DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Rinderinsulin nach Umstellung auf Humaninsu- lin beobachten. Hier dürfte ein überzeugender Vorteil von Humaninsulin gegenüber herkömm- lichen Insulinen vorliegen. Im Falle einer not- wendig werdenden intermittierenden Insulin- therapie ist aus immunologischer Sicht die Be- handlung mit Humaninsulin zu bevorzugen, zum Beispiel operativer Phasen, Infektionen bei Typ-II-Diabetikern usw., da nach Therapiepau- sen durch die geringere Antigenität von Human- insulin eine Boosterung nach erneuter Insulinga- be vermieden werden kann.
Indikationen
Als Fazit einer neuen Insulingeneration bleiben die folgenden fest umrissenen Indika- tionsstellungen für Humaninsulin:
1
Die Ersteinstellung des Typ-I-Diabetes zur Minimalisierung der Antikörperbildung.2
Die intermittierende Insulingabe zur Verhin- derung eines Antikörper-Boostereffektes.3
Die Behandlung mit Humaninsulin nach all- ergischer Reaktion auf Insuline artfremder Spezies.Eine zwingende Notwendigkeit zur Neuein- stellung auf Humaninsulin bei bisher mit tie- rischen Insulinen gut eingestellten Diabetikern gibt es hingegen nicht.
Als ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum „besten" Insulin darf der derzeit laufende Versuch angesehen werden, chemische Depot- stoffe durch die protrahierte Wirkung von hu- manem biosynthetischem Proinsulin in der Insu- linzubereitung zu ersetzen.
Dr. med. Norbert Lotz Professor Dr. med.
Hellmut Mehnert
III. Medizinische Abteilung des Krankenhauses
München-Schwabing und
Forschergruppe Diabetes e. V.
Kölner Platz 1 8000 München 40
A-206 (44) Dt. Ärztebl. 84, Heft 5, 28. Januar 1987
Als Ergänzung zu den Ausführungen der Auto- ren ist auf eine neue Be- handlungsform aufmerk- sam zu machen. Ogasaha- ra und Mitarbeiter (1986) haben kürzlich über die Effekte von Coenzym 010 (CoQ) bei fünf Kranken mit Kearns-Sayre-Syn- drom berichtet. Bei einer täglichen Dosis von 120 bis 150 mg CoQ besserten sich nach sieben bis 14 Mona- ten bei drei der fünf Pa- tienten die Augenbeweg- lichkeit und die Ptose. Bei einem Patienten mit schwerer Ataxie ergab sich eine Verbesserung der Sprache, der Schrift und des Ganges. Schon nach drei- bis viermonatiger Therapiedauer zeigte sich eine Erniedrigung der er- höhten Lactat- und Pyru- vatspiegel im Serum sowie des erhöhten Liquoreiwei- ßes bei allen fünf Patien- ten. Auch die EKG-Ver- änderungen (Reizleitungs- störungen und belastungs- induzierte ST-Senkung) sowie die Latenzen der so- matosensiblen Potentiale wurden bei einigen Kran- ken positiv beeinflußt.
Über positive Behand- lungseffekte mit täglich 120 mg CoQ bei zehn Kranken mit einem Kearns-Sayre-Syndrom berichteten Bresolin und Mitarbeiter (1986) in einer noch nicht abgeschlosse- nen Studie. Unerwünschte Nebeneffekte sind bisher nicht beobachtet worden.
Wir haben nach die- sen Mitteilungen von einer japanischen Firma CoQ, das der deutsche Arznei- mittelmarkt unseres Wis- sens für den Gebrauch beim Menschen nicht an- bietet, erhalten und bei ei- ner Patientin mit Kearns- Sayre-Syndrom ange- wandt. Die Effekte auf das psychoorganische Syn- drom, die Ophthalmople- gie , die motorische Lei- stungsfähigkeit und ver- schiedene Laborparame- ter waren so unerwartet gut, daß wir jetzt beab- sichtigen, das Präparat aus Italien, wo es im Handel ist, einzuführen und an ei- ner größeren Patienten- zahl zu prüfen.
Literatur
1. Bresolin, N. et al.: Coenzyme 10 treatment in 10 patients with Kearns-Sayre syndrome.
Muscle and Nerv 9, No. 5S/
Suppl. (1986) 269 — Abstr.
2. Ogasahara, S., et al.: Treat- ments of Kearns-Sayre syndro- me with coenzyme Q 10. Neu- rology 36 (1986) 108-111.
Professor Dr. med.
Felix Jerusalem
Dr. med. Stephan Zierz Neurologische
Universitätsklinik Bonn Sigmund-Freud-Straße 25 5300 Bonn 1
Die Autoren des Beitrages haben auf ein Schlußwort
verzichtet. ❑
Das Kearns-Sayre- Syndrom
Eine interdisziplinäre Herausforderung
Zu dem Beitrag von Professor Dr. med. Hermann Menger und Mitarbeitern in Heft 39/1986, Seiten 2606 bis 2613