A 2290 Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 107|
Heft 46|
19. November 2010 zügen (p = 0,026) und wenig aus -geprägter Führungspersönlichkeit (p = 0,010) stand. Bei den stoischen Teilnehmern dagegen lag die Zahl der Stürze unterhalb des errechneten physiologischen Risikos. Stoische Persönlichkeitsmerkmale wirken offenbar protektiv und sind mit einer optimistischen Lebensein- stellung (p = 0,001) und einem akti- ven Lebensstil (p = 0,048) assoziiert.
Fazit: „Diese Studie zeigt, dass es bei der ärztlichen Betreuung von alten Menschen sinnvoll und notwendig ist, außer objektiven Risiken das subjektive Gefähr- dungsgefühl – hier die Sturz- angst – bei der Betreuung mit zu beachten“, kommentiert Prof. Dr.
med. Markus Gulich (Ulm).
„Denn bei fast einem Drittel der Studienteilnehmer waren das ob-
jektive Risiko und die subjektive Sturzangst nicht konkordant.
Diese Erkenntnis hat für die Be- ratung von Patienten und ihren Angehörigen große Bedeutung.“
Christine Vetter
Delbaere K et al.: Determinant of disparities between perceived and physiological risk of falling among elderly people: cohort study;
BMJ 2010; 341:c4165, doi:10.1136/bmj.
Die blutdrucksenkende Wirkung verschiedener Antihypertensiva ist bei sogenannten Non-Dippern (nächtlicher Blutdruckabfall > 0 und < 10 % des Tagesmittelwerts bei ambulantem Blutdruckmonito- ring) stärker, wenn sie Medikamente abends einnehmen als morgens.
Spanische Wissenschaftler haben nun geprüft, ob sich durch die abendliche Einnahme von Antihy- pertensiva auch das kardiovaskulä- re Risiko verringern lässt.
In der MAPEC-Studie (Monito- rización Ambulatoria para Predic - ción de Eventos Cardiovasculares) wurde prospektiv mit 2 156 Hyper- tonikern untersucht, ob sich die Wirksamkeit einer blutdrucksen- kenden Therapie unterschied, wenn alle Antihypertensiva morgens nach dem Aufstehen (n = 1 084) oder
mindestens ein Antihypertensivum abends vor dem Zubettgehen (n = 1 072) eingenommen wurde.
Bei den Patienten wurden zu Studi- enbeginn und dann in regelmäßigen Abständen der Blutdruck über 48 Stunden gemessen und ihre kör- perliche Aktivität erfasst. Über die Auswahl der Antihypertensiva ent- schied der behandelnde Arzt. Es wurde nicht zwischen Dippern (nächtliche Blutdrucksenkung > 10 und < 20 % des Tagesmittelwerts) und Non-Dippern unterschieden.
Damit blieb unberücksichtigt, dass Ergebnissen früherer Studien zufol- ge verschiedene Gruppen von Anti- hypertensiva unterschiedliche Ef- fekte auf die 24-h-Blutdruckpofile von Dippern und Non-Dippern bei morgendlicher oder abendlicher Applikation haben. Primärer End-
punkt war eine Kombination kar- diovaskulärer Ereignisse, wie Tod jeder Ursache, Herzinfarkt, Angina pectoris, Revaskularisationsmaß- nahmen, Herzinsuffizienz, periphe- rer Ge fäßverschluss, Retinalarte- rienverschluss, Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacke.
Die Patienten wurden im Median 5,6 Jahre beobachtet. Das kardio- vaskuläre Risiko für Patienten, die ihre Blutdrucksenker am Morgen einnahmen, war signifikant höher als bei Einnahme am Abend (Gra- fik). Als besonders bedeutsam wur- de die Senkung des adjustierten Ri- sikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse wie kardiovaskulären Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall durch die abendliche Einnahme ein- gestuft mit einer Hazard Ratio von 0,33 (0,19–0,55, p < 0,001).
Fazit: Zwar komme das Ergebnis nicht überraschend, meint Prof. Dr.
med. Björn Lemmer (Mannheim), aber die Daten belegten erneut, dass mit einer einfachen, kosten- günstigen Therapieänderung die Blutdruckeinstellung von Hyperto- nikern verbessert und ihr kardiovas- kuläres Risiko weiter gesenkt wer- den könne. Kritisch sehe er aller- dings, dass in der Studie nicht zwischen den Dippern und Non- Dippern differenziert wurde. In Deutschland würden bei Non-Dip- pern bzw. bei schwerer Hypertonie mit diesem Blutdruckprofil Medi- kamente zusätzlich abends gege- ben. Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Hermida RC et al.: Influence of circadian time of hypertension treatment on cardiovascular risk: results of the MAPEC study. Chronobiol Intern 2010; 27: 1629–51.
CHRONOPHARMAKOLOGIE
Einnahme von Antihypertensiva am Abend senkt kardiovaskuläres Risiko
GRAFIK
Relatives Risiko für kardiovasku -
läre Ereignisse (95%-KI), adjustiert nach Alter, Ge-
schlecht und Diabetes mellitus bei Einnahme eines Antihypertensivums am Abend oder allen Antihypertensiva am Morgen (modifiziert nach: Chronobiol Intern 2010; 27:
1629–51)
Gesamtereignis
Schwere Ereignisse Gesamtsterblichkeit
Kardiovaskuläre Sterblichkeit Schlaganfall
Kardiovaskuläre Ereignisse Herzinfarkt
Angina pectoris Herzinsuffizienz Retinalarterienverschluss abends besser morgens besser
Relatives Risiko
0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2