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Archiv "Arzneimittelkommission: „Ordnende Hand“" (20.12.2004)

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Arzneimittelkommission

„Ordnende Hand“

Die neue Festbetragsregelung wirft die Frage nach Nutzen und Mehrwert von Arzneien auf.

E

ines der größten Arbeitsfelder der Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft (AkdÄ) in die- sem Jahr war die neue Festbetragsrege- lung, sagte ihr Vorsitzender, Prof. Dr.

med. Bruno Müller-Oerlinghausen, an- lässlich der Mitgliederversammlung An- fang Dezember in Berlin. Denn mit In- Kraft-Treten der Gesundheitsreform Anfang des Jahres können die Kran- kenkassen erstmals wieder Erstattungs- obergrenzen für diejenigen patentge- schützten Wirkstoffe festlegen, die von den Krankenkassen und den Ärzten im Gemeinsamen Bundesausschuss als nicht therapeutisch überlegen eingestuft wer- den. Das, so Müller-Oerlinghausen, hat die Frage nach Nutzen und Mehrwert von Arzneimitteln aufgeworfen und ein Tätigkeitsfeld eröffnet, in das die AkdÄ ihre Expertise einbringen werde. „Die Kommission wird sich in Konkurrenz zu anderen wie dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits- wesen positionieren müssen.“ Frucht- bare Gespräche mit dessen Leiter, Prof.

Dr. med. Peter Sawicki, stimmen den AkdÄ-Vorsitzenden optimistisch.

Doch im Festbetragsgeschäft geht es um viel Geld. Rund eine Milliarde Euro an Einsparungen erhoffen sich die Krankenkassen. Von daher sind heftige Reaktionen der Betroffen program- miert, wie das Beispiel Pfizer zeigt. Der Pharmakonzern geht mit Zeitungsan- zeigen und inzwischen auch gerichtlich gegen die Entscheidung der Kranken- kassen vor, den patentgeschützten Cho- lesterinsenker Sortis unter Festbetrag zu stellen. „Ein Teil der Patienten wird Sortis brauchen“, räumte Müller-Oer- linghausen ein. Aber es sei die Preispo- litik des Herstellers, die eine Zweiklas- senmedizin schaffe, und nicht die Ent- scheidung von Politik und Ärzten.

„Pfizer ist ein klassischer Fall, wo wir gemeinsam auf den Prüfstand gestellt werden und es wichtig ist, Anfeindun-

gen wissenschaftlich fundiert entgegen- zutreten“, betonte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. Manfred Richter-Reichhelm.

Die AkdÄ leiste als „ordnende Hand“

wichtige Arbeit für den Gemeinsamen Bundesausschuss und für eine rationale und wirtschaftliche Arzneimittelthera- pie. Er lobte insbesondere Sachkunde, Unabhängigkeit und Neutralität des Gremiums. Dass man sich mit der Be- wertung von Arzneimitteln aber nicht

nur Freunde macht, weiß Müller-Oer- linghausen aus eigener Erfahrung. Seit 2001 habe die AkdÄ versucht, die Ärzte über die Risiken von Coxiben aufzu- klären, „nicht immer zur Freude unse- rer schmerzmedizinischen Kollegen“.

Der Fall Vioxx gab ihr Recht. Ein Fall, der Müller-Oerlinghausen darüber hin- aus veranlasst, für die zentrale Regi- strierung klinischer Studien und eine Kennzeichnungspflicht für neue Medi- kamente einzutreten. Heike Korzilius P O L I T I K

A

A3462 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 51–5220. Dezember 2004

W

ir niedergelassenen Ärzte stehen bei den stationär tätigen Kolle- gen häufig in Verdacht, die mit Herzblut, Akribie und Hingabe er- stellten Befundberichte nicht genügend zu würdigen. Um diese Scharte auszuwetzen, lese ich nun, quasi als Stellvertreter aller Niederge- lassenen, mit tiefer Inbrunst einen ansonsten sträflichst vernachlässigten Bericht vor. Bewusst wähle ich, um Ihre kostbare Zeit nicht zu vergeuden, den Befund einer Herzkatheteruntersuchung, da Kardiologen gemeinhin als diejenigen bekannt sind, die medizinische Sachverhalte kurz, knapp und trocken darstellen.

„ . . . primärangiographische Bestandsaufnahme in domo notfallmäßig bei konvexbogiger aus der R-Zacke heraus bestehender ST-Elevation ante- rior lateral nach inferior reichend . . . schwere prämature Koronarsklerose

ohne konkomittierende CK/Trop-T . . . Ischämietest bezogen auf die RIVA- Stenosierung am Diagonalastabgang sowie PCI des D2-Abganges als kom- plexe letztlich Trifurkationsintervention!“

Das lässt mich erst mal zum Wörterbuch greifen. Wie war das noch mal mit konvex und konkav? Was meint der mit prämatur? Beziehungsweise mit PCI des D2? Nach längerem Entschlüsseln bin ich zwar um den Sinn der Worte klüger, begreife den Zusammenhang aber immer noch nicht. Mein differenzialdiagnostisch geschultes Gehirn lässt mich übergreifende Zusam- menhänge erahnen: Handelt es sich um eine adulte Form der Logorrhö?

Vielleicht eine fulminante Exsudatio vocabuli? Besuchte der Kollege womöglich ein Wochenendseminar für komplexe medizinische Ausdrucks- formen? In meiner Not greife ich zum Telefonhörer und lese einem Kar- diologen den schwer verdaulichen Text vor. Dieser übersetzt: „Es geht um die Abgrenzung Perikarditis und koronare Herz- erkrankung; außerdem ist er sich unsicher, ob er die RIVA-Stenose dilatieren soll oder nicht.“ Prima, so verstehe ich das. Aber warum konnte der Kollege das nicht genauso ausdrücken? „Keine Ahnung. Vielleicht ist er begeisterter Dichter und findet seine Texte sonst nicht veröffentlicht.“ Genau das wird es sein! Aber jetzt kann sich der Kollege freuen: Er steht sogar im Ärzteblatt. Dr. med. Thomas Böhmeke

Befunde

Referenzen

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