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Archiv "Krankenhäuser: Streit um Anhaltszahlen" (13.01.1977)

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Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

Krankenhäuser:

Streit um

Anhaltszahlen

Rund 70 bis 75 Prozent der gesam- ten Betriebskosten der Krankenhäu- ser verschlingt der Personalsektor.

Kein Wunder also, daß man bei den Versuchen, die Kostenexpansion im Gesundheitswesen einzudämmen, den Krankenhausleitungen bei der Personalbesetzung auf die Finger sieht. So häufen sich die Fälle, daß die Krankenhäuser bei der Festset- zung der Pflegesätze zum Teil dra- stische Kürzungen der Stellenpläne durch die staatlichen Behörden hin- nehmen müssen. Auch ein leitender Beamter des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit hat anläßlich einer gesundheitspoli- tischen Tagung der Bezirke Nord- rhein-Westfalen I und II der Gewerk- schaft Öffentliche Dienste, Trans- port und Verkehr (ÖTV) kundgetan, nur wenn man auch den Personal- bestand abbaue, könne man ausrei- chend Geld einsparen. Als Begrün- dung wird angeführt, daß in den Krankenhäusern im Jahr 1966 nur rund 30 000 Ärzte und mehr als 110 000 Pflegekräfte tätig waren, 1975 hingegen bereits über 50 000 Ärzte beziehungsweise 180 000 Pfle- gekräfte. Nicht erwähnt wurde dabei allerdings die spürbare Zunahme der Krankenhaushäufigkeit sowie die sukzessive Verkürzung der Ver- weildauer, um nur einige der Fakto- ren zu nennen, die zwangsläufig eine Erhöhung des Personalstandes erfordern.

ln dieser Situation war es nicht ver- wunderlich, daß die zuletzt von der Deutschen Krankenhausgesell- schaft (DKG), Düsseldorf, herausge- gebenen Anhaltszahlen für die Be- setzung der Krankenhäuser mit Pfle- gekräften vom September 1974 we- der von den Krankenkassen noch von den Festsetzungsbehörden an- erkannt wurden, zumal sie gegen- über den Anhaltszahlen von 1969 das Maß der letzten Arbeitszeitver- kürzung übersteigen. Die Gesund- heitsministerkonferenz der Länder

vom Februar 1976 hatte sich in einer Entschließung darauf verständigt, bei der Prüfung der Besetzung des ärztlichen und pflegerischen Dien- stes im Rahmen der Pflegesatzfest- setzung von den alten, längst über- holten Anhaltszahlen der DKG aus dem Jahre 1969- allerdings fortge- schrieben auf die 40-Stunden-Wo- che - auszugehen.

Die Spitzenverbände der Kranken- kassen haben als Reaktion auf die Anhaltszahlen der DKG von der Köl- ner "Arbeitsgruppe zur Planung und Beratung von Einrichtungen im Ge- sundheitswesen GmbH" ein inzwi- schen veröffentlichtes Gutachten er- arbeiten lassen. Dieses kam, wie zu erwarten war, zu negativen Bewer- tungen der DKG-Empfehlung. Hier- durch wurde wiederum eine kontro- verse Diskussion der Sachverständi- gen in Gang gesetzt. Den DKG-An- haltszahlen wird vor allem vorge- worfen, sie seien lediglich als Aus- gangsbasis, nicht aber zur Bestim- mung des Personalbedarfs im Pfle- gebereich direkt verwendbar. Die Formel zur Errechnung der Anhalts- zahlen müßte um weitere spezifi-

Z I T A T - - - ,

Gegen Einmischung des Staates

"Die Krankenhausträger ge-

hen davon aus, daß ihre Ge- staltungsfreiheit nicht ein- geengt wird durch eine über das Maß des Notwendigen hinausgehende Einmischung des Staates und der Kosten- träger, insbesondere nicht eingeengt durch ein wirklich- keitsfremdes System der Richtsätze oder durch eine Plafondierung der Förder- mittel".

Prof. Dr. med. Hans-Werner Müller, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhaus- gesellschaft (DKG), Düssel- dorf.

60 Heft 2 vom 13. Januar 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT

sehe Gegebenheiten ergänzt wer- den, wie beispielsweise Gebäude, strukturelle Verhältnisse, zu lange/

zu kurze Verweildauer. Nur dann wäre sie in der Praxis auch anwend- bar. Immerhin ein beachtliches Zu- geständnis! Die Gutachter empfeh- len, "in gezielt angelegten und auf breiter Basis du rehgeführten Ar- beitsanalysen die Daten zu erarbei- ten, die eine exakte Berechnung un- ter Berücksichtigung der qualitati- ven Forderungen möglich machen."

Eine Lösung selbst haben sie also nicht zu bieten.

Häufig wird hingegen die wohlge- meinte Warnung des ehemaligen Präsidenten der DKG, Dr. Walter Bauer, zitiert, die Anhaltszahlen für das eigene Haus richtig zu verwen- den und sie nicht nur nach maxima- len Möglichkeiten wie Spitzenbean- spruchung oder Spitzenleistung zu bemessen. Dies quasi als Argument der Kassen, um die Richtigkeit der Anhaltswerte in Frage zu stellen, da man den Krankenhäusern unter- stellt, den Spielraum für die Bemes- sung des Personalstandes bis an die oberste Grenze auszunutzen, um sich so mit Personal "vollzusau- gen". Nach dem Motto: Gibt man ihnen den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand.

..". Der Streit um die Anhaltszahlen- nicht nur der Pflegekräfte, auch der Ärzte- wird unvermindert weiterge-

hen. Die Gesundheitsministerkonfe-

renz hat in ihrer Entschließung vom 20./21. November 1975 die Entwick- lung verbindlicher, differenzierter Personalschlüssel für Krankenhäu- ser gefordert. Kürzlich haben Bund und mehrere Bundesländer ein ent- sprechendes Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben, um wissen- schaftlich haltbare Ausgangsdaten zu ermitteln. Der Zwang zur Kosten- begrenzung wird sicher auch in Zu- kunft die wichtigste Rolle spielen.

Nicht vergessen werden sollte dabei, daß die Leidtragenden infolge über- höhter Arbeitsbelastung nicht nur Ärzte und Pflegekräfte sein werden, sondern gleichermaßen die Patien- ten von den Personaleinsparungen

betroffen sind. IR/DÄ

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