Arzt
Gesundheits- amt
Kranken- kasse
Apotheker
Heilpraktiker
Freunden Herstellern Befragung Impfverhalten '95: Personen ab 20 Jahre
Welchem Rat würden Sie bei Impfungen am wenigsten/
am meisten vertrauen?
7er-Skalierung: 1= kein Vertrauen 7 = sehr großes Vertrauen
Laut Umfrage genießen die Ärzte bei den Patienten in Impffragen das größte Vertrauen. In ihrer positiven Beurteilung der ärztlichen Beraterkompetenz besteht kein Unterschied zwischen jungen und alten Personen.
POLITIK
mien im Ausland gehört zu haben, fast ebenso viele sahen darin auch ei- ne Gefahr für Deutschland. Trotz die- ser realistischen Risikoeinschätzung fühlten sich 80 Prozent der Personen vor Epidemien wie Diphtherie oder
„Kinderlähmung" in Deutschland re- lativ sicher.
Auf die Frage nach der letzten Überprüfung des Impfschutzes ant- worteten 29 Prozent der Personen, daß eine solche Überprüfung noch nie erfolgt sei. 54 Prozent erinnerten sich daran, daß ihr Impfschutz in den letz- ten zehn Jahren vom Arzt kontrolliert wurde. Ob hierbei der komplette Impfstatus oder vielleicht nur zum Beispiel die letzte Tetanus-Impfung überprüft wurde, läßt sich aus dieser Fragestellung nicht ableiten.
Folgende Gründe waren für Er- wachsene Anlaß, sich in den letzten zehn Jahren impfen zu lassen: Für die Tetanus-Impfung standen Verletzun- gen und Vorsorgeuntersuchungen mit 60 Prozent zahlenmäßig im Vorder- grund; für die Virusgrippe (75 Pro- zent) und Polio (42 Prozent) wurden Impfungen im Rahmen von Vorsorge- untersuchungen durchgeführt. Bei den Impfungen gegen Tetanus, Diph- therie und Polio handelte es sich nur in zehn bis 30 Prozent um routi- nemäßige Auffrischimpfungen.
Bei den Personen, die sich in den letzten zehn Jahren impfen ließen, er-
AKTUELL
folgte diese Schutzmaßnahme in er- ster Linie auf ärztlichen Rat (Tetanus 66 Prozent, Diphtherie 52 Prozent, Polio 37 Prozent und Grippe 51 Pro- zent). 25 Prozent der Hepatitis-B- Impfungen wurden vom Arbeitgeber veranlaßt, etwa zehn Prozent der Schutzimpfungen gegen Polio wurden im Gesundheitsamt empfohlen. Etwa 15 bis 30 Prozent der Befragten be- richteten, daß sie selbst die Initiative für die eine oder andere Impfung er- griffen hätten.
501 Personen, die ihren Impf- schutz bisher noch nie überprüfen ließen, wurden nach einer Begrün- dung hierfür befragt. Mehr als die
Hälfte räumte ein, daß sie dies schlicht vergessen habe.
Ein Teil machte geltend, daß sie bisher noch nie ernstlich krank waren (40 Prozent) und/oder über gute Ab- wehrkräfte verfügten (zehn Prozent).
Andere glaubten, durch Impfungen im Kindesalter ausreichend geschützt zu sein (jeweils 15 Prozent), oder sie nannten „Angst" ganz allgemein oder speziell vor Nebenwirkungen als Gründe (Mehrfachnennungen waren möglich).
Die Studie hat außerdem erge- ben, daß 35 Prozent der Personen ein- bis zweimal im Jahr und 50 Prozent in jedem Quartal einmal oder mehr ei- nen Arzt aufsuchen, und zwar werden in der Mehrzahl Allgemeinärzte oder Internisten konsultiert. Auf die Fra- ge, ob sie von ihrem Arzt schon ein- mal auf die Überprüfung des Impf- schutzes angesprochen wurden, ga- ben mehr als 70 Prozent eine negative Antwort; 20 Prozent berichteten, daß sie mindestens einmal danach gefragt wurden.
Mehr als 90 Prozent der Bevölke- rung hielten es für gut, wenn sie vom Arzt oder von der Krankenkasse zu einer fälligen Impfung aufgefordert würden. Nur ein Prozent lehnt eine solche Aufforderung kategorisch ab.
Dr. Betina Müller-Plettenberg, Rainer von Randow
Anschrift für die Verfasser:
Behringwerke AG
Therapeutika Deutschland Postfach 1212
65835 Liederbach
Contergan-Wirkstoff wird in USA bei AIDS eingesetzt
Der Contergan-Wirkstoff Thalidomid, der in den 50er Jahren in Europa zu zahlreichen Mißbildungen bei Neugeborenen führte, wird in den Verei- nigten Staaten für die Behandlung von AIDS-Patienten eingesetzt. Die Her- stellerfirma Delgene gab jetzt bekannt, daß die Verwendung von der staatli- chen Aufsichtsbehörde FDA (Food and Drug Administration) genehmigt worden sei. Das Medikament mit dem Markennamen Synovir solle helfen, den Gewichtsverlust (waste syndrome) von HIV-Infizierten zu bekämpfen.
Frauen, die mit Thalidomid behandelt werden wollen, müssen Verhütungs- mittel nehmen. Für die Wirksamkeit des Medikaments bei der Behandlung von AIDS-Patienten liegen keine Beweise vor. Bislang war die Verwendung des Contergan-Wirkstoffs Thalidomid in den USA nicht zulässig. afp
A-2706 (20) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 41, 13. Oktober 1995