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Archiv "Umfrage zum Impfverhalten der Deutschen Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln" (13.10.1995)

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OLITIK

direkt nachgewiesen (13). Die renale Ausscheidung von Thioäthern, die In- dikatoren für die Bildung potentiell mutagener und kanzerogener Meta- boliten sind, läßt darauf schließen, daß im Körper von Passivrauchern unter realitätsnahen Bedingungen po- tentiell mutagene Metaboliten in Mengen von 0,5-0,8 Zigaret- tenäquivalenten entstehen (1).

Die Bindung an das langlebige Hämoglobin (Hb) bietet eine weitere Möglichkeit, die innere Belastung von Individuen mit einem Fremdstoff nachzuweisen. In zwei Studien (11, 20) wurde bei Passivrauchern eine signifikante Erhöhung der Hb-Bin- dung von Aminobiphenylen nachge- wiesen. Das Ausmaß der Hb-Bin- dung korrelierte dabei signifikant mit den Meßwerten für die individuelle Exposition mit Tabakrauch (11). Die durch Passivrauchen bedingte Pro- teinbindung der Aminobiphenyle er- reicht etwa ein Zehntel der bei Rau- chern beobachteten Bindung (11, 20).

Zur Frage, ob Passivrauchen mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko einhergeht, liegen mehr als 30 Studi- en vor (4, 7, 16, 32). Metaanalysen der Studien zeigen eine Erhöhung des Lungenkrebsrisikos um 30 bis 40 Prozent an (3, 7, 16). Nach einer Ab- schätzung von Becher und Wahren- dorf (3) ist demnach in der Bundes- republik Deutschland pro Jahr mit 300 bis 400 zusätzlichen Lungen- krebstoten durch Passivrauchen zu rechnen.

Nach Meinung der Beratungs- kommission bestätigen die epidemio- logischen Befunde aufgrund der Stär- ke der Assoziation, des Vorliegens ei- ner Dosis-Wirkungs-Beziehung und der Konsistenz der Beobachtungen den toxikologisch begründeten Ver- dacht, daß Passivrauchen Lungen- krebs hervorruft.

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das bei den Verfas- sern angefordert werden kann.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. F.J. Wiebel Institut für Toxikologie

GSF-Forschungszentrum für Um- welt und Gesundheit

85758 Neuherberg

AKTUELL

V

on Dezember 1994 bis Februar 1995 wurde im Auftrag der Behringwerke AG eine schriftliche Umfrage zum Impfverhalten der erwachsenen Be- völkerung in den alten Bundeslän- dern durchgeführt. Die ausgewertete Stichprobe mit 1 708 Personen im Al- ter zwischen 20 bis 89 Jahren ist reprä- sentativ. Das Durchschnittsalter be- trägt 52 Jahre. An der Befragung nah- men gleich viele Frauen und Männer teil. Beauftragtes Marktforschungsin- stitut war Dallinger & Partner, Mün- chen.

Erinnerung

Die Mehrzahl der Befragten konnte sich an den Zeitpunkt der letz- ten Impfung erinnern. Einen Impf- ausweis besitzen zwei Drittel von ih- nen, wobei altersabhängig deutliche Unterschiede zu erkennen sind: Unter den 20- bis 29jährigen besitzen 90 Pro- zent ein solches Impfdokument, bei den über 80jährigen ist dies nur in 30 Prozent der Fall. Die befragten Perso- nen sollten auch angeben, wogegen sie als Kind bis zum zehnten Lebens- jahr geimpft wurden.

70 Prozent konnten sich daran er- innern, daß sie eine Pockenschutzimp- fung erhalten hatten, 40 bis 60 Prozent meinten, daß sie als Kinder gegen Po- lio, Tetanus und Diphtherie geimpft

worden seien. Nur ein Zehntel erin- nerte sich daran, auch gegen Masern, Mumps und Röteln eine Schutzimp- fung erhalten zu haben. In diesem Zu- sammenhang muß berücksichtigt wer- den, daß die Polio-Schluckimpfung erst seit Anfang der 60er Jahre und Masern-Mumps-Röteln-Impfstoffe erst seit den 60er beziehungsweise 70er Jahren (Kombinationsimpfstoff) zur Verfügung stehen.

Der überwiegende Teil der Bevöl- kerung (83 Prozent) würde sich auch in Zukunft wieder impfen lassen, nur 12 Prozent gaben diesbezüglich eine negative Antwort. Erwartungsgemäß sinkt die Bereitschaft zur Wiederimp- fung mit zunehmendem Lebensalter.

Auf die Frage, wogegen man sich vor- aussichtlich als nächstes impfen lassen würde, wurde von der Hälfte Tetanus genannt. Rund ein Fünftel nennt hier die Polio- und Influenza-Impfung.

Diphtherie dagegen wird nur noch von fünf Prozent als nächste Impfung ins Auge gefaßt. 17 Prozent machten kei- ne konkrete Angabe, wollen aber das tun, was nötig sei.

Im Rahmen der Erhebung wurde nicht nur nach dem individuellen Impfverhalten gefragt, sondern auch nach Kenntnis über Diphtherie-, Po- lio- und Choleraepidemien im Aus- land, und ob man es für möglich halte, daß solche auch in Deutschland auf- treten könnten. 71 Prozent der Be- fragten gaben an, von solchen Epide-

Umfrage zum Impfverhalten der Deutschen

Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln

Die Einschätzung der Gefahr einiger Infektionskrankheiten und des- Nutzens von Schutzimpfungen ist nach wie vor unzureichend. Dies be- legt eine repräsentative Umfrage über das Impfverhalten der erwach- senen Bevölkerung in den alten Bundesländern. Danach haben fast ein Drittel der Befragten ihren Impfschutz nie überprüfen lassen. Trotz der Berichte über Epidemien im Ausland fühlen sich 80 Prozent ziemlich sicher vor Diphtherie und Poliomyelitis. Zwar gaben sich nur wenige Personen (ein Prozent) als Impfgegner zu erkennen, eine vorbehaltlo- se Impfbereitschaft signalisierten allerdings nur 40 Prozent der Befrag- ten; die übrigen wollen sich erst bei drohender Gefahr impfen lassen.

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 41, 13. Oktober 1995 (19) A-2705

(2)

Arzt

Gesundheits- amt

Kranken- kasse

Apotheker

Heilpraktiker

Freunden Herstellern Befragung Impfverhalten '95: Personen ab 20 Jahre

Welchem Rat würden Sie bei Impfungen am wenigsten/

am meisten vertrauen?

7er-Skalierung: 1= kein Vertrauen 7 = sehr großes Vertrauen

Laut Umfrage genießen die Ärzte bei den Patienten in Impffragen das größte Vertrauen. In ihrer positiven Beurteilung der ärztlichen Beraterkompetenz besteht kein Unterschied zwischen jungen und alten Personen.

POLITIK

mien im Ausland gehört zu haben, fast ebenso viele sahen darin auch ei- ne Gefahr für Deutschland. Trotz die- ser realistischen Risikoeinschätzung fühlten sich 80 Prozent der Personen vor Epidemien wie Diphtherie oder

„Kinderlähmung" in Deutschland re- lativ sicher.

Auf die Frage nach der letzten Überprüfung des Impfschutzes ant- worteten 29 Prozent der Personen, daß eine solche Überprüfung noch nie erfolgt sei. 54 Prozent erinnerten sich daran, daß ihr Impfschutz in den letz- ten zehn Jahren vom Arzt kontrolliert wurde. Ob hierbei der komplette Impfstatus oder vielleicht nur zum Beispiel die letzte Tetanus-Impfung überprüft wurde, läßt sich aus dieser Fragestellung nicht ableiten.

Folgende Gründe waren für Er- wachsene Anlaß, sich in den letzten zehn Jahren impfen zu lassen: Für die Tetanus-Impfung standen Verletzun- gen und Vorsorgeuntersuchungen mit 60 Prozent zahlenmäßig im Vorder- grund; für die Virusgrippe (75 Pro- zent) und Polio (42 Prozent) wurden Impfungen im Rahmen von Vorsorge- untersuchungen durchgeführt. Bei den Impfungen gegen Tetanus, Diph- therie und Polio handelte es sich nur in zehn bis 30 Prozent um routi- nemäßige Auffrischimpfungen.

Bei den Personen, die sich in den letzten zehn Jahren impfen ließen, er-

AKTUELL

folgte diese Schutzmaßnahme in er- ster Linie auf ärztlichen Rat (Tetanus 66 Prozent, Diphtherie 52 Prozent, Polio 37 Prozent und Grippe 51 Pro- zent). 25 Prozent der Hepatitis-B- Impfungen wurden vom Arbeitgeber veranlaßt, etwa zehn Prozent der Schutzimpfungen gegen Polio wurden im Gesundheitsamt empfohlen. Etwa 15 bis 30 Prozent der Befragten be- richteten, daß sie selbst die Initiative für die eine oder andere Impfung er- griffen hätten.

501 Personen, die ihren Impf- schutz bisher noch nie überprüfen ließen, wurden nach einer Begrün- dung hierfür befragt. Mehr als die

Hälfte räumte ein, daß sie dies schlicht vergessen habe.

Ein Teil machte geltend, daß sie bisher noch nie ernstlich krank waren (40 Prozent) und/oder über gute Ab- wehrkräfte verfügten (zehn Prozent).

Andere glaubten, durch Impfungen im Kindesalter ausreichend geschützt zu sein (jeweils 15 Prozent), oder sie nannten „Angst" ganz allgemein oder speziell vor Nebenwirkungen als Gründe (Mehrfachnennungen waren möglich).

Die Studie hat außerdem erge- ben, daß 35 Prozent der Personen ein- bis zweimal im Jahr und 50 Prozent in jedem Quartal einmal oder mehr ei- nen Arzt aufsuchen, und zwar werden in der Mehrzahl Allgemeinärzte oder Internisten konsultiert. Auf die Fra- ge, ob sie von ihrem Arzt schon ein- mal auf die Überprüfung des Impf- schutzes angesprochen wurden, ga- ben mehr als 70 Prozent eine negative Antwort; 20 Prozent berichteten, daß sie mindestens einmal danach gefragt wurden.

Mehr als 90 Prozent der Bevölke- rung hielten es für gut, wenn sie vom Arzt oder von der Krankenkasse zu einer fälligen Impfung aufgefordert würden. Nur ein Prozent lehnt eine solche Aufforderung kategorisch ab.

Dr. Betina Müller-Plettenberg, Rainer von Randow

Anschrift für die Verfasser:

Behringwerke AG

Therapeutika Deutschland Postfach 1212

65835 Liederbach

Contergan-Wirkstoff wird in USA bei AIDS eingesetzt

Der Contergan-Wirkstoff Thalidomid, der in den 50er Jahren in Europa zu zahlreichen Mißbildungen bei Neugeborenen führte, wird in den Verei- nigten Staaten für die Behandlung von AIDS-Patienten eingesetzt. Die Her- stellerfirma Delgene gab jetzt bekannt, daß die Verwendung von der staatli- chen Aufsichtsbehörde FDA (Food and Drug Administration) genehmigt worden sei. Das Medikament mit dem Markennamen Synovir solle helfen, den Gewichtsverlust (waste syndrome) von HIV-Infizierten zu bekämpfen.

Frauen, die mit Thalidomid behandelt werden wollen, müssen Verhütungs- mittel nehmen. Für die Wirksamkeit des Medikaments bei der Behandlung von AIDS-Patienten liegen keine Beweise vor. Bislang war die Verwendung des Contergan-Wirkstoffs Thalidomid in den USA nicht zulässig. afp

A-2706 (20) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 41, 13. Oktober 1995

Referenzen

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