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Empfohlene Massnahmen in der Behandlung von COPD-Exazerbationen

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Academic year: 2022

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Der chronische und fortschreitende Verlauf der COPD wird häufig durch Exazerbationen akzentuiert, die als Episoden verstärkter respiratorischer Symptome (Dyspnoe, Husten, Auswurf, Sputum- purulenz) definiert sind. COPD-Exazerbationen haben einen ungünstigen Einfluss auf die Lebensqualität, beschleunigen die Krankheitsprogression und können zu Spitaleinweisung und Tod führen. Die Expertengruppe formulierte sechs Fragen, zu denen sie als Antwort auf Basis der systematisch gesammelten und gewichte- ten Evidenz eine Empfehlung erarbeiteten. Unterschieden wird zwi- schen starker und bedingter Empfehlung:

❖«Starke Empfehlung»: Das Expertengremium war sich sicher, dass die erwünschten Folgen einer Intervention die unerwünsch- ten Folgen übertreffen.

❖«Bedingte Empfehlung»: Hier war das Expertengremium nicht sicher hinsichtlich der erwünschten und unerwünschten Folgen einer Intervention. Gründe für die Unsicherheit umfassten Evi- denz tiefer oder sehr tiefer Qualität, eine sehr feine Balance zwi- schen Nutzen und Schaden oder das Gewicht zugrunde liegender Werte oder Präferenzen.

Sollen orale Kortikosteroide bei Patienten eingesetzt werden, deren COPD-Exazerbation leicht genug ist, um ambulant behandelt werden zu können?

Aus systematischen Reviews und Metaanalysen ergibt sich, dass orale Kortikosteroide bei ambulanten Patienten mit COPD-Exa- zerbation die Lungenfunktion verbesserten. Es bestand auch ein Trend für weniger Hospitalisationen. In Studien wurden verschie- dene Nebenwirkungen (Anfälle, Schlaflosigkeit, Gewichtszunahme, Angst, Depression, Hyperglykämie) erwähnt. Unklar blieb, ob die zur Erfassung eingesetzten Methoden ähnlich waren. Insgesamt waren die Fallzahlen zu klein, um Unterschiede bei den Risiken zwischen oralen Kortikosteroiden und Plazebo zu erfassen. Infor- mationen zur Auswirkung auf das Intervall bis zur nächsten Exa- zerbation fehlen. Das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) empfahl 2010 systemische Kortikosteroide bei hospitalisierten Patienten mit COPD-Exazerbation und die Er - wägung einer solchen Therapie bei ambulanten Patienten. Auch das Strategiepapier der Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) beurteilte systemische Kortikosteroide 2014 positiv.

Empfehlung: Für ambulante Patienten mit COPD-Exazerbation schlagen wir eine kurze (≤ 14 Tage) orale Kortiko steroid behand - lung vor (bedingte Empfehlung, Evidenz sehr geringer Qualität).

Sollen Antibiotika bei ambulanten Patienten mit COPD- Exazerbation eingesetzt werden?

Studien mit verschiedenen Antibiotika (Amoxicillin/Clavulansäure, Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Amoxicillin oder Doxycyclin) zeigten, dass Antibiotika das Risiko eines Therapieversagens redu- zierten und die Zeit zwischen COPD-Exazerbationen verlängerten.

Patienten, die Antibiotika erhielten, zeigten einen Trend für mehr Nebenwirkungen, die meistens leicht waren (z.B. Diarrhö). Die NICE-Empfehlungen raten zu Antibiotika bei COPD-Exazerbatio- nen mit eitrigem Auswurf. Auch die GOLD-Empfehlungen sehen Antibiotika unter gewissen Bedingungen positiv, unterscheiden aber nicht spezifisch ambulante Patienten.

Empfehlung: Für ambulante Patienten mit COPD-Exazerbation schlagen wir die Verabreichung von Antibiotika vor. Die Wahl des Antibiotikums sollte lokale Empfindlichkeitsmuster berücksichti- gen (bedingte Empfehlung, Evidenz mittlerer Qualität).

Sollen intravenöse oder orale Kortikosteroide eingesetzt werden, um Patienten zu behandeln, die mit einer COPD- Exazerbation hospitalisiert wurden?

Es gibt Evidenz, die den Einsatz systemischer Kortikosteroide bei Patienten mit schwerer, hospitalisationsbedürftiger COPD-Exazer- bation stützt. Hoch dosierte intravenöse Kortikosteroide könnten keine bessere Wirksamkeit haben als orale, aber mit einem höheren

FORTBILDUNG

Empfohlene Massnahmen in der Behandlung von COPD-Exazerbationen

Gemeinsame Guideline der European Respiratory Society und der American Thoracic Society

ARS MEDICI 112017

499

Ein aus europäischen und US-amerikanischen Exper- ten zusammengesetztes Gremium hat bestehende Guidelines zum Management von akuten Exazerbatio- nen bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) dem neuesten Stand angepasst und ergänzt.

European Respiratory Journal

❖Ein Expertengremium befürwortet für ambulante Patienten mit COPD-Exazerbation orale Kortikostero- ide und Antibiotika.

❖Für Patienten, die mit schwerer COPD-Exazerbation hospitalisiert werden mussten, werden orale anstatt intravenöse Kortikosteroide sowie die nicht invasive mechanische Beatmung empfohlen.

❖Der Beginn einer pulmonalen Rehabilitation sollte erst innert dreier Wochen nach Spitalentlassung er- folgen.

❖Die Empfehlungen unterscheiden sich nicht von den- jenigen anderer Institutionen wie NICE oder GOLD.

MERKSÄTZE

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Nebenwirkungsrisiko belastet sein. Der systematische Review der Expertengruppe fand zwei Studien zu dieser Frage. Zwischen ora- ler und intrave nöser Verabreichung ergab sich für eine Verminde- rung des Therapieversagens kein Unterschied. Nur eine kleine Stu- die untersuchte die Nebenwirkungshäufigkeit präziser und fand eine geringe numerische Häufung von Hyperglykämien und Ver- schlechterungen bei Hypertonie unter intravenöser Kortikosteroid- therapie. Die NICE-Guideline hat die beiden Verabreichungswege nicht verglichen. GOLD rät, orales Prednisolon vorzuziehen.

Empfehlung: Für Patienten, die wegen einer COPD-Exazerbation hospitalisiert sind, schlagen wir die Verabreichung von oralen an- statt intravenösen Kortikosteroiden vor, wenn Zugang zum Magen- Darm-Trakt und gastrointestinale Funktion intakt sind (bedingte Empfehlung, Evidenz geringer Qualität).

Soll die nicht invasive Beatmung bei Patienten eingesetzt werden, die mit einer COPD-Exazerbation und Atemversagen hospitalisiert sind?

Aus systematischen Reviews und einer Metaanalyse ergibt sich, dass die nicht invasive Beatmung Intubationsbedarf, Sterblichkeit, Therapiekomplikationen und Aufenthaltsdauer in der Intensivsta- tion und im Krankenhaus bei Patienten mit akutem oder akut exa- zerbiertem Atemversagen reduzierte. Über negative Auswirkungen wird nicht berichtet. Die NICE-Guideline von 2010 diskutiert diese Frage nicht, eine ältere Fassung befürwortet die nicht invasive Beatmung bei Atemversagen trotz optimaler medikamentöser The-

rapie. Das GINA-Strategiepapier empfiehlt die nicht invasive Be - atmung bei respiratorischer Azidose oder bei schwerer Dyspnoe mit klinischen Zeichen.

Empfehlung: Für hospitalisierte Patienten mit akutem oder akut exazerbiertem hyperkapnischen Atemversagen bei COPD-Exazer- bation schlagen wir den Einsatz von nicht invasiver mechanischer Beatmung vor (starke Empfehlung, Evidenz niedriger Qualität).

Soll ein zu Hause durchgeführtes Management programm («hospital-at-home») bei Patienten mit COPD-Exazerba- tionen eingerichtet werden?

Ein zu Hause durchgeführtes Managementprogramm unter Einbe- zug einer Krankenschwester und allenfalls anderer Fachpersonen (Ärzte, Sozialarbeiter, Physiotherapeut) bietet die Option einer frü- hen assistierten Krankenhausentlassung oder eine Alternative zur Spitaleinweisung für Patienten, die sich mit einer COPD-Exazer - bation auf der Notfallstation melden. Einige klinische Studien, die dieses Vorgehen mit einer Standardbehandlung verglichen, sowie die Metaanalyse der gepoolten Daten zeigten, dass das Modell des zu Hause durchgeführten Managementprogramms die Zahl der Rehospitalisationen und möglicherweise auch die Mortalität redu- ziert. Über negative Auswirkungen wurde nirgends berichtet. Die NICE- und GOLD-Empfehlungen gehen im Detail nicht auf diese Frage ein, erwähnen das Modell aber als gangbare Option.

Empfehlung: Für Patienten mit einer COPD-Exazerbation, die eine Notfallstation aufsuchen, schlagen wir ein zu Hause durchgeführ- tes Managementprogramm vor (bedingte Empfehlung, Evidenz mittlerer Qualität).

Soll eine pulmonale Rehabilitation bei Patienten eingerichtet werden, die mit einer COPD-Exazerbation hospitalisiert werden?

Aus 13 Studien und einer Metaanalyse der gepoolten Daten ergibt sich trotz gewisser methodisch bedingter Inkonsistenzen, dass eine während des Krankenhausaufenthalts begonnene pulmonale Re- habilitation die Belastungskapazität verbesserte. Eine innert dreier Wochen nach Spitalentlassung begonnene pulmonale Rehabilita- tion reduzierte die Rehospitalisationen und verbesserte die Lebens- qualität. Eine Verbesserung der Belastungskapazität wurde auch beobachtet, wenn die pulmonale Rehabilitation innert acht Wo- chen nach Spitalentlassung begonnen wurde. Ein Beginn während der Hospitalisation erhöhte die Mortalität. Andere Nebenwirkun- gen waren selten. Die NICE-Guideline empfiehlt, dass eine pulmo- nale Rehabilitation allen geeigneten Patienten mit COPD zugäng- lich sein sollte, inklusive jenen mit kürzlich zurückliegender Hos- pitalisation wegen einer Exazerbation.

Empfehlung: Für Patienten, die mit einer COPD-Exazer bation hospitalisiert sind, schlagen wir den Beginn einer pulmonalen Re- habilitation innert dreier Wochen nach Krankenhausentlassung vor (bedingte Empfehlung, Evidenz sehr geringer Qualität). Halid Bas

Quelle: Papi A et al.: Management of COPD exacerbations: a European Respiratory Society/

American Thoracic Society guideline. Eur Respir J 2017; 49: 1600791. DOI: 10.1183/ 13993003.

00791-2016.

Interessenlage: Für Vorsitzende und Panel-Mitglieder der Expertengruppe galt die Anforderung, dass mindestens die Hälfte frei von Interessenkonflikten sein musste. Teilnehmer mit Interes- senkollisionen konnten an der Diskussion der Evidenz teilnehmen, traten aber bei der Formulie- rung der Empfehlungen in Ausstand.

FORTBILDUNG

500

ARS MEDICI 112017 Kasten:

Die sechs Empfehlungen der European Respiratory Society und der American Thoracic Society

zum Management von COPD-Exazerbationen

❖Für ambulante Patienten mit COPD-Exazerbation schlagen wir eine kurze (≤14 Tage) orale Kortikosteroidbehandlung vor (bedingte Empfehlung, Evidenz sehr geringer Qualität).

❖Für ambulante Patienten mit COPD-Exazerbation schlagen wir die Verabreichung von Antibiotika vor. Die Wahl des Antibiotikums sollte lokale Empfindlichkeitsmuster berücksichtigen (bedingte Empfehlung, Evidenz mittlerer Qualität).

❖Für Patienten, die wegen einer COPD-Exazerbation hospi- talisiert sind, schlagen wir die Verabreichung von oralen anstatt intravenösen Kortikosteroiden vor, wenn Zugang zum Magen-Darm-Trakt und gastrointestinale Funktion in- takt sind (bedingte Empfehlung, Evidenz geringer Qualität).

❖Für hospitalisierte Patienten mit akutem oder akut exazer- biertem hyperkapnischem Atemversagen bei COPD-Exa- zerbation schlagen wir den Einsatz von nicht invasiver mechanischer Be atmung vor (starke Empfehlung, Evidenz niedriger Qualität).

❖Für Patienten mit einer COPD-Exazerbation, die eine Not- fallstation aufsuchen, schlagen wir ein zu Hause durchge- führtes Managementprogramm vor (bedingte Empfehlung, Evidenz mittlerer Qualität).

❖Für Patienten, die mit einer COPD-Exazerbation hospita - lisiert sind, schlagen wir den Beginn einer pulmonalen Rehabilitation innert dreier Wochen nach Krankenhausent- lassung vor (bedingte Empfehlung, Evidenz sehr geringer Qualität).

Referenzen

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