Prof. Dr. med. Siegfried Häußler
Erster Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
5000 Köln 41 (Lindenthal) Herbert-Lewin-Straße 3 Telefon: (02 21) 40 05-0
September 1987
Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege!
Bitte denken Sie daran: Am 1. Oktober treten die neuen Gebührenordnun- gen in Kraft. Diese bieten eine leistungsgerechte Honorierung sowohl der Gesprächs- und Untersuchungsleistungen als auch der Medizintechnik in unseren Praxen.
Ich hoffe sehr, daß Sie an einer der vielen Informationsveranstaltun- gen Ihrer Kassenärztlichen Vereinigung teilgenommen und sich darüber hinaus durch eingehendes Studium mit den Neuerungen der beiden Gebüh- rJnverzeichnisse vertraut gemacht haben. Deshalb bin ich zuversicht- lich, daß Sie erkennen, wie sehr wir bemüht waren, eine ausgewogene Überarbeitung zustande zu bringen, die allen Kassenärzten eine ange- messene Grundlage für die Erwirtschaftung Ihres Honorars bietet, zu- gleich aber auch eine dem modernen Stand der Medizintechnik entspre- chende ambulante Diagnostik sichert.
Keinesfalls ist unsere Reform technikfeindlich. Im Kern ging und geht es um die Sicherung hoher Rationalisierungsgewinne im Laborbereich.
Das dort freigesetzte Honorarvolumen wird voll den ärztlichen Grund- leistungen zufließen. Keine Mark unseres bisherigen Honorarvolumens geht verloren. Darüber hinaus kommt uns der Grundlohnzuwachs voll zugute.
Die deutlichen Verbesserungen der Gesprächs- und Untersuchungsleistun- gen werden für alle, egal ob Hausarzt oder Spezialist, von Vorteil sein. Dies haben die Ergebnisse des Modellversuchs im 3. Quartal 1986 eindeutig bewiesen. Bitte lassen Sie sich daher nicht verunsichern.
Schon gar nicht darf es gelingen, Zwietracht zwischen Hausärzten und Spezialisten zu säen. Nur in vertrauensvollem und reibungslosem Zusam- menwirken mit dem Wissen um eine allseits gerechte Honorierung werden wir Kassenärzte den großen Herausforderungen der nächsten Jahre er- folgreich begegnen können.
Die Reform tritt jetzt in ihre entscheidende Phase. Dabei wird sich auch zeigen, ob Korrekturen vorgenommen werden müssen. Ich will dies keinesfalls ausschließen. Allerdings kommt es auch darauf an, durch anständiges Verhalten die sich uns bietende Chance zu nutzen. Die neuen Gebührenordnungen sind geprägt vom Geist des Fortschritts, aber auch vom Vertrauen in ein wirtschaftliches Arbeiten und korrektes Abrechnen. Gemeinsam müssen wir beweisen, daß das bisherige Fundament unseres ärztlichen Handelns auch in Zukunft trägt.
In kollegialer Verbundenheit
(Irebey
Dt. Ärztebl. 84, Heft 40, 1. Oktober 1987 (19) A-2591