Die gemeinsame Einsatzzentrale wird vom Malteser-Hilfsdienst betrieben und befindet sich in einem Kölner Lehrkrankenhaus.
Das bedeutet, daß in den meisten Fällen vor einem Einsatz ein Arzt/Arztgespräch zwischen Köln und dem Aufenthaltsort des Kranken oder Verletzten möglich ist, oft sogar in der jeweiligen Landessprache. Die MHD-Einsatzzentrale ist zu erreichen unter der Telefon-Nummer 02 21/43 55 55 Foto: MHD
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Zusammenarbeit im Flugrückholdienst
KÖLN. Aus Anlaß der In- dienststellung eines neuen Ambulanz-Hubschraubers vom Typ SA 360 Dauphin stellten der Malteser-Hilfs- dienst, die Johanniter-Un- fallhilfe und der Arbeiter- Samariter-Bund in Köln ih- re Zusammenarbeit bei der Rückholung von Kranken oder Verletzten aus dem Ausland vor. Dabei wurde herausgestellt, daß — im Gegensatz zu manchen
„Flugrettungsvereinen" — in der gemeinsamen Ein- satzzentrale der drei Hilfs- organisationen immer ein Arzt an der Entscheidung über die Rückholung eines Kranken oder Verletzten mitwirkt. Die drei Hilfsor- ganisationen chartern je nach Bedarf ein Flugzeug des geeigneten Typs, das jeweils nach den Richtli-
nien des Bundesministeri- ums für Jugend, Familie und Gesundheit ausgestat- tet und stets mit einem Arzt und einem Rettungs- sanitäter besetzt ist.
Bei den bis Mitte Oktober angefallenen 1266 Einsät- zen wurde festgestellt, daß nur in 400 Fällen Ambu- lanzflüge erforderlich wa- ren. 200 Kranke oder Ver- letzte konnten mit Linien- flugzeugen, mehr als die Hälfte im Kraftwagen transportiert werden.
Die drei Hilfsorganisatio- nen haben mit einigen Ver- sicherungen die Kosten- übernahme für einen Rücktransport pauschal dann vereinbart, wenn an Ort und Stelle eine ausrei- chende medizinische Be- handlung nicht gewährlei- stet ist oder wenn eine sta- tionäre Behandlung im Aus- land länger als zwei Wo- chen dauern würde. Nach diesen Kriterien überneh- men die drei Organisatio- nen für ihre eigenen Mit- glieder die Kosten. Von den Mitgliedsbeiträgen werden nur etwa 10 DM jährlich für den Rückholdienst kalku- liert; durch den Verzicht auf eigene Maschinen ist es leichter, das jeweils nach ärztlicher Entscheidung bestgeeignete Transport- mittel zu wählen. gb
Heilpraktiker:
Gesetz wird nicht geändert
BONN. Die Bundesregie- rung beabsichtigt derzeit keine Änderung des Heil- praktikergesetzes. Dies er- klärte die Parlamentari- sche Staatssekretärin im
Bundesgesundheitsmini- sterium, Irmgard Karwatz- ki, zu einer Anfrage im Bundestag, in der es um die Erlaubnis für Ausländer ging. Demnach können EG-Staatsangehörige eine Erlaubnis als Heilpraktiker erhalten, andere Auslän- der dagegen nicht.
Damit dürfte wohl ziemlich klar sein, daß die Bundes- regierung das Votum des Bundesgesundheitsrates vom Oktober vergangenen Jahres, das Heilpraktiker- wesen sei nicht mehr zeit- gemäß, auf sich beruhen lassen will. gb
Praxisphase — Freund und Feind
KÖLN. Die von der Bun- desregierung geplante Einführung einer zweijäh- rigen Praxisphase im An- schluß an das sechsjährige Medizinstudium ist nach Auffassung des Verbandes der privaten Krankenversi- cherung e. V. „der einzig gangbare Weg zu einer Verbesserung der prakti- schen Qualifikation der Ärzte".
Die von der SPD im Ent- wurf eines „Hausärzte- Weiterbildungsgesetzes"
vorgeschlagene vierjähri- ge Pflichtweiterbildung als Voraussetzung für die Zu- lassung zur Kassenpraxis lehnt der Verband dage- gen entschieden ab. Es könne nicht hingenommen werden, daß an die Qualifi- kation für privatärztliche Tätigkeit wesentlich gerin- gere Anforderungen ge- stellt werden als an die von Kassenärzten.
Der Vorsitzende des Bun- desverbandes der Orts- krankenkassen, Wilhelm Heitzer, hat hingegen das Gesetzesvorhaben abge- lehnt. Das Konzept sei ver- fehlt, weil es die Überpro- duktion und die falsche Ausbildung der Ärzte an Universitäten nicht ange- he. Heitzer forderte, die Studienplätze dem Bedarf anzupassen. Er setzte sich außerdem erneut dafür ein, für die ambulante kas- senärztliche Versorgung der Bevölkerung, ein- schließlich der allgemein- ärztlichen, die abgeschlos- sene Weiterbildung vor- auszusetzen. EB
Hilfeaufruf für Dr. Korjagin
FRANKFURT. Der sowjeti- sche Psychiater Dr. Anato- lij Korjagin, der wegen sei- ner Proteste gegen den politischen Mißbrauch der Psychiatrie in der Sowjet- union zu sieben Jahren Ar- beitslager verurteilt wor- den ist (vgl. DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 17/1984), befindet sich nach neuesten Informatio- nen der Internationalen Gesellschaft für Men- schenrechte in akuter Le- bensgefahr. Nach einem monatelangen Hunger- streik, mit dem Korjagin gegen die Haftbedingun- gen protestieren wollte, weigert sich die Gefäng- nisleitung, ihn ins Kran- kenhaus einzuweisen. In diesem Jahr sind nach Er- kenntnissen der IGFM be- reits drei bekannte Dissi- denten gestorben, denen eine Behandlung verwei- gert wurde. Die Deutsche Sektion der IGFM will sich dafür einsetzen, daß zwei deutschen Ärzten ein Be- such bei Dr. Korjagin er- laubt wird, und bittet dafür um ideelle und finanzielle Unterstützung (Sonder- konto „Ärzte in Not", Kon- tonummer 405 2031-02 bei der Deutschen Bank Frankfurt/Main). EB Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 45 vom 7. November 1984 (23) 3311