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punktepunkte COPD

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Academic year: 2022

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PO S T G R A D U AT E ME D I C I N E

«Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) haben heute mehr Gründe, etwas optimistischer in die Zukunft zu blicken.»

Diese Einschätzung vertreten Claudia G. Cote und Barto- lome R. Celli in einem Beitrag für «Postgraduate Medicine».

Nach Meinung der Autoren hat sich ge- zeigt, dass neue medikamentöse Optio- nen gemeinsam mit bewährten Behand- lungsmethoden in der Lage sind, die Symptome der COPD-Patienten zu lindern und auch die Überlebenszeit der Betroffe- nen zu verlängern. Allerdings kommen die Autoren nicht um die Feststellung herum, dass die COPD eine letztlich pro- gressiv verlaufende, nur zum Teil reversi- ble Erkrankung ist. Ungeachtet aller medi- kamentösen Therapieoptionen hängt die Prognose entscheidend davon ab, ob es den Patienten gelingt, mit dem Rauchen aufzuhören und einen gesunden Lebens- stil zu praktizieren. Da das Rauchverhalten von vielen psychischen und sozialen Fak- toren abhängt, raten die Autoren drin- gend zur Teilnahme an Raucherentwöh- nungsprogrammen, die diesem multi- faktoriellen Umstand Rechnung tragen.

Wichtig sei dabei, dass der Arzt dem Pati- enten vermittelt, ihn stets in seinen Bemühungen zu begleiten und zu unter- stützen.

Therapiestrategien

Doch auch wer es geschafft hat, vom Glimmstängel zu lassen, wird kaum ohne eine medikamentöse Therapie auskom- men, schon gar nicht bei fortgeschrittener Erkrankung. Die Behandlungsstrategie hängt im Wesentlichen vom Schweregrad der Erkrankung ab. Verschiedene Medika- mente können dabei zum Einsatz kom- men (Tabelle).

Bronchodilatatoren: Sie lindern die Symptome, verbessern die Lebensqua- lität, erhöhen die körperliche Belastbar- keit und verringern die Gefahr von Exa- zerbationen. Bei manchen Patienten mögen sich die FEV1-Werte sich unter die- ser Medikation zwar nur geringfügig ver- bessern, aber die Symptomatik bessert sich auch bei ihnen oft spürbar. Jüngste Daten zeigen, dass bei COPD-Patienten mit erhöhtem Residualvolumen (wegen des Elastizitätsverlusts und der Atem- wegsverengung) die Lungen bei erhöhter Atmungsaktivität leicht überblähen. Diese Überblähung ist für die Dyspnoe wichtiger als die akut zunehmende Atemwegsob- struktion. Bronchodilatatoren verringern die Überblähung bei forcierter Atmung.

Zumeist werden lang wirkende Präparate bevorzugt. Da manche der älteren Patien- ten nicht mehr so gut mit dem Inhalati- onsgerät umgehen können, empfiehlt sich der Einsatz eines Spacers.

Betaagonisten: fördern die Relaxation der bronchialen Muskulatur. Bei Patienten mit intermittierenden Symptomen ist es

angebracht, die medikamentöse Therapie mit einem kurz wirksamen Betaagonisten (z.B. Terbutalin, Bricanyl®) zu beginnen, der bei Bedarf und maximal sechsmal täglich inhaliert wird. Um das potenzielle Arrhythmierisko zu verringern, sollte die Dosis bei Menschen mit KHK sorgsam dosiert werden, obwohl ernste kardiale Komplikationen eigentlich eher selten vorkommen. Bei Patienten mit fort- geschrittener Erkrankung sind lang wirksame Betaagonisten (Salmeterol, Seretide®; Formoterol, Foradil®) an- gezeigt. Ein bis zwei Hübe zweimal täglich sind hier angemessene Dosierungen.

Anticholinergika:wirken als Blocker der Muskarinrezeptoren. Der Wirkstoff flutet langsamer an, die Effekte setzen folglich

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Moderne Therapiestrategien

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

p u n k t e p u n k t e

Rauchabstinenz ist die entscheidende Massnahme bei COPD.

Die Therapie muss der Schwere der Erkrankung angepasst werden. Kurz und lang wirksame Betaagonisten, Anticholinergika, Kortikosteroide und evtl. Antibiotika kommen zum Einsatz. Bei Asthma wirksame Ent- zündungshemmer wie Leuko- trienantagonisten oder Nedocromil sind ungeeignet.

Für Patienten mit weit fortgeschritte- ner Erkrankung und ausgeprägter Hypoxämie ist die Sauerstoff-Lang- zeittherapie angezeigt.

Die Emphysemresektion kann in ein- zelnen Fällen gewisse Erfolge verbu- chen, ansonsten bleibt bei austhera- pierten Schwerstkranken die Lungen- transplantation als letzte Option.

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später ein, halten dafür aber länger an.

Für den Notfall sind Anticholinergika nicht geeignet. Die Dosis beträgt zwei bis vier Hübe drei- bis viermal pro Tag. Man- che Patienten müssen aber noch häufiger inhalieren. Es ist sinnvoll, ein kurz wirksa- mes Anticholinergikum (Ipratropiumbro- mid, Atrovent®) regelmässig einzusetzen und Betaagonisten bei Bedarf bis zu vier- mal täglich hinzuzugeben.

Ein neues Anticholinergikum ist das Tiotropiumbromid (Spiriva®). Es bewirkt eine lang anhaltende Bronchodilatation, und Untersuchungen haben bestätigt, dass der Einsatz dieses Medikaments den Gesundheitszustand verbessert und die Exazerbationsrate verringert. Bei persistie- renden Symptomen sehen die Autoren Tiotropium bereits als Erstlinienmedika- ment. Welchen Stellenwert das Anticholi- nergikum in der COPD-Therapie letzt- lich einnehmen wird, hängt ihrer Meinung nach davon ab, wie die Substanz den Krankheitsverlauf auf längere Sicht beein- flusst. Darüber dürften laufende Studien zusätzliche Auskünfte geben.

Theophyllin: ist ein Phosphodiesterase- hemmer, der die respiratorische Muskel- funktion verbessert, die Dyspnoe verrin- gert und damit die Lebensaktivität der Patienten steigern hilft. Trotz dieser positi- ven Eigenschaften gilt Theophyllin (z.B. Euphyllin®) nur als Drittlinienmedika- ment. Grund für diese untergeordnete Stellung ist das toxische Potenzial:

Tachyarrhythmie, Nausea, Übelkeit, selbst letale zerebrale Anfälle haben dazu bei- getragen, dass dieses Medikament trotz guter Wirksamkeit an Popularität einge- büsst hat und insbesondere hierzulande nur noch relativ selten zum Einsatz kommt. Derzeit befindet sich ein neuer Phosphodiesterasehemmer in der Ent- wicklung, der auch entzündungshem- mende Eigenschaften haben soll und zudem weniger gastrointestinale Neben- wirkungen hervorzurufen scheint.

Kortikosteroide: kommen in Betracht bei Patienten, bei denen mit der Broncho- dilatation keine hinreichende Symptom- linderung erzielt wird. Die Steroide setzen

an verschiedenen Punkten der inflamma- torischen Kaskade an, obwohl die Effekte geringer sind als bei Asthmatikern. Bei ambulanten Patienten kann eine Exazer- bation den Einsatz von systemischen Steroiden erforderlich machen.

Verschiedene Studien mit inhalativen Steroiden bei leichter und mittlerer COPD zeigten einen nur geringen, (wenn über- haupt nachweisbaren) Einfluss auf die Lungenfunktion. In einer Studie immerhin war unter Fluticason die Lebensqualiät er- höht, auch die Zahl der Exazerbationen ging zurück. Retrospektive Analysen zei- gen einen möglichen günstigen Einfluss auf die Mortalität.

Ob inhaliertes Kortison mit Ipratropium oder Betaagonisten kombiniert werden soll, muss individuell abgewogen werden. Am ehesten dürfte eine solche Konstellation bei Patienten mit schweren Formen und wie- derholten Exazerbationen sinnvoll sein.

Andere Entzündungshemmer:spielen, anders als beim Asthma bronchiale, in der COPD-Therapie keine Rolle. Cromogli- cinsäure (Intal®) und Nedocromil (Tilade®) finden also keine Anwendung bei COPD- Patienten. Auch für Leukotrienantago- nisten sind die Studien negativ verlaufen.

Mukolytika:Ihr Nutzen konnte bisher in Studien nicht bestätigt werden. Auch gentechnisch hergestellte Ribonukleasen scheinen bei COPD wertlos.

Antioxidanzien: Verschiedene kleine Studien haben gewisse Effekte von Acetylcystein (Fluimucil®) auf FEV1und die Exazerbationsrate nachgewiesen. In den USA spielt das Medikament fast keine Rolle, in Europa wird es recht häufig ein- gesetzt.

Antibiotika:sind wirksam bei Patienten mit einem bakteriellen Atemwegsinfekt, der mit Fieber, Leukozytose und purulen- tem Sputum einhergeht. Bei wiederholten Infekten kann deshalb ein Antibiotikaein- satz sinnvoll sein. Die Entscheidung wird zumeist anhand des klinischen Eindrucks getroffen, ohne Absicherung durch die kostenträchtige Erregerkultur. Am

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Tabelle: S t u f e n t h e r a p i e

Schritt 1: bei leichter, intermittierender Symptomatik

– kurz wirksame Betaagonisten, 1–2 Hübe , bei Bedarf alle 2–6 h (nicht mehr als 8–12 Hübe/24 h)

Schritt 2: bei leichter bis moderater Dauersymptomatik

– lang wirksame Betaagonisten, 1 Hub 2-mal täglich oder – lang wirksames Anticholinergikum, 1 Kapsel 1-mal täglich oder – Ipatropiumbromid, 2–6 Hübe alle 6–8 h plus Betaagonist

bei Bedarf

– Alternative: lang wirksamer Betaagonist, 1 Hub 2-mal täglich und lang wirksames Anticholinergikum, 1 Kapsel, 1-mal täglich Schritt 3: wenn Schritt 2 nicht ausreicht oder fehlschlägt

– zusätzlich Theophyllin 2-mal täglich 200–400 mg Schritt 4: wenn die Therapie suboptimal bleibt

– eventuell zusätzlich inhalatives Kortikosteroid Schritt 5: bei schweren Exazerbationen

– Dosis des Betaagonisten erhöhen (evtl. Spacer verwenden, 6–8 Hübe alle 1/2–2 h)

– Dosis von Ipratropium erhöhen (6–8 Hübe alle 3–4 h) und – Methylprednisolon p.o. (nicht länger als 2 Wochen) – Eventuell Antibiotika

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häufigsten kommen S. pneumoniae, H. influenzae und Moraxella catarrhalis als auslösende Keime in Betracht.

Die Wahl des Antibiotikums hängt ab von der Resistenzlage und den Kosten. Wirk- same Medikamente sind Doxycyclin, Amoxicillin, Makrolide und die neuen Flu- oroquinolone.

Impfung:Es gibt Hinweise darauf, dass Patienten mit COPD von der Impfung ge- gen Pneumokokken profitieren, die alle fünf Jahre erfolgen sollte. Auch wird die jährliche Grippeimpfung empfohlen.

Pulmonale Rehabilitation

ist «die beste Therapieoption bei Patien- ten mit symptomatischer Lungenerkran- kung», meinen die Autoren. Die Erfolge sind nachweisbar – im Hinblick auf die Le- bensqualität, die Lungenfunktion und die Symptomatik.

Langzeit-Sauerstofftherapie Eine grosse Hilfe bedeutet die Langzeit- Sauerstofftherapie (über 16 bis 18 Stun-

den täglich) für COPD-Patienten in weit fortgeschrittenem Erkrankungsstadium.

Die Entwicklung tragbarer Sauerstoffvor- richtungen gilt als Segen für die Patien- ten. Der Nocturnal Oxygen Therapy Trial und andere Studien haben bestätigt, dass nicht nur die Lebensqualität mit dieser Therapie verbessert wird, sie verlängert auch die Überlebenszeit. Diese hängt di- rekt von der Dauer der künstlichen Sauer- stoffzufuhr ab. Die Sauerstofftherapie ist angezeigt, wenn der arterielle PO2auf un- ter 55 mmHg absinkt, der arterielle PCO2

auf 55 bis 60 mmHg ansteigt. In der Re- gel bestehen gleichzeitig Zeichen einer pulmonalen Hypertension, eines Cor pul- monale oder einer sekundären Erythrozy- tose (Hkt > 55%).

Operative Eingriffe

Eine operative Option ist die Lungenvolu- menresektion, bei der emphysematische Lungenteile reseziert werden. Es wird also Lungengewebe, das am Gasaustausch nicht mehr teilnimmt, entfernt. In einigen Fällen wird auf diese Weise eine Verbesse-

rung der Lungenfunktion erreicht. Keinen Erfolg verspricht der operative Eingriff bei Patienten mit homogenem Emphysem, mit sehr geringem FEV1 (< 20%) und geringer CO-Diffusionskapazität (< 20%).

Inzwischen befinden sich intrabronchiale Einwegklappen und sklerosierende Sub- stanzen in der Entwicklung. Noch sind die Methoden nicht ausgereift, und die Lungentransplantation bleibt insbeson- dere bei jüngeren, austherapierten, schwerstkranken Patienten die letzte

Möglichkeit. ●

Uwe Beise

Claudia G. Cote, Bartolome R. Celli: New treatment strategies for COPD. Pairing the new with the tried and true. Postgraduate Medicine 2005; 117: 27–34.

Interessenkonflikte: keine

Referenzen

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