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Archiv "Ästhetische Chirurgie: Qualitätssicherung dringend erforderlich" (01.04.2005)

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rotz kontroverser Diskussionen ist das Interesse an ästhetischen Ope- rationen ungebrochen hoch: Schät- zungen der Vereinigung Deutscher Ästhetischer Chirurgen (VDÄPC) zu- folge steigt die Zahl der in Deutschland vorgenommenen ästhetischen Operatio- nen jährlich um ungefähr 10 bis 15 Pro- zent, wobei pro Jahr zwischen 600 000 bis 800 000 Eingriffe zu verzeichnen sind.

Die Daten der American Society of Pla- stic Surgeons (ASPS) bestätigen den Trend (11). Im Jahr 2000 führten allein US-amerikanische plastische Chirurgen 1 108140 ästhetische Eingriffe durch, 13 Prozent mehr als 1998. Seit 1992 stieg die Zahl solcher Operationen gar um 175 Prozent. Spitzenreiter unter den 17 ver- schiedenen Eingriffen waren die Lipo- suktion, Mammaaugmentation und Ble- pharoplastik. Experten in Deutschland gehen davon aus, dass sich die Tendenzen aus den USA mit einer Verzögerung von wenigen Jahren auch in Deutschland nie- derschlagen. Durch unsachliche Medien- darstellungen wird ein verzerrtes Bild über die Risiken einer ästhetischen Ope- ration vermittelt und der Eindruck ei- ner komplikationslosen „Wohlfühlchir- urgie“ erweckt. Berichte über unseriöse Kollegen und erschreckende Behand- lungsfehler schaden dem Renommee der ästhetischen Chirurgie. Umfragen haben gezeigt, dass eine große Zahl von Patien- ten bei ästhetischen Fragestellungen zu- nächst den Hausarzt konsultiert.

Definition

Eine gesetzliche Definition dessen, was ästhetische Chirurgie beinhaltet und welcher Arzt diese Operationen durchführen darf, existiert nicht. Die

Ästhetische Chirurgie:

Qualitätssicherung dringend erforderlich

Zusammenfassung

Die Zahl der ästhetisch chirurgischen Eingriffe, wie Fettabsaugungen und Brustvergrößerun- gen, nimmt in Deutschland stark zu. Der Jahres- umsatz dieses lukrativen Marktes betrug 2003 schätzungsweise mehr als eine Milliarde Euro.

Aufgrund von fehlenden Richtlinien operieren neben Fachärzten mit ästhetischem Schwer- punkt auch nicht qualifizierte Ärzte. Leidtra- gender ist hier der Patient, was sich in der stei- genden Zahl von Kunstfehlerprozessen wider- spiegelt. Unsachliche Mediendarstellungen führen zu einer gefährlichen Verharmlosung.

Wichtige Maßnahmen zur Qualitätssicherung sind eine kontrollierte Weiter- und Fortbildung der ästhetisch-chirugisch tätigen Ärzte. Dazu zählt auch eine fundierte Beratung durch den Arzt, wobei oftmals der Hausarzt als erster konsultiert wird.

Schlüsselwörter: ästhetische Chirurgie, plasti- sche Chirurgie, Qualitätssicherung, Fettabsau- gung, Mammaaugmentation, Facelift

Summary

Aesthetic Surgery:

Quality Assurance is Needed

The number of aesthetic surgical procedures performed in Germany, including liposuction and breast augmentation, is increasing rapidly.

In 2003, earnings derived from this lucrative market totaled more than one billion Euros. Due to the absence of restrictive legal guidelines, operations are being carried out not only by certified plastic surgeons specialized in aesthe- tic surgery, but also by unqualified physicians.

This situation is detrimental to patients and has led to an increasing number of malpractice suits following aesthetic surgical procedures.

Trivial accounts of aesthetic surgery in the media have also contributed to this rise in legal claims. Well-planned professional training and the continuing education of plastic surgeons performing aesthetic procedures are essential parts of quality control in aesthetic surgery.

Also of prime importance is expert patient counseling, whereby primary care physicians are often the first health care professionals to be asked for advice.

Key words: aesthetic surgery, plastic surgery, quality assurance, liposuction, breast augmen- tation, face lift

Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbren- nungschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. med. Norbert Pal- lua), Universitätsklinikum Aachen

Richtlinien zur Qualitätssicherung der Vereinigung Deutscher Plastischer Chirurgen (VDPC)

>Strenge Indikationsstellung

>Ausführliche Aufklärung der ästhetischen und der allgemeinen medizinischen Risiken

>Ausreichende Bedenkzeit des Patienten

>Prä- und postoperative Fotodokumentation

>Die OP-Einrichtung muss den Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung entsprechen

>Sorgfältige Nachbehandlung: regelmäßige Wundkontrolle und adäquate Zusatztherapie

>Regelmäßige Fortbildung der Chirurgen Kasten

Norbert Pallua Stefanie Vedecnik

Abbildung 1: Resultate bei unsachgemäßer Durchführung von ästhetischen Eingriffen

a) Zustand nach mehrfacher Applikation von unter- schiedlichen Füllern in die Nasolabialfalten. Nach chronischer Wundinfektion ist nun eine ausgepräg- te Narbenbildung beidseits sichtbar. Hier kann die Korrektur nur durch Narbenexzision erfolgen.

b) Kapselfibrose einer Silikonprothese bei Zu- stand nach Mammaaugmentation, welche in Po- len durchgeführt wurde. Ein Implantatpass wur- de der Patientin nicht ausgestellt.

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ästhetische Chirurgie schließt Opera- tionen ein, die zur Verbesserung oder Veränderung von Körperformen bei- tragen, ohne dass eine medizinische Notwendigkeit im Sinne des Kranken- versicherungsrechts besteht.

In der Regel handelt es sich um In- terventionen, die auf dem Wunsch des Patienten nach einer Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes beru- hen. Die plastische Chirurgie hinge- gen umfasst die Wiederherstellung und Verbesserung von Körperformen und sichtbar gestörter Körperfunktio- nen durch funktionswiederherstellen- de oder verbessernde plastisch-opera- tive Eingriffe.

Facharztausbildung

Angaben der Ärztekammer Nordrhein zufolge ist die ästhetische Chirurgie ein Bereich, der sich außerhalb des gesetzlich geregelten Weiterbildungs- rechts der Ärzteschaft entwickelt hat und zu dem es keine öffentlich-rechtli- che Qualifikation durch die Ärztekam- mer gibt. Es gibt demzufolge keinen

„Facharzt für Ästhetische Chirurgie“.

Die ärztliche (Muster-)Weiterbildungs- ordnung beinhaltet die „plastische Chirurgie“ (sechs Jahre Weiterbildung, ästhetische Operationen gehören zur Ausbildung) und die „Chirurgie“(sechs Jahren Weiterbildung) sowie die Zu- satzbezeichnung „plastische Operatio- nen“ (zwei Jahre Weiterbildung für Fachärzte der Hals-Nasen- und Ohren- heilkunde und Zahn-, Mund-, Kiefer- heilkunde).

Gewerbliche Einrichtungen, die sich als „Institut oder Klinik für kosmeti- sche/plastische oder Schönheitschirur- gie“ bezeichnen, ohne ein Institut im wissenschaftlichen Sinne oder eine Krankenanstalt zu sein, bedürfen weder einer Zulassung noch obliegen sie einer Kontrolle durch staatliche Behörden.

Ein weiteres Verwirrspiel findet bei den ähnlich klingenden Fachgesellschaften und gegründeten Vereinen statt, durch deren Mitgliedschaft Ärzte um ihre Se- riosität werben. Dies hat zur Folge, dass der Patient zwischen Fachärzten mit ästhetischen Schwerpunkt und nicht qualifizierten Ärzten nicht unterschei- den kann.

Liquidation

Bei der Inanspruchnahme von Wunsch- leistungen (wie ästhetischen Operatio- nen) besteht in der Regel kein Erstat- tungsanspruch gegenüber der Kran- kenkasse. Dabei sind Leistungen von gewerblichen Einrichtungen grund- sätzlich nicht erstattungsfähig. Glei- ches gilt für die private Krankenversi- cherung. Da die Liquidation ästheti- scher Operationen nicht in der Ge- bührenordnung für Ärzte geregelt ist, ist das Honorar individuell festlegbar.

Bei den aktuellen finanziellen Kür- zungen im Gesundheitssystem stellt die ästhetische Chirurgie eine lukrati- ve Verdienstmöglichkeit dar und wird oft unter Ärzten als „finanzielle Oase der Glückseligkeit“ bezeichnet. Doch auch in zahlreichen anderen Berei- chen der Medizin wird versucht, zu- sätzliche Einnahmequellen zu erschlie- ßen. So ist die Einführung so genann- ter „individueller Gesundheitsleistun- gen“ (IGeL) sehr verbreitet (zum Beispiel reisemedizinische Beratung einschließlich Impfberatungen, Zusatz- diagnostik in der Schwangerschaft auf Wunsch der Schwangeren).

Typische Fallgruben

Nach Angaben der Kölner Anwalts- kanzlei Meinecke & Meinecke hat sich die Zahl der Kunstfehlerprozesse in der ästhetischen Chirurgie seit den 1980er-Jahren mehr als verzehnfacht.

Selbst ernannte Experten führen ästhetische Eingriffe durch, obwohl sie nicht über die notwendige Qualifi- kation verfügen (Abbildung 1a). Fun- dierte ästhetische Operationskennt- nisse können allerdings auch von ge- schickten Operateuren ohne Facharzt- weiterbildung nicht in Wochenendkur- sen erlernt werden. Hinzu kommt, dass zunehmend mehr Kliniken im Aus- land, oftmals in osteuropäischen Nachbarländern, Patienten mit preis- günstigen Angeboten anlocken. Das Problem der Nachsorge bleibt ebenso wie das der Haftpflicht hierbei jedoch ungelöst und oft müssen hiesige Kolle- gen die Komplikationen beheben (Ab- bildung 1b). Zu den typischen Fall- gruben gehört die Verharmlosung der

Abbildung 2: Blepharoplastik der Unterlider Blepharochalasis bei einer 51-jährigen Patientin a) Präoperativ, b) postoperatives Ergebnis nach acht Monaten; Resektion von 5mL Fettgewebe beidseits

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Abbildung 3: Bivektorielles Facelift mit SMAS- Straffung (SMAS, superfizielles muskelaponeu- rotisches System) .

Cutis laxa facialis bei einer 53-jährigen Patientin;

Blepharoplastik der Unterlider, periorbitale Lase- rung

a) Präoperativ, b) postoperatives Ergebnis nach einem Jahr

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Operation gegenüber dem Patienten durch den Arzt. Oftmals werden Kom- plikationen und Risiken aus Angst, der Patient könnte von der Behand- lung zurücktreten, verschwiegen. Größ- te Vorsicht ist bei Patienten mit unreali- stischen Erwartungen geboten. Leicht- sinnige und vorschnelle Versprechun- gen über das mögliche Operations- resultat stellen programmierte Haf- tungsprozesse dar (2, 3, 4). Der Arzt ist verpflichtet, den Patienten über alle möglichen Therapieoptionen aufzu- klären und nicht immer stellt eine ästhetische Operation die beste Be- handlungsform dar (zum Beispiel Diät versus Fettabsaugung). Bei der Indi- kationsstellung sind ethische Grund- sätze wie bei jeder anderen ärztlichen Tätigkeit auch verpflichtend. Nicht al- les was durchführbar ist, ist ethisch zu vertreten. Um Missverständnisse zwi- schen Arzt und Patient zu verhindern, sollte dem Patienten nach einer um- fangreichen Aufklärung ausreichend Bedenkzeit eingeräumt werden. Der Gesetzgeber fordert, dass insbesonde- re bei ästhetischen Operationen die Aufklärungspflicht sehr sorgfältig ein- gehalten wird, weil der Eingriff in den meisten Fällen medizinisch nicht not- wendig ist und gesunde Patienten ver- meidbaren Risiken ausgesetzt werden (Urteil des Oberlandesgerichtes Düs- seldorf: 8 U 18/02) (10). Bestehen Zweifel, ob der Patient die prä- und postoperativen Anordnungen des Arz- tes befolgen wird, ist es ratsam, die Operation nicht durchzuführen. In den USA werden zunehmend mehr Patienten mit Nikotinabusus bei Elek- tivoperationen aufgrund der Gefahr von Wundheilungsstörungen abge- lehnt (12). Zur ärztlichen Pflicht ge- hört die Dokumentation aller für eine Behandlung wichtigen Umstände und Aufbewahrung dieser Aufzeichnungen für mindestens zehn Jahre. Dabei soll- te die Dokumentation als Instrument zum Schutz vor ungerechtfertigten Klagen angesehen werden, mit dem die Sorgfalt der eigenen Arbeit nach- gewiesen werden kann. Bei Unsicher- heit des Patienten ist die Beratung durch einen weiteren Experten sinn- voll. Eine absolute Kontraindika- tion besteht bei Patienten mit schwe- ren medizinischen Erkrankungen oder

ausgeprägten psychischen Leiden wie beispielsweise Dysmorphophobie (8).

In der ästhetischen Chirurgie ist das klassische Arzt-Patienten-Verhältnis auf- gehoben: Da der Patient die Operation, den Operateur und den Zeitpunkt sel- ber bestimmt, entwickelt sich der Arzt zunehmend zum Unternehmer, und als solcher unterliegt er marktwirtschaftli- chen Regeln (5).

Qualitätssicherung

Einen ersten Schritt zur Qualitätssi- cherung liefert der Antrag zur Erstel- lung eines gesetzlich reglementierten

„Verbraucherschutzes im Bereich der Schönheitschirurgie“. Maßnahmen zur Qualitätssicherung sind in erster Linie eine kontrollierte Weiterbildung der ästhetisch-chirurgisch tätigen Ärzte.

In Deutschland leisten zwei Verbän- de für die plastische Chirurgie diese Grundlagenarbeit: die Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) und die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch Plastischen Chir- urgen (VDÄPC). Der VDÄPC darf nur beitreten, wer Facharzt für plasti- sche Chirurgie ist und nachweisbar mindestens 300 ästhetische Operatio- nen pro Jahr durchführt. Die Qualität der Weiterbildung wird durch konti- nuierliches Training in Kursen für Mit- glieder der VDÄPC und VDPC gesi- chert. Zur Reduktion der Risiken gel- ten hierbei verbindlich Richtlinien bei ästhetischen Operationen (Ka- sten). Eine Maßnahme zur standar- disierten Patienteninformation („pa- tient education“) ist der Einsatz von so genannten digitalen Patientenauf- klärungssystemen. Dabei handelt es sich um multimediale Präsentationen, die den komplexen Ablauf einer Operation in anschaulicher Weise dar- stellen. Diese werden zurzeit in Ko- operation mit der Klinik für plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschir- urgie und Ingenieuren der RWTH- Aachen entwickelt und in der Univer- sitätsklinik Aachen sowie einer Privat- klinik in Köln getestet (13). Chirur- gische Eingriffe und Behandlungen, die auf Wunsch von körperlich gesun- den Menschen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität durchgeführt werden, Abbildung 4: Halslift

Cutis laxa colli bei einer 54-jährigen Patientin a) Präoperativ, b) postoperatives Ergebnis nach neun Monaten

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Abbildung 5: Subglanduläre Mammaaugmen- tation mit 300 mL Silikonprothesen beidseits

27-jährige Patientin

a) Präoperativ, b) postoperatives Ergebnis nach zehn Monaten

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müssen die gleichen strengen Qua- litätskriterien erfüllen wie medizi- nisch notwendige Heilbehandlungen.

Mit einem derartigen Qualitäts- management können sich die qualifi- zierten Fachärzte erkennbar gegenü- ber selbst ernannten Schönheitsexper- ten und deren Gruppierungen abgren- zen. Eine Orientierungshilfe zum The- ma ästhetische Chirurgie für Patienten liefert die Internetseite der Ärzte- kammer Nordrhein (ÄKNo), die über rechtliche Konsequenzen und Haf- tungsfragen vor dem Eingriff infor- miert. Ein erster Schritt zur fachüber- greifenden Qualitätssicherung ist die Etablierung des Registers „plastische- operative Medizin“ durch die Ärzte- kammer Nordrhein, in das sich Fach- ärzte für plastische Chirurgie und Fachärzte für Hals-, Nasen-, Ohren- heilkunde sowie Zahn-, Mund-, Kie- ferheilkunde mit Zusatzbezeichnung

„plastische Operationen“ eintragen können. Verpflichtend ist unter ande- rem die regelmäßige Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen.

Straffungsoperationen im Gesichtsbereich

Die Blepharoplastik dient zur nachhal- tigen Straffung der Ober- und Unterli- der und zur Resektion von überschüs- sigen Fettpolstern, wodurch Schlupfli- der und Tränensäcke korrigiert werden (Abbildung 2). Der ein- bis zweistündi- ge Eingriff wird ambulant in Lokal- anästhesie durchgeführt. Die Schnitt- führung verläuft in den natürlichen Hautfalten, und in der Regel entsteht in den Augenlidern eine kaum sichtba- re Narbenbildung. Zu den typischen Komplikationen gehören Schwellung, Hämatome, Infektionen, Blutungen, Narben, Ektropium, Fremdkörperge- fühl, Asymmetrie, gereizte Bindehaut und Bildung von Talgzysten. In extrem seltenen Fällen kann es zu einer Ver- letzung des Bulbus oder schlimmsten- falls sogar zur Blindheit kommen.

Die Gesichtsstraffung, auch Facelift genannt, ist ein zwei- bis vierstündiger Eingriff. Das obere Facelift, das zur Straffung der Stirnregion dient, wird aufgrund der Faltenbehandlung durch Botulinusinjektionen selten angewen-

det. Das mittlere Facelift umfasst Kor- rekturen im Schläfen-, Wangen- und Kinnbereich (Abbildung 3). Durch Straffung des SMAS (superfizielles muskelaponeurotisches System), einer fibromuskulären, gefäßarmen Schicht im Gesichtsbereich, kann ein lang an- haltendes Operationsergebnis erzeugt werden, wohingegen bei einer reinen Hautstraffung das Resultat aufgrund der Hauterschlaffung nur von kurzer Dauer ist und bei übermäßigem Zug die Gefahr eines unnatürlichen, mas- kenhaften Aussehens besteht. Beim Halslift wird überschüssiges Haut- und Fettgewebe entfernt. Das Platys- ma kann zur Akzentuierung des men-

tozervikalen Winkels gestrafft und partiell vernäht werden (Abbildung 4). Zu den Risiken des Face- und Hals- lifts gehören Hämatome, Schwellun- gen, Serome, Infektionen, Asymmetri- en, Haarausfall, Hautnekrosen und Verletzungen des N. facialis.

Mammaplastiken

Die Mammaaugmentation (Brustver- größerung) (Abbildung 5) durch Im- plantate kann über drei Inzisionswege erreicht werden: submammär, peri- areolär und axillär. Das Implantat wird subglandulär oder bei schlanken Frau- Abbildung 7: Reithosenadipositas bei einer 33-jährigen Patientin

Liposuktion mit kombinierter Tumeszenz- und Ul- traschalltechnik. Infiltration und Absaugung von 1 200 mL pro Seite

a) Präoperativ, b) postoperatives Ergebnis nach zwölf Monaten

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Abbildung 6: Mammareduktion mit der nar- bensparenden L-Technik

Mammahypertrophie, Ptosis und Asymmetrie bei einer 21-jährigen Patientin. Die Steglänge (infraa- reolar zu inframammär) wurde rechts von 9,5 cm und links von 10,5 cm auf 7 cm beidseits verkürzt.

Das Resektionsgewicht betrug auf der rechten Seite 305 g und auf der linken Seite 360 g.

a) Präoperativ, b) sieben Monate postoperativ Aus Pallua N,Vedecnik S, Ermisch C: L-Mammapla- stik – Eine Modifikation der vertikalen Mamma- reduktionsplastik. In: Lemperle G, von Heimburg D Hrsg.: Ästhetische Chirurgie. 11. Ergänzungsliefe- rung 6/04. Landsberg /Lech: ecomed Verlagsgesell- schaft 2004; mit freundlicher Genehmigung des Verlags

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en auch subpektoral platziert. Der ein- bis zweistündige Eingriff kann ambu- lant in Vollnarkose oder Lokalanästhe- sie durchgeführt werden. Nach heuti- gem wissenschaftlichem Erkenntnis- stand gibt es keine Bedenken bei der Verwendung von Silikonprothesen (1), wobei alternativ auch Kochsalz gefüll- te Prothesen zur Verfügung stehen.

Postoperativ ist bei Silikonimplantaten die Beurteilbarkeit von Mammogra- phien eingeschränkt.

Bei Mammahypertrophie und -pto- sis wird die Mammareduktion sowie Mastopexie vorgenommen (Abbil- dung 6). Dieser Eingriff dauert drei- bis vier Stunden und wird in Vollnar- kose ambulant oder stationär durch- geführt. Es bestehen zahlreiche Ope- rationsmethoden, wobei sich die nar- bensparenden Techniken zunehmend durchsetzen (7, 9). Zu den typischen Risiken zählen Blutungen, Infektio- nen, Wundheilungsstörungen, Narben und Sensibilitätsstörungen. Bei der Reduktion können insbesondere Still-

probleme sowie Mamillennekrose, bei der Augmentation Kapselfibrose und bei extremer mechanischer Belastung auch Implantatrupturen auftreten. Bei allen Mammaplastiken ist postopera- tiv das Tragen eines Stützbüstenhal- ters für die nächsten drei Monate er- forderlich.

Körperformung durch Fettabsaugung

Die Liposuktion, mit mehr als 150 000 Fettabsaugungen pro Jahr, ist die häu- figste ästhetische Operation in Deutschland (6). Sie eignet sich nicht zur Gewichtsreduktion, sondern zur Beseitigung von lokalen Fettgewebs- fehlverteilungsstörung (Lipodystro- phie), wie beispielsweise bei der Reit- hosendeformität (Abbildung 7). Vor der Operation sollten konservative Maßnahmen wie Diät und Sport ver- sucht worden sein. Die trockene Me- thode, bei der eine reine Absaugung erfolgt und es zu großen Blutverlusten kommen kann, wird heutzutage nur noch selten angewendet. Die feuchte Methode, auch Tumeszenztechnik ge- nannt, gilt als Standard, weil durch initiale Injektion von Flüssigkeit, be- stehend aus Kochsalz, Lokalanästheti- kum, Bikarbonat sowie Adrenalin, ei- ne Dissoziation der Fettzellen und somit ein schonender Absaugvorgang erreicht werden kann. Bei der ultra- schallassistierten Aspirationslipekto- mie (UAL) werden die Fettzellen vor- her im Gewebe zertrümmert. Neuere Methoden sind die Wasserstrahlme- thode und die „power assisted liposuc- tion“ (PAL). Je nach Größe des abzu- saugenden Gebietes dauert die Opera- tion eine bis zu fünf Stunden, wobei nicht mehr als vier Liter aufgrund von Kreislaufproblemen entzogen werden sollten. Eingriffe in Lokalanästhesie können durch übermäßige Gabe von Lokalanästhetika zu Komplikationen führen, weswegen viele Operateure die Intubationsnarkose oder Spinal- anästhesie bevorzugen. Postoperativ ist es erforderlich, Kompressionsklei- dung für zwei bis drei Monate zur For- mung des Bindegewebes zu tragen.

Zu den typischen Risiken zählen Asymmetrie, Hautdellen, Hautverfär-

bungen, Sensibilitätsstörungen, Infek- tionen, Serome, Narbenbildung, Blu- tungen. Schwerwiegende Komplikatio- nen wie Lungenembolie, hämatogener Schock, Hautnekrosen, Verletzung in- nerer Organe, nekrotisierende Faszitis, Sepsis treten in 0,1 Prozent, Todesfälle in 0,2 Prozent der Fälle auf (6).

Abdominoplastik zur Straffung der Bauchdecke

Bei der Abdominoplastik wird die Kör- perkontur im mittleren und unteren Bauchbereich durch Resektion von überschüssigem Fett- und Hautgewebe, sowie durch Straffung der vorderen Bauchmuskulatur korrigiert (Abbil- dung 8). In Vollnarkose wird der zwei- bis vierstündige Eingriff ambulant oder stationär durchgeführt. Postoperativ sollte für drei Monate ein Bauchgurt getragen werden. Zu den Risiken ge- hören Blutungen, Nachblutungen, Sero- me, Wundheilungsstörungen, Sensibi- litätsstörungen und Narbenbildung.

Zukunftsperspektiven

Der lukrative Markt der ästhetischen Chirurgie wird bereits auch von öffent- lichen-rechtlichen Krankenhäusern an- visiert: Laut einer Umfrage vom Sep- tember 2003 wollen 50 Prozent aller kommunalen und 90 Prozent aller pri- vaten Krankenhäuser in Deutschland ein Kontingent von Betten für Selbst- zahler vorhalten, vorwiegend aus dem Bereich der plastischen Chirurgie. Trotz aller ökonomischen Verführungen der ästhetischen Chirurgie besteht für alle Ärzte die Pflicht, diese Aspekte nicht auf die Indikationsstellung und Thera- pie Einfluss nehmen zu lassen. Ästheti- sche Operationen sind fachchirurgische Eingriffe, die verantwortungsvoll nur von entsprechend ausgebildeten Ärz- ten durchgeführt werden können. Hier sind von den Fachgesellschaften fach- übergreifende Ausbildungsstandards und Qualitätskontrollen zum Schutz des Patienten zu fordern. Neben der strengen Indikationsstellung und der sorgfältigen Abklärung von Kontraindi- kationen muss vor allem ein adäquates Komplikationsmanagement bestehen.

Abbildung 8: Cutis laxa abdominis bei einer 37-jährigen Patientin

Zustand nach Kaiserschnitt. Abdominoplastik mit Resektion von 220 g Hautfettgewebe beidseits und Korrektur der Rektusdiastase nach Converse a) Präoperativ, b) postoperatives Ergebnis nach 11 Monaten

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Die Autoren versichern, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Me- dical Journal Editors vorliegt.

Manuskript eingereicht 26. 7. 2004, revidierte Fassung angenommen 23. 8. 2004.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 908–913 [Heft 13]

Literatur

1. Eisenmann-Klein M: European committee on quali- ty assurance and medical devices in plastic surgery (EQUAM). Konsensuserklärung zur Sicherheit von Brustimplantaten 1998, www.praf.org/committees/

equam.html

2. Gorney M: Plastic surgery pitfalls. Clin Plast Surg 1999; 26: 149–59.

3. Gorney M: Claims prevention for the aesthetic sur- geon: preparing for the less-than-perfect outcome.

Facial Plast Surg 2002; 18: 135–42.

4. Gorney M, Martello J: The genesis of plastic surge- on claims. A review of recurring problems. Clin Plast Surg 1999; 26: 123–31.

5. Krieger LM, Shaw WW: The financial environment of aesthetic surgery: results of a survey of plastic surgeons. Plast Reconstr Surg 1999; 104: 2305–11.

6. Lehnhardt M, Homann HH, Druecke D, Steinstraes- ser L, Steinau HU: Liposuktion – kein Problem? Chir- urg 2003; 74: 808–14.

7. Menke H, Eisenmann-Klein M, Olbrisch RR, Exner K:

Countinous quality management of breast hyper- trophy by German Association of Plastic Surgeons.

A preliminary report. Ann Plast Surg 2001; 46:

594–98.

8. Muhlbauer W, Holm C, Wood DL: The thersites com- plex in plastic surgical patients. Plast Reconstr Surg 2001; 107: 319–26.

9. Pallua N, Ermisch C: „I“ becomes „L“: modification of vertical mammaplasty. Plast Reconstr Surg 2003;

111: 1860–70.

10. Peter FW, Peter K, Buttemeyer R, Vogt PM, Hebe- brand D: Preoperative patient education in plastic surgery. Handchir Mikrochir Plast Chir 1995; 27:

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11. Rohrich RJ: The increasing popularity of cosmetic surgery procedures: a look at statistics in plastic surgery. Plast Reconstr Surg 2000; 106: 1363–5.

12. Rohrich RJ, Coberly DM, Krueger JK, Brown SA:

Planning elective operations on patients who smoke: survey of North American plastic surgeons.

Plast Reconstr Surg 2002; 109: 350–5.

13. Vedecnik S, Pallua N: Digitale Patientenaufklä- rungssysteme für ästhetische Operationen. Plasti- sche Chirurgie 2003; Suppl. 1: 35.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. Dr. med. Norbert Pallua Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen E-Mail: npallua@ukaachen.de

PSA-Wert bei

Querschnittgelähmten

In der Tabelle 2 des Artikels wird darge- stellt, dass die Querschnittlähmung eine Erhöhung des Gesamt-PSA mit sich bringt. Weder unsere eigene Arbeits- gruppe (5) noch andere Untersucher (1–4, 6) haben diesen Zusammenhang nachweisen können. In keiner Studie wurde ein signifikanter Einfluss der Querschnittlähmung auf das Gesamt- PSA ermittelt. Diese Aussage hat für die Betroffenen eine enorme Bedeu- tung. Dank der Fortschritte der me- dizinischen Versorgung Querschnitt- gelähmter hat sich die Lebenserwar- tung nach Rückenmarkverletzung in den letzten Jahren deutlich verbessert, sodass die überwiegende Mehrzahl der Patienten ein Alter erreicht, in dem ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom entstehen kann. Daher spielt in dieser Bevölkerungsgruppe die Prostatakarzi- nomvorsorge eine zunehmend wichti- gere Rolle. Im Rahmen dieser Früher- kennung sollten bei querschnittgelähm- ten Patienten dieselben Grenzwerte wie bei Gesunden herangezogen wer- den.

Literatur

1. Alexandrino AP, Rodrigues MA, Matsuo T: Evaluation of serum and seminal levels of prostate specific antigen in men with spinal cord injury. J Urol 2003; 171: 2230–

2232.

2. Benaim EA, Montoya JD, Saboorian MH, Litwiller S, Roehrborn CG: Characterization of prostate size, PSA and endocrine profiles in patients with spinal cord injuries.

Prostate Cancer Prostatic Dis 1998; 1: 250–255.

3. Konety BR, Nguyen TT, Brenes G, Lewis N, Saul M, Nelson JB, Getzenberg RH: Evaluation of the effect of spinal cord injury on serum PSA levels. Urology 2000; 56: 82–86.

4. Lynne CM, Aballa TC, Wang TJ, Rittenhouse HG, Ferrell SM, Bracket NL: Serum and semen prostate specific anti- gen concentrations are different in young spinal cord in- jured men compared to normal controls. J Urol 1999;

162: 89–91.

5. Pannek J, Berges RR, Cubick G, Meindl R, Senge T: Prosta- te size and PSA serum levels in male patients with spinal cord injury. Urology 2003; 62: 845–848.

6. Pramudji CK, Mutchnik SE, DeConcini D, Boone TB:

Prostate cancer screening with prostate specific antigen in spinal cord injured men. J Urol 2002; 167: 1303–1305.

Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Pannek Urologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum Marienhospital Herne

Widumer Straße 8, 44627 Herne

Schlusswort

Ich stimme Herrn Priv.-Doz. Dr. Pannek uneingeschränkt zu, dass sich Dank der Fortschritte der medizinischen Versor- gung Querschnittgelähmter die Lebens- erwartung nach Rückenmarkverletzung in den letzten Jahren deutlich verlängert hat, sodass die meisten Patienten ein Al- ter erreichen, in dem ein klinisch insigni- fikantes Karzinom für den Patienten be- deutsam wird. Daher hat auch in die- ser Bevölkerungsgruppe Prostatakarzi- nomfrüherkennung eine ähnlich große Bedeutung wie bei anderen Männern der gleichen Altersgruppe. Deshalb ist die Frage wichtig, ob und inwieweit eine Querschnittlähmung Einfluss auf den PSA-Wert haben kann. In der Literatur finden sich zu dieser Problematik unter- schiedliche Angaben (2, 3). Auf die in der Tabelle Bezug genommene Litera- tur, die am Tabellenende zitiert wurde (5), wies entweder auf keine Verände- rung oder auf einen Anstieg der PSA- Werte in dieser Patientengruppe hin.

Über einen Einfluss der Querschnitt- lähmung auf den Quotienten aus freiem und Gesamt-PSA sind uns keine Daten bekannt. Neuere Arbeiten von Pannek (4) und von Alexandrino (1) dokumen- tierten in der Tat keine signifikanten Unterschiede zwischen den PSA-Wer- ten von querschnittgelähmten und ge- sunden Männern. Wir sind Herrn Pan- nek für diesen wichtigen Hinweis dank- bar.

zu dem Beitrag

Serie: Einfluss von

Präanalytik und Analytik auf die Aussagekraft des prostataspezifischen Antigens

von

Prof. Dr. med. Paolo Fonara Dr. rer. nat. Kersten Fischer Dr. med. Hans-Joachim Luboldt Dr. med. Christian Doehn

Priv.-Doz. Dr. med. Axel Semjonow in Heft 25/2004

DISKUSSION

Weitere Informationen im Internet:

www.plastische-chirurgie-aachen.de www.vdpc.de

www.vdaepc.de

www.aekno.de/htmljava/c/plastischechirurgie/treffer.asp

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