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Impulse für eine gute Politik

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Academic year: 2022

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ARZNEIMITTEL-HERSTELLER

AUS IHRER REGION

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(3)

AUF EINEN BLICK

Die Arzneimittel-Hersteller in Deutschland sind ein Innovationstreiber im Gesundheitswesen. In ihren Heimatregionen schaffen sie Arbeitsplätze und Wohlstand. Damit sie ihrer Rolle auch in Zukunft gerecht werden können, brauchen sie gute und verlässliche Rahmenbedingungen. Welche das sind, zeigt die vorliegende Broschüre.

4 Arzneimittel-Hersteller:

Partner vor Ort

Die Unternehmen sind in ihrer Heimatregion oft stark verwurzelt und seit Generationen aktiv.

Ihre Bedeutung für Arbeitsmarkt und Gemein- wesen ist spürbar.

6 Bildung, Digitalisierung, Infrastruktur und Energie:

Kernthemen für Arzneimittel-Hersteller

Unternehmerisches Handeln ist für Arzneimittel- Hersteller komplex und braucht politische Rückendeckung.

8 AMNOG:

Innovationen weiter ermöglichen

Neue Arzneimittel müssen rasch zu den Patienten gelangen und dürfen nicht im Prozess der Nutzenbe- wertung stecken bleiben.

9 Rabattverträge:

Versorgung in den Blick nehmen

Arzneimittel-Hersteller wer- den praktisch gezwungen, Rabatte zu gewähren – mit negativen Folgen für Patienten.

10 Preismoratorium:

Mehr Flexibilität bei Preisanpassungen

Arzneimittel-Hersteller dürfen für viele Mittel ihre Preise nicht entsprechend ihrer Kosten- steigerung anpassen.

11 Selbstmedikation:

Menschen profitieren

Viele Patienten behandeln leichte Erkrankungen selbst und sparen so Zeit und dem Gesund- heitssystem Ressourcen.

12 OTC-Arzneimittel:

Gewinn für das Gesundheitssystem

Selbstmedikation ist ein Schlüssel, um gesundheitspolitische Herausforderungen zu bewältigen.

13 Selbstmedikation stärken:

Was die Politik tun kann

Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln ist eine bedeutende Säule der Gesundheits- versorgung und sollte von der Politik als solche gefördert werden.

14 BAH:

Wir geben den Arzneimittel- Herstellern eine Stimme

Der BAH vertritt die Arzneimittel-Hersteller und ist Ansprechpartner für die Politik.

Herstellungskosten

Apotheken- verkaufspreis

Festbetrag

Aufzahlung

niedrig hoch

Gleiche Indikation

Gleicher Wirkstoff

Verschiedene Darreichungsformen

Tabletten Saft

10 € 15 €

0 € 5 €

10 € 10 €

(4)

ARZNEIMITTEL-HERSTELLER:

PARTNER VOR ORT

Arzneimittel heilen und lindern Krankheiten. Sie steigern die Lebens qualität von Patienten und lassen Erkrankte schneller wieder gesunden. Mehrere Hundert Arzneimittel-Hersteller – von großen Konzernen über kleine und mittlere Unternehmen bis hin zu Start-ups – machen das Tag für Tag möglich. In den Regionen sorgen die Unternehmen für Arbeit und Wohlstand.

Viele der Arzneimittel-Hersteller sind in ihrer Heimatregion stark verwurzelt. Gerade familiengeführte Unternehmen sind teils seit Generationen aktiv und fühlen sich den Men- schen vor Ort eng verbunden. Mit einer Bruttowertschöp- fung von 19,3 Milliarden Euro ist die Herstellung von Arznei- mitteln für rund ein Viertel der gesamten Wertschöpfung in der industriellen Gesundheitswirtschaft verantwortlich. Ihre Bedeutung für den Arbeitsmarkt und das Gemeinwesen ist spürbar:

Arbeitsplätze: Die Arzneimittel-Hersteller beschäf- tigen fast 120.000 Menschen deutschlandweit, viele davon jenseits der großen Metropolregionen. Die Bran- che bietet attraktive Jobs – nicht nur für Universitäts- absolventen, sondern auch für junge Menschen mit mittleren und höheren Schulabschlüssen.

Indirekte Wertschöpfung: Die Unternehmen be- schäftigen vor Ort Dienstleister, Handwerksbetriebe und Zulieferer und sind damit ein wichtiger Wirtschafts- faktor in den Regionen. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Aktivität hinterlässt die Branche indirekte Wertschöp- fungs- und Erwerbstätigkeitseffekte in Höhe von rund 34 Milliarden Euro und über 300.000 Erwerbstätigen.

Forschungskooperationen: Um neue Wirkstoffe zu entwickeln oder Darreichungsformen weiterzuentwi- ckeln, kooperieren Arzneimittel-Hersteller mit regio- nalen Forschungseinrichtungen und bilden Wissen- schaftscluster mit bundesweiter Strahlkraft.

Steuern: Arzneimittel-Hersteller leisten einen erhebli- chen Beitrag etwa zum Gewerbesteueraufkommen in Städten und Gemeinden. Sie ermöglichen damit In- vestitionen in Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen.

Gute Rahmenbedingungen

Der Gesetzgeber sollte auf die Anliegen dieser wichtigen Unternehmen stärker eingehen. Regulierungen wie Festbe- träge, Preismoratorium und Rabattverträge schränken die unternehmerischen Möglichkeiten der Arzneimittel-Herstel- ler zunehmend ein und machen wirtschaftliches Agieren schwieriger. Aber nur erfolgreiche Unternehmen können weiterhin für die Gesundheit der Menschen forschen und zum Wohlstand der Regionen beitragen.

Steigende Bruttowertschöpfung

Die Bruttowertschöpfung der Arzneimittel-Hersteller – also der Wert aller produzierten Waren abzüglich der Ausgaben – ist zwischen 2006 und 2018 um insgesamt über 62 Prozent gestiegen. Davon profitieren insbesondere die Menschen in den Regionen, in denen die Unternehmen angesiedelt sind.

Wichtiger Beitrag zu Bruttowertschöpfung und Beschäftigung Im industriell geprägten Teil der Gesundheitswirtschaft werden mehr als jeder fünfte Euro an Bruttowertschöpfung und mehr als 13 Prozent der Beschäftigung geschaffen.

5 10

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

19,3

Mrd. €

11,9

Mrd. €

+62

%

Quelle: BMWi 2019; Berechnungen: WifOR

Quelle: BMWi 2019; Berechnungen: WifOR

Bruttowertschöpfung der gesamten Gesundheitswirtschaft

23

%

= 84 Mrd. €

13

%

= 1 Mio.

Industrielle Gesundheits- wirtschaft

Industrielle Gesundheits- wirtschaft

370 Mrd.€

Erwerbstätige der gesamten Gesundheitswirtschaft

7,6 Mio.

(5)

Beschäftigungszahlen nach Bundesländern im Jahr 2017

Baden-Württemberg

Hessen

Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen

Berlin

Bayern

Schleswig-Holstein

Niedersachsen

Sachsen-Anhalt

Sachsen

Thüringen

Brandenburg Hamburg

Mecklenburg-Vorpommern

Saarland

Bremen

29.477 21.625

11.878 11.797 8.991 7.691 6.075 5.288 5.131 2.996 1.659

1.362 1.397

919 594 (k. A.)

+13,7 %

+12,9 %

+3,6 %

+18,4 %

– 5,9 %

+14,3 %

+15,2 %

+13,8 %

+35,1 %

+8,4 %

+46,0 %

+66,5 %

+49,8 %

+125,2 % Veränderung ggü. 2010

Grundlage bilden die Daten der in Deutschland ansässigen Hersteller pharmazeutischer Erzeugnisse.

Für Bremen liegen keine Daten vor, für das Saarland Zahlen aus dem Jahr 2012 (Quelle: Destatis, 2019).

5 10

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

19,3

Mrd. €

11,9

Mrd. €

+62

%

Quelle: BMWi 2019; Berechnungen: WifOR

Quelle: BMWi 2019; Berechnungen: WifOR

Bruttowertschöpfung der gesamten Gesundheitswirtschaft

23

%

= 84 Mrd. €

13

%

= 1 Mio.

Industrielle Gesundheits- wirtschaft

Industrielle Gesundheits- wirtschaft

370 Mrd.€

Erwerbstätige der gesamten Gesundheitswirtschaft

7,6 Mio.

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BILDUNG, DIGITALISIERUNG, INFRA-

STRUKTUR UND ENERGIE: KERNTHEMEN FÜR ARZNEIMITTEL-HERSTELLER

Der Gesundheitsbereich ist – aus guten Gründen – so stark wie kaum ein anderer Sektor reguliert.

Unternehmerisches Handeln wird dadurch sehr komplex. Umso wichtiger ist es, dass die Arznei- mittelbranche breite politische Rückendeckung erfährt.

Neben den speziell arzneimittelspezifischen Themen wie Arzneimittelsicherheit, Nutzenbewertung oder Erstat- tungsfragen spielt die klassische Wirtschaftspolitik eine erhebliche Rolle. Denn bei aller Besonderheit des Marktes müssen Arzneimittel-Hersteller wie alle Unternehmen im Wettbewerb bestehen, Gewinn erwirtschaften und dafür investieren – in Forschung und Entwicklung, in Infrastruktur, in digitale Sicherheit und in Mitarbeiter.

Bildung: Dem Fachkräftemangel begegnen Arzneimittel-Hersteller bieten Arbeitsplätze mit überdurch- schnittlich hohen Qualifikationsanforderungen, und das nicht nur in der Forschung oder im Qualitätsmanagement.

Im Mittelpunkt stehen neben IT-Experten die MINT-Berufe, also solche mit starkem Bezug zu Mathematik, Informa- tik, Natur- und Ingenieurwissenschaft sowie Technik. Der internationale Wettbewerb um die besten Universitätsab- solventen ist hier besonders hoch, der Fachkräftemangel hat die Branche längst erreicht und verschärft sich zuse- hends. Aber auch Auszubildende müssen in den IT- und MINT-Bereichen fit sein. Hier braucht es eine bessere Vor- bildung in den Schulen.

Umso schwerwiegender, dass Deutschland in Sachen Bil- dungsausgaben pro Einwohner im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinkt und noch nicht einmal den EU- oder OECD-Durchschnitt erreicht. Hier muss ein Umdenken stattfinden. Es müssen mehr Landes- und Bundesmittel für Bildung ausgegeben werden, sowohl im Schul- und Hochschulbereich als auch in der frühkindlichen Bildung.

Digitalisierung: Breitbandausbau und IT-Sicherheit voranbringen

Die fortschreitende Digitalisierung verändert und verbes- sert Prozesse rund um die gesamte Wertschöpfungskette eines Arzneimittels. Sowohl in der Forschung als auch in der Produktion und Distribution werden große Datenmengen erzeugt, ausgewertet und bearbeitet, um neue Arzneimittel zu entwickeln, zu verbessern, den Herstellungsprozess zu sichern oder die Arzneimittel in den Verkehr bringen zu können. Dafür investieren die Unternehmen große Geld- summen in entsprechende Technologien und personelles Know-how. Allerdings ist die digitale Infrastruktur nicht ausreichend. Der Transfer großer Datenmengen scheitert mitunter schlichtweg an der schlechten Internetanbindung.

Steigende Stromkosten

In den letzten zehn Jahren ist der Strompreis (inkl. Stromsteuer) für deutsche Unternehmen um fast 60 Prozent gestiegen.

Quelle: BDEW, 2019

5 ct/kWh 10 ct/kWh 15 ct/kWh

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

2,05 3,53 3,59 5,28 6,24 6,17 6,35 6,88 6,79 6,41

12,07

14,04 14,33 15,11 15,32 15,23 15,55

17,09 17,96 19,00

Gesamtpreis in Cent pro Kilowattstunde Anteil EEG-Umlage

(7)

Gerade für Arzneimittel-Hersteller in ländlichen Regionen erwächst daraus ein erheblicher Wettbewerbsnachteil.

Dieser erhärtet sich noch darin, dass bei der Rekrutierung von Fachkräften zum Beispiel gewünschte Arbeitsmodelle wie Homeoffice nicht angeboten werden können, weil die Infrastruktur dafür nicht geschaffen ist. Die Bundesregie- rung muss ihre Zusagen etwa in Sachen Breitbandausbau endlich umsetzen und die digitale Infrastruktur grundlegend modernisieren.

Die Pharmazeutischen Unternehmen müssen sowohl die Produktion als auch die Lieferung von Arzneimitteln jeder- zeit sicherstellen. Sollten IT-Strukturen beschädigt werden oder ausfallen, könnte dies negative Auswirkungen auf die Versorgung mit Arzneimitteln haben. Dies hat die Politik erkannt und deshalb Arzneimittel-Hersteller, die eine be- stimmte Menge an verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in den Verkehr bringen, sowie Großhändler als Betreiber sogenannter kritischer Infrastrukturen angesehen. Damit werden sie im Rahmen des IT-Sicherheitsgesetzes und der BSI-Kritisverordnung verpflichtet, Vorkehrungen zur Gewährleistung der IT-Sicherheit zu treffen und ein be- stimmtes Niveau an IT-Sicherheit vorzuhalten. Wichtig ist es daher, dass die Arzneimittel-Hersteller die dafür not- wendigen finanziellen Mittel auch refinanzieren können und nicht durch Spardiktate bestraft werden.

Infrastruktur: Investitionsstau endlich angehen Neben der digitalen Infrastruktur ist für Arzneimittel-Her- steller auch die klassische Verkehrsinfrastruktur ein Er- folgskriterium. Mitarbeiter sollten morgens rasch und ohne große Umwege zu ihrer Arbeitsstätte kommen können.

Aber auch die schnelle Zu- und Auslieferung von Wirk- stoffen beziehungsweise Arzneimitteln sollte zu jeder Zeit möglich sein. Voraussetzung dafür sind ein gut ausge- bautes Verkehrsnetz sowie gut instandgehaltene Brücken und Wege – und das nicht nur in und um Metropolen, sondern insbesondere auch in ländlichen Regionen. Doch Deutschland vernachlässigt seit Jahrzehnten seine Ver- kehrsinfrastruktur und lebt von der Substanz. Die Netto- investitionen waren über lange Zeit negativ, das heißt: Der Verfall der öffentlichen Infrastruktur war jedes Jahr größer als das, was zusätzlich neu investiert wurde. Das Ergebnis ist ein massiver Investitionsstau, den es nun abzubauen gilt. Ein erster Schritt war der in 2016 beschlossene Bun- desverkehrswegeplan, mit dem die Bundesregierung bis 2030 rund 270 Milliarden Euro in Straßen, Schienen und Wasserwege investieren will. Allerdings fehlt es in vielen kommunalen Bauämtern massiv an Planungskapazitäten, was den Ausbau- und Sanierungsarbeiten weiter verzögert – selbst wenn genügend Mittel da sind. Auch hier muss gegengesteuert werden.

Stromkosten: Erneuerbare-Energien-Gesetz reformieren

Mit der EEG-Umlage will die Bundesregierung Strom aus regenerativen Quellen fördern. Anders als energieintensive Industrien, die weitgehend von der Umlage befreit sind, müssen Arzneimittel-Hersteller sie in voller Höhe mittragen.

Gleichzeitig haben die Unternehmen nahezu keine Mög- lichkeiten, die steigenden Kosten zu kompensieren, denn gesetzliche Regelungen deckeln die Einnahmen direkt oder indirekt. So verbietet das bis 2022 verlängerte Preismo- ratorium Preissteigerungen bei bestimmten Arzneimitteln, und Rabattverträge zwingen die Hersteller zu erheblichen Abschlägen. Es braucht deshalb eine Neuregelung bei der EEG-Umlage, die die sozioökonomische Bedeutung von Arzneimittel-Herstellern berücksichtigt.

1. Südkorea 2. Japan 3. Litauen 4. Lettland

78,5

%

77,3

%

72,1

%

66,0

%

13,8

%

13,7

%

4,1

%

2,6

%

1,5

%

0,2

%

24,8

% OECD-Durchschnitt

25. USA 26. Frankreich 31. Italien

32. Deutschland

35. Großbritannien 37. Griechenland

Glasfaserausbau: Deutschland weit abgeschlagen Anteil von Glasfaseranschlüssen an allen

Festnetz-Breitbandanschlüssen im Juni 2018

Quelle: OECD, Stand Juni 2018

(8)

AMNOG:

INNOVATIONEN WEITER ERMÖGLICHEN

Die Unternehmen der Branche sind hochinnovativ. Neu entwickelte Arzneimittel heilen oder lindern Krankheiten schneller und mit weniger Nebenwirkungen. Die Innovationen müssen aber auch beim Patienten ankommen. Um diese neuen Arzneimittel rasch in die Versorgung bringen zu können, brauchen die Unternehmen stabile und verlässliche Rahmenbedingungen.

Seit 2011 führt der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) für jedes neu auf den Markt kommende innovative Arz- neimittel eine frühe Nutzenbewertung nach § 35a SGB V durch. Der Arzneimittel-Hersteller muss dabei belegen, ob und in welchem Ausmaß das Arzneimittel gegenüber der sogenannten zweckmäßigen Vergleichstherapie einen Zusatznutzen hat. Anhand des Ergebnisses verhandeln Hersteller und GKV-Spitzenverband anschließend den so- genannten Erstattungsbetrag. Dieser Grundsatz wurde mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) eingeführt und ist grundsätzlich zu begrüßen. Einige Nach- besserungen sind allerdings noch nötig:

Realistische Anforderungen setzen: Arzneimit- tel-Hersteller müssen beim GBA umfangreiche Unter- lagen einreichen, damit dieser eine Nutzenbewertung durchführen kann. Dabei zeichnet sich ab, dass die An- forderungen an die Hersteller und die einzureichenden Unterlagen immer höher werden. Eine Fehlentwicklung, die im Zweifelsfall dazu führt, dass wichtige Innovatio- nen nicht in der Versorgung ankommen.

Beste Versorgung sicherstellen: Das AMNOG wur- de eingeführt, um faire Preise für neue Arzneimittel festzulegen. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass Krankenkassen Ärzte durch regionale Verord- nungsvorgaben, damit verknüpfte Warnhinweise und Regressdiskussionen stark verunsichern. Ärzte verord- nen daher Arzneimittel, die das AMNOG durchlaufen haben, nach wie vor nur zögerlich. Damit konterkarie- ren Krankenkassen den damit verbundenen höheren Patientennutzen.

Hier braucht es mehr Dialog zwischen Gesetzgeber, Ak- teuren aus dem Gesundheitsbereich und den Herstellern.

Ziel muss eine Gesetzgebung sein, die sich auf die wirklich notwendigen Auflagen beschränkt und den Patientennut- zen an erste Stelle rückt. Der BAH steht dafür gerne als Gesprächspartner bereit.

13 1

20,1

%

0,9

%

17,2

%

27

18,9

%

170 43,0

%

Weitergeltung des geschiedsten Erstattungsbetrags Opt-Out

nicht qualifizierbarer

Zusatznutzen beträchtlicher Zusatznutzen

erheblicher Zusatznutzen

geringer Zusatznutzen Zusatznutzen

nicht belegt

Erstattungsbetrag festgesetzt

Erstattungsbetrag vereinbart

gesamt 211 Verfahren 349

Arzneimittel mit Erstattungsbetrag 2011 bis 2018

G-BA-Beschlüsse über Zusatznutzen 2011 bis 2018, prozentualer Anteil*

* ohne Subpopulationen; Quelle: G-BA, GKV-SV (eingesehen am 18.3.2019); eigene Berechnungen

65 Prozent der Preise in Deutschland liegen unter dem EU-Durchschnitt.

Dies kann zu einem Abfluss von für den deutschen Markt bestimmter Ware

und somit zu Lieferengpässen führen.

65 %

Quelle: vfa 2018; Berechnungen: Pharma-Preisinforma- tionssystem (PPI) der GÖG, Lauer-Taxe

(9)

RABATTVERTRÄGE: VERSORGUNG IN DEN BLICK NEHMEN

Rabatte zu verhandeln, ist üblich in der Marktwirtschaft. Freiwilligkeit ist dabei entscheidend. Im Arzneimittelmarkt ist das jedoch anders: Hier werden Hersteller qua Gesetz praktisch gezwungen, deutliche Nachlässe zu gewähren – mit teilweise negativen Auswirkungen auf die Versorgung.

Besonders von Rabattverträgen betroffen sind die soge- nannten Generika, also Präparate, die nicht mehr patent- geschützt sind. Zum Hintergrund: Seit 2007 sind Apo- theken dazu verpflichtet, an den Patienten vorzugsweise rabattierte Arzneimittel abzugeben. Dafür schließen die gesetzlichen Krankenkassen mit den Arzneimittel-Her- stellern eine vertragliche Vereinbarung mit einer regulären Laufzeit von zwei Jahren über die exklusive Belieferung der Versicherten mit einzelnen Arzneimitteln des Herstellers.

Im Gegenzug gewähren die Hersteller den Krankenkassen bestimmte Rabatte. Hersteller, die bei den entsprechen- den Verträgen nicht zum Zuge kommen, sind durch diese Regelung praktisch vom Markt ausgeschlossen.

Instrument reformieren – Versorgung sichern Im Ergebnis führen die Rabattverträge zu weniger Vielfalt im Arzneimittelmarkt. Die Verträge bergen zudem die Gefahr

von Lieferengpässen, da oft nur wenige oder ein einziger Hersteller den Markt versorgen. Das Nachsehen haben die Patienten. Das Instrument sollte daher reformiert werden:

3-Partnermodell etablieren: Um Lieferengpässe zu vermeiden, empfehlen wir, bei Rabattvertragsaus- schreibungen pro Los drei statt nur einen Hersteller zu berücksichtigen. So gibt es Alternativen, wenn ein Anbieter Lieferschwierigkeiten hat.

Ausnahmen von Rabattverträgen ermöglichen:

Bestimmte Arzneimittel sollten von Rabattvertrags- ausschreibungen ausgeschlossen werden. Dies betrifft etwa sogenannte versorgungskritische Wirkstoffe wie etwa Antibiotika. Hier sind Ausnahmen vorzusehen, um etwaige Lieferengpässe zu verhindern.

Festbeträge: Mehr Differenzierung nötig

Bereits 1989 hat der Gesetzgeber das Festbetragssystem eingeführt. Seitdem erstattet die gesetzliche Krankenver- sicherung bei den meisten Arzneimitteln die Kosten nur bis zu einer Obergrenze, den sogenannten Festbeträgen.

Kostet das Arzneimittel mehr, müssen die Patienten die Differenz aufzahlen.

Um die Festbeträge zu ermitteln, werden Arzneimittel in Gruppen eingeteilt. Dabei landen Mittel mit gleicher Indikation häufig in derselben Gruppe, egal in welcher Darreichungsform sie angeboten werden. Einen Saft oder ein Spray zu produzieren, ist jedoch deutlich teurer als die Herstellung einer Tablette. Das benachteiligt Patienten, die Tabletten nicht gut schlucken können, wie Kinder oder Ältere. Festbeträge werden alle zwei Jahre angepasst – in der Regel nach unten. Immer weniger Arzneimittel können so gewinnbringend produziert werden.

Eine Reform des Festbetragssystems ist geboten. Die für Patienten oftmals so wichtige Weiterentwicklung der Dar- reichungsform, muss bei der Erstattung durch die Kassen berücksichtigt werden.

Herstellungskosten

Apotheken- verkaufspreis

Festbetrag

Aufzahlung

niedrig hoch

Gleiche Indikation

Gleicher Wirkstoff

Verschiedene Darreichungsformen

Tabletten Saft

10 € 15 €

0 € 5 €

10 € 10 €

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PREISMORATORIUM: MEHR FLEXIBILITÄT BEI PREISANPASSUNGEN

Was hat der Arzneimittelmarkt mit dem Energie- und dem Postwesen gemeinsam? Es handelt sich jeweils um Märkte, die einer besonderen Regulierung unterliegen. Aber: Während die Bundesnetz- agentur beispielsweise beim Porto deutliche Preiserhöhungen zulässt, damit Anbieter ihre gestiegenen Kosten kompensieren können, ist dies bei bestimmten Arzneimitteln seit 2009 nahezu ausgeschlossen.

Hersteller bleiben auf steigenden Kosten sitzen Das sogenannte Preismoratorium sieht vor, dass Hersteller bei bestimmten Arzneimitteln Preiserhöhungen gegen- über dem 1. August 2009 als Abschläge an die Kranken- kassen abführen müssen. Der faktische Preisstopp ist zunehmend problematisch für die Hersteller. Zwar kön- nen die Hersteller seit Juli 2018 ihre Preise in Höhe der Inflationsrate anheben. Jedoch: Löhne, Energiekosten, Einkaufspreise und die Kosten für IT-Sicherheit sind in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen. Hinzu kommen stetig steigende regulatorische Anforderungen an die Unternehmen. Allein die Umsetzung der EU-Fäl- schungsschutz-Richtlinie bis Februar 2019 kostete die deutschen Hersteller rund eine Milliarde Euro. Der Inflati- onsausgleich kann somit nur als erster Schritt betrachtet werden.

Schlechtere Versorgung als Folge

Nach fast zehn Jahren ohne nennenswerte Preiserhö- hungen sind die Effizienzreserven vieler Arzneimittel-Her- steller ausgeschöpft. Denn neben dem Preismoratorium belasten zudem Rabattverträge und Festbeträge die Arbeit der Unternehmen. Die Folgen können gravierend sein:

Abwanderung ins Ausland: Um Kosten zu sparen, konzentrieren Hersteller ihre Produktion auf wenige Standorte oder verlagern sie nach und nach ins Aus- land – nicht selten außerhalb Europas. So geht nicht nur Wertschöpfung in Deutschland verloren, es steigt auch die Gefahr von Lieferengpässen.

Ausscheiden aus dem Markt: Ist eine kostendecken- de Produktion nicht mehr möglich, besteht die Gefahr, dass Hersteller die Produkte vom Markt nehmen. Für Patienten gehen wertvolle Therapieoptionen verloren.

Insbesondere Hersteller von Schrittinnovationen sind betroffen, die keine neuartigen – patentgeschützten – Wirkstoffe entwickeln, sondern bekannte Arzneimittel weiterentwickeln. Im Fokus stehen beispielsweise neue Darreichungsformen bei Arzneimitteln für Kinder oder äl- tere Menschen.

Preismoratorium abschaffen

Das Preismoratorium wurde 2010 vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der damaligen finanziellen Defizite der gesetzlichen Krankenkassen eingeführt. Doch anstatt das Instrument grundlegend zu überdenken, wurde es 2017 noch einmal bis 2022 verlängert – gerade angesichts zahl- reicher weiterer Instrumente zur Kostenreduktion eine we- nig nachvollziehbare Entscheidung. Auch der inzwischen vorgesehene Inflationsausgleich reicht in keiner Weise aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren.

Stromkosten Tarifsteigerung IG BCE

(≈ Inflationsrate)

+30,7

%

+57,5

%

+1,8

%

+ 20 % + 60 %

+ 40 %

Preise betroffener Arzneimittel*

Lohn- und Stromkosten steigen – Preiserhöhungen für Arzneimittel jedoch ausgeschlossen

Preissteigerungen von 2009 bis 2018

Quelle: DIHK, IG BCE, BAH;

*Erstattungsfähige Arzneimittel, für die kein Festbetrag festgesetzt ist

Belastungen durch EU-Fälschungsschutz-Richtlinie Gemäß einer neuen Richtlinie sind seit Februar 2019 nahezu alle verschreibungspflichtigen Arzneimittel mit neuen Sicherheitsmerk- malen ausgestattet: eine sinnvolle Maßnahme, um die Arzneimittel- sicherheit weiter zu erhöhen. Doch die Vorgaben belasten Hersteller mit rund einer Milliarde Euro – ohne dass sie diese zusätzlichen Kosten über höhere Arzneimittelpreise kompensieren könnten.

Neues Design für Arzneimittel-

packungen

Anbringung Erstöffnungs-

schutz

Serialisierung und Einspeisen in EU-Datenbank

Investition in Produktionslinien

(Technik und Software)

(11)

SELBSTMEDIKATION:

MENSCHEN PROFITIEREN

Von Schnupfen bis Magenbeschwerden, von Kopfschmerzen bis Erkältungen – die Deutschen leiden an rund einer Milliarde leichter, vorübergehender Gesundheitsstörungen pro Jahr. Viele Menschen behandeln diese eigenverantwortlich mit rezeptfreien Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten aus der Apotheke. Für den mündigen und an Gesundheitsthemen interessierten Menschen ist die Ent- scheidungsfreiheit über seinen Gesundungsprozess von wachsender Bedeutung.

Mehr als die Hälfte der Arzneimittel, die in Apotheken abge- geben werden, sind verschreibungsfrei. Diese sogenannten OTC-Arzneimittel („over the counter“) dürfen von Apothe- ken ohne ärztliches Rezept an Patienten abgegeben wer- den. Die Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln ist somit ein wichtiger Pfeiler der Gesundheitsversorgung.

Menschen profitieren

Menschen wollen zunehmend selbstbestimmt über ihre Gesundheit entscheiden. Von einer Selbstmedikation, ide- alerweise im Rahmen einer heilberuflichen Beratung durch den Apotheker, profitieren sie:

Aktive Beteiligung: Menschen agieren eigenverant- wortlich und werden so zu kompetenten Managern ihrer eigenen Gesundheit.

Zeitersparnis: Durch eine apothekengestützte Selbst- medikation können unter Umständen zeitraubende Arztbesuche entfallen. Das spart nicht nur dem Ein- zelnen Zeit, sondern auch der Volkswirtschaft.

Einfacher Zugang zu heilberuflicher Beratung:

Vor-Ort-Apotheken bieten eine schnelle und niedrig- schwellige Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen. Menschen erhalten auch spätabends oder am Wochenende das passende Arzneimittel und die entsprechende Beratung dazu.

Selbstmedikation ist Ausdruck einer aktiven Beteiligung des Einzelnen an seinem individuellen Heilungs- und Ge- sunderhaltungsprozess und trägt dazu bei, dass Menschen mit leichten gesundheitlichen Beschwerden schneller wie- der ihren alltäglichen Aufgaben nachgehen können.

Wichtige Rolle der Apotheke

Die Apotheke vor Ort gewinnt als niedrigschwellige Bera- tungs- und Gewährleistungsinstanz an Bedeutung. Hier erhält der Bürger die für den Therapieerfolg bedeutsame persönliche Ansprache und die Sicherheit, dass etwaige Risiken, aber auch mögliche Optionen in seiner Situation erkannt werden. Dabei profitiert der Einzelne von dem qua- litativ hochwertigen Angebot. Die Rolle der Vor-Ort-Apo- theken, etwa als lokale Gesundheitskompetenz- und Kommunikationszentren, sollte daher weiterentwickelt und gefördert werden.

Apotheken ohne Nachfolge

„Wenn Sie in den nächsten zwei bis drei Jahren ihre (Haupt-) Apotheke verkaufen wollten bzw. einen Nachfolger suchen würden: Mit wie vielen ernsthaften Interessenten für eine Nachfolge würden Sie rechnen?“

72 Prozent der Bevölkerung in Deutschland attestieren Apotheken eine hohe Vertrauenswürdigkeit.

18,4

%

16,1

%

21,0

%

44,4

%

kein Interessent Insgesamt

0,0

%

51,1

%

27,0

%

21,9

%

Kleinst- apotheken*

1 Interessent 2–4 Interessenten

> 4 Interessenten

* weniger als 1. Mio. € Umsatz Quelle: ABDA

Quelle: BAH-Gesundheitsmonitor

72 %

(12)

OTC-ARZNEIMITTEL: GEWINN FÜR DAS GESUNDHEITSSYSTEM

2030 wird ein Viertel der Deutschen 67 Jahre oder älter sein, 2060 bereits annähernd ein Drittel.

Diese längere Lebenserwartung ist eine gute Nachricht. Der demografische Wandel stellt jedoch das Gesundheitssystem vor große Aufgaben. Weitere Herausforderungen für die Gesundheitsversorgung der Zukunft stellen die Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung, Individualisierung und weitere Ver- änderungen in der Arbeitswelt dar. Gemeinsam mit einer besseren Gesundheitserziehung und mehr Prävention kommt der Selbstmedikation in Zukunft eine Schlüsselrolle zu, damit die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt werden.

Selbstmedikation spart Ressourcen

Die Selbstmedikation mit Arzneimitteln und Gesundheits- produkten, insbesondere in Verbindung mit der persönli- chen fachlichen Beratung in der Apotheke, ist bereits heute ein zentraler Baustein in der Gesundheitsversorgung. Ohne Selbstmedikation wäre das deutsche Gesundheitssystem längst kollabiert, wie ein Gutachten der May+Bauer GbR im Auftrag des BAH belegt:

Ärzte werden entlastet: Wenn Menschen bei leich- ten Gesundheitsstörungen wie Schnupfen oder Kopf- schmerzen nicht den Arzt, sondern die Apotheke auf- suchen, sparen nicht nur die Patienten Wege- und Wartezeiten, sondern Ärzte können diese Zeit effektiver für Patienten mit schwerwiegenderen Erkrankungen nutzen. Jeder Hausarzt gewinnt so gemäß einer ak- tuellen Studie pro Tag bis zu zwei Stunden, die er für diese Patienten nutzen kann. Pro Jahr werden von Ärzten in Deutschland 100 Millionen Fälle leichter, vor- übergehender Gesundheitsstörungen behandelt. Wenn nur ein Bruchteil davon statt beim Arzt in der Apotheke versorgt werden würde, könnte dies zu erheblichen Einsparungen für alle Beteiligten führen.

Krankenkassen sparen Kosten: Wenn teure Arztbe- suche entfallen und Menschen einen Teil der Kosten für ihre Arzneimittel selbst übernehmen, spart dies nicht nur Zeit für alle Beteiligten, sondern auch sehr viel Geld.

So spart die gesetzliche Krankenversicherung durch Selbstmedikation heute schon gesundheitsökonomisch einen Beitrag im Gegenwert von 21 Milliarden Euro pro Jahr. Bei Gesamtausgaben von zuletzt rund 217 Milliarden Euro ist das immerhin fast ein Zehntel.

Volkswirtschaft gewinnt: Wenn von diesen 100 Mil- lionen Fällen leichter Gesundheitsstörungen in Zukunft 40 Prozent der Patienten statt zum Arzt in die Apothe- ke gingen, würde dies zu gesundheitsökonomischen Einsparungen für die Volkswirtschaft von 750 Millionen Euro und für die gesetzliche Krankenversicherung von 2,7 Milliarden Euro führen.

Selbstmedikation stärken

Selbstmedikation hat durch den Wegfall von Wege- und Wartezeiten beim Arzt einen erheblichen Nutzen für den ein- zelnen Menschen. Sie ist, insbesondere in Verbindung mit der heilberuflichen Beratung in der Apotheke, eine indi- viduelle und effiziente Form der Gesundheitsversorgung.

Darüber hinaus hat Selbstmedikation einen erheblichen gesellschaftlichen Nutzen: Sie setzt bei Ärzten Ressourcen für die Behandlung schwerwiegenderer Erkrankungen frei und trägt so zu einer nachhaltigen Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems bei. Weniger Arztbesuche entlasten zudem nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber, und führen so zu volkswirtschaftlichen Einsparungen.

Steigender Umsatz mit OTC-Arzneimitteln Umsatz in Mio. Euro

Quelle: BAH

Rezeptfreie Arzneimittel Rezeptpflichtige Arzneimittel

41.845 43.806 45.076 46.827 48.873

6.026 6.413 6.582 6.727 6.958

2014 2015 2016 2017 2018

40.000 20.000

(13)

SELBSTMEDIKATION STÄRKEN:

WAS DIE POLITIK TUN KANN

Das Gesundheitssystem in Deutschland steht in den kommenden Jahrzehnten vor erheblichen Herausforderungen. Damit es weiter bezahlbar bleibt und allen Menschen gleichermaßen Zugang zu hochwertigen Gesundheitsleistungen bietet, muss die Politik die gesundheitsbezogene Eigenverant- wortung des Einzelnen stärken. Hierzu gehört neben einem Nachholbedarf bei Gesundheitserziehung und Prävention die Selbstmedikation als wichtiger Baustein der Gesundheitsversorgung. Wie kann die Politik sie stärken?

Es ist überfällig, dass die politischen Akteure die Selbst- medikation, insbesondere die apothekengestützte Selbst- medikation, als eine bedeutende Säule der Gesundheits- versorgung anerkennen und deren Ausbau vorantreiben.

Dafür müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden:

Apothekenpflicht stärken: Apotheken übernehmen eine wichtige Lotsenfunktion, damit Patienten leichte, vorübergehende Gesundheitsbeschwerden selbst behandeln können. Sie beraten Patienten und klären fachkundig und individuell über Chancen und Risiken der Selbstmedikation auf. Die Apothekenpflicht von Arzneimitteln darf nicht – wie von Teilen der EU gefor- dert – aufgeweicht werden.

Switches fördern: Selbstmedikation braucht siche- re Arzneimittel, die niederschwellig – das heißt ohne ärztliches Rezept – zugänglich sind. Es sollte daher vermehrt geprüft werden, ob Arzneimittel aus der Ver- schreibungs- in die Apothekenpflicht überführt werden können. In der Abwägung dieser sogenannten Switches sollten die Chancen stärker berücksichtigt werden.

Darüber hinaus sollte der Switch-Prozess für Hersteller vereinfacht, die Hersteller stärker in den Prozess mit einbezogen und eine Marktexklusivität nach einem OTC-Switch eingeführt werden.

Innovationen ermöglichen: Patienten profitieren von einer großen Vielfalt an Arzneimitteln und Darrei- chungsformen. Regulierungen müssen so ausgestaltet sein, dass Hersteller Anreize haben, Innova tionen zu entwickeln.

Evidenzbewertung anpassen: Bei der Frage nach dem Wirkungsnachweis von OTC-Arzneimitteln sollte den Erfahrungswerten von Patienten und Heilberuflern mehr Gewicht beigemessen werden. Ziel muss es sein, die bestmögliche Entscheidung für den einzelnen Pa- tienten treffen zu können.

Vertrauenswürdige Informationsstellen schaffen:

Über die Hälfte der Bundesbürger informiert sich per Internet über Gesundheitsthemen. Die Flut an Infor- mationen ist riesig, seriöse und unseriöse Quellen sind nicht immer eindeutig zu unterscheiden. Hier braucht es mehr Orientierungs hilfen sowie neue, geprüfte Anlauf- stellen im World Wide Web. Bei deren Ausgestaltung ist die Expertise der Arzneimittel-Hersteller miteinzubin- den. Darüber hinaus sollte die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung durch Angebote zur Gesundheitser- ziehung in Schulen verbessert werden.

Informationen im Internet müssen besser werden Bewertung des wachsenden Angebots an

Gesundheitsinformationen im Internet:

Befragte, die sagten „trifft voll und ganz zu“ oder „trifft eher zu”; N > 1.916 Befragte Quelle: Kantar Emnid, Befragung Oktober 2017

65

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56

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51

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51

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49

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34

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32

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Es ist schwer, zu erkennen, welche Informationen vertrauenswürdig sind.

Patienten haben dadurch erhöhte Erwartungen und Ansprüche an den behandelnden Arzt.

Es verunsichert und beunruhigt Patienten.

Die Fülle der Informationen verwirrt die Patienten nur.

Es bietet eine gute Ergänzung zu den Informationen des Arztes.

Es trägt dazu bei, dass Patienten den Ärzten weniger ausgeliefert sind.

Es gibt mehr Sicherheit im Umgang mit gesundheitlichen Beschwerden.

Es verhilft Patienten zu einer stärkeren Stellung gegenüber Ärzten.

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BAH: WIR GEBEN DEN ARZNEIMITTEL- HERSTELLERN EINE STIMME

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) repräsentiert rund 400 Mitgliedsunterneh- men aus den Bereichen Herstellung und Vertrieb von rezeptpflichtigen wie rezeptfreien Arzneimitteln sowie stofflichen Medizinprodukten. Neben den Arzneimittel-Herstellern zählen auch Dienstleister rund um das Arzneimittel, beispielsweise Apotheker, Rechtsanwälte, Verlage, Agenturen sowie Markt- und Meinungsforschungsinstitute im Gesundheitsbereich, zu den Mitgliedern des BAH.

Der BAH ist damit mit Abstand der mitgliederstärkste Verband der Arzneimittelbranche in Deutschland.

Die Mitgliedsunternehmen des BAH beschäftigen in Deutschland über 80.000 Mitarbeiter.

Viele der BAH-Mitgliedsunternehmen sind mittelstän- disch geprägt, das heißt, sie beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter. Regionale Cluster haben

sich vor allem in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern gebildet. Aber auch abseits der Ballungsgebiete sind BAH-Unter- nehmen – teils seit mehreren Generati- onen – fest in der Region verankert.

Regional geprägte Branche ordentliche BAH-Mitglieder

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Ubierstraße 71–73 Friedrichstraße 134 53173 Bonn 10117 Berlin T 0228 957 45 - 0 T 030 308 7596 - 0 bah@bah-bonn.de www.bah-bonn.de Redaktion:

Wolfgang Reinert Nadine Nölte Dr. Maria Verheesen Redaktionsschluss:

Juni 2019

Agenturpartner:

Köster Kommunikation, Berlin

GDE | Kommunikation gestalten, Bonn publicgarden GmbH, Berlin

Bildnachweise:

istockphoto/nicolas Hinweis:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.

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Referenzen

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