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Archiv "Sterbehilfe: Hufeland hatte recht" (28.02.2014)

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liegen ist, das ist schon überflüssig. Und da- mit die Therapeuten nun endlich ans Arbei- ten kommen, dürfen sie erst einmal zwölf Stunden arbeiten, und dann gibt’s eine „ob- ligatorische Wartezeit von sechs Wochen“

bis zum nächsten Behandlungsabschnitt.

Natürlich können wir Behandler nicht selbst entscheiden, ob eine Therapiepause Sinn macht – nein, wir brauchen dafür ei- ne neue Vorschrift, die dazu führt, dass

chronisch kranke Patienten noch mehr resignieren und abbrechen (= Kosten ein- gespart = Ziel erreicht)

die Behandler mehr Druck bekommen, weil sie die Not sehen und nichts tun kön- nen und dann noch mehr behandlungsbe- dürftige Patienten in der Praxis sitzen ha- ben . . .

Natürlich wird das Gutachtersystem bei- behalten. Klar – ich habe nichts anderes erwartet. Und es wird weiterhin vorge- schlagen, den Einsatz psychometrischer Instrumente flächendeckend einzuführen.

Was es bringt? Klar! Noch mehr Daten über Menschen, auf die Krankenkassen Zugriff haben . . .

Und abschließend soll die Abstimmung mit anderen Versorgungsbereichen deut- lich verbessert werden . . .

Hier wird die ganze Hilflosigkeit des Sys- tems deutlich: Zwar hab ich keine Alterna- tive, aber ich tu mal so, als gäbe es eine . . . vielleicht zur Beratungsstelle, die dann eine Therapie empfiehlt . . . Welche Alter- nativen gibt es denn gerade für chronisch kranke Patienten in diesem System? Ich suche diese Alternativen seit Jahren – lei- der nicht sehr erfolgreich . . .

Dipl.-Psych. Esther Einbrodt-Sterthoff, 59065 Hamm

Insgesamt soll eine Psychotherapie dem- nächst unabhängig vom Verfahren in der Regel nicht länger als 50 Stunden dauern, im Einzelfall entscheidet die Krankenkas- se dann möglicherweise unter Einbezie- hung der Gutachter. Für viele chronisch kranke oder traumatisierte Menschen be- deutet das eine erhebliche Verschlechte- rung der Versorgung und wird zu einer Zunahme der stationären Behandlungen führen. Damit ist keinem geholfen. Wenn man sich ernsthaft über eine gute Versor- gung der Patienten Gedanken macht, dann kommt man nicht darum herum, sich auch die Frage zu stellen, inwieweit die Psy- chotherapierichtlinien hier überarbeitet werden müssen. Ich bin der Auffassung, dass zum Beispiel bei komplex traumati- sierten Menschen ein Behandlungskontin- gent von 80 Stunden VT bei weitem nicht ausreicht, um sie hinreichend zu stabilisie- ren. Oft ist eine dauerhafte psychothera- peutische Begleitung wesentlich ressour- cenorientierter als eine stationäre Behand- lung und darüber hinaus auch sehr viel günstiger . . .

STERBEHILFE

Zur Besprechung des Buches „Der Tod als Erlösung vom Leiden“ von Gerrit Hohendorf (DÄ 3/2014: „Aus dem Blickwinkel der Geschichte“ von Norbert Jachertz).

Hufeland hatte recht

Ich stimme dem Autor des rezensierten Buches zu: Auch aus meiner Sicht „dür-

B R I E F E

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A 358 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 9

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28. Februar 2014

KOLLEGEN IN NOT

Die Fachgesellschaft und der Berufsverband der Anästhesisten veröffentlichen Empfehlun- gen zum Umgang mit belastenden Verläufen (DÄ 51–52/2013: „Umgang mit schweren Be- handlungsverläufen: Strukturierte Hilfe in der Not“ von Jens Flintrop).

Balintgruppen helfen

Es freut mich, dass dieser Artikel über den Umgang mit schweren Behandlungs- verläufen erschienen ist. Gerade, weil auch ausgesprochen wurde, dass dies zu benennen fast immer noch ein Tabu unter Ärzten und in der Bevölkerung zu sein scheint bei gleichzeitig überbetontem Rechts- und Unrechtsbewusstsein.

Was ich vermisste, war der Hinweis auf Balintgruppenarbeit an Kliniken wie auch für niedergelassene Ärzte. Es gibt von der Deutschen Balint-Gesellschaft kompetent ausgebildete Gruppenleiter, die Ärzte an Kliniken und aus der freien Praxis in quasi „geleiteten Selbsthilfe- gruppen“ begleiten. Vielleicht ist gerade auch das und wichtig: Zu den Gruppen kommen Ärzte verschiedener Fachrich- tungen und aus verschiedenen Arbeits- strukturen, die so auch gerade die diver- sen Möglichkeiten und Nöte des „Arz- tens“ weiterhin kennen oder neu kennen- lernen. Durch zeitliche Kontinuität (zum Beispiel Treffen einmal pro Monat oder 14-tägig) und den besonderen Ablauf der Balintgruppe, entsteht ein Vertrauenskli- ma der gegenseitigen Offenheit und Wertschätzung, was schwere Lasten er- staunlich fruchtbar für alle Teilnehmer erleichtern kann.

Diese Gruppen wurden von dem Arzt Mi- chael Balint und seiner Frau in der Nach- kriegszeit aus den damals neuen Beob- achtungen über Traumafolgestörungen in England für Ärzte entwickelt und haben ihre klare Struktur der Vorgehensweise bis heute, weil bewährt, bewahrt . . .

Dr. med. Andrea Köster, 27726 Worpswede

fen sich weder Obrigkeit noch Arzt an- maßen, über den Lebenswert zu ent- scheiden“. Dazu hat bekanntlich schon C. W. Hufeland im 19. Jahrhundert sehr treffend Stellung genommen: Wenn der Arzt über Leben und Tod entscheidet, wird er zum gefährlichsten Mann im Staate.

Michael Freudenberg, 23730 Neustadt

FORSCHUNG

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie will den Transfer neuen Wissens in die ärztliche Versor- gung beschleunigen (DÄ 45/2013: „Urologen gründen Zentrum für evidenzbasierte Medizin“).

Muster für andere Fachgesellschaften

Mit großer Freude habe ich im DÄ gele- sen, dass Urologen (DGU) mit „UroEvi- dence“ ein Zentrum zur Verbesserung des Wissenstransfers aus der klinischen For- sinnvoll, nach jedem tödlichen Behand- lungsverlauf „den Oberarzt/Chefarzt“ zu involvieren . . . und den Fall als Gedächt- nisprotokoll zu dokumentieren oder gar

„schnell eine interdisziplinäre Falldiskussi- on zu veranlassen“. Das gilt doch vermut- lich nur dem schweren Behandlungsfehler.

Und, sollte ich als Kollege das tun? Auch

„reden, reden, reden“ ist schwerlich eine Empfehlung, die einem Betroffenen ir- gendwie weiterhilft, schon gar nicht im Fall eines Fehlers. Reden (in der Einzahl) im Gegensatz zum Schweigen erscheint sinnvoll, aber worüber und mit wem ist doch die Frage . . . Und: Wie, bitte sehr,

„überwinde ich Rückzug und Kommunika- tionsverweigerung des Gegenübers“? – Diese Anweisung (?!) erscheint im Artikel sowohl als Empfehlung für Kollegen als auch für Vorgesetzte. Es ist nicht im ge- ringsten erwähnt, dass der entscheidende Faktor misslingender Kommunikation der des fehlenden Verständnisses ist. Aus tie- fenpsychologischer Sicht setzen sich im Fall gravierender emotionaler Erlebnisse neben Blockaden, die durch emotionale Überforderung im Sinne einer Traumati- sierung verursacht sind, ja auch lebensge- schichtlich geprägte Kommunikations- strukturen durch, die im Verhältnis zu den Eltern geprägt wurden und nicht mal eben veränderbar sind. „Reden, reden, reden“

ändert nichts an meinem Problem, wenn die Kollegen mich nicht verstehen, ich mich ihnen nicht verständlich machen kann, beziehungsweise meinen Fehler selbst nicht einmal verstehe. Im Fall des Behandlungsfehlers ist dieses Problem be- sonders gravierend, weil Kollegen mögli- cherweise in einen massiven inneren Loya- litätskonflikt in Bezug auf den Betroffenen des Fehlers geraten und ihnen deshalb Ver- ständnis für den Kollegen gerade fehlt . . .

Dr. Rainer Steffensen, 14057 Berlin

Früh intervenieren

Die Offenlegung, dass auch Ärzte in ih- rem Berufsalltag an die Grenzen ihrer Be- lastbarkeit und Professionalität stoßen können und selbst Hilfe benötigen, ist ein weiterer, Realitäten abbildender Schritt, weg vom „Halbgott in Weiß“ hin zu trans- parenten und dennoch vertrauenswürdigen Arzt-Patienten-Kontakten.

Das fachliche und öffentliche Eingeständ- nis der anästhesistischen Fachgesellschaf- ten und ihrer Entscheidungsträger, dass auch Ärzte als Menschen an Grenzen ge- bunden sind, dürfte es vielen Kollegen . . . erleichtern, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mit den klaren Empfehlungen zum Um- gang mit belastenden Behandlungsverläu- fen, die routinemäßig umgesetzt werden können, kann der Folgeproblematik von zweiten und dritten Opfern bereits klinik- intern im Ansatz begegnet werden.

Bei schwereren Verläufen kommt den lei- tenden Ärzten die Führungsaufgabe zu, be- troffene Kollegen auf psychotherapeuti- sche Interventionsmöglichkeiten hinzuwei- sen, da sich traumatisierte Personen häufig aus dem Kontakt zurückziehen. Zur orien- tierenden Einschätzung, ob eine psychothe- rapeutische Krisenintervention erforderlich ist, könnten den Betroffenen Selbstbeurtei- lungsfragebögen zugänglich gemacht wer- den, die entweder extern oder von den Be- troffenen selbst ausgewertet werden . . . Der aktuelle Stand der Wissenschaft ver- fügt über psychotherapeutische Techni- ken, die situativ durch schwere Behand- lungsverläufe ausgelöste Belastungsreak- tionen mit einer Kurzzeitbehandlung, manchmal sogar innerhalb eines einzigen Termins, auflösen.

Eine frühzeitige Intervention verhindert die Ausweitung von Ängsten und Vermei- dungsverhalten und beugt Chronifizierun- gen vor, so dass auch betriebswirtschaftli- cher Schaden vermieden werden kann . . .

Ruth Pfister, Institut für TraumaHeilTherapie, 35390 Gießen

Zwei Themen vermischt

. . . Leider wurden zwei unterschiedliche Themen konsequent miteinander ver- mischt: das des Umgangs mit „furchtbaren Situationen“ des ärztlichen Berufslebens und das des Umgangs mit einem Behand- lungsfehler. Die Empfehlungen des Arti- kels greifen deshalb ins Leere, weil nicht klar wird, auf welches Szenario sich die Vorschläge beziehen und an wen sie sich genau wenden. Es erscheint ja keinesfalls

B R I E F E

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