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Archiv "Radiologie: Nicht nur Diagnose, sondern auch Therapie" (14.07.2003)

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it immer genaueren Einblicken in Organe, Gefäße und Knochen- struktur sowie aufwendiger Tech- nik, die virtuelle Reisen durch Kolon oder auch Bronchien erlaubt, können Radiologen heute nicht nur diagno- stisch-funktionelle Aussagen machen, sondern auch ausgefeilte therapeutische Eingriffe vornehmen – dabei bleibt kaum ein medizinisches Fachgebiet

„verschont“. Beim 84. Deutschen Rönt- genkongress in Wiesbaden präsentier- ten die Experten die Neuerungen:

Auf dem Gebiet der Gynäkologie ist die perkutane Embolisation von Ute- rusmyomen möglich, auf osteologisch- endokrinologischem und schmerzthe- rapeutischem Gebiet die perkutane Vertebroplastie und sogar die ballon- gestützte Kyphoplastie. In der Kardio- logie wird der diagnostische Herzka- theter von der Magnetresonanztomo- graphie (MRT) und Computertomo- graphie (CT) übertroffen, für die Pul- mologie steht die virtuelle Broncho- skopie vor der Türe. Und das MRT als mögliches Screening-Verfahren zur Früherkennung von Lungentumoren ist eine Option, für die allerdings erst noch „aufrecht begehbare“ Geräte ent- wickelt werden müssen.

Wie Kongresspräsident Prof. Martin Heller (Kiel) ausführte, ist der diagno- stische Stellenwert der virtuellen Kolo- skopie noch nicht eindeutig geklärt. Zu- mindest aber konnte die damit verbun- dene hohe Strahlenmenge durch den Einsatz der Niedrigdosis-CT von 5,8 auf 0,9 mS bei Männern und von 8,3 auf 1,2 mS bei Frauen gesenkt werden – was ei- ner Röntgenaufnahme der Lendenwir- belsäule entspricht.

Zur Verringerung der Komplikatio- nen einer endovaskulären Karotis-Di- latation mit Ballonkatheter und Stent

sind schützende Siebe und Fangkörb- chen entwickelt worden, um abgeschil- ferte Partikel abzufangen. Durch diese Protektion sinkt die Embolierate von rund vier bis acht Prozent auf unter ein Prozent tödliche Apoplexien. Um die Effektivität der „Schutzschilde“ zu ver- gleichen und zu steigern, wurde in Kiel ein Simulationsmodell entwickelt, in dem auch völlig andere Prinzipien gete-

stet werden sollen. Erste Ergebnisse zeigen Unterschiede zwischen den bis- her verfügbaren Systemen.

Für die wenig invasive Therapie von symptomatischen Uterusmyomen hat Heller zusammen mit Prof. Bernd Hamm (Charité Berlin) die perkutane Emboli- sation als Alternative zur Hysterektomie oder der laparoskopischen beziehungs- weise offenen chirurgischen gefäßerhal- tenden Myomenukleation vorgestellt.

Dabei werden die myomversorgenden Äste der A. uterina mit Mikrosphären

aus Polyvinylalkohol embolisiert – die Partikelgröße wird abhängig vom Durch- messer der zuführenden Arterie gewählt.

Die Methode wurde von Radiologen entwickelt und ist in den USA und Frankreich sehr beliebt. Die meisten der Patientinnen, die sich in Berlin be- handeln ließen, hatten sich im Internet informiert, sagte Hamm. Bis September vergangenen Jahres wurden in Berlin

85 Embolisationen vorgenommen; im Nachbeobachtungszeitraum von zwei bis drei Jahren konnte kein erneutes Wachstum infarzierter Myome beob- achtet werden.

Bei der in Lokalanästhesie vorge- nommenen Embolisation kommt es bei entsprechender Kalibrierung der Parti- kel zu einem kontrollierten Infarkt mit Zelluntergang; das Myom könne bis zu zwölf Monaten schrumpfen.Als Neben- wirkung ist in 80 bis 90 Prozent der Fäl- le ein Ischämieschmerz über 24 Stun- P O L I T I K

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A1914 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003

Radiologie

Nicht nur Diagnose, sondern auch Therapie

Die Vorträge bei dem 84. Deutschen Röntgenkongress belegen, dass Radiologen auch ausgefeilte therapeutische Eingriffe vornehmen.

Medizinreport

In Deutschland werden mehr als 136 Millionen Röntgenuntersuchungen pro Jahr durchgeführt. Während die Zahl der konventionellen Aufnahmen sinkt, nehmen die Schnittbildverfahren und minimalinvasiven Techniken zu. Foto: Peter Wirtz

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den dokumentiert, dazu kommt gene- rell ein „Post-Embolisations-Syndrom“

mit Fieber, Leukozytose, Übelkeit, Er- brechen und Blutdruckabfall. Die My- ombeschwerden werden durch die Be- handlung – sie wird nicht immer von den Krankenkassen übernommen – in 94 Prozent der Fälle gebessert.

Als absolute Kontraindikationen gel- ten neben einem auffälligen Adnexbe- fund Infektionen im kleinen Becken und Malignitätsverdacht, derzeit auch noch ein bestehender Kinderwunsch. In ein bis fünf Prozent der Eingriffe kommt es zu einer Funktionseinschrän- kung der Ovarien, auch ungeklärtes Ovarversagen sei beschrieben. Ande- rerseits existieren auch Fallberichte über Spontanschwangerschaften nach einer derartigen Embolisation. Kinder- wunsch-Patientinnen werden deshalb der konventionellen Therapie zuge- führt – ebenso wie Patientinnen mit ge- stielten und multiplen Myomen und großen (> 10 cm) Knoten.

In erster Linie zur Schmerzlinderung osteoporotischer Wirbelkörperfraktu- ren entwickelt, scheint die perkutane Vertebroplastie ein breiteres Potenzial zu besitzen. Das therapeutische Prinzip:

Das Wiederauffüllen der verlorenen Knochenmasse mit flüssigem Knochen- zement wirkt der sinterungsbedingten Alteration des schmerzfaserreichen Pe- riosts entgegen, was die Schmerzen nach Erfahrung von Dr. Johannes Hierholzer (Potsdam) bereits einen Tag nach dem Eingriff dramatisch und relativ dauer- haft reduziert. 92 Prozent seiner Patien- ten gaben bei einer Befragung sechs Monate nach dieser Osteoplastie hohe Zufriedenheit an, nur acht Prozent wa- ren unzufrieden mit dem Ergebnis der minimalinvasiven Vertebroplastie. Der Eingriff selbst erfolgt unter biplanarer Durchleuchtung mit einem dorsalen bi- lateralen transpedikulären Zugang.

Als vorteilhaft wertete der Referent die Möglichkeit der Biopsie vor der Ze- mentierung. Um den Verteilungsraum zu beurteilen, wird zuerst nichtioni- sches Röntgenkontrastmittel injiziert, um einen möglichen Austritt in den Spinalkanal oder große, den Knochen drainierende Venen zu sehen. Erst dann wird das wesentlich viskösere Polyme- thylmethacrylat injiziert. Die Interven- tion wird in Analgosedierung vorge-

nommen und erfordert eine Verweildau- er von etwa zwei Tagen.

Die Methode ist nach Aussage von Hierholzer indiziert bei Knochen- schmerz durch Osteoporose, tumorbe- dingter Osteolyse oder Fraktur, auch bei Becken- oder Röhrenknochen, wenn etablierte Therapieformen nicht eingesetzt werden sollen oder kön- nen, und nur, wenn eine medikamen- töse Therapie nicht ausreichend effek- tiv und/oder verträglich ist. Allein im Jahr 2002 sind schätzungsweise 1 000 perkutane Vertebroplastien in Deutsch- land vorgenommen worden. Es wird ei-

ne prospektive Multicenterstudie vor- bereitet, um Wirksamkeit, Verträglich- keit und Komplikationen zu objekti- vieren.

Als Weiterentwicklung ist die Ky- phoplastie anzusehen, zu der erste Stu- dien angelaufen sind: Hier wird bei osteoporotischer Wirbelsinterung der Wirbelkörper zunächst mit einem Bal- lonkatheter aufgerichtet und dann mit Knochenzement aufgefüllt. Ne- ben einer Schmerzlinderung soll dabei auch die Wirbelsäule aufgerichtet und die kyphotische Fehlstellung begradigt werden. Dr. Renate Leinmüller P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003 AA1915

Seit Juli 2002 ist die novellierte Rönt- genverordnung (RöV) in Kraft. Sie schreibt unter anderem die Aktualisie- rung der Fachkunde im Strahlenschutz

vor, legt neue Grenzwerte für Kon- troll- und Überwachungsbereiche fest, schreibt vor, dass Arbeitsanweisungen für die wichtigsten Untersuchungen an den Arbeitsplätzen ausliegen müssen, und fordert die rechtfertigende Indi- kation zur Röntgenuntersuchung, die durch einen fachkundigen Arzt gestellt werden muss.

Zahlreiche Bestimmungen wurden in dieser Novelle allerdings relativ all- gemein formuliert, sodass viele Regle- mentarien in nicht ganz so verbindli- chen Richtlinien beschrieben werden

konnten. In diesem Jahr wurde auf dem Röntgenkongress in Wiesbaden der Stand der Dinge um die Entwicklung der Richtlinien vorgestellt (Tabelle).

Danach wird es für den radiologischen tätigen Arzt immer wichtiger, die Schnitt- stellen der Röntgen- verordnung zu wei- teren relevanten Ge- setzesgrundlagen oder Vorschriften in seiner ärztlichen Tätigkeit zu beachten. Dies betrifft unter anderem den Datenschutz, das Me- dizinprodukte-Gesetz sowie die Richtlinie Technik. Er bedarf zu- nehmend guter Hilfe- stellungen, um nicht den Überblick zu verlieren.

Bernd Schütze Universität Witten/Herdecke

Lehrstuhl für Radiologie und Mikrotherapie Universitätsstraße 142

44799 Bochum

E-Mail: schuetze@microtherapy.de

Zur weitergehenden Information bietet die Redaktion im Internet einen Artikel der Autoren B. Schütze, M. Kroll, Th. Geisbe, D. H. W. Grönemeyer und T. J. Filler an, der einen Überblick über die wichtigsten Entwick- lungen gibt. Dieser kann abgerufen werden unter:

www.aerzteblatt.de/plus2803.

Anforderungen der Röntgenverordnung an die Radiologie im Überblick

´ TabelleCC´

Stand der novellierten Röntgenverordnung

Richtlinie Status

Arbeitsmedizinische Versorgung in Arbeit

Ärztliche Stellen weitgehend abgeschlossen

Aufzeichnungen in Arbeit

Fachkunde und Kenntnisse in Überarbeitung in der Medizin

Fachkunde Technik gilt voraussichtlich ab 1. 8. 2003

Personendosimetrie in Arbeit

Qualitätsprüfung gilt voraussichtlich ab 1. 7. 2003 Sachverständigenprüfung gilt voraussichtlich ab 1. 7. 2003

Teleradiologie in Überarbeitung

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