenschaft- lerin gefühlt hat beim Aufeinandertreffen mit Orang-Utans wäh- rend des fünftägigen Feldforschungsauf- enthalts im Tanjung Puting National Park.

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„Jeder von uns ist persönlich und wissenschaftlich mit diesem Projekt an seine Grenzen gelangt“, stellt Katja Liebal fest, „hat vieles an sich und sei- nem wissenschaftlichen Vorgehen plötzlich neu betrachtet.“ Und das sei ja so beabsichtigt gewe- sen. „Da wir in einer großen Gruppe an Forschern unterschiedlicher Disziplinen eng zusammenge- schlossen miteinander reisten, waren wir ständig gefordert und kamen schlicht nicht umhin, immer

Der Blick auf die eigene Art und die nächsten Verwandten

station für Orang-Utans auf Borneo in Indonesien (siehe Haupttext) zusammen, profitierte ande- rerseits bei der Suche nach Probanden direkt von bestehenden Kooperationen des Leipziger MPIs mit einem Leipziger Kindergartennetzwerk und dem Leipziger Zoo.

„Die Art und Weise, wie Menschen miteinander interagieren und kommunizieren, ist einzigartig in der Tierwelt“, weiß Katja Liebal. Was den Men- schen aus Sicht des Forschertrios insbesondere auszeichne, sei seine Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und die Wahrnehmungen, Wünsche und Annahmen anderer für die eige- ne Strategie zu nutzen. Daniel Haun überprüfte vor diesem Hintergrund, ob sich Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung und Her- kunft anders verhalten oder ob sie die gleichen Strategien entwickeln. Dazu verglich er das Ver- halten deutscher Kinder und Erwachsener mit dem zweier traditioneller Kulturen in Asien und Afrika: den Bewohnern eines Dorfes in West- Samoa und den #Akhoe Hai||om, einer Jäger- und Sammlergemeinschaft in Namibia. Die beiden Völker teilen zwar eine ähnliche Lebensweise, sind jedoch unterschiedlich kulturell sozialisiert.

„In Samoa gilt es etwa als unhöflich, Annahmen über mentale Zustände anderer zu treffen“, sagt der Wissenschaftler.

Katja Liebals Spezialthema ist das Verhalten und die Interaktion von Menschenaffen, vor allem deren gestische Kommunikation. Sie testete, wie In den vergangenen Jahren war Professorin Katja

Liebal zentral in zwei weiteren von der Stiftung geförderten interdisziplinären Verbundvorhaben aktiv. Die Ergebnisse beider Projekte wurden nicht nur in der wissenschaftlichen Community stark beachtet, sondern fanden auch in der allge- meinen Wissenschaftsberichterstattung reich- lich Widerhall.

Was macht uns Menschen zu Menschen?

Bereits in dem mit einer halben Million Euro geförderten Projekt „The Evolutionary Roots of Human Social Interaction“ (2008-2012) richtete Katja Liebal gemeinsam mit Professorin Juliane Kaminski und Dr. Daniel Haun, beide seinerzeit am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthro- pologie in Leipzig, den Blick in überraschender Weise auf die eigene Art und auf die nächsten Verwandten. Das Trio begab sich auf die Suche nach den Charakteristika menschlichen Sozial- verhaltens. Welche Eigenschaften machen uns als Mensch unverwechselbar? Wie haben sich diese entwickelt? Und was unterscheidet uns von den nächsten Art-Verwandten, den Menschenaffen?

Die Forscher verglichen die kommunikativen und kognitiven Leistungen von vier Menschenaffenar- ten – Bonobos, Schimpansen, Gorillas und Orang- Utans – mit denen von Menschen verschiedener Altersstufen und Kulturen. Für die Studien zum Artvergleich arbeitete das Trio mit 16 deutschen und europäischen Zoos sowie mit der Aufzucht-

Was macht uns zum Menschen, und was unterscheidet uns vom Affen? Das große Thema der Professorin für Evolutionäre Psychologie und Verhaltensforscherin Katja Liebal, in mehreren Projekten von der VolkswagenStiftung bereits gefördert.

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Zweifel in jedem Moment, den man die engagierte Forscherin erlebt, mit jedem Gespräch. Dabei sind es immer wieder auch die ganz großen Fragen, die sie umtreiben: Was macht den Menschen zu dem, was er ist? Wie sind wir so geworden? Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Kulturen – und was zeigt uns denn nun der Blick auf unsere nächsten tieri- schen Verwandten, die Menschenaffen?

die Perspektive des jeweils Anderen einzuneh- men.“ Dass zum Beispiel manche Teilnehmer die Bootsfahrt durch den Regenwald tatsächlich als Stress empfinden würden, hätte sie nicht erwartet.

Als sie jedoch während der Rückfahrt Nasenaffen auf einem Baum entdeckten, seien alle begeistert zur Reling gerannt. „Da dachte ich: Habe ich sie doch angesteckt mit meiner Begeisterung für die Affen?“ Diese Begeisterung überträgt sich ohne

Der Blick auf die eigene Art und die nächsten Verwandten

Spielerische Experimente insbesondere der For- schergruppe um Daniel Haun belegen, dass kon- kret in mehr als der Hälfte der Fälle sich die Kleinen selbst dann konform verhielten, wenn ihre eigene Strategie zuvor erfolgreich gewesen war. Den Men- schenaffen dagegen schien es ziemlich egal, was ihre Artgenossen so taten. Sie blieben meist bei ihrem eigenen Vorgehen. Zudem passten Kinder sich vor allem dann an, wenn andere ihnen zusa- hen. Trafen sie ihre Entscheidung allein, blieben sie häufiger bei ihren Strategien, auch wenn sie andere Kinder bei Alternativen beobachtet hatten. „Konfor- mität spielt im menschlichen Sozialverhalten eine zentrale Rolle“, sagt Haun. „Sie grenzt verschiedene Gruppen voneinander ab und hilft ihnen dabei, ihre Aktivitäten zu koordinieren." Damit fördert und stabilisiert sie Gruppen – was gut sein kann, aber natürlich auch Gefahren birgt.

Fortsetzung auf Seite 34 ...

die Tiere in bestimmten Standardsituationen kommunizieren. Wie verhält sich zum Beispiel eine Gruppe Schimpansen, wenn man nur eine einzige Nahrungsquelle anbietet? Gebrauchen sie dabei Gesten? Wie bauen sich die Interaktio- nen auf? Dabei interessierte sie der Verlauf des kommunikativen Akts insgesamt – wie sich die Gruppenmitglieder etwa zueinander positionie- ren, welche Blickkontakte sie aufnehmen oder ob ihre kommunikativen Strategien womöglich abhängen von der Aufmerksamkeit, die ihnen ihr Gegenüber gewährt.

Haun, Liebal und Kaminski fanden nun – grob zusammengefasst – heraus, dass Kinder und Schimpansen sich der Mehrheitsmeinung anschließen, wenn sie etwas Neues lernen. Das ist durchaus sinnvoll, denn die Gruppe verfügt über Wissen, das einer Einzelperson nicht not- wendigerweise bekannt ist. Aber geben sie, um sich Gleichaltrigen anzupassen, auch eigene Vor- lieben auf? Ergänzende Vergleichsstudien zwi- schen Menschenaffen und Kindern zeigten, dass die Bereitschaft, eigene Vorlieben zugunsten anderer aufzugeben, beim Menschen besonders stark ausgeprägt ist – und zwar bereits bei Klein- kindern im Alter von zwei Jahren.

weitere Projekte

Begegnung mit einem erwachsenen männlichen Orang-Utan in der Aufzuchtstation im Tanjung-Puting-Nationalpark auf Java, Indonesien: in freier Wildbahn inzwischen ein seltenes Ereignis.

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