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Rgveda V, 61, 12.
Von
Dr. F. E. Dnmont und J. Brune.
ySfäm Sriyddhi rödasi vibhräjänte rdthesv d
divi rulemd ivopari.
Roth (KZ. 26, 51) interpretiert diesen dunklen Vers, indem
•er hinter iriyädhi iriydh \ ddhi sucht.' Für diese Interpretation
muß er die bedenkliche Verschmelzung von as + a zu ä annehmen.
Zur Stützung derselben führt er 1. c. noch zwei andere Beispiele
an, die aber von Oldenberg (Prolegomena, S. 459 A.) auf eine
Weise erklärt wurden, welche einfacher ist und viel mehr Wahr¬
scheinlichkeit für sich hat. Will man, die Möglichkeit dieses Sandhi ablehnend, gleichwohl an unserer Stelle eine Kontraktion von driyas
und ddhi annehmen, so erweist sich die von Oldenberg 1. c. vor¬
geschlagene Änderung von iriyadhi in äriyödhi als notwendig.
Oldenberg selbst verhehlte sich damals nicht, daß Roth's Auf¬
fassung von der Stelle zugleich zu einer Verschiebung des Akzentes
zwingt. — Eine andere Ansicht trägt Roth ZDMG. 48, 677 vor.
Hier neigt er zu der Annahme, daß der ursprüngliche Satnhitätext
driyddhi, eine Verschmelzung des zu vibhräjänte gehörigen Nom.
plur. driyas mit ddhi, hatte und erst der Redaktor äriyddhi las.
Einen entsprechenden Vorgang vermutet er in diväbhipritv^ (Rgveda
V, 76, 2). Aber weshalb soll denn hier der Instrumental divä nicht
vorliegen, da doch auch sonst, z. B. VI, 49, 10, in derselben Weise
ein Lokativ neben einem Instrumental steht ? Ferner verweist Rotb
auf Rgveda VIII, 81 (92), 15: sd no vrsan sdnisthayä sdm ghordyä
dravitnvä | dhiyäviddhi püraindhyä. Aber auch hier fragen wir :
weshalb soll in dhiyäviddhi kein Instrumental enthalten sein, da
doch in dem Verse eine Reihe Instrumentale stehen, unter die sich
dhiyä sehr wohl einordnen läßt, da ferner <ü,i im bgveda wieder¬
holt (wir verweisen auf II, 38, 10; IV, 50, 11; VIII, 34, 6;
VIII, 58 (69), 1; X, 39, 2; X, 65,13.14), neben und in den gleichen
Kasus mit piirarndhi vorkommt, die Verbindnng von dhi mit
puramdhi also wohl als stehende Wendung aufgefaßt werden darf?
Endlich verweist Roth auf X, 22, 13: asmS td ta indra santu
aatydhinsantir upaspfdah. Aber erklärt der Vei-s sich nicht ein-
Dimont und Brunt, Rgveda V, 61, 12. 553
facher, wenn man satyä = satyäni und als Subjekt zu asmS santu
neben dem anderen Subjekt dhinsantir upaspfdah auffaßt? — Zu
der doppelten Textänderung, zu der man sich, wenn man anders
Roths Deutung von V, 61, 12 gelten lassen will, entschließen muß,
wird sich der Interpret des Rgveda nur sehr ungern verstehen.
Max Müller (Saered Books, vol. XXXII, S. 362) konjiziert
für vibhräjänte vibhräjate; dieses läßt er abhängen von rodasi,
worin er die Gattin Rudras sieht. Aber der Name dieser Göttin
ist gewöhnlich ein Oxytonon. Auch trennt Müller ddhi von rodasi,
während es doch viel natürlicher ist, rödasi von ddhi abhängig
sein zu lassen, wofür folgende Stellen sprechen : Rgveda VI, 6, 4: ddhi
sdnu pfdneh, VII, 36, 1: prthü prdtlkani ddhi, Väj. Samh. 11, 22:
riihänä ddhi näkam uttamdm, Sämav. II, 1,1, 19, 2: tftlyam adhi
rocanam divah.
Lassen sich nun die Schwierigkeiten, die der Vers enthält,
nicht ohne eine Änderung des Textes beheben ?
Pischel und Sieg schlagen diesen Weg ein. Nach Pischel
(Ved. Studien I, 54 fg.) kommt dri von der Wurzel drt, .etwas
woran lehnen" und hat demgemäß ursprünglich die Bedeutung ,das
Lehnen an etwas", ,das sich an etwas Lehnen", ,das sich wohin Neigen", „wohin Wenden", dann in übertragenem Sinne „die Neigung
zu etwas ', , Wunsch ', , Wille. ' Daher übersetzt Pischel unseren
Vers : , Sie glänzen auf ihren Wagen, auf die (ddhi) ihnen zu Liebe
Kodasi (gestiegen ist), wie die Sonne oben am Himmel." Dagegen
lassen sich folgende Einwände erheben. Die Übersetzung von ySsäm
driyä durch „denen zu Liebe' erscheint uns zu wenig wahrschein¬
lich, dri gehört nicht zu der Wurzel dri, „etwas woran lehnen",
die Länge des i scheint vielmehr auf eine *e<-Wurzel dri hinzu¬
weisen. Perner, auf der einen Seite haben die entsprechenden
avestischen Wörter sri, srira die Bedeutang „Schönheit" bezw.
, schön anzusehen, schön" (siehe Bartholomae, Altiran. Wb., Sp. 1645
und 1646). Damit greift auf der anderen Seite die Bedeutung
ineinander, die dri im klassischen Sanskrit vorwiegend ^) hat. Diese
Übereinstimmung zwischen dem avestischen sri und dem klassisch
sanskritischen dri berechtigt uns zu dem Schlüsse, daß die Bedeutung BSchönheit" in die indoiranische Vorzeit zurückreicht. Und in der
Tat läßt sie sich an sämtlichen Stellen des zwischen jener und dem
klassischen Sanskrit stehenden Rgveda halten. Bei dieser Lage der
Dinge können wir uns die Beweisführung Pischels an der ange¬
führten Stelle nicht zu eigen machen. Aber noch andere Bedenken
haben wir gegen seine Übersetzung unseres Verses. Pischel läßt
den Nebensatzakzent von vibhräjänte außer acht und sagt ohne
Bedenken „sie glänzen." Auch trennt er ddhi von rödasi, wogegen
wir bereits Einwendungen erhoben, und läßt von ddhi ein Relativum
abhängig sein, das im Text an der es erfordernden Stelle gar nicht
1} Die weitere Bedeutung „GlUck" spricht nicbt flir Pischel's Ansicht.
« 0
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steht; dadurch wird er auch noch gezwungen, für den von ihm
eingeführten Eelativsatz ein Verbum zu ergänzen.
Sieg (Sagenstoffe S. 59) endlich übersetzt den Vers: „Durch
deren Pracht Himmel und Erde noch mehr (glänzen), wenn sie auf
ihrem Gefährt erstrahlen wie der Goldschmuck oben am Himmel.'
Er faßt also rodasi als Subjekt auf Dadurch wird er genötigt,
zu diesem Dual ein im Dual stehendes Verbum — vibhräjete —
zu ergänzen, für vibhräjänte einen neuen Satz anzunehmen, den ev
mit „wenn" einleitet, und ddhi als selbständig oder als Prätix des
von ihm ergänzten vibhräjete anzusehen. Alle diese Vermutungen
erweisen sich als sehr gesucht, namentlich aber die Einführung des
Konjunktionalsatzes als äußei-st gewagt. Wohl gibt es „Nebensätze
ohne Abzeichen'; aber sie alle weisen einen ganz bestimmten Typus
auf (siehe Delbrück, Altindische Syntax, S. 42), dessen Züge unsere Stelle nicht an sich trägt, eine Beobachtung, die wir, wie so manchen
Rat bei unseren üntersuchungen, der Freundlichkeit des Herrn
Professors Oldenberg verdanken. Wohl gibt es Stellen, au denen
ein Verbum zu ergänzen ist; aber stets kommen nur sehr häufig
gebrauchte, aus dem Zusammenhange unschwer zu erratende Verben
für eine Ergänzung in Betracht, wie „sein, werden, gehen, kommen", crelecrentlich auch „rufen", nicht aber solche Verben wie , glänzen. '
o o n , 7»O
Endlich würde es sehr merkwürdig sein, wenn zu dem dastehenden
Relativum ein weiteres Verbum und zu dem dastehenden Verbura
ein weiteres Relativum zu ergänzen wäre, da doch das dastehende
Verbum zu dem Relativum sehr wohl paßt.
Die vorstehende Kritik führt uns zu folgender Übersetzung:
„Durch deren [der Maruts] Schönheit über die beiden Welten hin
sie glänzen auf den Wagen, wie der rukma droben am Himmel.'
Was ist nun das unausgesprochene auf den Wagen Befindliche ?
Da es einerseits mit dem rukma am Himmel verglichen wird, und
da andererseits von den Maruts an mehreren Stellen des Rgveda
gesagt wird, daß sie einen gliinzenden Goldschmuck, rukmd, an
Brust und Armen tragen (vgl. I, 166, 10), liegt es da nicht nahe
zu vermuten, daß als Subjekt zu ribhrüjante rukmdh zu ergänzen
ist? Die Wahrscheinlichkeit unserer Vermutung wird durch eine
ganze Anzahl Stellen des Rgveda erhöht. VIII, 20, 11 heißt es
von den rukmd der Maruts : samändm anjy e.^ärn vt bhräjante
rukmäso ddhi bähilni, wo sich das von uns zur Ergänzung vor¬
geschlagene ruhnäh als Subjekt zu dem auch Rv. V, 61, 12 stehenden
Verbum vf bhräjante findet. Ferner wird VII, 57,3 von den Maruts
gesagt: bhräjante rukmaih; und VII, 63, 4 hat divo rukmdh das
Attribut tardnir bhräjamänah. Ein Synonymon von bhräj: ruc,
finden wir ebenfalls in Verbindung mit rukmd und äri IV, 10, 5:
sri.yc rukmö nd rocata upäkd, und X, 45, 8 stehen nebeneinander
rukmd, äriye und rucännh. V, 56, 1 ruft der Sänger die vfäo
marütäm herbei, die er als ganäm 2^^?tdm rukm^bhih
schildert, während es kurz darauf, V, 57. 6 heißt viävä vah drir
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Dumont und Brune, Rgveda V, 61, 12. 555
adhi tanusu pipide. Aus den angeführten Beispielen dürfen wir
wohl den Schluß ziehen, daß rukmd, sri und bhräf bezw. ruc
insonderheit da , wo diese Ausdrücke in Beziehung zu den Maruts
stehen, eng miteinander assoziiert sind.
Daß das Subjekt des Satzes nur in dem Vergleich steht, kann
nicht bedenklich machen, da sich diese Erscheinung, wie von
Bergaigne in seiner Syntaxe des Comparaisons Vediques S. 79
und 77 angeführte Beispiele zeigen, wiederholt im Rgveda beobachten
läßt. V, 36, 2 steht das Subjekt somah, VI, 24, 6 das Subjekt
dpah nur im Vergleich, wie sich aus der Stellung von nd ergibt.
Und, wie wir meinen, liegt genau dieselbe Konstruktion wie in
unserem Verse in der 2. Hälfte von VIII, 92 (103), 11 vor.
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Bemerkungen zum Rgveda.
Von Theodor Anft-echt.
1. hari, hary°.
Zwei Hymnen, in denen hari den Grundfaden bildet: III, 44, 1:
1) haryatäh, haribhih (bis), haritam. 2) haryän (bis), haryasva.
3) häridhäyasam , härivarpasam , haritoh, härih. 4) häritäh, härya-
Ävah, haritam, härim. 5) haryäntam, haribhih (bis).
X, 96: 1) härT, haryatäm, haribhih, härivarpasam. 2) härim,
hinvänto häri, haribhir, härivantam. 3) härito, härilj (bis), häri-
manyusäyakah , häritä. 4) haryatäh, häritäh, häriäiprah, härim -
bharäh. 5) aharyathäh, härikesa, haryasi, harijäta haryatäm.
6) haryata häri, häryate, harayah. 7) harayah, hinvan harayo
häri, häribhiti, härivantam. 8) häriÄmaäärur ') härikeiah, haripäh, haribhih, häri. 9) härini (bis), häri, haryatasya. 10) haryatasya, hiirivän, äharyat, haryatäh u. s. w.
3. IW.
Vor vielen Jahren habe ich das folgende für mein unvollendetes
Wörterbuch niedergeschrieben, radhrd adj. sloui, remiss, feeble.
im6 radhräm cin Manito junanti VII, 56, 20. yö radhrasya coditä
yah kv^asya II, 12, 6. radhrasya stho yajamänasya codäu 30, 6.
yäyä radhräm päräyathaty änhah 34, 15. yäs pätir väryänäm asi
radhrasya coditE X, 24, 3. — dradhra adj. not remiss, not slothful.
sähas te tavasas tävTyö 'radhrasya radhratüro babhüva VI, 18, 4.
tä ha tyiid vartir yäd äradhram ühathuh ääävad äävaih 62, 3.
radhra-codd adj. encouraging or invigorating the feeble. Indro
radhracodäh II, 21, 4.
radhra-codana adj. = radhracoda. Of Indra. kim afigä radhra-
codanarn tvähuh VI, 44, 10. tväm Indra suäravänänudäm vrsabha
radhracödanam X, 38, 5.
radhra-tür adj. overcoming the feeble, sähas te taväsas tä-
viyö 'radhrasya radhra-türo babhüva.
1) smasSrul.i ist eine Verlängerung von smasruh des Metrums willen.
Vgl. birismasruh.