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Medizinische Versor- gung von Patienten mit komplexen Behinderungen

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246 Ärzteblatt Sachsen 6 / 2016

Tagungsbericht

Medizinische Versor- gung von Patienten mit komplexen Behinderungen

Tagungsrückblick

Die medizinische Versorgung von Patienten mit komplexen Behinde- rungen stellt für Behandler, Angehö- rige und nicht zuletzt für die Patien- ten selbst oftmals eine große Heraus- forderung dar. Die Schwierigkeiten beginnen in der erschwerten Kom- munikation über Beschwerden, die sich häufig eher als unspezifische Verhaltensstörungen bemerkbar machen und reichen hin bis zu ethi- schen Fragen der Umsetzung einer angemessenen Aufklärung und Ein- willigung. Kolleginnen und Kollegen, die in der hausärztlichen Versorgung den Bedarf von Wohnheimen der Behindertenhilfe kennen, kennen auch die engen Grenzen der diag- nostischen Möglichkeiten im Haus- besuch. Weiterführende diagnosti- sche Maßnahmen lassen sich häufig nur in Narkose planen, sodass das Narkoserisiko gegen den Informa- tionsgewinn abgewogen werden muss. Umfangreiche koordinative Absprachen sprengen meist deutlich den Rahmen ärztlicher Tätigkeit und werden der Notwendigkeit gehor- chend ohne Abbildbarkeit der Leis- tung erbracht.

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (https://www.

behindertenbeauftragter.de/Shared- Docs/Publikationen/DE/Broschuere_

U N K o n v e n t i o n _ K K . p d f ? _ _ blob=publicationFile), die im Artikel 25 das Gesundheitswesen dazu auf- fordert, für die über die Regelversor- gung hinausgehende spezialisierte Versorgung aufgrund von Behinde- rungen zu sorgen, förderte die Säch- sische Landesärztekammer bereits die zweite Tagung zu Aspekten der medizinischen Versorgung von Pati- enten mit komplexen Behinderun- gen. Die Unterstützung der Tagung, die am 16. April 2016 in der Sächsi- schen Landesärztekammer stattfand, reichte so weit, dass sich die Teilneh- mer, etwa je zur Hälfte aus Ärztin-

nen und Ärzten, vorrangig aus den Fachgebieten Allgemeinmedizin und Psychiatrie und Psychotherapie, und aus Mitarbeitern verschiedener Be - rufe aus dem Bereich sozialer Arbeit in der Behindertenhilfe zusammen- setzte.

Dr. med. Claudia Eberhard, die am Sächsischen Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz unter ande- rem den Bereich Psychiatrische Ver- sorgung vertritt, gab zur Tagung einen Einblick in die Kommunikation zwischen Vertretern der Behinder- tenhilfe, Vertretern der Ärzteschaft, der Kostenträger und dem Ministe- rium, die bereits vor Inkrafttreten des neuen §119c SGB V am 16. Juli 2015 initiiert wurde. Im Rahmen des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes wurde mit dem § 119c SGB V (https://dejure.org/gesetze/SGB_V/

119c.html) in Verbindung mit dem

§ 43b SGB V (https://dejure.org/

gesetze/SGB_V/43b.html) die gesetz- liche Grundlage für die Gründung von Medizinischen Zentren für erwachsene Menschen mit Behinde- rung (MZEB) geschaffen, sodass be - reits Anträge beim Zulassungsaus- schuss gestellt werden können. Dr.

Eberhard mahnte, dass die in ihrem Vortrag erneut dokumentierte Befür- wortung mögliche Antragsteller nicht davon entbinden wird, die kon- zeptionell angedachten Leistungen eines MZEB von bisher möglichen

Leistungen der Regelversorgung abzugrenzen und den spezifischen Bedarf zu begründen.

Prof. Dr. med. Michael Tzschach, Lei- ter der Genetischen Ambulanz am Institut für Klinische Genetik, Medizi- nische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, gab einen breiten Überblick über genetische Ursachen von geistiger Behinderung und zeigte die Möglichkeiten der human- genetischen Diagnostik speziell bei Erwachsenen mit geistiger Behinde- rung auf. Dr. med. Björn Kruse, Oberarzt im Fachbereich Geronto- psychiatrie am Evangelischen Kran- kenhaus Königin Elisabeth Herz- berge Berlin, referierte sehr detail- liert und praxisnah über die Beson- derheiten der Diagnostik und Be - handlung von Demenzerkrankungen bei Intelligenzminderung. Die spezi- alisierte psychiatrische Versorgung wurde am Beispiel der stationären Konzeption heilpädagogisch-psychi- atrischer Behandlung am Sächsi- schen Krankenhaus Großschweidnitz durch die Bereichsoberärztin Dipl.- Med. Kerstin Jahnke und an einem Beispiel ambulanter Kriseninterven- tion bei Autismusspektrumstörung durch Dr. med. Katja Albertowski, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychothera- pie am Universitätsklinikum in Dres- den, dargestellt. Leider musste Prof.

Dr. med. Michael Seidel seinen Dipl.-Med. Kerstin Jahnke, Carmen Badura, Dr. med. Claudia Eberhard, Anne Wrede, Prof. Dr. med. Andreas Tzschach, Dr. med. Björn Kruse, Dr. med. Katja Albertowski

(v.l.n.r.:) © SLÄK

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Hauptvortrag zu den Herausforde- rungen psychiatrischer Fragestellun- gen bei Patienten mit Intelligenzmin- derung kurzfristig absagen. Ohne das überregional und politisch wirk- same Handeln von Prof. Seidel wäre die neue Gesetzesgrundlage für MZEBs einschließlich der dazu erar- beiteten Rahmenkonzeption (http://

www.diefachverbaende.de/files/

stellungnahmen/2015-10-12-Rah- menkonzeption_MZEB_2015.pdf) nicht auf den Weg und zum Ab - schluss gekommen. Daher war allein das Stattfinden der Tagung auch ein Zeugnis seiner richtungsweisenden Arbeit.

Abgerundet wurden die medizinisch geprägten Vorträge durch Beiträge aus den Bereichen Soziale Arbeit und

Einfache Sprache. Basierend auf einem Rückblick in die Zeit zur politi- schen Wende lud Carmen Badura, Dozentin für Sozial- und Heilpäda- gogik, zur Auseinandersetzung mit unserer Haltung gegenüber Men- schen mit Behinderungen ein. Anne Wrede, stellvertretende Leiterin des bundesweit ersten Büros für leichte Sprache, erklärte die Leitlinien zur Gestaltung von Inhalten in Leichter Sprache, die für die Transparenz von medizinischem Handeln für Men- schen mit Beeinträchtigungen der Intelligenz eine hohe Relevanz haben.

Insgesamt trug die Veranstaltung zur Bewusstseinsbildung und Netzwerk- stärkung bei und gab Teilnehmern

mit Praxisbezug umsetzbare Hin- weise zu verschiedenen Gesichts- punkten. Die Entwicklung von Kon- zepten von Medizinischen Behand- lungszentren für Erwachsene mit Behinderungen wird nun die Auf- gabe der Kollegen sein, die in der Praxis die Unterversorgung wahrneh- men. Die Weichen sind gestellt, Initi- ative und Durchhaltevermögen wer- den erforderlich sein, wenn es in Sachsen in absehbarer Zeit ein spezi- alisiertes Behandlungsangebot für Patienten mit komplexen Behinde- rungen geben soll.

Dr. med. Katja Albertowski Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Dresden

Tagungsbericht Verschiedenes

Ärzteblatt Sachsen 6 / 2016 247

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