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Archiv "Medizingeschichte(n): HNO-Heilkunde – Aufmeißelung des Warzenfortsatzes" (07.04.2006)

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Über die Gründe der erhöhten Morbidität nach einer Entlassung am Freitag und des verbesserten klini- schen Ergebnisses nach Entlassung am Wochenende lässt sich nur speku- lieren. Die deutlich verringerten Wie- deraufnahme- und Mortalitätsraten nach Entlassung am Wochenende las- sen vermuten, dass sich zumindest ein Teil dieser Patienten bereits in einem besseren Zustand befand, als Patien- ten, die werktags entlassen wurden.

Unterstützt wird dies durch die Be- obachtung, dass Patienten, die am Wochenende entlassen wurden, eine kürzere durchschnittliche Liegedauer (Samstag 7,2 Tage, Sonntag 6,3 Tage) aufwiesen als Patienten, die am Frei- tag entlassen wurden (9,6 Tage). Ins- besondere bei Patienten mit kurzer Liegedauer könnte eine Entlassung erst zum Wochenbeginn schwer ver- mittelbar gewesen sein. Andererseits wiesen auch Patienten mit längerer Liegedauer (> 14 Tage) nach Entlas- sung am Wochenende eine geringere Morbidität und Mortalität auf als nach Entlassung am Freitag, sodass Unter- schiede des Gesundheitszustandes bei der Entlassung nicht als Erklärung für die Unterschiede in Morbidität und Mortalität ausreichen.

Insbesondere im Vergleich mit den erhöhten Wiederaufnahmeraten nach Entlassung am Freitag stellt sich die Frage, ob die Patienten am Sonntag zu spät oder die Patienten am Freitag zu früh entlassen wurden. Dies unter- streicht die Forderung, den Zeitpunkt der Entlassung wieder mehr an medizi- nischen Kriterien auszurichten. Denk- bar ist auch, dass Patienten am Freitag nicht ausreichend auf die Entlassung und die damit zusammenhängenden Verhaltensweisen vorbereitet gewesen waren (4). Die vielen freitags erfolgten Entlassungen könnte zu einem relati- ven Personalmangel geführt haben, wo- durch die Patienten möglicherweise mangelhaft auf die Entlassung vorbe- reitet wurden. Zu einem entsprechen- den Ergebnis kam auch eine norwegi- sche Studie, die einen Zusammenhang zwischen schlechter personeller Aus- stattung des Krankenhauses und der stationären Wiederaufnahmeraten, ins- besondere älterer Patienten, nachwies (6). Ein weiterer, die Morbidität be-

einflussender Faktor könnte möglicher- weise die eingeschränkte Verfügbarkeit ambulanter medizinischer Versorgung durch niedergelassene Ärzte am Wo- chenende sein (4). Ebenfalls nur einge- schränkt verfügbar sind am Wochenen- de häusliche Krankenpflegedienste, vor allem wenn Patienten diese Dienste erstmals in Anspruch nehmen.Auch die Versorgung mit Arzneimitteln, die am Wochenende lediglich über den Not- dienst der Apotheken möglich ist, könnte sich negativ auf die weitere Ge- nesung der Patienten auswirken. Soll- ten diese Vermutungen zutreffen, wäre eine intensivere Vernetzung zwischen Krankenhaus und ambulanter Nachbe- handlung sowie der Ausbau ambulanter medizinischer, pharmazeutischer und pflegerischer Versorgung am Wochen- ende zu verlangen. Ob derartige Struk- turveränderungen langfristig tatsäch- lich mit Mehrkosten verbunden sein müssen, bleibt offen, insbesondere wenn durch derartige Veränderungen stationäre Behandlungen vermieden werden können.

In der vorliegenden Studie wurde ei- ne gesteigerte Morbidität bei Patienten, die freitags entlassen wurden, festge- stellt. Alter, Geschlecht oder Liegedau- er der Patienten waren hierfür nicht verantwortlich. Mögliche Gründe für den negativen Effekt der Entlassung am Freitag könnten die geringe Vernet- zung stationärer und ambulanter Be- handlung sowie die geringe Verfügbar- keit ambulanter Behandlung am Wo- chenende sein.

Manuskript eingereicht: 15. 6. 2005, revidierte Fassung angenommen: 2. 9. 2005

Dr. Lohmann arbeitet als Dienstleister für die Gmünder Ersatzkasse. Die anderen Autoren erklären, dass kein In- teressenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Internatio- nal Committee of Medical Journal Editors besteht.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2006; 103(14): A 927–32.

Literatur

1. Bömernann H: Entwicklung und Bewertung der Kran- kenhausverweildauer auf Makro- und Mikroebene.

Berliner Statistik-Monatsschrift 2003; 4: 145–9.

2. Bell CM, Redelmeier DA: Mortality among patients admitted to hospitals on weekends as compared with weekdays. N Engl J Med 2001; 345: 663–8.

3. Goldfrad C, Rowan K: Consequences of discharges from intensive care at night. Lancet 2000; 355:

1138–42.

4. van Walraven C, Bell CM: Risk of death or readmission among people discharged from hospital on Fridays.

JAMC 2002; 166: 1672–3.

5. Galai N, Israeli A, Zitser-Gurevich Y, Simchen E: Is dis- charge policy a balanced decision between clinical con- siderations and hospital ownership policy? The CABG example. J Thorac Cardiovasc Surg 2003; 126: 1018–25.

6. Heggestad T: Do hospital length of stay and staffing ra- tio affect elderly patients' risk of readmission? A nation- wide study of Norwegian hospitals. Health Serv Res 2002; 37: 647–65.

Anschrift für die Verfasser:

Priv.-Doz. Dr. med. Natascha C. Nüssler Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie Charité Universitätsmedizin Berlin Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin E-Mail: natascha.nuessler@charite.de M E D I Z I N

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A932 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 14⏐⏐7. April 2006

MEDIZINGESCHICHTE(N) )

AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT

HNO-Heilkunde Aufmeißelung des Warzenfortsatzes

Zitat:„Ich durchbohrte nämlich hinter beiden Ohren den partem mamilla- rem ossis temporum [1] durch die obe- re Lamelle mit einem kleinen spitzi- gen Instrumente, und spritzte in beide Oeffnungen etlichemahl laues Wasser ein, dieses lief sogleich wieder mol- kicht [2] aus den Nasenlöchern heraus, und in dem Augenblick verspürte die Frau eine Verminderung des Brausens und eine Vermehrung des Gehörs.

Nachdem diese Einspritzung vier Tage lang täglich zweymahl wiederholt wor- den war, hatte sie ihr völliges Gehör wieder, und die gemachten Oeffnun- gen schlossen sich leicht und bald. Ein junges Frauenzimmer das nach einer hitzigen Krankheit vor fünf Jahren das Gehör auf dem linken Ohr verloren hatte, heilte ich durch diese Operation gleichfalls sehr glücklich.“

Friedrich Gottlieb Heinrich Fielitz: Beobachtungen. In:

Richter's Chirurgische Bibliothek, Band 8 (3. Stück), Göttingen 1787, Seite 524 f. – Fielitz (1749–1820) wird hier als „Wundarzt zu Luckau in der Niederlausitz“ vor- gestellt. Er war seit 1773 als Stadtchirurg und Armen- arzt in Luckau tätig und verfasste zahlreiche medizini- sche Schriften. Hier schildert er ein neues operatives Verfahren, um Taubheit beziehungsweise schwere Hör- störungen zu beheben. – [1] Warzenfortsatz = Proces- sus mastoideus. [2] Milchig-trüb.

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