• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Kinder- und Jugendpsychiatrie: Der Countdown läuft" (20.02.2009)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Kinder- und Jugendpsychiatrie: Der Countdown läuft" (20.02.2009)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A328 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 8⏐⏐20. Februar 2009

D

as Telefon in der Praxis von Dr. med. Jan Nedoschill steht nicht mehr still. Im Sommer des ver- gangenen Jahres kündigten der Ver- band der Ersatzkassen bundesweit für alle Ersatzkassen und eine große Anzahl regionaler Kassen die So- zialpsychiatrie-Vereinbarung (SPV) zum 31. Dezember 2008. Als Grund hierfür nannten sie ihre unsichere Finanzlage unter den neuen Bedin- gungen des Gesundheitsfonds. Da- nach erreichten den Facharzt für Psychiatrie zahlreiche Anrufe be- sorgter Eltern, Lehrer und Schulpsy- chologen sowie Jugendämter. „Alle waren bestürzt, fragten nach den Auswirkungen und bekundeten, dass sie auf die Zusammenarbeit mit mir angewiesen seien“, berichtet Ne- doschill. „Noch schlimmer traf es aber meine Patienten.“ Viele Eltern hätten daher angeboten, die Be- handlung ihres Kindes – notfalls über einen Kredit – lieber aus ei- gener Tasche zu bezahlen, als auf die Behandlung zu verzichten. „Es herrscht große Betroffenheit und Verstörung, und beinahe jeden Tag werde ich von Eltern gefragt, wie es denn nun weitergeht.“

Der bayerische Facharzt arbeitet wie etwa die Hälfte der niedergelas- senen Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeuten mit einer so-

zialpsychiatrischen Praxisstruktur.

Qualifizierte Mitarbeiter wie zum Beispiel Sozial- oder Heilpädagogen führen in diesem Modell unter der Leitung des dazu berechtigten Fach- arztes die nicht medizinischen Leis- tungen durch. „Damit wurde eine effiziente und kostengünstige Ver- sorgung für psychisch gestörte Kin- der und Jugendliche geschaffen – die auch inhaltlich gar nicht umstritten ist“, erklärt Dr. Maik Herberhold, Vorsitzender des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

Bei komplexen sozialpädiatrischen und psychiatrischen Behandlungs- problemen soll die ambulante ärztli- che Betreuung als Alternative zur stationären Versorgung ermöglicht werden.

Ausgang der Verhandlungen ist ungewiss

„Mit Unterstützung des Bundesminis- teriums für Gesundheit konnte nach der Kündigung der SPV zunächst bis zum 31. März 2009 eine Übergangs- vereinbarung gefunden werden“, be- richtet Herberhold. Damit habe zunächst verhindert werden können, dass Mitarbeiter entlassen werden müssen – und dass etwa 200 000 Kinder und Jugendlichen ihre bishe- rigen Ansprechpartner verlieren.

Nun läuft der Countdown für diese gewachsenen sozialpsychia- trischen Strukturen allerdings er- neut. Seit Anfang Februar verhan- deln der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereini- gung (KBV) über die bundesweit einheitliche Fortführung der SPV.

„Wir fordern eine Anschlussverein- barung ab dem 1. April 2009“, sagt Dr. med. Andreas Köhler, Vor- standsvorsitzender der KBV. Der GKV-Spitzenverband besitze aller- dings nur ein Mandat für eine „ak- tive Beitrittsregelung“, also einer Rahmenvereinbarung, welche erst durch den Beitritt von Kassen und KVen wirksam werde. Damit beste- he keine bindende Wirkung wie bei der Übergangsregelung für das erste Quartal 2009. Noch hofft die KBV dennoch auf einen Abschluss der Verhandlungen bis Mitte März.

Nedoschill hat vorerst Glück. Für ihn und seine Mitarbeiter hat sich die Situation etwas entspannt, da re- gional bereits Lösungen gefunden wurden – so auch in Bayern. „Der Fortbestand der sozialpsychiatri- schen Praxen in anderen Bundeslän- dern wie zum Beispiel Baden-Würt- temberg, Brandenburg und Nie- dersachsen ist allerdings weiterhin gefährdet. Da bisher keine An- schlussregelung gefunden wurde, müssen vorsorglich Kündigungen ausgesprochen werden“, so Herber- hold. Und weiter: „Diese Form der Versorgungsstruktur ist nicht ersetz- bar. Sozialpsychiatrie ist keine Wettbewerbsmedizin, sondern eine Basisversorgung und muss allen Kindern und Jugendlichen unab- hängig von der Kasse zur Verfügung

stehen.“ n

Sunna Gieseke

KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE

Der Countdown läuft

Noch gibt es keine bundesweite Regelung für die Weiterführung der Sozialpsychiatrie-Vereinbarung zum 1. April 2009.

Kündigungen drohen den Mit- arbeitern sozial- psychiatrischer Praxen zum 1. April 2009. Dann verlie- ren allerdings viele psychisch gestörte Kinder und Jugend- liche ihre Ansprech- partner.

Foto:Superbild

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zur Verbesserung der Versorgung psychisch kranker Kinder forderte der Präsident der Internationalen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Inter- national Association for

Um dies zu erreichen, will sie die Kompetenz für eine Zuschlagsre- gelung (Zu- und Ab- schläge werden zusätz- lich zu den DRGs not- wendig sein) auf die Landesebene

R und eine Million (fünf Prozent) der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind epidemiologi- schen Studien zufolge psychisch oder psychosomatisch krank und

Bei allem guten Willen darf man nicht verkennen: Die Startvoraus- setzungen für die Beschäftigung von Ärzten im Praktikum in Klinik und Praxis sind sehr unterschiedlich..

Für das Referenzjahr 1997 erhal- ten im bundesdeutschen Durchschnitt etwa 60 Prozent der Minderjährigen, die wegen einer psychischen Erkran- kung in eine Klinik eingewiesen

Ein Geschenk- buch für Kinder und ihre Eltern, Friedrich Bahn Verlag, Verlags- gesellschaft des Erziehungsver- eins, Neukirchen-Vluyn, 1999, 80 Seiten mit Illustrationen von Werner

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung! Getreu diesem Motto erhielten die Fußbal- ler der B-Jugend der Jugendspielgemeinschaft SV / SGE Bedburg-Hau die

Neben dem Hochwasserschutz ergeben sich dabei auch positive Effekte für den Bodenschutz und den Naturschutz4.