DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
FÜR SIE GELESEN Ohrgeräusche
10. Schlußbemerkung
Durch eine differenzierte Ana- mnese und Diagnostik gelingt es in einer größeren Anzahl von Fäl- len, als dies allgemein angenom- men wird, den Patienten unter Einbeziehung neuerer Behand- lungsmethoden zu helfen. Der Aufwand wird häufig gescheut.
Unter dem Aspekt der manchmal erheblichen Beeinträchtigung (bis zur Berufsunfähigkeit und bis zum Suizid) und der häufig einzi- gen Symptomatik beginnender Erkrankungen (z. B. Akustikus- neurinom) sollte jedoch dieser Aufwand gerechtfertigt sein.
Literatur
Aran, J. M.; Cazals, Y.: Electrical suppression of tinnitus. in: Ciba Foundation Symposium 85, Tinnitus, Pitmann (1981) — Chüden, H. G.: Dif- ferentialdiagnose des Ohrensausens, Med.
Klin. 77 (1982) 623-625 — Evans, E. V.; Wilson, J. P.: Animal models of tinnitus, in: Ciba Foun- dation Symposium 85, Tinnitus, Pitmann (1981) — Feldmann, H.: Untersuchung zur Ver- deckung subjektiver Ohrengeräusche — ein Beitrag zur Pathophysiologie des Ohrensau- sens, Z. Laryng. 48 (1969) 528 — Fowler, E. P.:
Subjective head noises (tinnitus aurium), La- ryngoscope 75 (1965) 1610-1618 — Goodey, R.
J.: Drugs in the treatment of tinnitus, in: Ciba Foundation Symposium 85, Tinnitus, Pitmann (1981) — Goodhill, V.: The management of tin- nitus, Laryngoscope 60 (1950) 442-450 — Gros- san, M.: A brief introduction to biofeedback for otolaryngologists, 0. R. L. Digest 37 (1975) 15-19 — House, J. W.; Brackmann, D. E.: Tinni- tus: surgical treatment, in: Ciba Foundation Symposium 85, Tinnitus, Pitmann (1981)
—House, J. W.: Behandlung von schwerem Tin- nitus durch Biofeedback-Training. Laryngos- cope 88 (1978)406-412 — Kemp, D. T.: Towards a model for the origin of cochlear echoes, Hearing Res. 2 (1980) 533 — Kinag, N. Y. S.; Mo- xon, K. E.; Levine, R. A.: Auditory-nerve activity in cats with normal and abnormal cochleas, in:
Wolstenholme/Knight: Sensorineural Hearing Loss, J. and A. Churchill London (1970) — Nau- joks, J.; Lotter, E.: Die konservative Therapie des Tinnitus. Eine kurze Übersicht, Laryng.- Rhinol. 60 (1981) 220-223 — Opitz, H. J.: Tinni- tus — Entstehung und Beeinflussung, Laryng.- Rhinol. 60 (1981) 212-219— Pulec, J. L.: Tinni- tus diagnosis and treatment, An. Otol. Rhinol.
Laryngol. 87 (1978) 821 — Siegwart, P.; Spill- man, Th.; Jerusalem, F.: Tinnitus, Eine retro- spektive Studie von 50 Fällen, Nervenarzt 52 (1981) 441-44 — Vernon, J.; Schleuhing, A.:
Tinnitus: A new management, Laryngoscope 88 (1978) 413-419 — Wedel, H. v.; Opitz, H. J.:
Ein Beitrag zur Behandlung von Ohrgeräu- schen mit Tinnitus-Maskern, Laryng. Rhinol.
59 (1980) 542
Professor Dr. med.
Hans-Joachim Opitz Johanniter-Krankenhaus Johanniterstraße 3-5 5300 Bonn 1
Kooperationstraining in der Kinder-
und Jugendpsychiatrie
Zum Problemkreis der Zusam- menarbeit medizinischer Diszipli- nen hat sich unter der Bezeich- nung „Consultation-Liaison- Psychiatry" ein spezielles psych- iatrisches Gebiet herausgebildet, das unter dem Aspekt gesehen wird, den „klassischen" Diszipli- nen der Medizin die pschychoso- ziale Dimension nahezubringen und einen psychiatrischen Beitrag zur Behandlung internistischer, chirurgischer, radiologischer und anderer Patienten zu leisten. Daß dieses Gebiet der Psychiatrie noch nicht weit entwickelt ist, könnte an einer mangelhaften Ausbildung, an der Abneigung ge- gen andere medizinische Fächer und an einem Mangel an Erfah- rung liegen. Bereitliegende Aus- bildungsmittel werden nicht ein- mal voll ausgenutzt. Pädiater so- wie Kinder- und Jugendpsychiater haben seit jeher sich weit über- schneidende Problemfelder, aber auch hier fällt die Einrichtung und Unterhaltung einer klar struktu- rierten Kooperation als gemeinsa- mes Gebiet schwer.
Zur Bestandsaufnahme der der- zeitigen Rollenverteilung der an der Versorgung kranker Kinder beteiligten Disziplinen wurden in einer Übersichtsstudie in laufen- den Ausbildungsprogrammen der kinder- und jungendpsychiatri- schen Weiterbildung Art und Um- fang des Kooperationstrainings erfaßt. Die schon durch Sperling et al. getroffene Feststellung, daß 13 bis 27 Prozent der kinder- und jugendpsychiatrischen Weiterbil- dungsprogramme keinen Kontakt mit dem pädiatrischen Versor- gungssystem haben, wurde bestä- tigt. 75 Prozent der Programme verwenden 11 Prozent oder weni- ger der Ausbildungszeit auf die Kooperationsarbeit. Nur 17 Pro- zent der Programme bildeten
über mehr als 17 Prozent der Zeit für Kooperationsarbeit aus. Mehr als 80 Prozent der Programme se-
hen gemeinsame Visiten mit Päd- iatern, Gespräche mit Sozialarbei- tern, Krankenpflegern, Werkthera- peuten, Lebenehilfeorganisatio- nen und Rehabilitationseinrich- tungen vor. Als besonders ausbil- dungsgeeignet erscheinen Ein- richtungen für Vorsorge- oder Frühförderung bzw. Langzeitklini- ken ebenso wie Spezialsprech- stunden für Grenzgebiete zwi- schen Pädiatrie und Kinder- und Jugendpsychiatrie. Daß Zusam-
menarbeit mit Hausärzten nicht er- wähnt wird, ist ein ausgesproche- ner Mangel. Die gemeinsame Aus- bildung mit Angehörigen anderer Fachrichtungen (Psychologie, So- zialarbeiter etc.) ist die Regel, überraschend selten allerdings sind, trotz ähnlicher Interessenge- biete, Sozialpädiater beteiligt.
Die Befunde zeigen einen bemer- kenswerten Widerspruch auf:
Psychiatrische Kooperation wird zunehmend als wichtig angese- hen, fast 3/4 aller Ausbildungspro- gramme verwenden allerdings weniger als 1 /io der Zeit darauf.
Denkbare Ursachen sind folgende Punkte: Eine Scheu vor anderen medizinischen Aspekten bei den Kinder- und Jugendpsychiatern, deren Gebiet sich eher aus der Jugendgerichtsbarkeit und der Heilpädagogik als aus Psychiatrie und Pädiatrie herleitet; das Feh- len qualifizierter Lehrer und Lite- ratur; ein gestiegenes Interesse der Pädiater für psychosoziale Fragen; Finanzierungssorgen be- einträchtigen die Ausbildungsbe- mühungen; belastende Arbeits- charakteristika des Kooperations- gebietes, die viele zum Wechsel bewegen. Dennoch ist eine Ver- besserung der Ausbildung wich- tig, da übergreifende Einsichten der Versorgungsqualität zugute kommen. Dabei sollte es jedoch nicht zu Rollendiffusion oder Identitätsunsicherheit kommen, die eine effektive Arbeit und Kom- munikationsfähigkeit mit anderen Disziplinen behindern. mtk
Fritz, G. K.; Bergmann, A. S.: Consultation- Liaison Training for Child Psychiatrists: Re- sults of a Survey. Gen. Hospit. Psychiatry 6 (1984) 25-29
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 36 vom 5. September 1984 (53) 2557