ambulanten Versorgung werden die wirtschaftliche Existenz und Funktion der Fachärzte im ambulanten Sektor bedroht. Dadurch wird nicht nur die Versorgung mit Haus- und Fachärzten im ambulanten Sektor gefährdet, son- dern auch dem Grundsatz widerspro- chen, die medizinische Versorgung in der jeweils kostengünstigsten medizi- nisch indizierten Versorgungsstufe zu fördern. Nach einer Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), Köln, stehen allein in den Arztpraxen rund 100 000 Ar- beitsplätze auf dem Spiel, falls die globalbudgetierten Vorgaben zu Ho- norarkonditionen führen, die die Exi- stenz von Freiberufler-Arztpraxen ge- fährden.
Gegen die
Leistungserbringer
Für die KBV ist es eine Zumu- tung, für die Einhaltung eines aus- schließlich am Kriterium der Bei- tragsstabilität orientierten Global- budgets sorgen zu müssen, obwohl die Verantwortung für die Budgetsteue- rung auf die einzelnen Krankenkas- sen übertragen werden soll.
Wie die sektoralen Budgets außer Kraft gesetzt werden sollen, ist bisher nicht erkennbar. Dabei wurde noch im Oktober 1998 angekündigt, dieser Be- helf werde Ende 1999 suspendiert. Die uneingeschränkt fortgeltenden Arz- nei- und Heilmittelbudgets und die für das Krankenhaus neu eingeführten sektoralen Budgets (ohne die Ausnah- metatbestände) verschärfen die ohne- dies immer schlechter werdende Fi- nanzierungs- und Vergütungssituation zusätzlich. Daß dies mit System gegen die Leistungserbringer durchexerziert werden soll, dafür gibt es im Gesetz- entwurf Indizien: So soll nach § 87 a SGB V der Honorarverteilungsmaß- stab künftig im Einvernehmen mit den Krankenkassen festgelegt wer- den, nicht mehr allein in die Zustän- digkeit und Verantwortung der KVen fallen. Damit das Ganze auf Kassen- systematik getrimmt wird, ist für die vertragsärztliche Selbstverwaltung ei- ne kassenanaloge Organisationsstruk- tur vorgesehen. Damit soll letztlich die ärztliche Selbstverwaltung aufge- löst werden. Dr. Harald Clade A-1810
P O L I T I K LEITARTIKEL/AKTUELL
(14) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 27, 9. Juli 1999
undesgesundheitsministerin Andrea Fischer und Bundes- umweltminister Jürgen Trit- tin haben ein gemeinsames Aktions- programm „Gesundheit und Um- welt“ vorgelegt. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, er- klärten sie in Bonn, daß die komple- xen Fragen an der Schnittstelle der Umwelt- und Gesundheitspolitik ei- nen ganzheitlichen Ansatz erforder- ten. Vorrangiges Ziel ist es, gesund- heitserhaltende Umweltbedingungen zu fördern. Zugleich müsse man mehr über Gesundheitsrisiken informieren, bei denen ein Zusammenhang mit Umweltbelastungen bestehe oder vermutet werde. Betroffene erwarte- ten zu Recht kompetente Hilfe und Beratung.
Das Aktionsprogramm umfaßt Maßnahmen, die die Zusammenhän- ge zwischen Umwelt und Gesundheit aufklären sollen. Die Schwerpunkte:
Die umweltbezogene Gesundheits- beobachtung und -berichterstattung soll verbessert, ein Konzept zur Risi- kobewertung und Risikokommunika- tion entwickelt werden. Überdies pla- nen die Ministerien, die internationa- le Zusammenarbeit auszubauen und ein Informationsnetzwerk „Umwelt und Gesundheit“ zu gründen. Die Umweltmedizin soll weiterentwickelt, die Forschung zu Umwelt und Ge- sundheit gefördert werden. Zugleich sollen umweltbedingte Gesundheits- belastungen, beispielsweise in der Außenluft, verringert werden. Beson- dere Aufmerksamkeit wollen Fischer und Trittin dem Thema Umweltbela- stungen und Kindergesundheit wid- men.
In einer ersten Phase wollen die beiden Ministerien folgende Projekte in Angriff nehmen:
c Vorbereitung eines Survey Kindergesundheit, der um eine Umweltkomponente ergänzt werden soll c Förderung computergestütz-
ter Informations-und Kommunikati- onssysteme in der Umweltmedizin
c Bildung einer Ad-hoc-Kom- mission zur Neuordnung der Verfah- ren und Organisationsstrukturen zur Risikobewertung
c Aufbau einer zentralen Erfas- sungs- und Bewertungsstelle für um- weltmedizinische Methoden und Ein- richtung einer dafür zuständigen Kommission am Robert Koch-Institut in Berlin
c Einrichtung einer Abteilung des Europäischen Zentrums für Um- welt und Gesundheit der Weltgesund- heitsorganisation in Bonn.
Das Ziel: Erkenntnisse über Ursache und Wirkung
Fischer und Trittin erhoffen sich in den nächsten Jahren Erkenntnis- se über Ursache-Wirkungs-Beziehun- gen und bessere Diagnoseverfahren.
Wenn nachvollziehbar belegt werden könne, daß ein Betroffener sich auf- grund eines bestimmten Umweltein- flusses eine Erkrankung zugezogen habe, werde es auch möglich sein, ihm gezielter zu helfen. „Wir fordern alle relevanten Gruppen und Institu- tionen auf“, betonten sie, „sich an der Diskussion und Weiterentwicklung des Programms zu beteiligen und ihren Beitrag zu seiner Umsetzung zu leisten.“
Das Aktionsprogramm und der Dokumentationsband können bei beiden Ministerien angefordert wer-
den. SG