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Archiv "Kinder- und Jugendpsychiatrie: Angemessene BehandlungKinder- und Jugendpsychiatrie" (20.10.2000)

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und eine Million (fünf Prozent) der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind epidemiologi- schen Studien zufolge psychisch oder psychosomatisch krank und benötigen eine Behandlung. Im ambulanten Be- reich ist der Versorgungsbedarf jedoch erst zur Hälfte gedeckt. Darauf wies Dr.

med. Christa Schaff, Vorsitzende des Berufsverbands der Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psycho- therapie e.V. auf der Jahrestagung Ende September in Berlin hin. Zur- zeit stehen nur 500 Fachärzte zur Ver- fügung, die sich mit immer kom- plexeren Krankheitsbildern auseinan- der setzen wie zum Beispiel Ängsten und Zwängen, schweren

Entwicklungsstörungen, Essstörungen und Sucht- erkrankungen, hyper- kinetischen Störungen oder manisch-depressi- ven und schizophrenen Psychosen.

„Psychisch kranke Kinder und Jugendliche dürfen nicht länger Stief- kinder des Gesundheits- wesens sein; sie haben ein Recht auf angemes- sene Behandlung“, be- tonte Schaff. Dies könne nur gewährleistet wer- den, wenn die Zahl der Kinder- und Jugend- psychiater im ambulan- ten Bereich auf minde- stens 1 000 wachse. Das Problem liegt in der fach-

ärztlichen Weiterbildung. Einerseits sei es für niedergelassene Fachärzte schwie- rig, Weiterbildungsassistenten zu finden:

Der Beruf habe wegen der niedrigen Einkommen an Attraktivität verloren.

Zwischen 1999 und 2000 sei das Ein-

kommen um zehn bis 30 Prozent ge- sunken. Grund: extrem gefallene Punkt- werte für nicht genehmigungspflichtige Leistungen in der Psychotherapie.

Andererseits wurden die niedrigen Einkommen für die Fachärzte wieder- um zum Problem, Weiterbildungsassi- stenten zu beschäftigen. Bereits auf dem Deutschen Ärztetag 2000 in Köln forderte ein Entschließungsantrag die Regierungen der Bundesländer und die Krankenkassenverbände auf, den Aus- bau von Weiterbildungs-Arbeitsplätzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie zu fördern.

Weiter beklagt der Berufsverband, dass sich die meisten Primärkassen bis-

her nicht der Sozialpsychiatrie-Verein- barung angeschlossen haben. 200 so- zialpsychiatrische Praxisteams, beste- hend aus Facharzt, Heilpädagoge und Sozialarbeiter, bieten ein interdiszi- plinäres Versorgungsnetz. Dadurch ist

es unter anderem möglich, neben der Familie des erkrankten Kindes auch das soziale Umfeld in die Behandlung zu integrieren. Die Sozialpsychiatrie- Pauschale in Höhe von 320 DM je Pati- ent und Quartal wird bislang bundes- weit nur von den Ersatzkasssen gezahlt.

„Doch gerade Familien, die beson- ders einer solchen Unterstützung be- dürfen, sind Primärkassen-Versicher- te“, erklärt Christa Schaff. Die bayeri- schen Primärkassen forderte der Ver- band auf, die zum 31. März 2001 ausge- sprochene Kündigung der Vereinba- rung zurückzunehmen. Die Begrün- dung für die Kündigung, dass die Eva- luation der Maßnahmen fehle, sei „un- fair“. Schließlich sei es die Aufgabe der Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen, eine Evaluation zu for- mulieren und den wissenschaftlichen Nachweis zu realisieren.

Für Kinder fehlen

geeignete Medikamente

Für die Behandlung schwerer Infekti- onskrankheiten, bösartiger Tumoren und psychischer Erkrankungen bei Kindern gebe es kaum geeignete Medi- kamente. Das stelle ein großes Pro- blem dar, erklärte Prof. Dr. med. Ulrike Lehmkuhl, Klinik für Psychiatrie, Psy- chosomatik, Psychotherapie des Kin- des- und Jugendalters, Charité Berlin.

Für die Behandlung der Schizophrenie im Kindes- und Jugendalter sei bei- spielweise keines der neuen nebenwir- kungsarmen atypischen Neuroleptika zugelassen. Um in schweren Fällen trotzdem zu helfen, werden Medika- mente in veränderten Dosierungen er- probt. Die Eltern müssen diesen „Heil- versuchen“ zustimmen. „In der Charité haben wir zwar inzwischen Erfahrun- gen mit den Dosierungen, trotzdem ist es immer mit einem Risiko verbun- den“, betonte Lehmkuhl. Grundsätz- lich sei es richtig, dass die Kriterien für die Erprobung von Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen sehr hoch sind. Doch bestehe bei den Entschei- dungsträgern dringender Diskussions- bedarf. „Die Fallzahlen bei den klini- schen Studien für eine Zulassung müs- sen herabgesetzt werden“, forderte

Lehmkuhl. Petra Bühring

P O L I T I K

A

A2752 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 42½½½½20. Oktober 2000

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Angemessene Behandlung

Der Bedarf an Fachärzten für psychisch kranke

und verhaltensgestörte Kinder ist erst zur Hälfte gedeckt.

Das Problem liegt in der Weiterbildung.

Kinderpsychia- ter haben das Instrumentari- um zu unter- scheiden, ob es sich um eine vorübergehen- de Verhaltens- auffälligkeit oder eine psy- chische Erkran- kung handelt.

Foto: Bilderbox

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