A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 49½½½½8. Dezember 2000 AA3297
Impfverhalten
Fachgruppen handeln unterschiedlich
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ie meisten Impfungen werden von niedergelassenen Ärzten ausge- führt. Neben den Pädiatern erfüllen Allgemeinmediziner und Internisten als Hausärzte eine wichtige Funktion.Um die Einstellung dieser Ärzte hin- sichtlich der empfohlenen Schutzimp- fungen zu erfahren, befragte das EMNID-Institut 150 Allgemeinmedizi- ner und niedergelassene Internisten in den alten und neuen Bundesländern (49 Ärztinnen, 101 Ärzte, 111 Allge- meinmediziner, 39 Internisten). Die Studie ergab, dass durchschnittlich 109 Patienten pro Quartal geimpft werden – dabei sind die Ärztinnen impffreudi- ger als ihre männlichen Kollegen (123 und 103 Impfungen). Es wurden keine Unterschiede zwischen ost- und west- deutschen Ärzten festgestellt. Allge-
meinärzte impfen öfter als Internisten (116 versus 91). Drei Viertel der be- fragten Ärzte gaben an, sich an die Empfehlungen der Ständigen Impf- kommission (STIKO) am Robert Koch- Institut zu halten. 24 Prozent der Be- fragten wägen ab, welche Impfungen sie für sinnvoll halten. Die Akzeptanz der STIKO-Empfehlungen ist bei All- gemeinmedizinern größer (78 Prozent) als bei Internisten (68 Prozent). Im Osten halten sich 95 Prozent der Befragten an die Empfehlungen der STIKO, im Westen 72 Prozent.
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in Prozent der gefragten Ärzte gab an, nicht viel vom Impfen zu halten.84 Prozent der Ärzte überprüfen den Impfstatus im Rahmen von Vorsorge- untersuchungen, 71 Prozent bei Neuzu- gang eines Patienten, 26 Prozent auch anlässlich von Reisen und Verletzun- gen beziehungsweise Unfällen. Die Empfehlung der STIKO, bei jedem Arztbesuch den Impfstatus zu prüfen, befolgen nur elf Prozent der befragten Ärzte, vier Prozent gaben an, den
Impfstatus in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. Die Mehrheit der be- fragten Ärzte informiert sich über Fachzeitschriften (87 Prozent) oder of- fizielle Mitteilungen des Robert Koch- Instituts/der STIKO/des ÖGD (70 Pro- zent). Über die Hälfte der Ärzte (56 Prozent) informiert sich außerdem auf Kongressen und Fortbildungsveranstal- tungen. Informationen durch Firmen- vertreter und Pharmareferenten wer- den von 17 Prozent der Ärzte als für sie wesentlich angegeben.
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ehr als zwei Drittel der Befragten wünschen sich Arbeitshilfen zum Thema Impfen – 85 Prozent Rund- schreiben der STIKO zu Impfempfeh- lungen, 79 Prozent Informationsmate- rial für Patienten, 73 Prozent Materiali- en zur ärztlichen Fortbildung, 70 Pro- zent spezielle Poster zum Aushängen in der Praxis, 68 Prozent Fortbildungs- seminare, 66 Prozent Anleitungen zur Patientenberatung und 36 Prozent Hil- fe bei der Einrichtung von Recall-EDV-Systemen. EB
Akut
HIV/Aids
Epidemie in Osteuropa
Bilanz anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember
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ie Zahl der HIV-Infizier- ten hat sich im Ver- lauf dieses Jahres inOsteuropa fast verdoppelt.
Besonders stark ist die Russi- sche Föderation betroffen.
Hier ist die Zahl der Neuin- fektionen höher als in allen Vorjahren der Epidemie zu- sammen. Dies berichtete Dr.
Peter Piot, Exekutivdirektor des UNAIDS-Programms an- lässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember.
Die Spitzenposition nehme weltweit jedoch weiterhin das südliche Afrika ein. Piot geht davon aus, dass sich in den nächsten Jahren die Epidemie noch verschlimmern wird, be-
vor es zu einer Ab- schwächung kommt.
Die Bundesministe- rin für wirtschaftli- che Zusammenar- beit und Entwick- lung, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), wies in Berlin auf die Mit- verantwortung aller Staa- ten bei der Bekämpfung der Immunschwäche- krankheit hin. Durch In- vestitionen in die Gesund- heitssysteme der Ent- wicklungsländer solle die Epidemie gebremst werden.
In Deutschland sei die Situa- tion vergleichsweise gut, sag- te Bundesgesundheitsmini- sterin Andrea Fischer (Bünd- nis 90/Die Grünen). Wie in den Vorjahren werden in Deutschland für das Jahr 2000 etwa 2 000 HIV-Neuin- fektionen erwartet. Derzeit sind etwa 37 000 Menschen mit dem HI-Virus infiziert;
die Überlebensrate der Be- troffenen sei aufgrund der verbesserten Therapiemög- lichkeiten seit 1996 leicht an- gestiegen.
Arzthelferinnen
Zwei Prozent mehr Gehalt
Weitere Verringerung des Ost-West-Gefälles
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b dem 1. Januar 2001 erhalten die rund 400 000 Arzthelfe- rinnen und Auszubil- denden in den Arztpra- xen zwei Prozent mehr Gehalt. In den neuen Bundesländern steigt gleichzeitig das Tarifni- veau von 81,5 auf 83 Prozent des Westtarifs.Die Auszubildenden im Westen erhalten für alle drei Ausbildungsjahre einheitlich 20 DM mehr (930 /1 010 /1 095 DM), die Auszubildenden im Osten beziehen im ersten Ausbil- dungsjahr 40 DM, im zweiten und dritten Ausbildungsjahr zehn DM mehr (740/880/965 DM).
Die Verhandlungspartner haben eine Einspruchsfrist bis zum 18. Dezember 2000 ver-
einbart. Für die Verhandlun- gen im nächsten Jahr wurden Gespräche über die Einfüh- rung einer Regelung zur be- trieblichen Altersversorgung im Manteltarifvertrag und über die Tätigkeitsgruppen im Gehaltstarifvertrag verein- bart.
Die Gehälter der Arzthelferinnen steigen ab dem 1. Januar 2001. Foto: Peter Wirtz