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ZUR KOMPOSITION DES NÄTYASÄSTRA
Von S.A. Srinivasan, Hamburg
Das Referat bestand in einer Zusammenfassung der Hauptergebnisse eines
"On the Composition of the Nätyasästra" betitelten Aufsatzes, der voraus¬
sichtlich in Heft II (1976) der Studien zur Indologie und Iranistik erscheinen wird.
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ZWEI LATENTE FÄLLE DES VERBALEN PRÄSENSSTAMMTYPS
TISTHA-(TI) IM VEDA
Von Klaus Strunk, Saarbrücken
1. Das Verbum Tjate ist im Rgveda dreimal belegt. Es kommt dort nur im
Atmanepadam und nur mit den Präverbien apa - und säm - vor: äpej ate RV.
V 48,2; VI 64,3 und samTjamänaCb ) VI 29,5. Das Partizipium an der letztge¬
nannten Stelle beweist, daß der eigentliche Verbalakzent auf der ersten Stamm¬
silbe saß. Einen weiteren vedischen Beleg des Wortes bietet MS. IV 5,6 : 72,
5-8 mit dem - gleichfalls medialen - Simplex Tjate, das als tontragendes
Prädikat eines relativischen Nebensatzes den Initialakzent des Verbalstammes
bestätigt.
1.1 Bedeutung und formale Struktur von Tjate bleiben noch zu klären, zu¬
mal nach K.F. Geldners Rig- Veda-Übersetzung und seinem darin gebotenen
Kommentar zu VI 29,5 d. Eng verknüpft mit der Frage nach dem synchronen
semantischen Befund für das Verbum innerhalb der vedischen Sprache ist die
nach dem formalen Aufbau seines Präsensstammes und, soweit möglich, nach
seiner etymologischen Einordnung.
2. Es empfiehlt sich, mit den offenbar auch für Geldner im Hinblick auf
unser Wort unproblematischen Stellen RV. V 48,2 und VI 64,3 zu beginnen.
Ich gebe zunächst den jeweiligen Text mit Geldners Übersetzung und füge ei¬
nige Hinweise an:
2.1 V 48,2 tä atnata vayünairi vTrävaJtgaijarp
samänya vptäyä vfsvam ä räj ah
äpo äpäcTr aparä äpejate
prä purväbhis tirate devayür jänab
"Diese (Morgenröten) haben die Reihe (der Tage), die
die Männer heranwachsen läßt, in der gleichen Richtung
durch den ganzen Raum ausgebreitet. Der gottergebene
Mann drängt die späteren weit zurück, durch die früheren
verlängert er (sein Leben)."
Wir brauchen hier nicht auf Einzelheiten für ein rechtes Verständnis die¬
ser JagatT-Strophe als ganzer einzugehen (l). Wichtig ist im vorliegenden
Zusammenhang lediglich folgendes. Im Kommentar zu den Pädas c-d ver¬
weist Geldner auf den Gegensatz zwischen zukünftigen ( aparä ) und früheren
( pürvä ) Ugas, der auch I 124,9 mit den gleichen Adjektiven ausgedrückt
werde. Die nach Ausweis von I 92,10-11 das Leben verkürzenden zukünfti¬
gen Morgenröten dränge der Fromme in die Ferne (2). Zu vergleichen sei
IV 23,7. Dort ist im Päda d der Tristubh von einem Verdrängen fernhin in
unbekannte Morgenröten die Rede: ( rhä ) düre äjnätä ugäso babädhe . Inter¬
essant für unser Problem ist der Parallelismus zwischen äpejate V 48,2
und düre .. . babädhe IV 23,7. Auch Geldner hat also an der ersten Stelle
äpejate eindeutig im Sinne von "treibt fort, vertreibt" aufgefaßt.