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Protektive Wirkungen von Betablockern bei zerebrovas- kulären Erkrankungen

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ARS MEDICI 23 2007 S T U D I E

In einer amerikanischen Stu- die konnte gezeigt werden, dass die Anwendung von Betablockern im Vorfeld eines Schlaganfalls das Infarkt- volumen verringern und zu besseren neurologischen Ergebnissen beitragen kann.

N E U R O LO GY

Eine verstärkte sympathische Aktivität nach akutem Schlaganfall ist mit einer ungünstigeren neurologischen Prognose verbunden. In Studien korrelierten Nor- adrenalinwerte > 300 pg/ml mit einem niedrigeren Barthel-Index nach einem Jahr Follow-up.

Betablocker wirken antisympathisch und haben sich bereits im Zusammen- hang mit Herzoperationen als zerebro- protektiv erwiesen. Im Tiermodell einer zerebralen Ischämie verminderte die Vorbehandlung mit Betablockern das In- farktvolumen und die neurologischen Defizite um mehr als 40 Prozent. Mögli- che Mechanismen der zerebroprotekti- ven Wirkung schliessen eine Verschie- bung der Hämoglobin-Sauerstoff-Disso- ziationskurve nach rechts, die Senkung des Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha-Spiegels und des Interleukin-Beta-Spiegels, einen membranstabilisierenden und antioxida- tiven Effekt, die Blockade von Natrium- und Kalziumkanälen sowie die Hemmung der Proteinkinase und der Phosphatidat- Phosphohydrolase ein.

In einer prospektiven Studie gingen die Autoren von der Hypothese aus, dass die

Anwendung von Betablockern im Vor- feld eines Schlaganfalls mit einem weni- ger schweren Ausmass des Hirninfarkts verbunden ist. Ergänzend analysierten sie potenzielle Mechanismen der zere- broprotektiven Wirkung anhand von Messungen der Herzratenvariabilität so- wie der Bestimmung der Koagulation und der Entzündungsmarker.

Methode

Die Autoren überprüften ihre Hypothese anhand der Daten von 111 Schlaganfall- patienten. Die Schwere des Schlaganfalls wurde mithilfe der Canadian Neurologic Scale (CanNS) erhoben. Auf dieser Skala sind leichte Schlaganfälle mit Werten von 8,5 bis 11,5, mittelschwere mit Wer- ten von 6,0 bis 8,0 und schwere Schlag- anfälle mit Werten von 0 bis 5,5 gekenn- zeichnet. Die jeweilige Medikation der Patienten wurde aus den Krankenakten ermittelt. Den kardialen sympathovaga- len Tonus bestimmten die Wissenschaft- ler über die Messung der Herzraten- variabilität (HRV) mithilfe der Power- Spektralanalyse.

Resultate

22 der 111 Studienteilnehmer wendeten Betablocker an, 89 von ihnen nahmen diese Medikamente nicht. Die Verteilung der Schlaganfallsubtypen nach TOAST (Trial of ORG 10172 in Acute Stroke) war in beiden Gruppen vergleichbar. Zusätz- liche Medikationen zu Betablockern um- fassten Aspirin, ACE-Hemmer, Kalzium- kanalblocker, Nitrate, Diuretika, Östrogen, orale Antidiabetika, Statine und Insulin.

Nach einem Vergleich der demografi- schen Faktoren, der Risikofaktoren und der sonstigen Medikation der Patienten war nach univariater Analyse nur die Anwendung von Betablockern mit einer

verminderten Schwere des Schlaganfalls verbunden.

In multiplen linearen Regressionen für Variablen mit einem p-Wert < 0,15 aus der univariaten Analyse untersuchten die Autoren den Einfluss von Betablockern auf das Hirninfarktvolumen unter Einbe- ziehung der Medikation mit Aspirin oder Statinen sowie nichtischämischer Er- krankungen (Kammerflimmern, Arrhyth- mie, Valvulopathie, nichtischämische Kardiomyopathie) und lakunärer Schlag- anfälle. Auch unter Berücksichtigung dieser Variablen blieb ausschliesslich die Behandlung mit Betablockern mit einer signifikanten Verminderung der Infarkt- schwere assoziiert.

Bei Dichotomisierung nach der Cana- dian Neurologic Scale (CanNS) als End- punkt erwiesen sich in multiplen logis- tischen Regressionsanalysen die Anwen- dung von Betablockern (Odds ratio:

3,70) und weibliches Geschlecht (Odds ratio: 2,69) als unabhängige Prädiktoren eines leichteren Schlaganfalls mit CanNS-Scores > 8,5. Bezüglich des Blut- drucks und des Blutzuckers gab es keine Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen.

Die Anwendung von Betablockern war mit einem niedrigeren sympathovagalen Tonus sowie mit niedrigeren Thrombin- Werten, niedrigeren HA1c-Spiegeln und niedrigeren Erythrozyten-Sedimenta- tionsraten im Vergleich zu Werten der Kontrollgruppe verbunden.

Protektive Wirkungen von Betablockern bei zerebrovas- kulären Erkrankungen

■ Die Anwendung von Betablockern ist unabhängig von Alter, Ge- schlecht, Rasse, Herzerkrankun- gen und der weiteren Medikation mit weniger schweren Schlag- anfällen verbunden.

■■

■ Betablocker wirken zerebropro- tektiv aufgrund sympatholyti- scher Effekte, die mit verminder- ten Thrombinraten und Entzün- dungsmarkern sowie niedrigeren HA1c-Werten einhergehen.

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Schlussfolgerungen

Die Autoren kommen zum Ergebnis, dass eine Vorbehandlung mit Betablockern signifikant zu einem weniger schweren Verlauf eines Schlaganfalls beiträgt, un- abhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, komorbiden Herzerkrankungen und der weiteren Medikation des Betroffenen.

Die zerebroprotektiven Wirkungen der Betablocker könnten auf Einzel- und Kombinationseffekten der sympatholy- tischen Wirkung, der Hemmung der Thrombingenerierung, der Modulation der Blutglukose sowie der Reduzierung der akuten Entzündungsaktivität beruhen.

Die multiple Wirkungsweise könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass

Aspirin oder Statine in dieser Studie trotz ihrer antiinflammatorischen Wirkung nicht mit weniger schweren Schlaganfäl- len einhergingen. Dieses Resultat wird durch Ergebnisse der grössten Studie dazu bestätigt, in der zwischen der An- wendung von Aspirin und der Schwere des Schlaganfallverlaufs ebenfalls keine Verbindung gefunden wurde. Statine sind zwar mit einer verminderten Morta- lität und einer geringeren Wahrschein- lichkeit von Beeinträchtigungen bei Schlaganfallpatienten verbunden, beein- flussen jedoch nicht die initiale Schwere des Hirninfarkts. Auch dieses Ergebnis wurde durch Resultate anderer Studien bestätigt.

In einer Metaanalyse erwiesen sich Beta- blocker als weniger effektiv in der Redu- zierung der Inzidenz von Schlaganfällen als andere Antihypertensiva. Die darin ausgewerteten Studien untersuchten je- doch nicht den Einfluss der Medika- mente auf die Schwere des Schlagan-

falls.

Laowattana Somchai, Oppenheimer Stephen M.: Protec- tive effects of beta-blockers in cerebrovascular disease, Neurology, 2007; 68: 509–514.

Interessenkonflikte: keine

Petra Stölting S T U D I E

S T U D I E

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ARS MEDICI 23 2007

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