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Statintherapie zur Präventionvon Herzinfarkt und Schlaganfall

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Academic year: 2022

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Der kardiovaskuläre Nutzen und die Risiken von Statinen werden seit langer Zeit kontrovers diskutiert. Deshalb werteten Rory Collins von der Univer- sität Oxford (Grossbritannien) und seine Arbeitsgruppe randomisierte Stu- dien und Beobachtungsstudien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Stati- nen zur Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen aus. Des Weiteren diskutierten die Wissenschaftler Stär- ken und Limitationen der unterschied- lichen Studientypen zur Beurteilung der Statineffekte. Die Ergebnisse wurden in einem Review zusammengefasst.

Aus der umfangreichen Datenbasis randomisierter Studien geht hervor, dass Statine nach dem ersten Behand- lungsjahr das Risiko für schwere vaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall, koronare Revaskularisie- rung und einen kardiovaskulär beding- ten Tod bei jeder Senkung des LDL- («low density lipoprotein»-)Choleste-

rins um 1 mmol/l pro Jahr um etwa ein Viertel reduzieren.

Der absolute Nutzen der Statintherapie steht mit dem individuellen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und mit der Senkung des LDL-Cholesterins in Zu- sammenhang. Dazu erstellten die Auto- ren eine Beispielrechnung: Wenn bei 10 000 Personen das LDL-Cholesterin 5 Jahre lang mit einem gängigen Sta tin - regime wie Atorvastatin (Sortis®und Ge- nerika; 40 mg/Tag) um 2 mmol/l ge senkt wird, können bei Patienten mit kardio- vaskulärer Erkrankung 1000 schwere vaskuläre Ereignisse verhindert werden (Sekundärprävention). Bei Personen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko können 500 Ereignisse verhindert wer- den (Primärprävention). Aus den ran- domisierten Studien geht zudem her- vor, dass das kardiovaskuläre Risiko unter Statinen mit jedem Behandlungs - jahr weiter sinkt und der absolute Nut- zen somit langfristig kumulativ zu- nimmt. Des Weiteren zeigte sich, dass die positive Wirkung über einen langen Zeitraum persistiert.

Als einzige schwere unerwünschte Er- eignisse wurden Myopathien (Muskel- schmerzen in Verbindung mit einer starken Erhöhung der Kreatinkinase- konzentration im Blut), neu auftreten- der Diabetes mellitus und, vermutlich, hämorrhagische Schlaganfälle im Zu- sammenhang mit Statinen beobachtet.

Unter der oben aufgeführten 5-jäh rigen Behandlung mit Atorvastatin (40 mg/

Tag) käme es bei den 10 000 Patienten zu 5 Myopathien (von denen 1 ohne Be- endigung der Behandlung zur Rhabdo-

myolyse fortschreiten würde), zu 50 bis 100 neuen Diabeteserkrankungen und zu 5 bis 10 hämorrhagischen Schlagan- fällen. Collins und seine Arbeitsgruppe weisen darauf hin, dass diese Neben- wirkungen bei ihren Schätzungen des absoluten Nutzens der Statine bereits berücksichtigt wurden.

Aufgrund der umfangreichen Evidenz aus randomisierten Studien ist nach Ansicht der Forscher nicht zu erwarten, dass in der Zukunft weitere schwerwie- gende unerwünschte Ereignisse zutage treten. Daher werde sich das Verhältnis von Nutzen und Risiken langfristig nicht bedeutsam verändern.

Andere Aussagen wie die Behauptung, dass es unter Statinen auch zu weiteren unerwünschten Wirkungen wie Leber- erkrankungen, erektiler Dysfunktion oder Neuropathien kommen könnte oder dass bei bis zu einem Fünftel der Patienten Nebenwirkungen auftreten, beruhen auf Beobachtungs- oder Fall- studien und können nach der Kenntnis der Autoren durch die Evidenz aus randomisierten Studien nicht bestätigt werden. In diesem Zusammenhang weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Limitation von Beobachtungs- studien bezüglich der Zuordnung uner- wünschter Ereignisse oft unterschätzt wird.

Aufgrund der Ergebnisse ihres Reviews halten es die Wissenschaftler für be- denklich, dass übertriebene Behaup- tungen bezüglich der Nebenwirkungs- raten bei vielen Personen mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko zu einer unzureichenden Statinanwendung führen. Abschliessend weisen sie da- rauf hin, dass Myopathien und andere Nebenwirkungen bei Absetzen der Statine meist wieder abklingen, Herz - infarkte oder Schlaganfälle, die bei un- nötigem Absetzen eintreten, dagegen mit schwerwiegenden Konsequenzen

verbunden sein können.

Petra Stölting

Quelle: Collins R et al.: Interpretation of the evidence for the efficacy and safety of statin therapy. Lancet 2016, published online September 8, http://dx.doi.org/10.1016/

S0140-6736(16)31357-5.

Interessenlage: 5 der 28 Autoren der referierten Studie erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen. Die anderen 23 sind an der Entwicklung von Statinregimen beteiligt oder haben Gelder von Pharmaunternehmen erhalten, die Statinpräparate herstellen.

984

ARS MEDICI 212016

STUDIE REFERIERT

Statintherapie zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall

Neue Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit

In einem Review ging aus randomisierten Studien hervor, dass Statine das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse deutlich senken. In seltenen Fällen wurden Myopathien, neue Diabeteserkrankungen und hämorrhagische Schlaganfälle beobachtet. Andere Aussagen zur Art und Häufigkeit statin - bedingter Nebenwirkungen basieren auf Beobachtungs- oder Fallstudien.

Nach Ansicht der Reviewautoren wird deren Aussagekraft bezüglich der Zuordnung unerwünschter Ereignisse oft überschätzt.

The Lancet

❖Statine senken das primäre und das sekundäre Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse.

❖Als seltene schwere Nebenwirkungen wurden Myopathien, neue Diabetes - erkrankungen und hämorrhagische Schlaganfälle beobachtet.

❖Myopathien bilden sich nach Absetzen der Statine meist rasch wieder zurück.

MERKSÄTZE

Referenzen

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