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Archiv "Anwendung von Laser-Strahlen in der HNO-Heilkunde" (09.06.1977)

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Academic year: 2022

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin ÜBERSICHTSAUFSATZ

Laser ist die Abkürzung für light am- plification by the stimulated emis- sion of radiation. Man meint damit elektromagnetische, monochroma- tische Wellen, die zu einem Strahl gebündelt werden können und Tem- peraturen erreichen, die höher sind als die der Sonnenoberfläche. Auf der Haut kann man damit einen Sub- stanzdefekt entsprechend einer Ver- brennung 3. Grades erzielen, der von einer Zone entsprechend einer Verbrennung 2. Grades umgeben ist. Die klinische Anwendung erfolg- te bisher hauptsächlich zur punkt- förmigen Koagulation bei Netzhaut- ablösung.

Auf dem Gebiet der Hals-Nasen-Oh- ren-Heilkunde wurde die erste An- wendung von Laserstrahlung an der Mundschleimhaut 1967 von Gold- man, an den Stimmlippen 1967 von Jako (St. Louis) beschrieben. In Eu- ropa erfolgte die erste Darstellung auf dem X. Weltkongreß für Otorhinolaryngologie 1973 in Vene- dig. Die ersten Veröffentlichungen in deutscher Sprache erschienen 1975 und 1976. Lenz und Eichler, dann Lenz, H. K. Wullstein und Eich- ler berichteten aufgrund von Experi- menten an der Schleimhaut der Hamsterbackentasche über die Wir- kung des Argon-Lasers auf die Gefä- ße und damit auf die Mikro- und Makrozirkulation. Es zeigte sich, daß eine Läsion der Schleimhaut auf zwei Arten gesetzt werden kann:

O Protrahiert durch Erzeugung ei- ner Koagulationsnekrose mit späte- rer unblutiger Abstoßung und der Entstehung eines Ulkus mit schnel- ler Abheilung durch vollständige Reepithelisierung und nur geringer Narbenbildung.

Sofort durch Verkohlung des Ge- webes bei einer mittleren bis hohen Laserdosis durch Verödung des submukösen Gefäßnetzes.

Am Menschen sind Leukoplakien, Hämangiome und Polypen der Mundschleimhaut durch Goldman (1967, 1968), Polypen Papillome, Carcinomata in situ, Knötchen und Keratosen im Kehlkopf durch Strong u. a. (1972) und Hobeika (1973)— zu- mindest vorerst rezidivfrei — behan- delt worden. Der Vorteil dieser Be- handlung liegt in der Schmerzfrei- heit, Einfachheit, dem Fehlen von Blutung, Zeitersparnis und geringer Narbenbildung. Hemmnisse liegen in den sehr hohen Kosten der Appa- ratur und den vorerst noch man- gelnden, größeren Erfahrungen. Es fragt sich auch, ob die Genauigkeit der Strahlrichtung noch erhöht und der Indikationsbereich noch erwei- tert werden kann. Dazu bedarf es eines Mikro-Adapters. Dieser ist als Zusatzgerät inzwischen entwickelt worden und steht jetzt zur Verfü- gung. Zur Zeit ist ein Antrag an die Stiftung Volkswagenwerk Schwer- punkt Mikrochirurgie gestellt wor- den zur Beschaffung einer Laser- Apparatur nebst Mikro-Adapter.

Zwei Forschergruppen unter Lei- tung von Professor Dr. A. Miehlke (Univ.-HNO-Klinik Göttingen) und Professor Dr. K. Burian (II. Univ.- HNO-Klinik Wien) werden gemein- sam die Möglichkeit der Abgren- zung und Tiefenwirkung an den ver- schiedenen Geweben in unserem Fachgebiet untersuchen und so- dann prüfen, ob sich über die An- wendung an Mundschleimhaut und Kehlkopf hinaus noch weitere Mög- lichkeiten zum Einsatz von Laser im HNO-Fachgebiet ergeben. Zu den- ken ist dabei zum Beispiel an Neuri- nome des Nervus facialis, an geziel- te, mikrochirurgische Ausschaltung des Tumors unter Erhaltung der Nervensubstanz des Gesichtsnerven selbst, Gleiches gilt möglicherweise bei laserchirurgischer Entfernung von kleinen Akustikusneurinomen im inneren Gehörgang.

Mit geringer Laser-Dosis läßt sich eine Koagulationsnekro- se mit späterer unblutiger Ab- stoßung, mit mittlerer und ho- her Dosis eine sofortige Ver- kohlung und Ulkusbildung er- zielen — beides mit geringer Narbenbildung und vollstän- diger Reepithelisierung. Die bisherigen Erfahrungen be- ziehen sich auf die Behand- lung von Leukoplakien und Hämangiomen der Mund- schleimhaut, auf Polypen und Carcinomata in situ des Kehl- kopfes und auf die Rhinopa- thia vasomotorica. Verbesse- rung der Methodik und Erwei- terung des Anwendungsge- bietes werden durch Anwen- dung eines Mikro-Adapters versucht werden.

Es sollen ferner Versuche laufen über die Einwirkung von Laserstrah- len auf die Labyrinthkapsel mit dem Fernziel einer gezielten Ausschal- tung des Vorhofbogengangssy- stems bei der Meniöreschen Erkran- kung. Schließlich sollen Studien ge- trieben werden über mögliche Aus- schaltung von Hypophysentumoren nach transethmoidaler Freilegung der Hypophysenkapsel. Auch pho- niatrische Probleme im engeren Sinne des Wortes sollen zunächst experimentell anvisiert werden. Mit ersten Ergebnissen ist vielleicht in ein bis zwei Jahren zu rechnen.

Literatur

Lenz, H., Wullstein, H. K., Eichler, J.: Morpholo- gische Veränderungen der Schleimhaut nach Bestrahlung mit einem Argonlaser, Laryngol.

Rhinol. 55 (1976), 794-803 (diese Arbeit enthält in ihrem Literaturverzeichnis auch die im Text erwähnten, durchweg englisch-sprachigen Ar- beiten) — Lenz, H., Eichler, J., et al.: Erste klini- sche Erfahrungen mit dem Argonlaser bei der Rhinopathia vasomotorica, Arch. Oto-rhino-la- ryng. 216 (1977), Heft 2

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Julius Berendes Mozartstraße 15 6940 Weinheim

Anwendung von Laser-Strahlen in der HNO-Heilkunde

Julius Berendes

1528 Heft 23 vom 9. Juni 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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