A-1685 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 25, 25. Juni 1999 (9)
S P E K T R U M LESERBRIEFE
– siehe Ausland – wäre es qualitativ ebensogut.“
Und dann geht es los: „Es wird zuviel geröntgt. Es wird zuviel sonographiert. Es wer- den zuviel Koronar-Angio- graphien durchgeführt. Es wird zuviel operiert. In kei- nem Land der Welt werden so viele Laboruntersuchungen durchgeführt wie in Deutsch- land. Wir haben zu viele Ärz- te, insbesondere zu viele Fachärzte.“ So wie jetzt durch die Radiologen: „In keinem Land der Welt wird so viel geröntgt wie in Deutsch- land.“
Über Strukturen von Ge- sundheitssystemen, über Ko- stenanteile am Bruttoinlands- produkt, über Statistiken und ihre wissenschaftliche Aus- wertung vor dem Hinter- grund ganzheitlicher gesund- heitsökonomischer Betrach- tungen läßt sich endlos strei- ten. Aber eines sollte man vor dem Hintergrund der Forde- rung nach breiten Kahlschlä- gen, von Leistungsreduktio- nen einmal ganz trivial fest- stellen: „Von nix kommt nix.“
Und den Röntgenologen sei ins Stammbuch geschrieben:
„Wer im Glaskasten sitzt, werfe nicht mit Steinen.“
. . . Was bleibt bei dieser
„Kirchturmpolitik“ der Ra- diologen:
Die vertrauensschädigen- de Diskreditierung radiologi- scher Diagnostik als wichtige diagnostische Säule. Dieses artet gelegentlich bei Patien- ten und in der Presse zu einer
„Strahlenhysterie“ aus.
Es werden unverhält- nismäßige kostensteigernde Strahlenminimierungsexperi- mente intendiert mit Kosten- steigerungen in Milliarden- höhe und zum Teil kontrapro- duktivem Ergebnis (Forde- rung nach Multipuls/Konver- tern mit Kostensteigerung in Milliardenhöhe).
Das Mißtrauen von Poli- tik und Krankenkassen wird geschürt.
Konsekutiv werden zwecks Mengenreduktion Budgetie- rungen für radiologische Lei- stungen geschaffen, über die sich dann die Radiologen selbst wiederum beklagen.
Qualität gibt es nicht zum Nulltarif. Ausgrenzungsstra- tegien im innerärztlichen Ver- teilungskampf kaschieren die Rationierung im Gesund- heitswesen. Der Leidtragen- de ist letztendlich der Patient.
Dr. med. Heinz-Rudi Ock- lenburg, Berufsverband Deut- scher Internisten e.V., Schö- ne Aussicht 5, 65183 Wiesba- den
Nicht im Sinn nieder- gelassener Radiologen
Nichts Neues ist der An- spruch der Radiologie, daß nur internistisch vertretbare und erforderliche Untersu- chungen bei Vollradiologen durchgeführt werden könn- ten. Der Streit gipfelte vor Jahren darin, daß zumindest in Bayern die radiologischen Abteilungen der Kranken- häuser untereinander abspra- chen, Internisten zur radio- logischen Ausbildung nicht mehr zuzulassen. Es ist kei- neswegs der Beweis für die Unnötigkeit einer Untersu- chung, wenn sie zu 70 Prozent ambulant und nur zu 10 Pro- zent vom Radiologen (sta- tionär?) erbracht wird. Herr Kaufmann irrt ganz gewaltig, wenn er darin einen Nachteil für den Patienten vermutet.
Im Gegenteil ist es für alle Teile zeit- und kostenspa- rend, wenn die Synopsis EKG, Thorax und Ultraschall in einer Hand ist.
Außerdem glaube ich, daß die Äußerung von Herrn Kaufmann nicht im Sinne der niedergelassenen Radiologen sein kann. Denn die bean- standeten Untersuchungen sind ja heutzutage nicht ein- mal kostendeckend. Wenn diese Aufnahmen noch vom niedergelassenen Radiologen erbracht werden müßten, wä- re das Defizit vermutlich bei diesen Kollegen wesentlich höher. Der zwischen den Zei- len unterstellte finanzielle Aspekt ist als Anreiz für die Teilradiologie schon längst entfallen.
Dr. med. Hans-Georg Müller, Hindenburgstraße 13, 91555 Feuchtwangen