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Archiv "Diagnose und Therapie des Schwindels" (19.02.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

K i NGRESSBERICHT

S

chwindel und Gleichge- wichtsstörungen gehören zu den häufigen Symptomen, mit denen der Allgemein- mediziner und Nicht-Spezialist in der täglichen Praxis konfrontiert wird. Diese werden in etwas mehr als zwei Dritteln aller Fälle als Kar- dinalsymptome in der Anamnese des Patienten erwähnt. In etwas mehr als 40 Prozent interpretiert der konsultierte Arzt Schwindel als psy- chosomatisches Symptom. Trotz- dem halten mehr als 70 Prozent aller befragten Mediziner eine gründliche interdisziplinäre Abklärung dieser Symptome für notwendig.

Was differentialdiagnostische Überlegungen anbelangt, welche vom Nicht-Spezialisten beim Auftre- ten von Schwindel und Gleichge- wichtsstörungen gemacht werden, so stehen die 1\kniresche Krankheit, der zervikale Schwindel und die ver- tebro-basiläre Insuffizienz im Vor- dergrund. An das Vorliegen eines Tumors im Kleinhirnbrückenwinkel wird wohl gedacht, jedoch nur in et- wa 5 Prozent aller Fälle eine solche Veränderung für möglich gehalten.

In diagnostischer Hinsicht kommt einer sorgfältig aufgenom- menen Anamnese nach wie vor aus- schlaggebende Bedeutung zu. Be- sonderes Gewicht muß auf die ana- mnestischen Daten gelegt werden, die durch sogenannte Schlüsselfra- gen ermittelt werden; daneben be- steht eine charakteristische objekti- ve Symptomatik, welche aus den Er- gebnissen wenig aufwendiger Unter- suchungen hervorgeht. In den Refe- raten dieses interdisziplinären Podi- umsgespräches würden die aufge- worfenen Probleme von kompeten-

ten Fachvertretern aus der Sicht des Internisten, des Neurologen, Neuro- chirurgen und Otorhinolaryngolo- gen behandelt.

Im Zentrum:

Anamnese

Für den Neurologen (Prof. Th.

Brandt) beinhaltet der Schwindel keine definierte Krankheitseinheit, sondern ein multi-sensorisches Syn- drom unterschiedlicher Ätiologie und Pathogenese. In der Not der Einordnung werden erfahrungsge- mäß zu häufig diagnostiziert: die vertebrobasiläre Insuffizienz, der zervikale Schwindel und die N/I6ni- resche Krankheit. Daher hat in der Schwindel-Diagnostik auch nach Einführung der kostenintensiven bildgebenden Verfahren (Compu- ter- und Kernspin-Tomographie) die dem praktischen Arzt vergleichswei- se schlecht honorierte sorgfältige Anamnese einen hohen Stellenwert;

sie kann auch nicht durch übliche, vorgefertigte Fragebogen ersetzt werden. Nur im persönlichen Ge- spräch kann der Patient die speziellen Fragen zu Einzelzeichen des von ihm als bedrohlich erlebten ganzheit- lichen Schwindelzustandes verstehen und der Arzt deren Wertigkeit unter Berücksichtigung der Gesamtpersön- lichkeit des Kranken bestimmen.

Aus der Sicht des Otologen (Prof. H. Scherer) wird ebenfalls mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß der Anamnese bei Schwindel-Pa- tienten wegen der Vielfalt der in Frage kommenden Ursachen vesti- bulärer Funktionsstörungen sehr viel Sorgfalt gewidmet werden muß.

Aus der Sicht dieses Spezialgebietes ist die Zusammensetzung des Kran- kengutes anders als aus der Sicht des Neurologen, Neurochirurgen oder Internisten. An Häufigkeit steht der akute Ausfall eines Gleichgewichts- organs an erster Stelle, gefolgt von der IYMnireschen Krankheit und dem benignen, paroxysmalen Lage- rungsschwindel, während zervikaler Schwindel und Akustikusneurinom etwas in den Hintergrund treten.

Aus neurochirurgischer Sicht (Prof. Dr. 0. Gratzl) stehen verte- brobasiläre Gefäßkrankheiten und Tumoren der hinteren Schädelgrube als Ursache im Vordergrund der Be- schwerden, welche durch das Leit- symptom Schwindel gekennzeichnet sind; letzterer tritt ferner als häufi- ges Symptom nach Commotio und Contusio cerebri auf. Während kon- ventionelle röntgendiagnostische Verfahren an Bedeutung verloren haben, da sie kleine raumverdrän- gende oder hirnorganische Prozesse nicht ausschließen können, sind an ihre Stelle neue, verfeinerte, nicht invasive Suchmethoden getreten (zum Beispiel Dopplersonographie), ferner Methoden, die mit Vergröße- rungstechnik die oben erwähnten Prozesse nachweisen können: Com- putertomographie, Computertomo- Zysternographie, digitale Subtrak- tionsangiographie und Kernspinto- mographie. In der Therapie sind mi- krovaskuläre Techniken, die Ultra- schallresektion sowie das genaue in- traoperative Monitoring neu entwik- kelt worden.

Für den Internisten (Prof. Dr.

H. Lydtin) ist die pathophysiolo- gisch unterschiedliche Genese des Schwindels Grundlage der internisti- schen Analyse dieses Syndroms.

Aus seiner Sicht entsteht Schwindel vor allem durch Änderungen in der zerebralen Hämodynamik (Abfall oder Anstieg der zerebralen arterio- venösen Druckdifferenz, Strom- bahnhindernisse, Anstieg der Blut- viskosität u.a.m.), durch Störungen der Blutgashomöostase, durch Stoff- wechseldefekte, durch Nebenwir- kungen

von Medikamenten sowie

durch toxische Noxen. In der Praxis werden aus internistischer Sicht zu selten die Zusammenhänge zwi- schen Blutviskosität und zerebraler

Diagnose und Therapie des Schwindels

XI. Interdisziplinäres Forum der Bundesärztekammer

„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin", vom 21, bis zum 24. Januar 1987 in Köln

Dt. Ärztebl. 84, Heft 8, 19. Februar 1987 (51) A-435

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Durchblutung sowie die Auslösung von Schwindel durch Alkohol, Niko- tin und Medikamente beachtet. Da- her wird allzu häufig nicht kausal, sondern rein symptomatisch thera- piert. Deshalb drängt sich die Ein- haltung eines diagnostischen Basis- oder Stufenprogramms auf als ko- stengünstige Alternative zu einer wenig ergiebigen Streudiagnostik.

Therapeutische Ansätze

In einem zweiten Teil des inter- disziplinären Gesprächs wurde auf die Behandlung der verschiedenen Schwindelformen eingegangen. Die- se umfassen im wesentlichen medi- kamentöse, physikalische, operative und physiotherapeutische Maßnah- men. Aus neurologischer Sicht wird dabei betont, daß die Möglichkeiten einer medikamentösen Beeinflus- sung eher überschätzt werden, die einer physikalischen Bewegungsthe- rapie jedoch eher unterschätzt. Für die Indikation zur manuellen Thera- pie bei Schwindelpatienten ist die Unterscheidung zwischen einem propriozeptiven und einem vaskulä- ren Zervikalschwindel entschei- dend. Beim letzteren sind im Hin- blick auf die Verhütung von Kompli- kationen Manipulationen an der HWS kontraindiziert! Aus neuro- chirurgischer und ohrchirurgischer Sicht wird auf die Entwicklung und Vervollkommnung mikrochirurgi- scher Operationsmethoden hinge- wiesen. Diese gestatten sowohl bei Eingriffen im Bereiche der hinteren und mittleren Schädelgrube als auch im Bereiche des Innenohres und des inneren Gehörganges oder an der Schädelbasis eine funktionserhalten- de, operative Behandlung raumfor- dernder oder vaskulärer Prozesse.

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Carl Rudolf Pfaltz Vorsteher der Universitätsklinik für HNO-Krankheiten Kantonsspital

Petersgraben 4 CH 4031 Basel

Sektionsergebnisse bei langjährigen Diabetespatienten

Die Autoren referieren über ih- re Beobachtungen bei sieben Patien- ten (vier Frauen und drei Männer) im Alter zwischen 38 und 76 Jahren mit Diabetes mellitus über eine Ma- nifestationszeit von 25 Jahren oder länger. Die Behandlung erfolgte bei fünf Patienten mit Insulin und bei zwei Patienten ausschließlich mit Di- ät und oralen Antidiabetika. Vier Patienten waren beidseitig beinam- putiert, einer litt unter Angina pec- toris, zwei litten an linksventrikulä- rer dekompensierter Herzinsuffi- zienz. Zwei erlitten einen plötz- lichen Tod, zwei verstarben an ei- nem akuten Myokardinfarkt, zwei durch eine Infektion und einer infol- ge eines Traumas. Transmurale linksventrikuläre Vernarbungen wa- ren bei fünf Patienten vorhanden, eine transmurale Nekrose bei drei Patienten. Bei allen sieben Patien-

In einem randomisierten Dop- pelblindversuch wurde „Inter- Vir-A" (IVA) mit einem Placebo (PBO) bei der Behandlung von rezi- divierender perianaler, orofazialer und genitaler HSV I- und -II-Infek- tion verglichen. IVA ist ein Stoff, der in vitro Wirkungen gegen das Herpes-simplex-Virus (HSV) zeigt.

Von Läsionsproben der 69 Pa- tienten (40 Männer und 29 Frauen im Alter von 19 bis 56 Jahren), die innerhalb von 48 Stunden nach Be- ginn der prodromalen Symptome untersucht wurden, wurde eine Kul- tur angelegt. Die Patienten wurden gebeten, IVA oder die Placebo-Sal- be 24 Stunden lang alle zwei Stun- den aufzutragen und danach viermal täglich bis zum Abklingen der Infek- tion, in deren Zeitraum (im Mittel 7 Tage) die Patienten viermal die Kli-

ten waren zwei oder mehr Haupt- stamm-Koronarien im Querschnitts- bereich über 75 Prozent durch athe- rosklerotische Plaques verengt. Von 353 Segmenten (jedes 5 mm) der vier Hauptstamm-Koronarien dieser sieben Patienten (im Durchschnitt 50/Patient) waren 53 (15 Prozent) im Querschnittsbereich bis zu 25 Prozent verengt, 116 (33 Prozent) zwischen 26 bis 50 Prozent, 110 (31 Prozent) zwischen 51 und 75 Prozent, 66 (19 Prozent) zwischen 76 bis 95 Prozent, und acht (2 Prozent) zeigten eine 96- bis 100pro- zentige Stenose. Die Autoren fan- den keine Erklärung für die lange Überlebenszeit dieser sieben Patien- ten, zumal alle unter einer durch Atherosklerose hervorgerufenen schweren koronaren Herzkrankheit litten. Lng

Lester, W. M.; Roberts, W. C.: Diabetes Mellitus for 25 Years or More, The Amer- ican Journal of Medicine Vol. 81 (1986) 275-279.

Dr. William C Roberts, National Insti- tutes of Health, Building 10 A, Room 3E30, Bethesda, Maryland 20205, USA.

nik aufsuchten. Nachteilige Wirkun- gen wurden nicht berichtet.

In der IVA-Gruppe verkruste- ten die Wunden schneller als in der PBO-Gruppe (4,5 Tage gegenüber 6,4 Tagen), ebenso verlief der Heil- prozeß (7,4 Tage gegenüber 9,9 Ta- ge). Völlige Symptomlinderung wur- de innerhalb von 30 bis 60 Minuten nach der ersten Anwendung in der IVA-Gruppe erzielt, verglichen mit im Mittel vier Tagen in der PBO- Gruppe (p < 0,0005). IVA reduzier- te ebenfalls Häufigkeit und Schwere der Rezidive. dpe

Goldberg, C. B.: Controlled trial of „In- terVir-A" in Herpes simplex Virus Infec- tion, The Lancet 1 (1986) 703-706.

Dr. Charles B. Goldberg, 10202 SE 32nd Avenue, Suite 701, Milwaukie, Oregon 97222. U.S.A.

„Inter-Vir-A” mit Herpes simplex hilft bei Infektion

A-436 (52) Dt. Ärztebl. 84, Heft 8, 19. Februar 1987

Referenzen

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