• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ästhetische Chirurgie – Qualitätssicherung dringend erforderlich: Prinzip „Kompetenz“ nicht verlassen" (02.12.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ästhetische Chirurgie – Qualitätssicherung dringend erforderlich: Prinzip „Kompetenz“ nicht verlassen" (02.12.2005)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Eigenreklame unter Deckmantel

Das wichtige Thema Qualitätssicherung in der ästhetischen Chirurgie hätte einen besseren Beitrag verdient. Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier unter dem Deckmäntelchen des Patientenschutzes Eigenreklame betrieben wird und gleich- zeitig Ausgrenzung all derer, die nicht der Fachgruppe Plastische Chirurgie an- gehören. Es gibt Fachrichtungen (HNO und MKG), die primär im Gesicht „zu Hause“ sind und in denen Ärzte eine Ausbildung bekommen können. Die Weiterbildungszeit „Plastische Operatio- nen“ beträgt nicht zwei sondern drei Jah- re (MKG). Das zweite Fach heißt Mund- Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) und nicht Zahn-Mund- und Kieferheilkunde.

Die als wegweisend aufgeführten Richt- linien zur Qualitätssicherung der Verei- nigung Deutscher plastischer Chirurgen sind überflüssig, denn alle hier aufgeführ- ten Kriterien sind selbstverständlich.

Was die zusammenhanglose Darstel- lung von unstandardisierten Operations- beispielen (wie Abbildung 3a/b: hier wird völlig unterschiedlich beleuchtet; das postoperative Ergebnis wird unzulässig geschönt) für das Thema Qualitätssiche- rung bringen soll, bleibt rätselhaft. Auch hilft die Aufzählung von Allgemeinplät- zen nicht weiter (Diät ist besser als Fett- absaugung).

Die Mitgliedschaft in VDPC und VDÄPC mit Qualitätssicherung gleich- zusetzen, ist unlauter. Die Wirklichkeit ist wesentlich diffiziler. Beispiel: Kein Pati- ent hat die Gewährleistung, dass er für ei- ne Rhinoplastik bei Inanspruchnahme eines Mitglieds der oben genannten Ge-

sellschaften höhere Qualität bekommt als bei einem Nichtmitglied. Bei dieser Operation handelt es sich zwar um einen ästhetischen Eingriff, es nutzt dem Pati- enten aber nichts, wenn der Operateur zwar derer 300 pro Jahr durchführt aber nur vier Rhinoplastiken. Ein Chirurg (Nichtmitglied), der 150 ästhetische Rhi- noplastiken im Jahr durchführt, ist hier- für eher prädestiniert als ein plastischer Chirurg (mit Schwerpunkt Handchirur- gie), der beiden oben genannten Vereini- gungen angehört. Bei Qualitätssicherung müssen Anzahl und Erfolg der einzelnen Eingriffe geprüft werden.

Der Kernpunkt der Veröffentlichung ist eine im Experimentalstadium befind- liche multimediale Operationspräsenta- tion, mit deren Hilfe der geneigte Patient qualifizierte Fachärzte gegenüber selbst ernannten Schönheitsexperten abgren- zen soll. Ich habe bisher keine derartige Präsentation benutzt und werde auch in Zukunft darauf verzichten. Fazit: Eine Qualitätssicherung mit dem Rasenmäher wird der inhomogenen ästhetischen Chirurgie nicht gerecht: Die Eingriffs- gruppen müssen einzeln qualitätsgesi- chert werden.

Dr. MDC (USA) Dr. med. Gernot Teichmann Graf-Adolf-Straße 89, 40210 Düsseldorf

Schönheitsterror soll sinkende Umsätze ausgleichen

Warum wird in dem Artikel, der eine Qualitätssicherung in der ästhetischen Chirurgie fordert, verschwiegen, dass Si- likonprothesen für Mammaoperationen in den USA heutzutage aus Sicherheits- gründen nicht mehr verwendet werden (dürfen) und dass mehr als 300 000 Sili- konprothesenträgerinnen mit Früh- und Spätkomplikationen vor mehr als einem Jahrzehnt einen Schadensersatzprozess gegen die Pharmahersteller angestrengt und im Jahre 2002 mehrere Hundertmil- lionen Dollar Schadensersatz erhalten haben? Warum wird stattdessen einfach behauptet, dass „es nach heutigem wis- senschaftlichen Erkenntnisstand keine Bedenken bei der Verwendung von Sili- konprothesen gibt“? Dass die „Beurteil- barkeit von Mammographien bei Sili- konimplantaten eingeschränkt ist“, be- deutet doch nichts anderes, als dass Im-

plantate die Brustkrebsfrüherkennung erschweren! Ist das die geforderte künfti- ge Qualitätssicherung? Man muss nur lange genug warten, bis sich früher oder später Kapselfibrosen bei Silikonprothe- sen zeigen. Zuvor jedoch sind schon viele andere unspezifische Probleme wie Kopfschmerzen, Unwohlsein, Müdigkeit, gehäufte Infektionen aufgetreten. Ein Si- likonimplantat ist eine schwelende Be- drohung für das individuelle Immunsy- stem. Im Übrigen: Ist es Zufall, dass in dem genannten Bericht nur Photos von Frauen zu sehen waren? Männer mit ent- stellenden Tränensäcken, Doppelkinn, Fettschürzen, Mikroorchismus und Pe- nisdeviationen gibt es doch zuhauf. Ich empfehle die Lektüre „Der Mythos der Schönheit“ von Naomi Wolf: „. . . Es geht um Milliardenumsätze in der Schönheits- chirurgie. Dabei ist der grassierende Schönheitsterror das Mittel, die sinken- den Umsätze in der Gesundheitsindu- strie auszugleichen.“

Ortrun Viereck

Warburger Straße 48, 33098 Paderborn

Prinzip „Kompetenz“

nicht verlassen

Die Forderung nach Qualitätssicherung in der ästhetischen Chirurgie ist im Na- men der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sehr zu begrüßen. Sie unterstützt unsere gemeinsamen Bemühungen in dieser Richtung. In der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (im Beitrag fälschli- cherweise Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde genannt) sowie in der HNO-Heil- kunde wird nach der vierjährigen re- gulären Facharztweiterbildungszeit eine dreijährige Zusatzweiterbildung „Plasti- sche Operationen“ angeboten, in der umfangreiche Erfahrungen in der plas- tischen und der rekonstruktiven Chi- rurgie des Gesichts beziehungsweise des Kopf- und Halsbereichs auch unter ästhetischen Aspekten erworben wer- den. Die DGMKG sieht ihre Aufgabe gemeinsam mit der DGHNO in der Qua- litätssicherung der regionären ästheti- schen Chirurgie der jeweiligen Fachge- biete. Die Akademie für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hat daher auch eine kurrikuläre Weiterbildung mit klini- M E D I Z I N

A

A3352 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 48⏐⏐2. Dezember 2005

zu dem Beitrag

Ästhetische Chirurgie:

Qualitätssicherung dringend erforderlich

von

Prof. Dr. Dr. med. Norbert Pallua Dr. med. Stefanie Vedecnik in Heft 18/2005

DISKUSSION

(2)

schen Operationskursen, Hospitationen und Supervision eingeführt. Dem Tenor des Artikels, dass durch Qualitätssiche- rung einer Ausuferung der plastischen und ästhetischen Chirurgie unter ande- rem durch nicht ausreichend chirurgisch ausgebildete Ärzte und auch einer unse- riösen Bedarfsweckung entgegengewirkt werden muss, schließen wir uns voll und ganz an. Dabei darf das Prinzip der Kom- petenz in der regionalen plastischen Chirurgie, das in Deutschland eine sehr gute Tradition besitzt, nicht verlassen werden. Auf die Bundesärztekammer und insbesondere die Landesärztekam- mern kommt hier eine besondere Ord- nungsfunktion zu, die mit Qualitätssiche- rungskriterien flankiert werden muss.

Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Rudolf H. Reich für die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn

Qualifikationserwerb

körperteilbezogen sinnvoller

Der Autor ist Facharzt für plastische Chirurgie und wollte über Qualitätssi- cherung in der ästhetischen Chirurgie re- ferieren. Er berichtet über tolle Auf- klärung mittels Video und über Training in freiwilligen Kursen, an denen aus- schließlich plastische Chirurgen teilneh- men dürfen. Er zeigt uns schöne Vorher- /Nachherbilder und erläutert, was in Aachen auf dem lukrativen Markt der Ästhetik so möglich ist. Ist das der Weg zur Qualitätssicherung in der ästheti- schen Chirurgie? Das Erlernen ästheti- scher Eingriffe muss in keiner Facharzt- ausbildung nachgewiesen werden. Gute ästhetische Chirurgen finden sich in der HNO-, der Zahn-, Mund-Kiefer-, der Augenheilkunde, der Dermatologie und der Gynäkologie, aber auch in der plastischen Chirurgie (Wiederherstel- lungschirurgie). Doch welcher plastische Chirurg oder sonstige Facharzt be- herrscht welchen ästhetischen Eingriff?

Kein Arzt beherrscht alle ästhetischen Eingriffe. Jeder Operateur kann nur be- stimmte Eingriffe in hoher Qualität durchführen. Das Schaffen und die Sicherung von Qualität gelingt nur, wenn sich der Operateur auf bestimmte Eingriffe beschränkt. Wir brauchen da-

her Zusatzqualifikationen, die nur auf ein Körperteil oder auf eine spezielle OP-Technik bezogen sind, zum Beispiel ästhetische Chirurgie der weiblichen Brust, ästhetische Chirurgie der Nase, Spezialist für Fettabsaugung, ästheti- sche Chirurgie der Augenlider, Spezialist für Facelift, ästhetische Chirurgie der Ohrmuscheln, ästhetische Laseranwen- dungen.

Mit körperteilbezogenen Zusatzquali- fikationen wäre eine alle Arztgruppen umfassende Qualitätssicherung möglich.

Jeder Operateur könnte seine ästhetisch- chirurgische Qualifikation untermauern.

Kunstfehlerprozesse würden reduziert.

Die Ärzteschaft und der Patient fänden endlich den Weg zum kompetenten ästhetischen Operateur. Die Ärztekam- mern sollten das ungeregelte Fach ästhe- tische Chirurgie mit Beteiligung aller be- troffenen Arztgruppen alsbald in den Griff bekommen. Die Kooperation mit nur einer ästhetisch ambitionierten Fach- gruppe schürt Zwietracht und blockiert ein derartiges Vorhaben.

Dr. med. Christoph Murrenhoff Wilhelmstraße18, 57518 Betzdorf

Schlusswort

Der Kernpunkt unserer Veröffentlichun- gen ist die Forderung nach der Entwick- lung und Umsetzung wirksamer Maß- nahmen zur Qualitätssicherung für Ein- griffe der ästhetischen Chirurgie. Wir danken Herrn Prof. Reich für seinen Bei- trag zu diesem Thema aus der Sicht der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kie- fer- und Gesichtschirurgie. Wir bitten die unkorrekte Bezeichnung dieses Fach- gebietes in unserer Veröffentlichung zu entschuldigen, in der fälschlicherweise die Bezeichnung vom Dachverband der zahnärztlichen Fachgesellschaften her- geleitet wurde. Die Weiterbildungszeit für die Zusatzbezeichnung Plastische Operationen beträgt für Fachärzte der Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie so- wie für Fachärzte der Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde aktuell drei Jahre. Die Etablierung einer wirkungsvollen Qua- litätssicherung kann nur von den ent- sprechenden medizinischen Fachgesell- schaften geleistet werden. Andere Insti- tutionen besitzen hier keine ausreichen-

de Kompetenz. Die Grundlage der Qua- litätssicherung müssen wissenschaftliche Studien zur Feststellung der Effektivität und der Risiken von ästhetischen Opera- tionen sein. Diese sollten ferner den Standards der Evidenz basierten Medi- zin genügen, wie sie bereits für die Qua- litätssicherung von anderen operativen und konservativen Fachgebieten bin- dend sind. Die VDPC und die VDÄPC leisten hier für die ästhetische Chirurgie einen essenziellen Beitrag und gewähr- leisten auch einen Austausch und eine Kontrolle durch europäische und inter- nationale Dachorganisationen. Diese beiden Berufsverbände für Fachärzte der Plastischen Chirurgie führen Maßnah- men zur Qualitätskontrolle bei ihren Mitgliedern durch. Wir müssen daher Herrn Teichmann widersprechen und feststellen, dass die Mitgliedschaft in die- sen Organisationen durchaus ein Qua- litätsmerkmal ist. Aus dem Gesagten folgt, dass zum Schutz der Patienten auch operativ tätige Ärzte mit Kompetenzen für einzelne ästhetische Eingriffe einer Qualitätskontrolle unterworfen werden müssen. Diese ist von den Fachgesell- schaften oder den Ärztekammern zu or- ganisieren. Die Ärztekammer Nordrhein hat hierfür ein interdisziplinäres Register

„Plastisch-operative Medizin“ eingerich- tet. Als Antwort auf die Zuschrift von Herrn Murrendorf müssen wir daher feststellen, dass die Furcht vor Zwie- tracht oder der Aufgabe eines derzeit empfundenen harmonischen Nebenein- anders am Markt der ästhetischen Ope- rationen nicht die notwendige Etablie- rung von Qualitätsstandards aufhalten darf.Als Schlusswort bleibt uns somit die Aufforderung an die politischen Ent- scheidungsträger, aber auch besonders an die Institutionen der Ärztekammern, die Einführung solcher Maßnahmen zur Qualitätssicherung möglichst bald ver- bindlich zu regeln, um den Patienten, die sich für die Durchführung einer ästheti- schen Operation entschließen, die not- wendige Sicherheit zu gewährleisten.

Prof. Dr. med. Norbert Pallua Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Interna- tional Committee of Medical Journal Editors besteht.

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 48⏐⏐2. Dezember 2005 AA3353

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

• Molekularbiologie • Pharmako- logie • Medizinische Anwendung, Handbuch für Ärzte, Apotheker und andere Naturwissenschaftler, Wissenschaftliche Verlagsgesell- schaft,

Es ist nur zu hoffen, daß sich bei der Konzeption zukünf- tiger Qualitätssicherungsmaß- nahmen diese frühe Einsicht des für das Eichwesen zuständi- gen Bundeswirtschaftsministers

Unbegreiflicher- weise werden sowohl Fach- ärzte für psychotherapeuti- sche Medizin als auch Ner- venärzte und Psychiater nicht für qualifiziert erachtet, eine solche

dieser ihren/seinen Hauptarbeitsplatz auf der Intensivstation und im Optimalfall dort die Leitung inne hat. Dieser Arzt muss die Zusatzbezeichnung Intensivmedizin führen. Eine

Die fachkundige und früh- zeitige Beratung durch den Qualitäts- sicherungsbeauftragten der jeweili- gen wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft und die Abstim- mung mit

Nach drei, vier oder fünf Jah- ren einer Teilnahme an der Quali- tätssicherung wird meist die Diagno- se geändert, und für diese vorausge- henden Jahre der vorher untersuch-

2009: Stadtratsbeschluss für die Förderung der Projektstelle durch die Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt 2011 bis 2013: Kita-Modellprojekt mit

Ziel: selten postoperative Wundinfektion Bezogen auf alle Patienten wurde eine postoperative Wundinfektionsrate von 1,9 % (Vorjahr 1,8 %) dokumentiert.. Die