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Archiv "Krankenversicherung: Schieflage droht auch in den neuen Ländern" (21.11.1991)

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Tabelle: Marktanteile der Krankenkassen in Ost-Deutschland Mitglieder

in der

„Ost-GKV"

insges.

in 1000

Verteilung nach Kassenarten in vH Knappsch.

AOK BKK IKK VdAK sonst.

Alle Mitglieder Allgemeine Kr.V KVdR

Pflichtmitgl. mit Kr.geld nach 6 Wochen pflichtvers.

Arbeitslose Freiw. Mitgl. mit Kr.geld nach 6 Wochen

11 721 8 599 3 122

7 084 871

2 272

7,6 7,8 7,1

9,0 1,3

4,4 1,9 2,6 0,1

2,6 0,3

3,4

23,6 30,7 4,2

32,1 10,9

64,3

3,6 2,5 6,7

2,9 0,6

0,0

0,6 0,6 0,0

0,6 0,1

0,3 62,7

55,8 81,9

52,8 86,8

27,6

Quelle: Berechnet nach Statistik KM 1 06/91 des BMG DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Krankenversicherung:

Schieflage droht auch

Zum Jahresbeginn 1991 wurde das gegliederte Krankenkassensy- stem auch in den neuen Bundeslän- dern eingeführt - ein System, das seit langem als reformbedürftig gilt, vor allem aufgrund spürbarer Beitrags- satzunterschiede zwischen einzelnen Krankenkassen und Regionen sowie unterschiedlicher Wahlrechte für Arbeiter und Angestellte. Ange- sichts der ungewissen Finanz- entwicklung wurde in den neuen Ländern zunächst für alle Kassen ein einheitlicher Beitragssatz von 12,8 Prozent festgelegt, allerdings befri- stet bis zum Jahresende 1991. Jetzt hat sich die Bundesregierung - wohl auf besonderes Verlangen der FDP - darauf verständigt, diese Frist nicht zu verlängern und den Kassenwett- bewerb durch die Freigabe der Bei- tragssätze ab 1992 vollends in Gang zu setzen.

Diese Entscheidung kam für vie- le Beteiligte überraschend, weil nach Angaben der Kassenverbände bis heute kaum verläßliche Informatio- nen über ihre tatsächlichen Einnah- men und Ausgaben vorliegen und erst recht keine auch nur einigerma- ßen gesicherten Prognosen über die künftige Entwicklung getroffen wer- den können. Zur Finanzlage der

„Ost-Kassen" gibt es gegenwärtig höchst widersprüchliche Meldungen, die die nach wie vor große Ungewiß- heit über die mittelfristige Finanzla- ge der Kassen widerspiegeln.

Die Freigabe der Beitragssätze wird unter anderem damit begrün- det, daß die „Ost-Kassen" über liqui- de Mittel in erheblichem Ausmaß verfügen, ja gleichsam „in Geld schwimmen" würden. Dabei darf je- doch vorübergehende Liquidität nicht mit dauerhaften Überschüssen verwechselt werden. So ist für das er- ste Halbjahr 1991 keineswegs ausge- schlossen, daß von einzelnen Lei- stungserbringern noch Rechnungen in unbekannter Höhe präsentiert werden. Für die weitere Zukunft wird ohnehin mit rasch wachsenden Ausgaben der Krankenkassen ge- rechnet, weil die Leistungsinan-

in den neuen Ländern

spruchnahme der Versicherten bei fast allen Gesundheitsleistungen zum Jahresbeginn weit unter ent- sprechenden Vergleichswerten aus den alten Bundesländern lag, sich diesen aber vermutlich bald annä- hern dürfte. Wenn diese Annähe- rung sogar schneller vonstatten geht als die Entwicklung der beitrags- pflichtigen Einkommen, dann wür- den sich die vorübergehenden Über- schüsse sehr schnell in Defizite ver- wandeln. Diese Entwicklung würde noch erheblich beschleunigt, wenn der Bundesfinanzminister seine vor- läufige Liquiditätshilfe in Höhe von

1,7 Milliarden DM von der gesetzli- chen Krankenversicherung (GKV) zurückfordert.

Angesichts der nach wie vor un- gewissen Finanzentwicklung stößt die Absicht der Bundesregierung, den einheitlichen Beitragssatz nicht über 1991 hinaus zu verlängern, auf Widerspruch. Einzelne Bundeslän- der (Berlin, Brandenburg) haben be- reits angekündigt, im Bundesrat ent- sprechend aktiv zu werden. Bemer- kenswert, daß die Ersatzkassen für Angestellte vereinbart haben, zu- mindest für die erste Jahreshälfte 1992 am bisherigen Beitragssatz von 12,8 Prozent festzuhalten. Gerade diese Kassenart hatte sich lautstark

für die baldige Abkehr von admini- strierten Beitragssätzen und ge- trennter Haushaltsführung in Ost und West eingesetzt. Weil aber mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern über die Hälfte aller Ersatzkassenmitglie- der in der Barmer Ersatzkasse versi- chert sind (in den alten Ländern sind es rund 38 Prozent), kann bei der un- gewissen Finanzentwicklung nicht ausgeschlossen werden, daß die un- terschiedlichen Marktanteile der Er- satzkassen in Ost und West zu uner- wünschten Beitragssatzverschiebun- gen zwischen diesen Kassen führen.

Doch viel größere Schieflagen drohen nicht innerhalb, sondern zwi- schen den einzelnen Kassenarten.

Bisher bekannt gewordene Informa- tionen zur Mitgliederverteilung in den neuen Ländern haben dies viel-

fach verschleiert, weil zumeist nur Globalwerte vermeldet wurden („AOK führt mit 62 Prozent aller Mitglieder"). Zwischen einzelnen Mitgliedergruppen bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. So waren beispielsweise am 1. Juni 1991 über 80 Prozent aller Rentner in der AOK versichert (alte Länder: knapp 50 Prozent). Für diese Versicherten- gruppe gibt es aber auch in den alten Bundesländern einen einheitlichen Beitragssatz und einen bundesweiten Finanzausgleich zwischen allen Kas- sen. Ihre Kassenzugehörigkeit ist deshalb für die künftige Beitrags- satzgestaltung in den neuen Ländern ohne große Bedeutung.

A-4118 (38) Dt. Ärztebl. 88, Heft 47, 21. November 1991

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rund ein Drittel in Ersatzkassen und knapp zehn Prozent in Betriebskran- kenkassen versichert sind. Dagegen liegt der Ersatzkassenanteil unter den freiwillig Versicherten mit Kran- kengeldanspruch nach sechs Wo- chen — dies sind in aller Regel Ar- beitnehmer mit einem Erwerbsein- kommen oberhalb der Versiche- rungspflichtgrenze — schon klar über 60 Prozent — ein Zeichen dafür, daß die Mitgliederauswahl bereits gut

„funktioniert" hat.

Das deutlichste Warnsignal für künftige Schieflagen in der „Ost- GKV" geht jedoch von der Vertei- lung der Arbeitslosen aus, von denen ein großer Teil (vor allem viele Frau-

en und ältere Arbeitnehmer) noch auf längere Sicht von der allgemei- nen Einkommensentwicklung abge- schnitten sein dürfte. Fast 90 Pro- zent der Anfang Juni 1991 insgesamt fast 900 000 arbeitslosen Pflichtmit- glieder waren in der AOK versichert.

Daß sich angesichts dieser Aus- gangslage ein „gesunder Kassenwett- bewerb" entwickeln kann, muß mehr als bezweifelt werden. Befürworter einer baldigen Organisationsreform dürften weiteren Auftrieb erhalten, zumal auch die Finanzentwicklung in den alten Ländern neuerliche Bei- tragssatzsteigerungen erwarten läßt.

Dr. rer. pol. Klaus Jacobs, Berlin

Unter den Mitgliedern der All- gemeinen Krankenversicherung (Mitglieder ohne Rentner) sehen die Marktanteile bereits ganz anders aus, aber auch innerhalb dieser Gruppe gibt es weitere markante Unterschiede, die für den Fall einer Abkehr vom einheitlichen Beitrags- satz bereits heute als deutliche Früh- warnsignale für bevorstehende Bei- tragssatzverwerfungen angesehen werden können. So beträgt der AOK-Marktanteil in der „Kerngrup- pe" der Allgemeinen Krankenversi- cherung (AKV), den Pflichtmitglie- dern mit Krankengeldanspruch nach sechs Wochen, noch gut die Hälfte aller Mitglieder, während bereits

Nur diejenigen Medien, die man auch in der Badewanne und in der S- Bahn benutzen kann, sind wirklich sinnvoll. Dieser Ansicht ist jedenfalls Dr. David R. Clark, Leiter des „Au- dio-Visual Centre" der Londoner Universität. Ein Buch erfülle zweifel- los diese Kriterien, doch bei den neuen Medien gebe es da so einige Schwierigkeiten, stellte Clark auf ei- nem Symposium zum Thema „AV- (Audiovisuelle) Medien in der Medi- zin" fest, das im Oktober im Institut für den Wissenschaftlichen Film in Göttingen stattfand.

Mit seiner Vorliebe für das Buch stehe Clark durchaus nicht allein, stellte Prof. Dr. Horst Dichanz von der Fernuniversität Hagen fest. 90 Prozent der im Unterricht eingesetz- ten Medien seien Printmedien, rund fünf Prozent audiovisuelle und fünf Prozent sogenannte Mixt-Medien.

„Der Aufwand, mit dem die neuen Medien begründet werden, steht also in keinem Verhältnis zu ihrem Ein- satz", folgerte er. Selbst in den allge- meinbildenden Schulen sei der Ein- satz des Fernsehens noch die Aus- nahme. Solche Medien, wie sie auf dem Symposium in Göttingen vorge- stellt würden, wie zum Beispiel Hy- persoftware, „kommen noch lange nicht aus den Labors und naturwis-

senschaftlichen Bereichen heraus, es sei denn, die Lehrer werden in ihrem Einsatz besser geschult".

Über seine grundsätzlich positi- ven Erfahrungen mit dem Einsatz von Videokassetten im Seminar berichtete Prof. Dr. Harry Scharf- schwerdt von der Humboldt-Univer- sität Berlin. Vier Videogeräte, rund 400 Videokassetten und etwa 130 Tondiakassetten stünden den Stu- denten in einer Mediothek der Me- dizinischen Fakultät zur Verfügung.

„Fast jeder Student kann die Geräte bedienen, und fast immer sind die Filme zurückgespult", betonte Scharfschwerdt. Die Auswertung ei- ner Befragung der Studenten (rund 22 000 Fragebögen) habe ergeben, daß besonders Filme über Untersu- chungsmethoden gefragt seien.

Dr Hannsjürgen Trojan, Mar- burg, ist der Ansicht, daß AV-Me- dien in der medizinischen Fortbil- dung unentbehrlich geworden seien.

Er selbst habe in Ruanda Filme über eine ophthalmologische Schulung gedreht. In diesen Videos werde dem nichtärztlichen Personal eines Krankenhauses gezeigt, wie ein Lid angefaßt wird, wie man Augentrop- fen appliziert und wie man die Au- gen von Kindern untersucht. „Diese Filme sind häufig auch sehr hilfreich

für deutsche Ärzte, die nach Afrika gehen. Denn sie können durch die vor Ort gedrehten Videos lernen, wie mit einfachen Instrumenten ge- arbeitet wird."

Einen sehr viel komplizierteren Einsatz von AV-Medien stellte Dr.

Hans-Georg Kempf von der Hals- Nasen-Ohren-Klinik der Universität Tübingen vor: Die Übertragung von mikroskopisch vorgenommenen Operationen im Mittelohrbereich so- wie an den großen Speicheldrüsen mittels Videotechnik. Dringend er- forderlich sei dazu eine besondere technische Ausrüstung, zum Beispiel eine focusgetreue Kamerainstallati- on am Operationsmikroskop, Dauer- betrieb der Kamera unter steriler Abdeckung, eine kombinierte Ton/

Video-Leitung in den Hörsaal und eine farbgetreue Präsentation mit Hilfe eines Videoprojektors. Doch dieser Aufwand habe sich gelohnt.

Die über Jahre entstandene Anlage ermögliche nämlich nicht nur die Live-Übertragung von Operationen, sondern werde auch für die Produk- tion von Videos für spezielle Opera- tionstechniken im mikrochirurgi- schen Bereich eingesetzt.

In der Badewanne und in der S- Bahn können diese modernen audio- visuellen Medien zwar nicht benutzt werden; dennoch seien die neuen Medien, so Clark, aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. — Und ein audiovisuell gerechtes Badezimmer liegt durchaus schon im Bereich des Möglichen. Kli

AV-Medien in der Medizin

Live-Übertragung aus dem Operationssaal

A-4120 (40) Dt. Ärztebl. 88, Heft 47, 21. November 1991

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