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r. med. Gerd W. Zimmermann, Vorsitzender der Bezirksstelle Frankfurt in der KV Hessen, will den Notfalldienst in der Region effek- tiver gestalten. Ziel ist eine bessere räumliche und zeitliche Organisation – nicht zuletzt in Verbindung mit den um- liegenden Krankenhäusern. „Natürlich hat die Umstrukturierung auch zur Fol- ge, dass in manchen Gemeinden Not- dienstzentralen schließen und einige Bürger in Notfällen nun einen länge- ren Weg zurücklegen müssen“, räumte Zimmermann bei der Vorstellung des Projekts ein. Einen Grund zur Beun- ruhigung sieht der Allgemeinarzt darin aber nicht.Die Neugestaltung des Notfalldien- stes diene zwar auch dazu, Kosten zu sparen. Im Kern ginge es aber darum, die Qualität der Notfallversorgung für die jährlich rund 200 000 Patienten im Bezirk der KV Frankfurt zu optimieren.
In Frankfurt bereits 21 Notfalldienstzentralen
Notfalldienstzentralen (NFD) mit Min- destöffnungszeiten an Wochenenden und Feiertagen gibt es bereits in 21 Bezirken. In rund der Hälfte der Stellen sei die Versorgung auch an Wochenta- gen außerhalb der Sprechstundenzeiten garantiert. „Weitere Zentralen nach die- sem Modell sind in Planung“, kündigte Friedrich Jüde von der KV-Bezirksstel- le an. So weit NFD-Bezirke zusammen- gelegt würden, stünden den Ärzten und Patienten nunmehr fast durchweg neue Räume mit moderner Ausstattung zur Verfügung. Darüber hinaus sollen mehr Zentralen in die Räume der Notfallam- bulanzen örtlicher Krankenhäuser ver- legt werden. Beispielgebend hierfür sei-
en insbesondere die seit rund zwei Jah- ren gut funktionierenden Anbindungen von NFD-Zentralen ans Stadtkranken- haus Hanau und an die Kreisklinik Lan- gen. Spätestens mit Beginn des kom- menden Jahres will die KV Hessen ver- gleichbare Modelle auch in Frankfurt, Offenbach und Schlüchtern etablieren.
Patienten wählen immer schon das Krankenhaus
Ein wesentlicher Grund für die Ver- legung der vertragsärztlichen Notfall- versorgung an stationäre Einrichtungen sieht Zimmermann in der Erfahrung, dass viele Patienten bei akuten Be- schwerden nachts oder am Wochenende das Krankenhaus als zentrale Anlauf- stelle wählen. NFD-Zentralen an den Krankenhäusern würden somit die Ver- sorgung auch außerhalb der Öffnungs- zeiten der Arztpraxen grundsätzlich si- cherstellen, erläuterte der Vorsitzende der KV-Bezirksstelle.
Zudem habe die Anbindung auch für die Ärzte Vorteile. Sie hätten bei Bedarf unmittelbar und kostengünstig Zugriff auf die diagnostischen und the- rapeutischen Möglichkeiten der Kli- nik. Außerdem sei – falls notwendig – eine schnelle stationäre Einweisung möglich.
Der Rettungsdienst ist von der Neuor- ganisation der Notfallversorgung nicht betroffen. Völlig unberührt von der Um- strukturierung bleiben nach Auskunft von Zimmermann auch die Hausbesuche durch niedergelassene Ärzte. „Sofern äl- tere oder durch ihre Krankheit behinder- te Patienten nicht in die Zentrale kom- men können, suchen die diensthabenden Ärzte sie natürlich auch nach wie vor zu Hause auf“, stellte er klar. SSpp P O L I T I K
A1862 Deutsches ÄrzteblattJg. 97Heft 277. Juli 2000