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Mukolytika verhindern COPD- Exazerbationen

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Academic year: 2022

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In einer randomisierten, doppel- blinden plazebokontrollierten Stu- die an 22 Zentren in China wurde die präventive Wirkung eines Mukolytikums auf akute Exazerba- tionen bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) unter- sucht.

T H E L A N C E T

In Europa und Asien werden Mukolytika zur Therapie von respiratorischen Er- krankungen, die mit gesteigerter Spu - tumproduktion einhergehen, verbreitet eingesetzt. Dabei setzt man nicht nur auf die schleimlösende Wirkung, sondern auch auf antioxidative und entzün- dungshemmende Eigenschaften dieser Wirkstoffe, die auf den langfristigen Ver- lauf der COPD möglicherweise grösseren Einfluss haben.

Bisherige Studien und systematische Re- views ergaben etwas widersprüchliche Ergebnisse. In der Regel deuteten sie da- rauf hin, dass Mukolytika die Zahl der akuten Exazer bationen zu verringern und den Gesamtgesundheitszustand zu verbessern vermögen, allerdings ergab die BRONCUS-Studie mit Acetylcystein (Fluimucil®, Solmucol® u.a.) ein eher negatives Resultat.

Angesichts der ungenügenden Daten- lage empfehlen Richtlinien wie diejenige der Global Initiative for Chronic Ob- structive Lung Disease (GOLD) Muko -

lytika nicht zur Routinebehandlung.

Diese Studie versucht hier zusätzliche Klärung zu bringen.

Methodik

Für die Teilnahme an der PEACE-Studie qualifizierten sich Patienten zwischen 40 und 80 Jahren mit spirometrisch dokumentierter COPD (Verhältnis FEV1 zu forcierter Vitalkapazität < 0,70 und FEV125–79% des Sollwerts), die wäh- rend der beiden vorangegangenen Jahre mindestens zwei COPD-Exazerbationen durchgemacht hatten. Die Teilnehmen- den stammten aus 22 Zentren in der Volksrepublik China.

Nach einer zweiwöchigen Run-in-Phase wurden die Teilnehmer zu dreimal täg- lich 2 ×250 mg Carbocistein (Mepha- tiol®, Mucoseptal® u.a.) oder dreimal täglich 2 Plazebotabletten randomisiert, danach wurden die Patienten alle drei Monate interviewt, am Ende der einjäh- rigen Beobachtungsperiode wurde die Spirometrie wiederholt. Sofern sie die Medikamente vor Studienbeginn schon angewendet hatten, blieb eine konven- tionelle COPD-Therapie mit Broncho - dilatatoren und inhalativen Steroiden er- laubt. Systemische Kortikosteroide, Anti- biotika, Mukolytika oder Antitussiva waren nur gestattet, wenn sie zur Behandlung einer Exazerbation notwendig waren.

Primärer Endpunkt war die Exazerba - tionsrate über ein Jahr. Als sekundäre Endpunkte kamen kovarianzadjustierte Exazerbationsrate, Lebensqualität, Lun- genfunktion und arterielle Sauerstoffsät- tigung hinzu.

Resultate

Von 791 Patienten wurden 709 rando - misiert, je einer wurde nachträglich aus-

geschlossen, womit in der Carbocistein- gruppe 353 und in der Plazebogruppe 354 Teilnehmende verblieben. Die bei- den Gruppen waren hinsichtlich demo- grafischer Kriterien inklusive Raucher - anamnese sowie Dauer und Schwere der COPD und der Basismedikation ver- gleichbar. Die COPD-Stadien II und III machten 88 Prozent der Patienten aus.

Die kumulative Anzahl der COPD-Exa- zerbationen innert einem Jahr betrug in der Carbocisteingruppe 325 und in der Plazebogruppe 439, was einer 24,5-pro- zentigen Reduktion unter dem Muko - lytikum entspricht (Risk Ratio [RR] 0,75;

95%-Konfidenzintervall [KI] 0,62–0,92;

p = 0,004).

Die Analyse der Kovarianzfaktoren im Regressionsmodell ergab nur zwei Fakto- ren mit signifikantem Einfluss auf die COPD-Exazerbationen, das COPD-Sta- dium und die gleichzeitige Therapie mit Theophyllin und inhalativen Kortikoste- roiden. Weiter bestanden keine signifi- kanten Interaktionen zwischen Therapie und Raucherstatus (RR 0,75, 95%-KI 0,63–0,91; p = 0,004). Die für Xanthine adjustierte RR betrug 0,74 (95%-KI 0,61–0,89; p = 0,002). Der Behandlungs- vorteil von Carbocistein gegenüber Pla- zebo blieb also auch nach solchen statis- tischen Anpassungen bemerkenswert.

Im zeitlichen Verlauf zeigte sich, dass die aktive mukolytische Therapie ab dem sechsten Monat einen statistischen Ein- fluss auf die Exazerbationshäufigkeit gewann. Nach einem Jahr Therapie be- standen gegenüber den Ausgangswerten

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ARS MEDICI 22 2008

S T U D I E R E F E R I E R T

Mukolytika verhindern COPD- Exazerbationen

Merksätze

Täglich eingenommenes Carbocistein führte bei COPD-Patienten mit eindeutiger funktioneller Einschränkung und ana - mnestisch dokumentierten Exazerbationen nach einem Jahr zu einer signifikanten Reduktion der Exazerbationen.

Mukolytika sollten daher als lohnende

Behandlung zur Vorbeugung von akuten

COPD-Exazerbationen anerkannt werden.

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ARS MEDICI 22 2008

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signifikante Veränderungen bei Gesamt-, Symptom- und Aktivitätsscores (p < 0,001) als Ausdruck eines klinisch relevanten Einflusses auf die Lebensqualität, der unter Plazebo nicht beobachtet wurde.

Keine signifikanten Unterschiede zwi- schen Plazebo- und Carbocisteingruppe konnten die chinesischen Forscher hin- gegen bei der Lungenfunktion finden.

Insgesamt wurden 113 Nebenwirkungen rapportiert, hälftig in beiden Gruppen.

Diskussion

«Die Ergebnisse unserer Studie stützen die früheren Erkenntnisse, dass der Langzeitgebrauch von Carbocistein die Exazerbationsrate bei COPD verringert», schreiben die Autoren. Der Behand- lungsnutzen des Mukolytikums war – auch nach statistischer Berücksichti- gung des COPD-Schweregrads und der Begleittherapie – bemerkenswert. Nach den ersten drei Monaten beobachtete die Studie noch keinen Unterschied in den

Exazerbationsraten von Plazebo- und Carbocisteingruppe, was die Autoren als Hinweis darauf werten, dass erst die Langzeitverabreichung effektiv ist.

«Zusätzlich zur Vorbeugung von COPD- Exazerbationen konnte gezeigt werden, dass Carbocistein auch die Lebensquali- tät der Patienten verbessert», halten die Autoren weiter fest. Zur Erklärung der Differenz mit der BRONCUS-Studie dis- kutieren sie die viel höhere Rate von mit Kortikosteroiden behandelten Patienten in jener Untersuchung (70 vs. 16,7%), postulieren aber auch besondere Eigen- schaften der Wirksubstanz Carbocistein im Vergleich zu Acetylcystein. Schliess- lich betonen sie die unterschiedliche Ethnizität von Chinesen, die sich auch in verschiedenen pharmakokinetischen Konstanten von Theophyllin äussert.

Daneben sind auch Ernährungszustand und -gewohnheiten sowie Umweltein- flüsse in Entwicklungsländern wie China unterschiedlich.

Dass die Lungenfunktion durch die mu- kolytische Präventionstherapie nicht si - gnifikant beeinflusst wurde, deute darauf hin, dass die geringeren Exazerbatios - raten und die besseren Lebensqualitäts- parameter nicht durch einen broncho - dilatatorischen Effekt zustande kamen.

Diese Beobachtung steht in Einklang mit anderen Mukolytikastudien.

Als Botschaft ihrer Studie sehen die Au- toren die Feststellung, dass Mukolytika wie Carbocistein, die sehr gut verträglich sind, als lohnende Behandlung im Lang- zeitmanagement der COPD anerkannt

werden sollten.

Jin-Ping Zheng et al.: Effect of carbocisteine on acute exacerba- tion of chronic obstructive pulmonary disease (PEACE study): a randomised placebo-controlled study. Lancet 2008; 371: 2013—2018.

Interessenkonflikte: keine

Halid Bas

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