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as vor drei Jahren in der privaten Krankenversi- cherung branchenweit gestar- tet wurde, zeitigt bei der AXA Krankenversicherung AG, Köln, inzwischen erste, in Eu- ro und Cent ausdrückba- re Erfolge. Über ein gezieltesCase-, Disease- und Hilfsmit- tel-Management in den Jahren 2000 und 2001 hat die AXA – sie rangiert auf dem zehnten Platz unter den 55 privaten Krankenversicherungen – mit ihrem so genannten Aktiven Gesundheitsservice nach eige- nen Angaben mehr als drei Millionen Euro eingespart.
Für das Geschäftsjahr 2002 wird ein Einsparvolumen von mehr als zwei Millionen Euro angepeilt.
Die AXA wolle das Dis- ease- und Case-Management bei weit verbreiteten chroni- schen Erkrankungen und das Kostencontrolling nicht als
„Kostenquetsche“ und rigo- rose Sparpolitik zulasten der Leistungserbringer verstanden wissen, sagte Vorstandsvorsit- zender Gernot Schlösser in Köln. Ziel sei es vielmehr, über Boni und weitere An- reize die Versicherten zu ani- mieren, durch strukturierte Schulungsprogramme, durch die Inanspruchnahme der ge- botenen Serviceleistungen und vor allem durch eine ver- besserte Compliance Kosten zu sparen.
Aids
HI-Viren in Fettzellen gefunden
Fettgewebe dient dem Erreger wahrscheinlich als Reservoir.
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as HI-Virus schlummert nicht nur in Zellen des Im- munsystems, sondern auch in Fettzellen. Das entdeckte der französische Arzt Jacques Lei- bovich (Hôpital Foch, Sures- nes), als er Proben von Fett- gewebe untersuchte, die von HIV-infizierten Patienten stammten. Leibovich hatte die Proben von France Pietri- Rouxel (Institut Cochin, Pa- ris) erhalten, die die HIV- Therapie-assoziierte Lipody- strophie im Gesicht mit pa- tienteneigenem Fettgewebe des Abdomens auffüllt.Für Robert Gallo, Mitent- decker des Aids-Erregers, bietet der Nachweis von HIV
und HIV-DNA in Fettzellen eine Erklärung dafür, warum eine antiretrovirale Therapie nicht in der Lage ist, das Virus zu eradizieren. Wie Pietri- Rouxel gegenüber der Nach- richtenagentur Reuters äu- ßerte, werden alle sieben Pati- enten nach dem HAART- Schema therapiert, sodass HIV unter der Nachweisgrenze im Blut liegt. Fettzellen könnten daher ein Reservoir für den Erreger darstellen. Sie verfü- gen auch über CCR5-Rezep- toren, die HIV (neben CD4) als Eintrittspforte in die Wirts- zellen dienen.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 3820. September 2002 AA2445
Gernot Schlösser
Obstruktive Lungenerkrankungen
Exazerbationen nach Bakterienwechsel
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icht die Anwesenheit von Bakterien in den Atemwegen ist, wie bisher angenommen, verantwortlich für die Auslösung von Exazerbationen bei der chronisch obstruktiven Lungenerkran- kung (COPD). Die Dyspnoe-Attacken werden vielmehr durch die Infektion mit neuen Bakterienstämmen aus- gelöst. Dies zeigt eine Studie im New England Journal of Medicine (2002;347: 465–471). Die Studie von Sanjay Sethi (Universität von New York, Buf- falo) lässt eine jahrzehntealte Kontro- verse zur Bedeutung von bakteriellen Infektionen bei der COPD aufleben.
Die Erkrankung, die die chronische Bronchitis und das Emphysem umfasst, betrifft zu 90 Prozent Raucher. Die meisten Patienten sterben während ei-
ner akuten Exazerbation der lange Zeit
„ruhigen“ Erkrankung. Eine Standard- behandlung besteht in der Gabe von Antibiotika. Diese Behandlung war bisher ausschließlich empirisch, denn während der Exazerbation sind die Luftwege der Patienten von den glei- chen Bakterien besiedelt wie während der „Ruhephase“ der COPD. In dieser Zeit gelingt es dem Immunsystem, die- se Erreger in Schach zu halten. Warum es plötzlich zu einer Verschlechterung kommt, war unklar. In einer prospekti- ven Langzeitstudie haben Sanjay Sethi und Mitarbeiter seit 1994 bei 81 Patien- ten regelmäßig das Sputum mikrobio- logisch untersucht.
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abei wurde nicht nur nach der An- wesenheit von Haemophilus influ- enzae, Moraxella catarrhalis und Strep- tococcus pneumoniae, den häufigsten bakteriellen Atemwegserregern, ge- sucht, die Bakterien wurden vielmehr einer aufwendigen molekularen Typi- sierung unterzogen. Nur so konnten dieAutoren beweisen, dass die Erreger vor und während der Exazerbation nicht die gleichen waren. In 33 Pro- zent aller Exazerbationen wurden neue Bakterienstämme gefunden, gegenüber 15,4 Prozent bei den Sputumuntersu- chungen ohne Exazerbation. Es wur- den mehr als 4 000 verschiedene Bak- terienstämme bei den Patienten ge- funden.
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ie Ergebnisse werden vorerst keinen Einfluss auf die Behandlung der COPD haben, meint Nick Anthonisen vom Respiratory Hospital in Winnipeg im Editorial (2002; 347: 526–527). Er er- innert daran, dass neben Bakterien auch Viren eine akute Exazerbation auslö- sen können. Daneben dürften auch Luftschadstoffe eine Rolle spielen, die die Atemwege verengen. An der Stan- dardbehandlung mit Antibiotika ände- re sich nichts. Allerdings dürfte die Er- kenntnis die Entwicklung von Impfstof- fen gegen die häufigsten Atemwegser- reger stimulieren. Rüdiger Meyer AkutFoto:AXA Konzern AG
HIV schleust sich über CD4- und CCR5-Rezeptoren in die Wirts- zelle ein.
Foto:Archiv