as in § 76 Abs. 3 Sozialgesetz- buch V (SGB V) verankerte Recht der freien Arztwahl ist für die Erwachsenenbevölkerung ein unverzichtbares hohes Gut. Die Mehr- heit der repräsentativ durch das Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands e.V. (WIAD), Bonn,
Befragten will auf dieses Recht auch dann nicht verzichten, wenn daraus persönliche finanzielle Vorteile resul- tieren – beispielsweise, daß der Bei- tragssatz zur Gesetzlichen Kranken- versicherung ermäßigt oder ein gün- stigerer Hausarzttarif gewählt wird.
Die Umfrage wurde von der Ärz- tekammer Nordrhein (Düsseldorf) in Auftrag gegeben. Befragt wurden im November und Dezember des vergan- genen Jahres 1 013 Bundesbürger im Alter von mehr als 18 Jahren. Die wichtigsten Ergebnisse:
99 Prozent pochen darauf, den Hausarzt frei wählen zu können. 91 Prozent gaben an, einen Hausarzt zu
haben. Dennoch ist es für 76 Prozent der Erwachsenen wichtig und unver- zichtbar, daß sie jederzeit und ohne Überweisung direkt zum Facharzt ge- hen können. 67 Prozent der Versicher- ten erklärten, daß ihnen dieses Recht
„besonders wichtig“ oder „wichtig“ ist.
61 Prozent wären gegen ein System, das
den Hausarzt als „Lotsen“ definiert, wenn dadurch gleichzeitig der direkte Zugang zum Facharzt und dessen freie Auswahl eingeschränkt würde.
Allgemeinarzt gefragt
Wichtig für den Versicherten und Patienten ist es auch, eine vertrauens- volle Arzt-Patienten-Beziehung auf- bauen und vertiefen zu können. Dazu zählen die Befragten die Möglichkeit, jederzeit eine zweite Meinung bei ei- nem anderen Arzt einholen zu kön- nen („wichtig“: 87 Prozent), die Chan- ce, jederzeit den Arzt zu wechseln
(„wichtig“: 83 Prozent), und die Frei- heit, jederzeit einen anderen Hausarzt zu wählen („wichtig“: 69 Prozent).
Immerhin 76 Prozent verstehen unter
„freier Arztwahl“ die Möglichkeit, je- derzeit ohne Überweisung direkt zum Facharzt zu gehen („wichtig“: 67 Pro- zent). Auch die Behandlung im Kran- kenhaus ohne ärztliche Überweisung oder Einweisung fällt noch für 65 Pro- zent der Erwachsenen unter freie Arztwahl („wichtig“: 58 Prozent).
66 Prozent der Befragten halten es für sinnvoll, zunächst einen Allgemein- arzt als festen Ansprechpartner aufzu- suchen. Diese Quote beträgt bei Versi- cherten mit relativ geringem Ein- kommen und niedriger Schulbildung 83 Prozent, in der Gruppe mit relativ hohem Einkommen und überdurch- schnittlichem Bildungsgrad dagegen 53 Prozent. Allerdings ist der Hausarzt für
die Mehrheit der Bevölkerung keines- wegs immer die erste Anlaufstelle im Erkrankungsfall. 73 Prozent derjeni- gen, die erklärt haben, einen Hausarzt zu haben, gingen in den vergangenen zwölf Monaten ohne Überweisung ih- res Hausarztes zum Facharzt. Lediglich 13 Prozent dieser Gruppe suchten den Facharzt in der Regel nur mit einer Überweisung des Hausarztes auf.
Auch bei fachärztlicher Be- handlung ist 79 Prozent der Befrag- ten das persönliche Verhältnis zum Arzt so wichtig, daß sie möglichst nur von einem bestimmten, frei ge- wählten Arzt betreut werden möch-
ten. Dr. Harald Clade
A-676 (28) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 11, 19. März 1999
T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE
Gesundheitsreform/Bevölkerungsumfrage
Freie Arztwahl – für den Patienten unverzichtbar
Hausärzte genießen hohes Vertrauen bei ihren Patienten, aber die Mehrheit wünscht auch freien Zugang zum Facharzt.
D
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Praktischer Arzt/
Allgemeinarzt 68,9%
Internist 26,9%
sonstiger Arzt 4,2%
9,2
90,8
nja nnnein n = 1013
keine Angaben 13,5%
große Tendenz, ohne Überweisung direkt zum Facharzt zu gehen Tendenz, zuerst zum
Hausarzt zu gehen
Tendenz, ohne Überweisung zum Facharzt zu gehen
54,5%
4,0%
18,8%
große Tendenz, zuerst zum Hausarzt zu gehen DÄ11 G 9,2%
Grafik 1
Haben Sie einen Hausarzt? Wenn ja, welchen?
Grafik 2