Die Vcrwaiultschaftsverhältnisso des Pasto:
o . "
zugleich eine Kritiic von liavo-Ufs Grammar of the Pushtö
und von Bdlein's Orammar of the Pukkhtö Language,
von Dr. E. Trnmpp.
(Bd. XXI, S. 10 ff.) II. Theil.
Das Verbum.
Ehe wir auf den Gegenstand unserer Untsrsuchung eingehen,
haben wir zuvor einiges auf den I. Theil dieser Untersuchungen be¬
zügliche nachzuholen. Ich bin nämlich nach dem Erscheinen der
ersten Abhandlung über die Verwandtschafts-Verhältnisse des Pastö
auf Dr. Dorns „grammatische Bemerkungen über das Puschtu" auf¬
merksam gemacht worden, die ich bisher noch nicht gekannt und
ebendarum auch nicht berührt hatte. Ich habe diese grammatischen
Bemerkungen mit viel Interesse gelesen und sie immer noch des
Studiums werth befunden ; sie legen ein glänzendes Zeugniss für den
Fleiss und den Scharfsinn ihres Verfassers ab. Im Ganzen sind
diese grammatischen Bemerkungen jetzt freilich weit überholt, aber
man kann doch daraus sehen, wie ein Gelehrter mit geringen Hilfs¬
mitteln ein ziemlich getreues Bild einer Sprache entwerfen kann.
Es hat sich mir dabei jedoch wieder aufs neue die Ueberzeugung
aufgedrungen, dass Niemand, der nicht das Pastö mit seinen eige¬
nen Ohren gehört hat, dasselbe richtig in seinen Lautverhältnissen
noch in seiner grammatischen Flexion durchscliauen und beschrei¬
ben kann. Eine genaue Transcription in römischen Lettern ist daher
zur richtigen Auffassung dieser keineswegs leichten Sprache unum¬
gänglich nothwendig, da die angewandten arabischen Schriftzeichen
die Pastö Laute nicht vollständig decken. Wir haben aus der er¬
wähnten Abhandlung Dr. Dorn's ferner ersehen , dass er auf die
Verwandtschaft des Pastö mit dem HindüstänT hinweist, indem ihm
die Aehnlichkeit der Deklinationsverhältnisse des Pastö mit denen
des HindüstänT aufgefallen ist. Aber diese Aehnlichkeit ist doch
nur eine mittelbare. Denn mit dem HindüstänT selbst (das er offen-
Bd XXHI. \
2 Trumpp , (lie Verwandtschaflnverhältnisiie den l'iinlitu. II.
bar nicbt näher gekannt liat) hat das Pastö keine nähere Berülirung,
wohl aber mit dem Sindhi und Panjäbi. Das SindhT und Hindü¬
stäni sind zwar wohl verwandte, aber doch was die grammatische
Flexion betriift, sehr verschiedene Sprachen. Seine weitere Bemer¬
kung, dass das Pastö in der Conjugation sich mehr nach dem
Persischen, wenngleich nicht mit Ausschliessung des Indischen, ge¬
stalte, wird die folgende Untersuchung widerlegen. Es ist richtig,
dass auch in der Conjugation sich wichtige und auifallende Berüh¬
rungen mit dem Persischen tinden; aber aus dem Persischen selbst
liesse sich die pastö Conjugation schlechterdings nicht begreifen;
das, was ihr ihren eigentlichen Stempel, im Gegensatz zum Persi¬
schen, aufdrückt, ist nur aus dem SindhT zu belegen und richtig
zu erklären, und weil dies bis jetzt nicht beachtet worden ist, ist
bisher die pastö Conjugation von allen ihren Beschreibern so fehler¬
haft nnd maiigelhalt aufgefasst worden. Auch in Betreif der Pastö
Conjugation halten wir unsern früheren Satz „dass das Pastö
eine nralte selbständige Sprache ist, welche an den
Eigenthümlichkei ten beider Sprachsippentheilni mrat,
jedoch mit vorwiegend indischem Gepräge, immernoch
fest nnd werden ihn in der nachfolgenden Untersuchung weiter zu
begründen suchen. Die Bemerkung Dr. Dorn's, dass das Pastö, wie
es jetzt gesprochen und geschrieben werde, nicht jene alte Sprache
sei, deren sich die Afghanen vor ihrer Bekehrung zum Isläm bedien¬
ten, sondern dass sie durch den Einfluss des Isläm umgebildet wor¬
den sei, ist eine Hypothese, die jetzt wohl keiner Widerlegung mehr
bedarf, weil sie absolut auf keine Thatsachen sich stützen kann.
Auf die Einzelnbeiten in Dr. Dorn's „grammatischen Bemer¬
kungen" einzugebn, wäre jetzt so ziemlich überflüssig; ilie vielen
Belege aus Pastö Autoren jedoch, die er seinen grammatischen Be¬
merkungen beigegeben hat, sind immer noch des Studiums worth,
zumal da sic von einer für die damaligen Verhältnisse ziemlich cor¬
recten deutschen Uebersetzung begleitet sind. Sie muss jedoch mit
Vorsicht gebraucht werden, da sie nicht immer zutreffend ist ; manch¬
mal ist sogar das gerade Gegentheil von dem gegeben, was das
P.astö Citat aussagt. Wir wollen hier nur einzelne wenige Punkte
ausheben, da es uns zu weit führen würde, jedes einzelne Citat durch¬
zugehen. So ül)ersetzt er z. B. ') S. 30.
8-> vJUilc ^^yä Slf'SjA J.ci n!
N_i. JlO! ^3 N*f ^y'i
vi>^*vlJ jii Ni ^^y^jtu NJ N.Ci.A*3i
1) Der Deiitlielikcit wegen geben wir in ilen Pasio C'it.Tten ,ilie gewiibn¬
iicbe Selireil.weise; sie varürt .allenlings sebr bei den einzelnen Sebriftstellern, du nocb keine allgeniein anerkannte Ortlmgraiiliie im l'astö bestellt; gute Hand¬
scbriften jedoeh stiimnon so ziemlieli iiberein.
Trum})}! , (Or Ve.nnauiltschnflsrerluiltnissc dcji Puxlitii. II. 3
„Wenu du den höchsten Grad wünschest, so verliebe dich.
Alles andere ist niedrig; werde nicht niedrig.
Sitze immer gebeugten Hauptes im Nachdenken".
Es heisst aber nach dem Text:
Wenn du den höchsten Grad wünschest, es ist eine Liebende.
Alle andern sind niedrig; werde nicht niedrig.
Immer pflegte sie zu sitzen gebeugten Hauptes im Nachdenken.
S. 42 übersetzt er das Pastö-Citat:
!<j J^Aa«.^ u"'-^^ J^^'^ Jj^Lci
,iDer Umfang des Verstandes des Verständigen hat nicht erreicht"
während es heisst :
Der Schluss des Verstandes des Verständigen kann nicht erreichen.
So sind durchgängig alle jene Stellen unrichtig überseuzt, in
welchen das mit J^ü „Können" zusammengesetzte Verb vorkommt,
weil er von demselben noch keine Kenntniss hatte.
A lü«..
So S. 46: i^jjJ'y^ SjMi ^j.ÄJt/«J ^LiUiLc
„die Liebenden verstehen das Geheimniss der Geliebten"
es heisst dmgekehrt:
Die Liebenden mit der Geliebten verstehen es.
S. 53 : LS"^I I— ' '•i (^*wÄ»L> Läa»
' * ya ^ t'**'
>_(i.>i »_J ^«—J liXA^ |jU.S>.j
Nicht: „ßci der Erläuterung deiner Schönheit
hin ich, Rahmän, taub gegen alle Bildung"
sondern: In dem Preise deiner Schönheit
Bin ich, Rahmän, stumm aus Höflichkeit.
S. 62 sind die Strophen:
* ^ A A A ' '
J J^h y^.)j y*-'^ >^
I * "
übersetzt: ' ^
Wenn einer auch Vater von hundert Söhnen ist,
So ist er, wenn er die Söhne nicht kennt, ein Sohn und kein Vater.
•
Die pastö Worte sagen jedoch:
Wenn er Vater von hundert Söhnen wird, was that er? (i. e. Grosses) Ein Unverständiger ist der Sohn des (seines) Sohnes, nicht (sein) Vater.
S. 93: ci«-*XÖ vJili» ^^i »-ä.
j'^t.i> iwÄii» ji \yS> NJ "))
Nicht: „Wenn dn über eines andern Sitte Tadel aussprechen willst.
So tadle erst deine eigene Sitte"
1*
4 Trumpp , die Verwandtscha/taverhältnisae des Pushtu. IT.
sondern : Da andere Leute fiber dich Tadel aussprechen,
So tadle noch vor den Leuten dich selbst.
Während mein erster Aufsatz über die Verwandtschaftsverhält¬
nisse des Pastö im Drucke war, wurde die Pasto-Literatur durch
eine neue Grammatik und Wörterbuch von Beilew bereichert').
Beide Werke lühren nach der jetzigen marktschreierischen Mode
vielversprechende Titel, die sie aber bei näherer Einsicht nicht ver¬
dienen. Man könnte sich durch den Titel verleiten lassen, im Wör¬
terbuche sprachvergleichende Hinweise zu erwarten, würde sich aber
bitter getäuscht finden. Die ganze Wortvergleicbung beschränkt sich
darauf, dass hie und da auf ein bekanntes indisches oder persisches
Wort hingewiesen wird, das im Pastö vorkommt oder dessen Pastö-
Umwandlung auf der Hand liegt. Aber das könnte und müsste man
sich am Ende noch gefallen lassen, wenn dabei nur nicht so viel
Unsinn mit unterlaufen würde. Er hat von Sprachvergleichung und
ihren Gesetzen rein keinen Begriff, sondern er ergreift das nächste
beste Wort , das ihm in die Hände fällt, und bearbeitet es so lange,
bis es das ist, was er daraus machen will. Wir wollen nur ein¬
zelne Beispiele davon hier ausheben. In der Vorrede zu seinem
Wörterbuche S. X gibt er z. B. von J^ij tl-al, gehen, folgende Ety-
- - tl -
mologie: JJLs = pers. = ratal = latal = talai = tlal ! Was kann
man nicht auf diese Weise alles herausbringen, da steht kein Con¬
sonant und kein Vocal mehr im Wege! Herr Beilew selbst aber
scheint kein grosses Vertrauen auf seine eigene Etymologie zu haben ;
denn im Wörterbuche selbst gibt er unter Jjb eine ganz andere
Etymologie: es soll nunmehr von dem HindüstänT Hä. abstammen!
Ul:s- bedentet im Hindüstäni allerdings „gehen", aber wie soll
es denn mit dem pastö jJj' zusammenhängen? Beide Etymologien
sind natürlich falsch; die rechte Spur der Ableitung aber gibt das
Pastö selbst an die Hand. Wir haben neben dem verbum ySs
1) Der VoUstündige Titel dieser beiden Werke lautet:
A grammar of tbe PukklitO or Pukslitö ( sic !) on a new and im|irovod system, combinnig brevity witb practical utility and indudiiig ccerciccs aud dia¬
logues intended to facilitate tbe acquisiti )f tbe Colloquial . hy Henry Walter licllew, Assistent-Surgcon, liengal Army. Loudon. W. H. Allen & Co., 1.'} Waterloo Place, 18G7.
Der Titel des Wörterbuches ist:
.\ dictionary of the Pukkhtö or Pukshtfi Language. in wliicli the words are traced to their .sources in the Indian aud Persian languages, by Henry Walter ßel lew, Assi.stant-Surgcon, Bengal Army. London, W. II. Allen & C.) , 13, Waterloo Place. 18G7
Trnmpp, die VernHindUchaftnH'rhnÜnisse des Pushtu. II. 5
auch ein Substantiv jyij" tal-val, Eile, und damit in jeder Hinsicht
identiseh ^i^ii tal-vär. Die entsprechende Sanskrit-Wurzel ist also
1^^, eilen, mit Elision des Halbvocals v = tar = tal, und im Infinitiv
statt tal-al, contrahirt tl-al. Ebensowenig ist }S£\j rä-^l-al, kom¬
men, von dem pers. ^j^j^iß abgeleitet (Vorrede zum Wörterbuche
S. X). Fürs erste ist das Pronomen \j vom Stamme abzutrennen,
bleibt Jie /1-al. Es kann kaum zweifelhaft sein, dass wir in dem
Stamme /al die Sansk.-Wurzel (d. h. zunächst das Verbal-
♦ ^ .»
Nomen 'IW) „gehen" vor uns haben, was auch der ursprünglichen
Bedeutung dieses Zeitworts ganz entspricht , das : zu mir gehen =
kommen, bedeutet. Der Hauptmangel, der sich bei den meisten
Wortvergleichungen Bellew's herausstellt, ist der, dass er keine
Kenntniss des Sanskrit noch des Sindhi hat, was ihn zu so vielen
Absurditäten verleitet hat. So soll z. B. das pastö j.J lau, Ernte,
das persische sein, während es einfach dem SindhT
löb" (Sansk. (»5 1cf, Wurzel ^) entspricht; \iyi töqäh, Verspot-
\
tung, soll von dem arab. «.^j^ (sic!) abstammen, während es mit
dem SindhT ^ejj identisch ist. Wir euthalten uns, hier weitere
Beispiele anzuführen , da sie fast alle derselben Art sind ; mit sol¬
chen p]tymologien jedoch wird weit mehr verdorben als gewonnen.
Sein Wörterbuch ist flüchtig zusammengeworfen, sehr häufig ungenau
und steht tief unter dem von Raverty, der diesen schlüpfrigen Boden
der Wortvergleicliung klugerweise nicht betreten hat.
Was nun Bellew's Grammatik betrifft, so ist seiue Lautlehre
des Pastö viel zu düritig uud daher wenig aus derselben zu ent¬
nehmen. Seine Vergleichungen mit dem Sanskrit hätte er besser
unterlassen, da cr offenbar dieser Sprache unkundig ist. So sagt
er s. B. : _^ r sei ein rauher Palatal (sic !) uud sehr ähnlich dem
Sanskrit ^ (als ob es einen solchen Laut ira Sauskrit gäbe!)
oder ^.
Die Pastö Laute hat er vielfältig gauz falsch aufgefasst; so
raeint er z. B. (S. 9), der flüchtige Laut a, den die Afghanen oft
durch überschriebenes Hamzah ausdrücken, laute eigeutlich a-a.
Die Deklinationen des Pastö hat Bellew besser geordnet als
Raverty, da er sich richtigerweise durch das HindüstänT hat leiten
6 Trumpp , die Vertoandtschaftsvcrhällrdssc des I'ushUi. II.
lassen, dessen Verwandtschaft mit dem Pastö er wohl eingesehen
hat. Aber auch da ist gar vieles zu tadeln, da alles nur so ober¬
flächlich hingeworfen ist, nnd die Paradigmata nicht einmal voll¬
ständig aufgeführt sind. Von der Bildung des Formativs hat er
gar keinen Begriff; er meint z. 13. (S. 21), dass die übrigen Casus,
ausser dem Nominativ und Accusativ, dadurch gebildet werden, dass
gewisse Partikeln an die Nominativ-Casus des Singular und Plural
angehängt werden, den Instrumentalis ausgenommen, der keine habe.
Was für eine Verwirrung müssen nicht solche Behauptungen an¬
richten !
I)ie Grammatik von Bellew ist überhaupt viel zu kurz und
viel zu wenig eingehend, als dass sie irgend einen wissenschaftlichen
Werth hätte; sie steht entschieden weit hinter der Grammatik von
Raverly zurük, dessen Fehler sie selten verbessert, sondern öfters
noch übertrieben hat, wie wir im Folgenden unter dem Verbum
nachweisen werden. Dabei hat er keine Citate aus pastö Schrift¬
stellern gegeben, wie Eaverty dies mit vielem Fleisse gethan hat,
sondern gelegentlich nur kurze selbstgemachte Phrasen, auf die natür¬
lich kein Verlass ist. Auf diesem Wege werden wir ninunermelir
eine wisseuschaftliche Grammatik des Pastö erhalten. Gehen wir
nun zum Gegenstand unserer Untersuchung selbst über.
§• 18.
I. Die Bildung der Verbal-Themata.
Wir haben schon gesehen (§. 5, 3.), dass der Infinitiv aller
pastö Verba auf al endigt, der ursprünglich ein Verbal-Nomen (im
Plural) ist. Der Infinitiv enthält darum nicht an und für sich die
Wurzel des Zeitworts, sondern diese muss im Imperativ gesucht
werden, welcher allein den reinen Stamm des Zeitworts darlegt, wie
im SindhT und Persischen.
Aus dem Infinitiv selbst kann daher auch die Art des Zeit¬
worts nicht mit Sicherheit erkannt werden, sondern allein aus der
Bedeutung desselben. Es gibt im Pastö, wie ira SindhT drei .\rten
von Zeitwörtern, nämlich: I n t r an si t i v a, Transitiva und
C a u s a 1 i a.
1. Verba Intransitiv a.
Der Bildung nach müssen wir drei Classen von intransitiven
Zeitwörtern unterscheiden :
a) solche, welche an den Verbalstarara uiunittclbar die Infini¬
tiv-Endung al anhängen, z. B. J.xi> ;^at-al heraufsteigen, ys^
vat-.al, herauskommen, J-4^J ts-al, fliehen, }^ mr-al, sterben ctc b) solche, (leren Stamm auf ed endigt. Dies sind ursimiiiglicho Derivativa. allein ilir Nominal-Stamin ist entweder für sich nicht
mehr ira Gebrauch, oder sie sind, per usum, printitive Zcitwör-
2'rvmpp, (lie Vcrii^andtachd.flsxirrhäUnissc den Pushtv. II. 7
ter geworden, deren Nominal-Stamm nicht mehr (von dem damit
verbundenem Hilfszeitwort) abgelöst wird. Wir neiuien sie daber
primitive intransitive Zeitwörter auf ed. Es gibt deren
eine grosse Anzahl im Pastö, z. B. .JÄAi;4.jj tast-ed-al , fliehen (pers.
- o , , ,
j^Äi»b, Zend „tak", Sskr. fl^), J->*4? bah-ed-al, fliessen (Sindhi , Hindi "^^TT) ctc?
c) Eigentliche Derivativa, die mit einem Substantiv oder Adjee¬
tiv zusammengesetzt sind, nnd deren Stamm immer auf ed endigt,
z. B. JiA.jj^i» ;^abar-cd-al, benachrichtigt werden, vom Adj.
benachrichtigt ; JlXajL« mät-cd-al, zerbrochen werden, vom Adj.
zerbrochen; dä/-ed-al, gcbrandmarkt werden, vom
Subst. jjo dä/, Mal, Brandmal. Auf diese Weise werden von
den meisten Adjectiven und von einer ziemlichen Anzahl von
Substantiven derivative Zeitwörter gebildet, die dem l'.nslö
ganz eigen sind. Dabei ist zu bemerken, dass diejenigen ein¬
sylbigen Adjective, die im Femininum den Vocal ü u. ö zu a
verdünnen, dasselbe auch vor der Endung ed thun, wie z. ]>
.JwV.j_j^j zar-cd-al, alt werden, vou zör, alt, fem. is^j zar-aii;
^ ll - I
JiAjAJj^^ rand-ed-al, blind worden, von ^j.^^ ründ , blind, fem.
' I
sAi^ raud-äli.
Auf ähnliche Weise \ciflüclitigcii auch eiuige andere Adjective,
die sonst im Fem. d.as ö beibehalten, dasscllie vor der Endung
cd, wie J^Ai^ raj'-Gd-.al, gesund werden, von ^ ,^ ifi;', gesund,
- A - Ü - ^ A
fem. rö;'-ah ; i3..Vaäav,< past-ed-.al (neben jiöst-cd-
al) weicii woiilen, von i.:;AjA.»i pöst, fem. n^*«^; pöst-äli. Die
einsilbigen Adjeclive mit langem I jedoch behalten dasscllie nn-
veiäiiilert vor der Endung cd bei, wie J^Xa-^'o j' trT;jf-cil-al, bit¬
ter werden, von ^pjS tri;/, bitter (fem. s~>j^ tar;^-äh) J„\j^jyi triv-ed-,al, sauer werden, von ^iji trTv, sauer (fem. -i.jS tai'vali).
\\'cnii aber ein Siibslantiv oder Adjeetiv auf einen Vokal oder
auf ah luul ith tniligt . so ist eine solche Zusammensetzung nicht
zulässig, sondern das Hülfszeitwort Ja^J ki7d-al, „gemacht werdeu".
8 Trumpp, die VerwandtscItaftuvcrlMtmnsc des Pushtu. II.
muss gebraucht werdeu, z. B. ^S-jS »otj vädäh ked-al , verheirathet
- * ' - ^ >
werdeu, von !>.>!^ s. f. Heirath; JAaJ' »OjI üdah ked-al, schläfrig gemacht werden — einschlafen ; J^x^i" LsSJ lagiä ked-al , augelugt
I
werden, von LÄ lagiä, angefügt, angehängt.
Ganz unrichtig ist daher, was Raverty § 142 über das Deri-
vativum bemerkt. Er sagt, dass die derivativen Zeitwörter von
Nomina (soll wohl Substantiven heissen) Adjectiven und Fürwörtern
abgeleitet werden durch Hinzufügung des Zeichens des Infinitivs.
Von Fürwörtern aber können keine verba derivativa abgeleitet wer¬
den; denn J..a=>- ;^pal ist ein Adjeetiv oder näher Pronominal-Ad-
jecliv. Es ist ferner unbegreiflich, wie JAa^^j pöh-ed-al „verste-
- A
heu" von dem Subst. fem. pöh-äh, Verstand abgeleitet sein
soll , da es doch im Imperativ auch vi sj.^^ pöh sah lautet. Es
A
kommt von dem Adjeetiv a^i pöh, verständig, her, wie dies der
Imperativ und das Praeteritum hiidänglich ausweist. Aber gauz ver¬
kehrt ist es, wenn Raverty ferner die Regel aufstellt, dass Deriva¬
tiva dadurch gebildet werden, dass der lange Vokal eines Nomens
verkürzt werde ; was soll man sich überhaupt aus einer solchen Regel
abstrahiren, die so allgemeiu gefasst ist? Aber alle von ihm ange¬
führten Beispiele siud falsch; so soll Jj^j ranr-av-al, causativ, hell
machen, von raurä, Helle, Glanz, herkommen, /ar-av-al,
bei Seite stelleu, vou »^Lc /äräh, Seite, Ufer, während J^^jj nach
unserer oben angeführten Regel vou jijj rüur, adj. hell (fem. »jj^
ranr-äh) herkonnnt uiul das Causativ von raur-ed-al ist, J^^c
1
/ar-av-al aber das Causativ des primitiven Verbs /ar-cd-al
ist, und weder von' »^Li noch von einem Adjeetiv abgeleitet ist.
Was nun die beiden letzteu Arteu der intransitiven Verben
(in cd) betrifft, so kauu es wohl keinem Zweifcl unterliegen, dass
die Stamm-Endung cd ein eigenes Verbum ausmacht '). Wie wir
1) Auf deu ersten Aublicli liöunte uuui versuclil seiu, die Endung cd-al mit der pers. Infinitiv-Endung idan zu identificiren, zumal da auch das Persi¬
sche seine Derivativa auf idau ableitel. Dass aber idan (tan) nur dus Affi.\
•
des Vcrbal-Nomcus (Sausk. ^) ist, geht daraus hervor, dass es im Imperativ, 4
Trumpp, die Venoandtschaftsverhältnisse den Puahtu. II. 9
später sehen werden, lautet der Imperativ (Praesens und Futurum)
dieser Zeitwörter in e2-ah (e^-ah) aus. Diese Verbal-Endung eä
ist nun uichts anderes als das SindhT- Verb f^i5|T!I kij-anu, gemacht
^
werden, das Passivum vou kar-anu, thun, statt T«h^<ü
kirj-anu oder «f}^^ karj-anu, indem das r vor dem palatalen j
(dem Zeichen des Passivs) ausgeworfen worden ist (vergleiche über
diesen Puukt meine SindhT-Grammatik). Indem nuu der Verbal-
Stanmi kij- an das Nomen angesetzt wird, tritt, nach der allgemein
gültigen Präkrit-Regel, eine Elision des initialen k ein, so dass noch
ij=eS bleibt. Im Infinitiv nun ist die Sylbe ez iu ed verhärtet
worden (sowie im Imperfect). Aber auch dieser Uebergang von i
in d hat im SindhT seinen Vorgang. Im SindhT wird nämlich (wie
aus meiner Grammatik, Lautlehre zu ersehen ist) j häufig in J (dy)
verwandelt, was dann im Pastö zu einem einfachen d (ohue den
Nacbschlag eiues palatalen y) gewordeu ist. Dass diese unsere Er¬
kläruug die richtige ist, zeigt das Pastö selbst auf die klarste Weise,
iudem, wenn eiu Nomeu auf eiueu Vocal (siehe oben) auslautet,
immer das Hilfszeitwort JAxS" ked-al, gemacht werdeu, angewendet t
werden muss, welches mit dem SindhI f^j^f^ kij-anu identisch ist.
Nach dieser Zusammeusetzung sind auch die Verba primitiva
auf ed-al zu erkläreu, obschon sich kein Nomen mehr findet, mit
dem sie zusammengesetzt sein könnten. Aber auch in dieser Hin¬
sicht gibt uus das SindhT einen klaren Fingerzeig. Ira SindhT nära¬
lich nehraen viele Verba intrausitiva die Passiv-Endung j-anu
au, ohne dass ihre Bedeutung sich wesentlich dadurch veränderte;
ihre intransitive Bedeutung soll dadurch nur noch raehr hervorge¬
hoben werdeu. Aehulich habeu ira Pastö noch raanche intransitive
Verba eine einfache Eudung in al uud ed-al, wie zang-al und
Jw\.A>Jij zang-ed-al, schwingen, während uach und nach die Endung
ed für die Intrausitiva (auch die primitiven) die Überhand bekom¬
men hat.
Intensiva, wie Raverty meint (§. 144), gibt es im Pastö
nicht, so wenig als im SiudhT; eiu Adverb oder Adjeetiv kann natür¬
licherweise zu einem jeden Verbum gesellt werden, ura seine Bedeu¬
tung uäher zu bestimmen , aber das Verbum wird gramraatisch da¬
durch keiu luteusivum.
Praesens ete. wieder ganz abgeworfen wird, wäbrend im PilStÖ die Kminng Od in e2 verwandelt, also durchaus beibehalten wird. Dieses Pactum liesse sich ans dem Persischen schlechterdings niehl erklären. Ueber das Affix des Vcrbal-
^*
Nomons W S'che § 21, 4. Anm.
\Q Tnimpp , die, Vcrwaiidläcliaflsvcrkältiiissc des Pitshta. II.
2. Verba Transitiva.
Die Verba Transitiva lauten alle auf einen Consonanten aus,
entweder auf einen einfachen oder auf einen doppelten, z. B.
mau-al, gehorchen, J»4si» ts-al, hinken; nur wenige auf einen Halb¬
vocal, wie nlv-al, nehmen, J^j^s köy-al, jucken.
Auf ed endigen nur drei transitive Zeitwörter: cävr-ed-al
1
A _ - ) _
hören, ,3J».A*"_»ii blös-ed-al, quälen, und JAaämaj pust-ed-al (Sindhi
M^^l) fr^^gcii deren Bildung allerdings aulfallend ist, da die En-
(fung^d als nicht zum Stamme gehörend betrachtet werden muss,
weil sie im Imperativ abgeworfen wird.
Viele Verba werden im Pastö als transitive behandelt, welche
- o - , ,
wir als intransitive gebrauchen, z. B. JcXii^ ;^and-al, lachen, J^'j
zar-al, klagen, jammern, J.3o.> dang-al, hüpfen etc. Das gleiche
finden wir auch im SindhT, welches diese und ähnliche Verba ebenfalls als transitive construirt.
3. Verba Causalia.
Fast von jedem intransitiven oder transitiven Zeitworte kann,
je nach Umständen, ein Causativum abgeleitet werden. Dies
geschieht, iudem die Endung av-al an deu Verbal-Stamm angehängt
wird. Dabei ist im Einzelnen zu bemerken:
A. I u t r a n s i t i V a.
a) Die primitiven intransitiven Zeitwörter auf al, die den letz¬
ten Stammconsonanten im Imperativ nicht verändern, hängen
die Eudung av-al einfach au den Stamm, z. B.
ts-al, fliehen, Caus. i3^-4*j ts-av-al, fliehen machen.
- - CJ » ' ' '
Jo^O drab-al einfallen, Caus, öyiyi drab-av-al, einfallen machen.
bj Diejenigen primitiven intransitiven Zeitwörter jedoch, die im
Imperativ ihren Stamm verändern, hängen die Causal-Endung
av-al an deu so veränderten Stamm, z. B.
ySylS älvat-al, fliegen, Impr. älvaz-ah, Caus. d^^y^ älvaz-av-
al, fliegen machen.
Js^is» /at-al , hinaufsteigen , Imper. »Ji^i» /ez-ah. Cans. Jj):*^»
;^e2-av-al, hinaufsteigen niachen. ' '
^ c
J»Ä*vU>-Äj kse-näst-al, niedersitzen , Imper. .Nix^fO' ksc-n-ah, Caus.
I ,
iyi-j.,^ kse-n-av-al, niedersitzen machen.
Trvmpp, (lie Vcrumndtscliaf tsverhältnisse des Pashlu. II. 1]
c) Diejenigen intransitiven Zeitwörter, deren Stamm im Infini¬
tiv auf ed endigt, seien sie nun primitive oder derivative, wer¬
fen vor der Causal-Endung av-al die Endung ed ganz al), und
hängen dieselbe an den so verkürzten Stamm, z. B.
JaaIc^ zyal-ed-al, Verb, prim., laufen, Caus. jyLcj z/al-av-al, ' laufen machen.
,3_X.*l.i; sl-ed-id, Verb. prim, brechen, Caus. ^SXi. sl-av-al, zer- ' brechen.
JjkASÜ mät-ed-al, zerbrochen werden, Verb, deriv.. Cans. Jj.jü
' niät-av-al, zerbrechen.
B. Transitiva.
Die transitiven Zeitwörter, soweit sic Causalia bilden, hängen
die Causativ-Endung av-al an den Verbal-Stamm, wie cr im
Imperativ zu Tage tritt. Diejenigen Verba jedoch, welche den
kurzen Stammvocal a im Imperativ (Praesens etc.) dehnen,
verkürzen denselben wieder vor der Causativ-Endung, z. B.
Jj^j^jt ävr-ed-al, hören, Impr. «,^1 ävr-ah, Claus. J^^y ävr-av-al, hören machen.
J.Ä..«^J Ivast-.al, lesen, Imper. Ival-ali, Cans, Ival av-al,
lesen machen, lehren.
jAii> ;^and-al, lachen, Imper. lAiL-. ;yäud-ali, Caus. JjJs^i-
;^and-av-al, lachen machen.
Die defectiven Zeitwörter, die im Imperativ eine audere Ver¬
bal-Wurzel substituiren, bilden ihr Causale, soweit es vorkonnnt,
vom Stamme des Infinitivs, wie z. B.
ä;'ust-al, kleiden (Imper. »lÄiiTä/uiul-ali), (!ans. jj-Ä^Mj;!
äyust-av-al, kleiden niachen.
yas-al, stellen (im Imper. nicht im Gebrauciie, sondern »O^
/d-ah), Caus. j^-j^j yas-av-al, stellen inachon.
Das Piistö hat auch bei der Bildung der Causalia seine Zuflucht
zu einer Zusammensetzung genonmicn, und die alte t'ausal-Bildung,
deren Ueberresle wir noch im SindhT und Persischen haben {ä, än),
ganz verlassen. Denn die Causal-Endung av-.al ist nichts anderes
als das Verbum kav-al, thun, dessen initiales k (wie bei dem
passiven jv>.Ai' ked-al) in den mit ihm gebildeten verbis compositis elidirt wonicn ist. Dies erhellt ganz deutlich daraus, tlass bei solchen
k *
12 'J'ri:)iip/i , flie Vrrir(iiidtsiiiiifl.srcrh<iUiiisKi- des Pitsldu. II.
Substantiven und Adjectiven, die auf einen Vocal oder auf ah, ah
auslauten , des Wohllauts wegen keine Zusammeusetzung eintritt,
sondern kav-al gebraucht werden muss, wie z. B. }yS I.A.;
fanä kav-al, zerstören. Üas Pastö, wie das Persische, bildet auf
diese Weise (durch ein mit Jaa^ köd-al und J^/ kav-al verbunde¬
nes Nomen) viele Verbalbegriffe, die aber nicht mehr als eigentliche
Verba betrachtet werden können und daher hier nicht weiter in Be¬
tracht koiiiinen.
Was ist nun dieses Verb kav-al, „thun"? Wir haben
im Pastö zwei Verba dieser Art, die ihrer Bedeutung nach zusam-
nujnfalleii, obschon ihr Gebrauch etwas verschieden ist, näralich Jjj'
kr-al uiul J..5 kav-al. Das erste ist das Sindhi cf^^iil kar-anu
" ^ ■ v!>
(llindlöfiXJ^X kai'-i'ü)> I'ers. ^^jj^j , Sansk. ^ ; das zweite aber
erfordert eine nähere Erläuterung. Wir haben schon ira Sindln die
Iraijcrativ-Form ejf^ ka-je, thue, statt qjP^ kar-je, mit Elision
von r; auf dieselbe Weise ist auch im Pastö das r ausgestossen
worden, so das wir die Form ka-al, statt kar-al bek(nnmen. Des
Wohllauts wegeu ist in ka-al ein v eingeschaltet worden = kav-al.
Die Sprache hat also aus einer Wurzel zwei verschiedene Verba
gebildet, wie wir dies im SindhT öfters finden.
Sehen wir nun auf Raverty's Grammatik 'J zurück , so hat cr
(§. 141) die ganze Bildung der Causalia, die doch so wichtig ist.
mit den paar Worten abgemacht, dass causative Zeitwörter von In¬
transitiven und Transitiven abgeleitet werden können durch Ilihzu-
fügung \on .Jj au die Stelle von J und Jaj. Wie das im Einzel¬
nen geschieht, hat der Lernende sich selbst zu abstrahiren. Bellew
hat Raverty gedankenlos nachgeschrieben, indem er S. 97 bcluiuii-
tet, die causativen Zeitwörter werden von den Intransitiven (vo;i
den Transitiven sagt cr kein Wort, als ob von ihnen keine Causa¬
lia abgeleitet würdeu) durch Anbängung der Eudung Jj an das Prae¬
sens der intransitiven (nach Abwerfung des Prononiinal-Afti.xcs)
gebildet. —
\j \Vniidui'l)i\r ist, was Kaverty in der Anmerkung zu § 141 bemerkt. Die Stbreibwi ise }:yi,\i.i> nändieli , in welelier ein Ii eiiigeseliuben ist (was uft dnrcb unwissende Abscbreiber gescbiebt) sull ganz in Uebereinstimmung mit dem urtliugraiiliiselien System dos Zend sein, in welcliem ein Ikielistabe (letter) statt eines Voealzeiclieiis gebrauclit werde ! Wie viel besser wiire cs docb eine Sinaclie bei Seite zu las.sen, die man nicht versteht, stalt solche Ungereimt¬
heiten aulV.iiliseheii, .4 *
Tnimpp, dif. VcrmaiuUnehaftswrhäUnisse de.i l^n.ihtii. II. ]3
Es gibt im Pastö aucb reine Causalia, d. b. solche Zcitwörtei-, die nur noch in der Causali'orm erhalten sind, z. B. J^ä-! äc-av-al, werfen, Jy-«><.*J lams-av-al, antreiben etc. Raverty und Bellew füliren
diese immer als transitive auf, was sic zwar der Bedentnng nach
wohl sind, aber nicht ihrer Form nach, wie dies aus ihrer Bildung
des Particips des Praeteritums hinlänglich erhellt, das mit dem der
Causalia ganz identisch ist.
Das Pastö hat keine eigene Verbal-Form für das Passiv,
wie das SindhT, sondern muss, wie das Persische, zu Zusammen¬
setzungen seine Zuflucht nehmen, die weiter unten worden beschrie¬
ben werden.
V e r b al - P raef i X e.
Den primitiven Zeitwörtern können auch l'raciixe vorgesetzt
werden, wie im Persischen, die den ursprünglichen Veibal-IBegrilT
meiu oder minder modificiren. Die Praefixe Isclimclzcn mit dem
Verbum ganz zusammen, einzelne könneu jedoch in gewissen Tem¬
poribus vou demselben auch wieder (durch die Negation \i oder
durch ein anderes Praefix) getrennt worden, wie sj)äter gezeigt wer¬
den wird. Es sind die folgenden:
jT äl, nur gebraucht mit Jj^ vat-al, als jJiy'Täl-vat-al, fliegen, Caus. Jj)jj-Jl äl-vaz-av-al, fliegen niachen. Untrennbares Praefix.
Li prä, untrennbares Praefix, nur iu J>*jiji prä-nat-al, öffnen;
Sansk. Tf , Pers. (Zend fra).
^j;^i pro, trennbares Praefix; z. li. Jj^jji prö-ild-al, aufgeben, prc-iöd-al, Jj-^^j^ pre-kav-al, dasselbe, ^iyi^^. prc-
vat-,.l, fallen, hcrabkommen. Es entspricht dem Pers.
(fare) und ist der Ktymologie nach identisch mit l_ji .
. Cl - jär, untrennbares Praefix in den \'erbcn j^j^jli- jär-vat-al, zMi-iickkehrcu , J.äa«.j^L> jär-yast-al , zurückbringen. Es ist schon so mit diesen Verben verschmolzen, dass sic im Imperativ
sogar (las Praefix _j vö annelimen. Sein Ursprung ist mir
unbekannt.
aUJ' kse I trennbares Praefix (uiul Postposition), ,,in"; cs
^ i ■ I, wird mit Zeitwörtern, die sitzen, liegen, stellen etc.
i-'^ l^c I verbunden, z. B. J.*»L*.a4»S ksc-bäs-iil, eiu-
J4 Tnimjip , die Verinatidljieh(t/biverliältim.ie den Pimldu. II.
fügen; Jj^aaI^S' kse-2d-al, hinstellen; y■JiM\.i.J,x^S kse-näst-al^
I I
niedersitzen; Jj^j^i^J'kse-vat-al , hineinfallen etc. Ueher seine
wahrscheinliche Ableitung siehe §. 13, 7.
^ nana'), trennbares Praefix, innerhalb, liinein, in den zwei
Zeitwörtern: J-j^äj nana-vat-al, hineingehen, und .Jämaa^j
nana-yast-al , hincinfügen, hineinführen. Sonst wird nana
fiir sich nur selten gebraucht, sondern meistens jUiJ da-nan.ah.
innerbalb. Es scheint eine Verstümmelung des Sansk. Praef
^■^rT^, innerhalb, zu sein, Pers. ^^^0^'i\.
Aehnlich wie diese Praefixe wird nun auch in einer gewissen
Anzahl von Verben das Pronomen \j (Dativ, mir, uns) gebraucht,
indem seine ursprüngliche lledeutung immer mehr verschwunden
und das Verbum mit ij als ein Total-Begriff in Gebrauch ge¬
kommen ist; 1^ wird aber nichts destoweniger als ein trennbares
Praefix behandelt. Solche Zeitwörter sind: jiil^ rä-tl-al, kommen
(d. h. zu mir gehen) , J.U'j rä-/l-.al , kommen (d. h. zu mir gchen)^
Jj.Aii^ rä-nlv-al, ergreifen (d. h. für mich ergreifen), J^ji^ rä-vr-al, , (j ) ^
herbringen (d. h. zu mir tragen) und J>.Ä.wjl^ rä-vust-al, bringen, führen (d. h. zu mir bringen).
ü .
Die Dativ-Pronomina 1^ rä, p dar, , mir, dir, ihm, etc.
werden auch mit vielen andern Verben verbunden, und inHuiren
danu auf die Conjugation des Zeitworts iu derselben Weise, wie
die trennbaren Praefixe; z. B. J^i^l; rä-kav-al, mir (uns) geben;
J.ijJ> dar-kav-al, dir (euch) geben. ]yi var-kav-al ihm (ihnen)
geben.
Weder Raverly noch Bellew haben auf die Verbal-Praefixc ge¬
achtet und darum sind auch ihre Aussagen über den Gebrauch des
1) Das Praef. ni (f»^) kommt mit einigen P.astÖ-Verbn auch vor, wie z.Ii.
J.jj.»j n-;'Vat-ai, aufmerken, J^A.5^i U-jat-al, hineinstecken (in den Hoden), aher die S|iraehe sellist hat schon alles IJewus.stscin davon verloren, ilass ,,n"
iu diesen Verhen ein Praeli.x ist, und darum ist es auch hier nicht mehr als ein solches aufgeftilirt.
Tnimpp, dir, VcruHirultschaftsvcrhiilttiissr des l'iishia. II. 15 f
Praefixes j vö im Imperativ (und dem von ilmi abgeleiteten Sub-
junctiv-Fiitnrum) so unbestimmt und unklar. Wie wicbtig es ist,
darauf genau zu achten, werden wir initer dem Imperative seben.
§. 19.
II. Die ]]il(lung des Imperativs.
Die Wurzel des pastö Verbs ist, wie schon bemerkt, im Im¬
perativ zu suchen, welclier den Verbal-Stamm reiu darstellt. Von
dem Imperativ wird dann das Praesens, der Subjunctiv und
das Futurum abgeleitet.
Der pastü-Imperativ hat nur zwei Personen, die 2. Person des
Singular und des Plural. Die 2. Persou des Singular wird gebildet
durch die Endung äh, und die 2. Person des Plur. durch die Endung ai.
Das Pastö hat die alte Präkrit-Endung des Imperativs Sing, „a"
bewahrt, während die meisten Indischeu Idiome (mit Ausnahme des
SiudhT, dessen Imperativ in „u" oder „e" endigt) dieses „a" schon
abgeworfen haben, wie aueh das Persische. Die Endung des Im¬
perativ-Plural aT '), die mit der 2. Person plural des Praesens zu¬
sammenfällt, ist aus der Präkrit-Endung „ha" (Sansk. dha)
SindhT, IlindhT etc. ö, entstanden, da im Pastö auch sonst die
SindhT-Endung ö in ai verwandelt worden ist (cf. § 4, 2).
Diese beiden Personal-Endungen treten unmittelbar an den
Verbal-Stamm, sowohl von intransitiven als transitiven (cau¬
salen) Zeitwörtern , der dadurch gewonnen wird , dass das Infinitiv-
Affix al (cf. § 5, 3) vom Stamme des Zeitworts abgelöst wird ; z. B.
ts-al, fliehen, Imper. s^i ts-ali, plur. j_jLfö ts-al.
J^aJJj] angcr-.al, denken. Imp. s^ii anger-ali, pl. anger-ai.
Da im Pastö jedoch, wie auch im Porsischen, die Bildung des Im¬
perativs manigfaclic Abweichungen darbietet, so müssen wir im Ein¬
zelnen darauf eingehen.
1) Eigonthümlicli ist dem PastÖ , d.TSS in der 2. I'ers. des Impcrntivs PInral liic und d.i aueti der letzte Stnmmconsonaut aligeivorfcn und dafiir die Endung jj^Jjil änr-ai angesetzt wird, z I!. ^^j^Li>l,, v-ä/-änr-aT, nelimet, statt
^ili»!^ v-ä/l-aT, vem J*A*»i»l ä/ist-al , nelimen. Diese gescliielit jedoch nur hei transitiven Zeitwiirtern. Die Form ist schwer zu erklären. Einen Wink gibt vielleicht der optative Imperativ des Persischen, ä-d, wie OL.<i*^, Da dieser olTcnbar ein Oeberrest des Sansk. Potentialis yät ist, so könnte vielleicht der Plnralis iinr-ai ebenso erklärt werden; .Sansk. yäta=!Tt - ünt = iiiit — finr.
Die Plural-Endung al wäre dann eigentlich iibertlüssig , aber, da die Form eine veraltete (und darnm mehr feicriieho ist), so ist sie beibehalten worden.
IQ Trumpp , die VKrtrniidt.icliafljiverliiiUniniie ties Pushtu. II.
i. 20.
I. Der Imperativ der Verba intrausitiva.
1. Verba primitiva, die auf al endigen.
Dabei müssen wir wieder folgeiule Classen unterscheiden :
a) solebe, die ihren Stamm im Imperative nicht verändern. Ks
sind diess verhältnissmässig wenige Zeitwörter, wie z. B.
(j — o
Jojj drab-al , einfallen , Imp. s}yi drab-ah.
. i ' >
J«^^jj drüm-al , gehen , Imp. drüm-ah.
J^A* sah-al, ertragen, Imp. ».^ sah-ah (SindhT 5fT^T!T).
Eine Ausnahme macht der Imperativ von
- o
S,*-O mr-al," sterben, insofern, als das cerebraler in ein dentales
verwandelt wird, y mr-ah (SindhI 4^<^<y ).
b) Einige wenige Verba dehnen den kurzen Stammvocal a, ohne
sonst den Verbal-Stamm zu verändern, z. B.
jjjij zang-al, schwingen, hängen. Imp. zäng-ah.
c) Verba, deren Stamm auf o endigt, verwandeln dasselbe im
Imperativ in ^ z ; z. B.
'»
ys^ vat-al, hinauskommen. Imp. »jj vaz-ah (oder vuz-ah)
(SindhT öTfT^)-
Ebenso die Composita von ys, vat-al, als:
yi'yiS äl-vat-al, fliegen, Imp. »j^jT äl-vaz-ab.
jjy^i pre-vat-al, fallen, Imp. »j^s^.-?. pre-vaz-ah.
I ■
Ji'yjy pöre-vat-al, hinübergehen. Imp. ijy^y. pöre-vaz-ah.
JJjjLä- jär-vat-al, zurückkehren. Imp. ^jj^ls- jär-vaz-ah.
Jjj.A^J' kse-vat-al, iiineinfallcn , Imp. tj^^'^ k.sc-vaz-ab.
ySyXi nana-vat-al, hineingehen. Imp. u^yi uana-vaz-ah.
Eine Ausnahme davon macht:
J^Ä=> ;^at-al, hinaufsteigen. Imp. «jixi- ;^c2-ali.
Dieses Verbnm jedoch greift auf den Imperativ des pers.
Zeitworts zurück, aus dem os verkürzt worden ist, i. o.
^^XavLs», Imper. (/cz), mit Uebergang von z in /..
Trumpp, dü VerwandtschafUmerhältnisse des Pushtu. JF. 17
Die folgenden Verba sind unregelmässig, und können nnter
keine bestimmte Classe subsumirt werden :
^ o ^ ^ ' -
Jj^Lä. cävd-al, zersplittert sein, Imp. »^ä- cav-ah.
" ^ ^^—————^ r " *•
J,.«, sv-al, brennen (SindhT ■3t^<!l , Sansk. ), Imp.
y " V.3 's. ^
)
svad-ah. Dieses Verbum greift auf den pers. Imper. jy^.
(^jAi>j.*-) zurück.
Jj.^; sv-al, werden (pers. Imp. s-ah, mit Ausstossung
des finalen Halbvocals v , statt «yd sv-ah.
J-Xa-Ca^aS^ kse-näst-al , niedersitzen , Imp. naa^^j kse-n-ah. Das
I
einfache Verb:
- o -
J.ÄAK.Lj nast-al (das aber nur mit dem Praefix ^_^J vorkommt)
entspricht dem pers. ^Ä.«»>iö sitzen, uud greift darum auch
in seinem Imperative wieder auf dasselbe zurück, nur mit
einer bedeutenden Verstümmelung, so dass nichts als n-ah
davon zurückbleibt.
2. Verba, die auf ed endigeu.
a) Primitiva.
Diese bilden den Imperativ durch Umbildung der Endsilbe ed
in ei, (eg), an welche danu die Personal-Endung des Impera¬
tivs tritt, z. B.
Jjk.jjj^ rabr-ed-al, arbeiten, sich abmühen, Imper. s^^^j, rabr-e^.-ah.
Den Grund der Umwandlung der Endsilbe i^d in vi haben wir
schon oben aus dem SiudhT erklärt.
Dass die Endung ed (e2) ursprünglich ein angefügter Verbal¬
stamm ist (Jk-VJ ked-al), geht uoch ferner daraus hervor, dass
eine bestimmte Anzahl dieser Zeitwörter im Imperativ (sowie im
Praesens etc.) die Endung eä wieder ganz abwerfen ; diese sind :
JAjjjI ör-ed al, regnen. Imp. ör-ah.
I
JAaa«^! ös-ed-al, bleiben, sein, Impr. .n*».! ös-ah.
Jjk.Ai>U päts-ed-al, aufstehen, Im]). sÄ-Li pät-ah.
JsAajL^ pä-ed-al, bleiben, Imp. N^'ti. pa-y-ah (mit euphou. y).
BJ. XXHI. 2
18 Trumpp, die Verwandtschaftsverhältnisse des Pushtu. II.
jjiwkÄ^i' tast-ed-al 1 ^.:C4^■j tast-ah I
, ' , > fliehen, Imp. , . \
Jjy^X^o^ tast-5d-al | N^4vi- tast-ah. |
jA^i-Li- ^{-ed-al tropfen, Imp. si-'i- tät-ah.
-
Jj>.j^^ r/ar-ed-al; sich wälzen, Imp. s_jc^ r/ar-ah.
JÄJLcj z/al-ed-al, rennen, Impr. .vlcj z/al-ah.
(
JÄijjj zeJ-ed-al, geboren werden, Imp. »^j-, zeä-ah.
- ' Ol '
Jajj^c /urz-ed-al, hüpten, Imp. »j^c /nrz-ah.
' " -6
Jjk^jy girz-ed-al, herumgehen, Imp. sjy girz-ah.
- ' - -1-
JlX-Jj^jJ Ivar-ed-al, zerstreut sein. Imp. s^^J Ivar-ah und einige andere.
b) Die Derivativa
bildeu ihreu Imperativ entweder, wie die Primitiva, in eS-ah,
wenn die Negation 6.a , uicht (ne), mit deraselben verbunden ist ;
oder sie löseu sich in ihre Bestaudtlieile auf, uud verbinden mit
dem Nomen den Imperativ des Hilfzeitworts Jyi sv-al, wer¬
den, i. e. »j^ s-ah und pl. ^Ix^ s-al; z. B.
i3ÄaJ>>.j badal-ed-al, ausgewechselt werden, SjaJ-Xj inah badal-
eä-ah, werde nicht ausgewechselt; sonst: Ja^ badal-
s-ah, plur. ^« Jaj badal .s-al, (vou Jjo s. ra. Aus¬
wechslung).
JÄjj^^ zar-cd-.al, alt werden; Imp. mit s^^j n.< mah zar-ez-
ah; sonst: ^^jj zör s-ah, werde alt, fem. sXi, »^j zar-5h
.s-ah; plur. ni. ^^.i a^lj zärah s-al, fem. ^.i; zare s-al.
Das Praefix j vö wird in diesen Fällen vor iminer
ausgelassen.
Wenn ein Substantiv , das auf einen Consonanten endigt, mit
einem Verbum zu Einem Begriffe verbunden wird, so kann es auch,
wie eiu Adjeetiv, eine Feminin-Endung anuehmen, wenn das Subject,
auf das es bezogen i-^t, ein Fcmininiiin ist, z. B. sxi as^IIj> ta!äij-ah s-ah.
Trumpp, die VerwandtschaftsverJiältimse dei Pushtu. II. \Q
werde gesehieden. Dass das Adjeetiv mit seinem Subject iu genere
und numero übereinstimmen muss, versteht sich von selbst.
Viele Derivativa jedoch, besonders diejenigen, die von einem
Substantiv abgeleitet sind, gebrauchen bloss noch die Endung
eJ-ah im Imperativ, d. h. sie werden schon wie die primitiven
Verba auf ed behandelt; z. B. jApj^j ver-ed-al, sich fürchten (von
»jj^ veräh s. f. Furcht) ; ;^ärist-ed-al, jucken, von o-^w^Li-
I I ^
t ' ^ — — *
das Jucken; jAA3>ji poh-ed-al, verstehen, vou »y pöh, Adj. ver¬
ständig (doch auch regelmässig Impr. iui sy pöh s-ah). Das Wör¬
terbuch allein kann eine sichere Entscheidung darüber geben.
Der Imperativ wird gewöhnlich, wie auch im Persischen, ver-
> )
stärkt (aber nicht nothwendigerweise) durch das Praefix v8,
.. ü >
vöh (im Westeu ^ va gesprochen) z. B. nä^^jj vÖ tast-ah , fliehe.
Weun das Verbum mit laug ä beginnt, so vpird vö mit demselbeu
zu vä contrahirt z. B. välvaz-ah, fliege, von JJ^JI. Dieses
>
Praefix ^ vö entspricht gauz dem persischen Imperativ-Praefix nj
(PärsT be, ältere Form ba) ').
Mit einigen Verben jedoch wird das Praefix ^ im Imperativ
" A
nie gebraucht; diese siud: Ji\a««jI ös-ed-al, bleiben, sein, Imp.
I
1* 'i"'
!tA«ji os-ab, JJL*i. {aml-al, nieder liegen. Imp. tami-ah;
3v>.aJ ked-al, gethan werden, Imj). »^^^-S keä-ah; ferner mit
I I
allen Verben, die mit einem Praefix oder Pronomen ^)
1) Wir lialten das Praefix des Imperativs, sowohl im PastÖ, als im Per¬
sischen, nicht für identisch mit dem Praefi.x des Aorists (siehe § 30),
sondern für den Imperativ von ^ i. e. hhav-a, „sei". Darauf führt
CS. ,
uns nothwendiger Weise die Analyse von M (beim Impei fect) und j (beim Aorist).
Ein wichtiger Fingerzeig hiefür ist aucb die PärsT-Form ba , die offenbar f
die ültere ist: denn das PastÖ j lässt sicb nur mit bab, aber nicht mit ,,be"
vergleichen. Weiteres hierüber siehe § 30.
2) Wenn die Pronominal-Dative 1^ rä etc. im eigentlichen Sinne als Pro¬
nomina gebraucht werden, ohne mit dem Verbum zusammengesetzt zu sein, so
>
haben sie natürlicb keinen EiiiHiiss auf das Imperaliv-Praelix . . 2*
20 Tnimpp, die VenmndtachaßsverJtältmsse des Pushtu. II.
zusammengesetzt sind, wie lise-u-ali, sitze, »jy^i nana-
vaz-ali, komm lierein, ausgenommen das Praefix jlk „zurück" in
jijjL> zurückkehren, vor welchem das Praefix j gebraucht werden
kann, wie »j^^Iä.^ v8 jär-vaz-ah, kehre zurück. Im Folgenden wer-
)
den wir das Praefix ^ immer vorsetzen, um dadurch zugleich anzu¬
deuten, wo es gebraucht und wo es nicht gebraucht werden darf.
Verba defectiva.
Das, was die Pastö Conjugation erschwert, sind die vielen defec¬
tiven Zeitwörter, die im Imperative (und theilweise aucb in den
andern Temporibus, wie wir später sehen werden) eiue andere Ver¬
bal-Wurzel substituiren. Die hauptsächlichsten derselben sind :
jJj tl-al I gehen; Impr. jo» d-ah, oder .•«..ij^ var s-ah (Jyi
la-r-al | sv-al in der Bedeutung von „gehen", wie im
Pärsi: gehe zu ihm, ihnen, oder f-^ lär s-ah. Dieses n~>.
d-ah ist offenbar das HindT .af |r| | jä-na, Sansk. ^JT-
Ebenso, die Composita von jis ; jlj'l^ rä-tl-al kommen (zu
~ O - - Cj-
mir gehen) Jwb^o dar-tl-al (zu dir) kommen, JJli',j var-tl-al,
- (J- -o-
(zu ihm) kommen; Imp. \=>-\j rä-d-ah, dar-4-ah, »is-^^
var-d-ah.
J.Ä*..ii*i. tamläst-al j .„,
° ' niederliegen ; Imp. si^.^,
jili. taml-al |
JÄA.t. drüm-ed-al | , . ,
i gehen. Imp. m^jO^ vö drüm-ab.
Jwc.^O drüm-al )
jli'j rä-/l-al (zu dir geben) kommen; Imp. sL-^^ rä-d-ah
jic^. var-/l-al fzu ihm gehen) gehen; Imp. .v^^ var-d-ah.
Jaj^, r/ar-ed-al
,0 / ° ' sich wälzen; Imp. s^c., vö r/ar-ah.
J.il-!*.c. r/ast-al I
Trumpp, die Verwandtschaftsverhältnisse des Pushtu. II. 21
J»x*vLcj zyäst-al yx^Aicj z/äst-al JÄaU: z/al-ed-al
rennen, Imp. ^-Icjj vö z/al-ah.
jA^JJij zang-ed-al
schwingen, hängen ; Imp. n^Üj, vo zäng-ah JJJij zang-al
geboren werden ; Imp. Sjj^j vö ze-äah.
zertrennt sein; Imp. ».yJ^ vö Ivar-ah.
J.Ä40 nsat-al I ian etwasl hängen, Imp.
ji^J nsal-al, obsolet (dagegen: JiXaJUJ) I »i-fo^ vö nsal-ah.
Sehen wir nun zurück, wie Raverty und Bellew die intransitiven
Zeitwörter eingetheilt haben. Der Grundfehler, den beide geraacht
haben, besteht darin, dass sie das Praeteritum (oder Past, wie sie
es heissen) als Wurzel des Zeitworts angesehen haben , was es
schlechterdings uieht ist, sowenig als ira Persischen. Raverty führt
unter den intransitiven Zeitwörtern nicht weniger als 13 Classen auf!
Die erste Classe soll darin bestehen, dass sie, nach Abwerfung
des J des Infinitivs, den letzten Radicalen in einen andern ver¬
wandle iu den Zeiten des Praesens und im Imperativ, während sie
ibn in den vergangenen Zeiten und dem Particip der Vergangenheit
beibehalte. In dieser ersten Classe stellt er daun als zusammen¬
gehörend auf: Jj^?y, J'^P', J-*^, J-^Jj-^. 1st das auch eine
Regel, die solche Verba nebeu einander stelleu kann? Worin bestebt
denu der Buchstabe, der statt des letzteu Radicals substituirt wird ?
Der scheint aber, nach Raverty, irgend ein beliebiger Consonant
sein zu können.
Seine II. Classe besteht darin, dass die zwei letzten Radicalen
im Praesens und Futurum, sowie im Imperativ, abgeworfen, in deji
vergangenen Zeiten jedocb beibehalten werden. Als Beispiele führt
er die Verba jA^icj und jA^i^Li» an. Wir haben schon oben
das Nähere über diese Erscheinung bemerkt.
Ü2 Tni nipp , die VerwayullschaJtisverhältidsiiC de« Puahtu. II.
Seine III, IV, V, VI. und VII. Classe sind lauter eiuzige
Ausnahmen, die man doch wahrhaftig nicht Verbal-Classen heis¬
sen kaun.
Die VIII. Classe enthält ein Verbum derivativum auf 5d-al, die
als solche allerdings ausgehoben werden muss, doch darf sie nicht
ganz von dem Verbum primitivuni auf ed-al getrennt werden, son¬
dern kann nur als eine Unterabtheilung iu Betracht kommen.
Die IX. Classe soll J^ä^wLcj „rennen" sein , das im Imperativ,
Praesens und Futurum defectiv ist. Diese defectiven Verba aber
bilden keine besondere Classe, sondern sind an sich wieder ganz
regelmässig. _ ,
Seine X. Classe, mit dem Paradigma J..«^;^, hätte eigentlich
voranstehen sollen; denn diese enthält die Regel.
Die XI, XII. u. XIII. Classe enthält wieder defective Verba,
J^"5), und jJlcl^, die alle unter seine IX. Classe gehören würden.
Es fehlt eben bei Raverty an allem tieferen Verständniss der Con-
jugations-Verhältnisse des PastO , und deswegen darf man sich über
seine 13 Classen von intransitiven Zeitwörtern nicht wundern.
Viel richtiger als Raverty hat Bellew die intransitiven Zeitwör¬
ter classificirt. Er stellt davou 4 Classen auf:
Seine I. Classe enthält die primitiven Zeitwörter auf ed-al ; dabei
hat er auch riclitig diejenigen unterschieden, welche die Endung gd
i. e. eä, wieder abwerfen. Aber wo sind denn die Derivativa auf
cd-al? er erwähnt sie mit keiner Sylbe.
Seine II. Classe enthält die intransitiven Zeitwörter auf al.
Dabei macht er drei Unterahtheilungen; die erste soll aus J.»*„ii.»t.
und Jwi;„U*4si bestehen, welche die drei letzten Stammbuchstaben
abwerlen. Dies ist jedoch unrichtig, wie wir schon gezeigt haben.
Seine zweite Unterabtheilung bestehl aus Verben mit hnalein o
und ist durchgängig richtig, mit xlusnahme der Aorist-Zeiten, welche,
mit Ausnahme des eisten Vcrbums, durchaus falsch angegeben
sind. Seine dritte Ünterabtbeiiung aber ist eine reine Mystifica¬
tion. Er führt da die Zeitwörter J^ä.j*Ej ^ J«*4o au, die
alle im Imperativ defectiv sind und einen andern Stamm substituiren,
wie wir gezeigt haben. Das Verbum Jx^^c, „zusammendiehen", ist
ohnedies falsch; es ist gar kein Intransitivum, sondern ein Transiti¬
vum, gehört also gar nicht hieher.
In der IV. Classe gibt er einige defective Verba.
Aber, müssen wir fragen, wo bleibt denn das regelmässige in¬
transitive Verb auf al? Cibt es denn gar kein solches, wie wir
Tniiniip , die Veriimiidlisdioftmerliähniasc ties l'ashta. II. 23
aus Bellew's Classification schliesseu müssen? Er hat es rein ver¬
gessen, dass es viele Pastö intransitive Verba auf al gibt, die ihreu
Imperativ, sowie die übrigen Tempora und Modi ganz regelmässig
bilden und an welchen die Unregelmässigkeit der übrigen erst ge¬
messen werden muss.
Auch in seiner Beschreibung des Gebrauchs des Imperativs
(§ 283) führt Raverty über die Behandlung des derivativen Zeit¬
worts nichts an, sondern überlässt es jedem, es selbst herauszufinden ;
er führt auch kein Paradigma eines solchen in seiner Grammatik auf
Bellew (§. 70) sagt kurz, dass iu derivativen Zeitwörtern, die
von Substantiven oder Adjectiven abgeleitet seien, der Imperativ
dnrch die Hilfe des Hilfszeitworts und J^^i; in Verbindung mit
dem betreffenden Nomen gebildet werde. In seinem Paradigma
jedoch iS. 101) gibt er als Imperativ von jA-^i^j pa;^-ed-al: s^pv^vi
- . -' - A ' o ■• •.
pa;^-ez-ab, »^j^^^^Jj vö pa;^-(?z-ah uud »-i ^y po/ sah. Die erste
Form aber kommt nur selten, und die zweite mit dem Praefix j niemals
vor, da die Form sonst nur mit der Negation ».a zulässig ist.
Bellew, der sehr ungenau ist, hat deu Imperativ des primitiven
Zeitworts auf cd-al mit dem des derivativen auf cd-al zusam¬
mengeworfen, was aber sprachlich nicht zulässig ist.
Gegen Raverty ist uoch besonders zu bemerken, dass er iu
seinem Wörterbuche immer im Imperativ beide Formen anführt, z. B.
NXi^ uiul ^.j-r i ^^'^ erstere aber ist falsch, da in diesen Deri¬
vativen das Praefix j durchgängig beim Hilfszeitwort ausgelassen
wird ; ein Beispiel des Gegentheils ist mir nicht bekannt geworden.
§. 21.
II. Der Imperativ der Verba transitiva.
1 ) Diese Classe umfasst weitaus die meisten regelmässigen
trans. Verba. Sic bilden ihren Imperativ dunh Anhängung der
betreffenden Personal-Endungen an deu letzten Radical. Es sind
diess Verba, die auf einen Consonanten auslauten, t und d aus¬
genommen ; z. li.
- o J
Jvwi- ts-al, trinken. Imp. N^si-j vö ts-ah.
> ' 1
J^^.\i- tkünd-al . kneipen , Imp. »^^^.<i-j vt^ tküml-ali.
Jw*cj zj'am-al, ertragen, Imp. «~»c;^ \ö z/am-ah.
j,c /ar-al, ziisaininemlrchen. Imp. «jCj vö ;-ar-ah.
24 Trnm})ji , die Verwandtschaftsverhältnisse des Piishtn. II.
Einige Verba, die auf ^ r endigen, verändern dasselbe (wie
auch bei den Intrausitiva) im Imperativ in ^ r ; ebenso wird va
in ü wieder aufgelöst, wenn es daraus entstanden ist; z. B.
- » 1 /väT"?! ) essen , Imp. 8j^>j vo /ür-ah.
2) Diese Classe unterscheidet sich nur dadurch von der ersten,
dass die Verba, die zu ihr gehören, den kurzen Stammvocal „a"
im Imperative zu ä dehnen. Es sind das lauter einsylbige Verba,
deren Zahl durch den usus fest begränzt ist. Die gewöhnlich¬
sten sind:
jA.Ii- /and-al , lachen , Imp. lÄiL^j vS /änd-ah.
jlc /ap-al, bellen, Imp. n^Lc^ vÖ /äp-ah.
' - >
lar-al, schreien, Imp. ^ volar-ah.
.. (j - , - )
JwaaJ lamb-al, baden. Imp. vö lärab-ah.
J^j vay-al, sprechen. Imp. ji^i^j vöväy-ah.
3) Diese Classe umfasst diejeuigen Verba, deren letzter ein¬
facher Radical auf o endigt. Das finale o wird im Imperativ
in j z, bei einigen in g d, bei ändern iu -j z oder ^ S verwan¬
delt; der usus allein entscheidet darüber, ist aber uicht immer
fest iu Betreff der Rechtschreibung, daher die vielen Schwan¬
kungen, z. B.
böt-al, führen, Imp. »jjj böz-ah.
^.Äjljj prä-nat-al , öffnen , Imp. s^JI^j prä-na4-ah.
J.ÄA^ mit-al , pissen , Imp. >>j.^.* ^ vö-miz-ah.
, - U '
JjyjLi n/vat-al , aufmerken. Imp. 9_j^*j; vö n/vaz-ah.
Von dieser Regel weichen ab:
*»1
Jjö nat-al, wegnehmen. Imp. näjj vö-nat-ah.
jJi'L*» sät-al, bewahren, Imp. »j'L*-^ vö-sät-ah, und
J-Ä^ njat-al, hineinstecken. Imp. n^j.^ >, vo-njau-ah, welches
das finale 't' in 'n' verwandelt.
'!) Diese Classe umfasst diejenigen Verba, deren letzter Ra¬
dical eiu od ist; es wird im Imperativ gänzlich abgeworfen.
Dasselbe ist der Fall mit der Endung ed der drei trans. Zeit¬
wörter , die ebenfalls vor den Plural-Endungen des Imperativs
abgeworfen wird; z. B.
5
Tni.mpi>, clie VerioaniltschafttiBerhältiiisse des Pitslitn. II. 25
JAj^j!I ävr-ed-al, hören, Imp. u^.U v-ävr-ah.
* 1 _ ' A J
blös-ed-al, betrüben, Imp. ^^Jla^ vö blös-ab.
' > - 1.
JAa*4^ pust-ed-al, fragen, Imp. xX^^i» vö pust-ah.
, » - ))
Jo^i M-al, weben, Imp. »»^i^ vö ü-v-ah (mit euph. v).
, U ' , - )
jAjj;*^! pe2and-al, erkennen. Imp. nj^aJj vö pezan-ah.
^ b o - > '
Joj^ raud-al , ernten , Imp. j vö rav-ah.
jöjj laud-al, sprechen. Imp. «^J^ vö lav-ah.
o ^ - >
u/ard-al, schlucken. Imp. a_^} vö n/ar-ah.
Einige Verba auf d macheu jedoch davon eine Ausnahme ; z. B.
. tt * ^ . )
Jji.i> /and-al, lachen. Imp. «AiLi-j vö/änd-ah.
Ja**» sand-al, geben. Imp. saäa,^ vö- sand -ah.
Jji^JU blöd-al, erlangen, Imp. »J^L^ vö blöd-ah.
^ 1 ■ - '» - »
jAi^-« münd-al, erlangen. Imp. tkAy*, vö müm-ah (statt ».j^),
weicbt noch mehr ab von der Regel , indem es uicht nur
das finale d abwirft, sondern auch den zweitletzten Radical
(des Wohllauts wegen) verändert.
Woher nun kommt diese eigenthümliche Erscheinung, dass die
Verba mit finalem d in der Regel dasselbe vor dem Imperativ ab¬
werfen? Untersuchen wir näher die voranstehenden Zeitwörter, so
Hullen wir, dass d nicht zum Vcrbalstämme gehört, sondern dass
dal ein der persischen Infinitiv-Endung dan (tan) i) ähnliches Verbal-
1" Vnllors sieht in der pers. Iiilinitiv-Endiing tan, dan, die Endung des Sansli. Infinitivs f|^. Es wäre wirklicli wundcrliar, wenn sich diese Infinitiv- Endung, die im PastÖ , sowie in allen neu-indischen (Präk.) Sprachen, die min¬
destens ehenso alt sind, wie das Persische (I'ärsI), verloren gegangen und an deren Stelle das Affix des Verbal-Nomens (^^ , im PastÖ al) getreten ist, im Per¬
sischen erhalten bätte. Es ist aber sehr bedenklich , dass gerade das Pasto, die erste L'ebergangsspraclie von den indischen /.u d'-n ii änischen, diese Endung des Sansk. Infinitivs nicht mehr kennt. Ferner muss man sich billig verwun¬
dern, dass ilas Peisische sein Praeteritum ohne weiteres vom Infinitiv alileileii soll mit Aliwerfiiiig der Sylhe au (t-an). VVie soll auf diese VN'eise ein Prae¬
teritum gebildet werden können in arischen Spraehen, deren Gesetze docb ein¬
mal im grossen und ganzen durch das Sanskrit vorgezeiehnet sind? VV'ir glau¬
ben, dass sieb diesi' Schwierigkeit lösen läs-t. Die persisebe Infiniliv-Knduiig tan (dan) ist nicht die Sansk. Infinitiv-Endung ff ^ , sondern da.- Partieip
Co 's
Praeteriti passivi, das im Neutrum bekaiinterweise ein Verbal-Nomen
26 Triniipp, die Venvandtschtiftsverhältnisse des Pushtu. II.
Nomen ist, das sicli im Pastö allerdings nur in einer kleinen Anzahl
von Zeitwörtern erhalten hat. Dasselbe gilt von der Endung ed-al in
den drei Verben jA^^j! ävr-ed-al, hören (im Westen immer JÄjj^l
I I
ärv-ed-al geschrieben und gesprochen, Sansk. ä-sru , mit
Verwandlung von ^ in h und Elision desselben ; nach Bellew soll
es von dem pers. ^.jA.j^jT=j^y^jjl abgeleitet sein!), blös-
' I
ed-al (gewöhnlieh blö-d.al) quälen, Hindi f^f^f^T bilö-nä
(SindhI noch ursprünglicher: "^^S^ , Sansk. "^T^t^^),
eigentlich: herumrüliren; nach Bellew soll es von dem persiscben
' * i ' * _
^^.jlXjjJI abhauen, hergeleitet sein !) JwXa>.>},o, pust-cd-al,I fragen, SindhI
- o 1
tl^iPl (Sansk. , I'c'rs. ^^^yX^ji purs-I-dan.
Die übrigen Zeitwörter auf dal zeigen dasselbe; Jo^j üd-al,
weben, Pers. Sansk. \3>4j^, SindhI ^<U<y (Hindi ^««ll);
Jaj^j pczan-dal, erkennen, Hindi | pahcän-nä, Sansk.
MfrlSflH ; J^jj rau-dal, eruten, SindhI ^TJT^ (Pjstö ^ lau),
Sansk. mit Uebergang von 1 iu r; Jjj.J lau-dal, aussprechen,
SindhI ^c|<!i , lav-anu, einen Laut vou sich geben; S^j^ n/ar-
dal, verschlucken, Ilindl f^4|^^f nigal-nä, Sansk. f^T^-
Dass iu JAa^- das d erhalten bleibt, erklärt sich einfach aus
dem Pers. ^yX^J^i-i* , wo cs wurzelhaft ist. Ebenso lässt cs sich
leicht darthun, warum blöd-al, sein finales d behält; cs greift
auf die ursiu'ünglichcre Sindhi Verbal-Wurzel foj^^i^ vilöd-anu
zurück, in welcher das d noch erhalten ist, während es im Hindi
schon abgeworfen worden ist. jAjy mün-dal ist das Hindi
liiliict, «ic das Aliix ( siclic Henfey, Sausk. (irauini. S 333 I, I, a;.
Diess n iii-de cs liinläuglicli eikliiieu , warum im persisclien Praeteritum kein weiteres .\fti.v des Praeteritums melir angcliäiigt werden darf. Die vncalisclie Kiiduni; all liiidet fiir sich nieht das Praeteritum, sondern'ist nur der vocalische Auslaut von t (d). Anders freilicli im Pastü.
Trumpp, die Vcriraiidtncliiiftsrcrliallidniie den Piinldii. II. 27
Tfjt^f mäu-nä, nehmen, und der Wurzel nach identisch mit ^i.^
man-al, SindhI 4^^4y , Sansk. 4^t<-(<^ ; das Pastö hat so aus
einer Verbal-Wurzal zwei der Bedeutung nach etwas verschiedene
Verba abgeleitet.
5) Diese Classe enthält diejenigen Verba, deren Stamm im
Infinitiv auf ci^*« st auslautet. Beide Consonanten werden im
luiperative abgeworfen und an deren Stelle J 1 gesetzt, z. B.
J.A>»*=»r ä/ist-al , nehmen , ergreifen , Imp. sks^^ v-ä/l-ab.
J,x«,j!j rä-vust-al, senden, Imper. »J^i^ rä-vul-ah.
J,.Ä«*^ skust-al , scheeren, Imp. sii*»^ vo skul-ah.
^ ü - >
J..ÄAWJ.J Ivast-al, lesen, Imp. \J»Jj vÖ Ival^ab.
Von dieser Regel weichen ab :
J^Ä*vj,ci ä/öst-al, anziehen (Kleider), Imp. «AvLctj v-äj-und-ah,
welcher auf das pers. ^^.,iAAit hinweist, während dem
ü - *- pers. ^^i'^wkci entspricht.
J^Ä*«^J lavast-al, zerstreuen, Imp. *ij.Jj vö lavan-ah.
Es ist schwer zu sagen , woher diese sonderbare Erscheinung
kommt, zumal da die Ableitung der oben augeführten Zeitwörter
- Cl -
mehr oder minder dunkel ist. Die Ableitung von J.*.«»i.i ist wohl
von \ zu machen (d. h. von ^^) , iu dem r
ausgeworfen, dafiir aber das vorangeheiule g zu gh=/ asjiirirt
worden ist; J^ä*«^'^ ist (nach Ablösung von 1^) wohl von +
^ L-
' /'['.■ '■. wie das pers. ^.^J^La*«,: von + ^EfJ, nur dass in der
>
einen wie andci )! Form das causale j) aiisuelällon ist ; in Jsäa>a.Vao
ist (las initiale s eu[)honiscli i,\vic anch sonst cf. §1,8. es
wüiilc noch knst-al, bleiben. Dies weist auf das IlindT
^l^riT kät-iiä (contraliiil von ilcni S.msk. c|i^H , W. cRfT
C*
Sinillil cfi^*^, liin, nur dass in dicscin Falle vor dem wurzel-
haftcii t wieder ein ciiplKHiischcs s ringrsilialtct wäre.
Das N crb J..äa»^J Ivasl-al, b'scii, sind wir geneigt von der Sansk.
Wurzel , Sindln M^^^ paiii-ann. abzuleiten: 1 ware dabei
S ♦
2S 'rriiiupp, llic ViTirinirlti'rhiiflsrrrliiiUnis.ii- tim Piinlitn. II.
ein euiilumischer Vorsehlagsconsoiiaiit (was öfters vurkommt cf. j 1, 4,
S. 30), und p wäre in b=v verwandelt worden. (Bellew leitet
y.ij^y'. von (lem pers. ab, was aber sinnlos ist).
Wenn diese unsere Ableitungen richtig sind , so wäre in allen
diesen finales t wurzelbaft und s nur ein euphonischer Vorschlags¬
consonant (das erste etwa ausgenommen^; im Imperativ nun wird
hier „t" consequent in „1" verwandelt (was im Pastö ein sehr belieb¬
ler Uebergang ist cf. § 1, 4. S. 30) und vor 1 das euphonische s,
mil dem es nicht harmonirt, wieder abgeworfen.
Oj Uiese Classe umfasst eine kleine Anzahl von Zeitwörtern,
die im Infinitiv auf o^*» st endigen; im Imperativ werden die
Endconsona\iteu abgeworfen und dafür ^ r , theilweise auch
^ nr substituirt.
jJLw.^ ävusl-al, verändern, Imp. n^^]^ v-ävur-ali.
jJwaX,.- skast-al, abhauen, Imp. n^ism. vö-skanr-ah.
J..X.4..C ') ;'ast-al, zusammendrehen, Imj). vö-j-ar-ab.
Uiese Classe weicht nur insofern von der vorangehenden ab,
als durch den Einfluss des ursjirünglicheu cerebralen Endconsonanten
das euphonisch vor demselben eingeschaltete in verwandeh
worden isl. In Folge davon ist auch das 1 des Im])erativs in ^
1; oder nr übergegangen. Denn ^.jbgesehen von J-a^vj! , dessen
Ableitung mir dunkel ist) 3.ä4^.\« isl seiner Wurzel nach identisch
* * u ^
mit Jvä».sXa» (SiiulliT cfj^^yj , und entspricht dem Sindbi
, liindT of^HT (Sanskr. «J^), niil eingeschaltetem eupho¬
nischem Uie andere Wurzel ist ebenfalls \(>ii «f^ abge¬
leitet, indem nach der in den neu-indischen Sprachen beliebten
Weise t iu d^r veiwaiulclt worden ist. Uass v in g übergehen
Kann, ist hinlänglich aus dein Neu-Persischen bekannt.
Etwas abweichend von der obeu gegebenen Kegel ist:
A ^ - ^ >
)Mfiyt j'öst-al, veiiaiigen, wünschen. Imp. üJ^c; vö-j'vär-ah, iinleni
zugleich der Stammvocal ö im Imp. (nach dem jicrs. ^^x^Syi- _
das jetzt jedoch /äst-an gesprochen wird) in vä umgewandelt
1) Doeh giht es iielicn J«.*4sC aiicli ein ciiifaelies Verb (3^ yOX-il^
dessen Imperativ regelmässig VÖ-^'ar-all lautet.
5 *
Trum.pp, tVe Vcrii-andtschaftsvcrlHntnüae dea Pushtu. II. 29
worden ist. Das Verb 3.ä.4^e greift ganz auf das pers. ^^x..Ai^i>
zurück, und zeigt zugleicli die Vorliebe des Pasto für harte
Cerebral-I..aute ( Sansk. ; Lat. (jueror).
Uuregelmässige Zeitwörter.
Die folgenden Verba können keiner bestimmten Verbal-Classe
zugetheilt werden, da sie ihreu Imperativ auf eine uuregelmässige
Weise bilden.
J.L bal-al, rufen. Imp. vö-böl-ali (Ilindl <^)^j5HT IJöl-nä,
reden, Caus. JrTJ bulä-nä, rufen).
Jt*: biv-al, führen, leiten, Imp. s.jLj biäy-ali.
mus-al, reiben. Imp. (»<.4>.-«. vö-mns-ab 0(i(!r) i^/«^ vö-mn/.-ali.
Jj^j varz-al, klein hacken, Imp. »j^jj vö-varz-ah (regelni.i oder
- - 1
xijfjy vö-varzan-ah.
,,5Vj vaz-al / .0-. _
V tödten. Imp. wj^^ vo-vazn-ab.
yi-jj vazl-al l
JsA.isij vTst-al, werfen, Imp. \Jjj vö-vul-ali.
Defective Zeitwörter.
Es gibt eine Auzahl synonymer defectiver Verba, von denen
nur das eine oder das andere im Imperativ im (icbiaucbe isl.
Einige substituiren aucb im Imperativ eine ganz andere Wurzel,
die im Infinitiv nicht mehr im Gebrauch ist.
Die hauptsächlichsten derselben sind :
ä/s-al j
VxJ ä.s-al ' kneten, Imii. s,i'. v-ärz-ali,
^ . . o I ' * > '
J.jiT ä;'z-al
Js^jl ös-al. oder .V^j^j yas-al oder _Lj*aj yes-al | Imp. -tJ'j/d-ah,
csöil-al, J-"'..-*.; yasöil-al | von Jj)^ /il-al.
Lheiiso die Coiniiosita von ,V-~^-^' '"nl S^^..«*«;!, wie )-.*AA:.i pre-yas-al elc.
30 Trumpp , tlic Vcnoandtscliuftwerhältnisse ties Paslilu. 11.
yJii bäs-al - _
J lünauswerfen, Imp. vo-bas-ah.
yast-al j
Viyi böt-al I
\ liiliren, Imp. ajy böz-ab.
yiijfi bötl-al
J.^^ pöv-al I
I weiden, Imp. ik^Ui^ vopiay-ah.
3.jL^, piäy-al |
Jo>j^Ai pTraud-al
Jj*i P»'-9'l I
söv-al
kaufen, Imp. s.j.ij vE-pir-ali.
zeigen. Imp. n**-» vö-say-ah.
I coitum facere. Imp. ^ae^ vo-^'oy-ah.
I ziehen, schreiben; Imp. a_jLJ j \ö-kää-ah.
JaJO ks-al I
Oiyt say-al
.3_j^£ j'ov-al ray-ai
Jlj kää-al )
I 7i
J.Äi kat-al j ,
i sehen ; Imp. i. vü-gör-ah.
jjy" gör-al 1
J.Ai kan-al i ,, ,
, graben, Imj). ».ij j vi) kan-ah.
Joy3 kanaud-al I
Ja^; lT(l-al I ^ ,
(• lesen, Imp. j.a,i^^ vo-vTn-ah.
,3j.J Icid-aP) I , , ,
> abieiseu. Imp. »AjaJ« vö-lc/d-ab.
J^4v/.J Ics-al I ■
1) J->jAj le-i^d-al ist eigentlich ein /.iis.iinniengesetztes Verh, liesti'licin
- ( r - -
, le luid id-al. Lc i.-,t «Imc Zw.ilVl ihi-- lli.nli Ic, verliintlcndcs Par
Trump]}, (lie Verwandtschaftaverhältnisse des Pushtu. TT. 31
J.Lij nyär-al , ,o>
° ' aufrollen, Imp. 8jL*j. vö-n;'ar-ah.
J.Ä4ot.j n;'ast-al | J^aj nev-al
felüt
nehmen, ergreifen; Imp. ».^i^ vo-nis-ah )
Dem Imperative wird gewöhnlich das Praefix ^ vö (sj voh)
vorgesetzt; wenn aber das Verb mit einem Praefix oder Pronomen
^ ^ ' j
j') zusammengesetzt ist, so darf j nicht gebraucht werden.
Ausser diesen aber nehmeu die folgenden einfachen Zeitwörter
das Praefix . ira Imperativ nicht an:
.£. ^ '-^ ' _
yh}-i bael-al, verspielen, Imp. nJIju bäel-ab.
yj,.i böt-al botl-al
führen, Imp. bojj.-ah.
Jj.*j biv-al, führen. Imp. \iLo biäy-ah.
Jjij zd-al, stellen, legen, Irap. ».J^ M-a.h.
Jj^j vr-al, tragen, bringen; Irap. s^j vr-ah.
J.Av^j yös-al, tragen, bringen, Irap. ^*«J.J yös-ah.
)
Was das Praefix j betrifft, so sagt Raverty (p. 131), dass die¬
jenigeu Zeitwörter, welche das Praefix . iu der vergangenen Zeit
nehmeu , es auch im Imperativ gebrauchen. Die Regel aber sollte
gerade umgekehrt gestellt seiu. Er gibt aber, wie wir uoch später
sehen werden, keine bestimmte Regel unter dem Aorist, welche Verba
■>
j zu sich uehmen uud welche nicht. Wenn er (S. 132, § 3itt))
t
sagt, dass das Praefix ^ manchmal dera Verb vorgesetzt werde,
manchmal aber'nicht, so ist daraus uichts zu entnebmen. Gewisse
Verba, die wir näher bezeichnet haben, dürfen das Praefix . gar
niclit nehmen, die andern aber könneu es uehmen oder nicht.
Bellew macht über deu Iraperativ uud den Gebrauch des Prae-
)
fixes j gar keine Bemerkung. Wir müssen jedoch als gelteml be-
tk'ip lies Pnietci-itmns von ^(p^J , ginHUiiineii linbeiici. Mit lö weiden im Hindi und Ilindiistani viele (.'omjiosit.'i dieser Art gebildet.
32 Trump]!, <l<e Vnirandttrhaftnverhält'insxe des Pushtv. II.
trachten , was er über den Gebrauch des Praefixes . beim Sub¬
junctiv (oder Aorist, wie er ihn nennt) sagt. Er bcmerict (S. ö2, 6;:
„Bei einigen Zeitwörtern, gewöhnlich denjenigen, die mit zwei Cou¬
sonanten ohne einen dazwischentretenden Vocal anfangen, wie
(pre-zd-al), J^*a*1*» (ske-n-av-al) , bei welchen das Praefix nicht
euphonisch wäre, wird diese Partikel ganz abgeworfen." Diese Itegel
ist grundfalsch ; denn bei allen Zeitwörtern, die mit einem Doppel¬
consonanten anfangen, wird, wenn sie einfache Verba sind, das
)
Praefix ^ gerade um des Wohllauts willen fast durchgängig gebraucht,
z. B. nj'ard-al, verschlucken, Imper. !>^*j^ vä-nj'ar-ah. Beide,
Ravertj' wie Bellew, rathen eben herum, ohne den eigentlichen Grund
zu kennen, warum bei den einen das Praefix . gebraucht werden
darf, bei deu andern aber nicht.
§. 22.
II. Der Imperativ der Causalia.
1) Der Imperativ derjenigen Causative, die von eiuem Verbum
primitivum abgeleitet sind, wird ganz regelmässig gebildet
durch Abwerfung der Infinitiv - Endung al und Anbängung der
Flexions-Endungen des Imperativ, z. B.
- ' ^ o >
,yy£^^ cinj-av-al, verabscheuen. Imp. 8j..sUä., vö-cinj-av-ah.
rap-av-al, schütteln. Imp. »y^^ vö-rap-av-ah.
i) Der Imperativ der Derivativa wird durch das urspriing¬
licbe Substantiv oder Adjeetiv, und den Imperativ von ,3^ kr-al
oder Jj.J kav-al, aber ohne das Praefix gebildet: z. B.
Syl'Xi badal-av-al. veilauschen, Imp. j>ij Jaj badal kr-ali
o \'° , .
subst. in. Jaj badal. {».i JwV: badal kali.
laiid-av-al, verkleinern. Imp. |o ^i.: lan(l kr-ali
vom Adj. >^xi land land kali.
Das Adjeetiv muss mit seinem Object, auf das es bezogen
ist, in genere et numero übereinstimmen, .\ucli das Substantiv,
weun es auf einen Consonanten endigt, kann, wenn auf ein
Femininum bezogen, die Feminin-Endung ah annelimen.