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Archiv "Freie Berufe: Dynamische Entwicklung" (23.03.1989)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

N

och kaum jemand dürfte es gewagt haben, Profes- sor Julius Hackethal ei- nen ewig Gestrigen zu nennen.

In der Tat, Gedanken über „die Verfügbarkeit des menschlichen Lebens", über „das Recht auf den Tod" sind noch viel älter.

Wohin sie seit der Wende zum 20. Jahrhundert führten, ist in jüngsten Ausgaben des Deut- schen Ärzteblattes eindrucksvoll aufgezeigt worden: bis zur „Frei- gabe" der Vernichtung „lebens- unwerten" Lebens, bis zur staat- lich organisierten Ermordung

„lebensunwert" Kranker, alles unter dem Motto „sozialer Fort- schritt und echte Humanität".

Nach den schlimmen Erfah- rungen aus der Nazi-Zeit war Euthanasie im Sinne „aktiver Sterbehilfe", also vorsätzlicher Tötung, tabu. Bis sich einige we- nige ärztliche und nichtärztliche

„Fortschrittler" wieder damit hervorwagten, von Teilen der Presse ebenso gedankenlos wie enthusiastisch ob ihres „Mutes"

Richtlinien der BÄK

Wahre ärztliche Sterbehilfe

gefeiert. Zehn Jahre ist es her, seit die Bundesärztekammer sol- chem Wiederaufleben der „akti- ven Sterbehilfe" verantwor- tungsbewußt entgegentrat. Ihre

„Richtlinien für die Sterbehilfe"

und ihr offizieller Kommentar dazu sind im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT am 5. April 1979 (Heft 14) veröffentlicht worden, in Übereinstimmung mit den Richtlinien der Schwei- zerischen Akademie der medizi- nischen Wissenschaften. Seither hat sich auch in der allgemeinen Presse die Betrachtung der „ak- tiven Sterbehelfer" gewandelt.

Sie sind als krasse Außenseiter erkannt.

Zu den wahren Pflichten des Arztes gehört es, das Leben

zu erhalten, die Gesundheit zu schützen und wiederherzustel- len sowie Leiden zu lindern, aber auch, dem Sterbenden bis zu seinem Tode zu helfen; diese Hilfe besteht in Behandlung, Beistand und Pflege. Wenn ein Hinausschieben des Todes für den Sterbenden eine nicht zu- mutbare Verlängerung des Lei- dens bedeutet, wenn das Grund- leiden mit infauster Prognose ei- nen irreversiblen Verlauf ange- nommen hat — nur in solchen Fällen kann der Arzt auf weite- re, technisch eventuell noch mögliche Maßnahmen bloßer Lebensverlängerung verzichten und sich auf eine Linderung von Beschwerden beschränken. Al- lein dies ist ärztliche Sterbehilfe (deren medizinische, ethische und juristische Probleme die Richtlinien der Bundesärzte- kammer aufzeigen).

Die Tötung aber, in frühe- rem Sprachgebrauch mit „akti- ver Sterbehilfe" umschrieben, sollte tabu bleiben! DÄ

D

er Wirtschaftssektor

„Freie Berufe" zeichnet sich durch eine in jeder Hinsicht dynamische Entwick- lung aus. Darauf machte soeben wieder der Bundesverband der Freien Berufe aufmerksam. Der Verband beging in diesen Tagen sein 40jähriges Bestehen; er ist so alt wie die Bundesrepublik.

Zur Zeit sind etwa 400 000 Frei- berufler in der Bundesrepublik tätig. Vor zehn Jahren waren es noch 295 000. Ein Wachstum von 35 Prozent. Bis zum Jahr 2000 wird die Zahl der Freibe- rufler auf 600 000 ansteigen, rechnet Verbandspräsident Pro- fessor J. F. Volrad Deneke. Den größten Anteil an den Freien Berufen stellen nach wie vor die Heilberufe mit ihren 155 000 selbständigen Berufsangehöri- gen, gefolgt von den rechts- und wirtschaftsberatenden Berufen mit etwa 110 000.

Nicht nur die Zahlen stei- gen, auch die Aufgaben. Deneke führt das zurück auf das in der Bevölkerung steigende Bedürf-

Freie Berufe

Dynamische Entwicklung

nis nach Vermittlung zwischen Individuum und den immer un- übersichtlicher werdenden ge- sellschaftlichen Institutionen.

Speziell in der Medizin kommt hinzu, daß die medizinischen Möglichkeiten wachsen und daß die „Nachfrage nach Medizin"

wegen des sich gleichfalls dyna- misch verschlechternden Alters- aufbaus steigt.

Die offene Frage freilich ist, wer für die steigenden Bedürf- nisse zahlt. In klassischen Bera- tungsberufen wie Rechtsanwäl- ten und Steuerberatern zahlt der private Nachfrager, in den Heil- berufen zum großen Teil die Ge- sellschaft in Gestalt der gesetzli- chen Krankenversicherung. Bei zunehmender Zahl der Berufs-

angehörigen wächst zugleich die Gefahr der Preiskonkurrenz zu Lasten der Qualität. Rechtsan- wälte oder Steuerberater könn- ten versucht sein, gegeneinander preislich „nach unten" zu kon- kurrieren. Bei Ärzten mag die Gefahr geringer sein, latent ist sie aber auch vorhanden. Offen- sichtlich aber ist es, daß sich ei- ne wachsende Zahl freiberuf- licher Ärzte mit stagnierenden Ausgaben der Krankenversiche- rung auseinanderzusetzen hat.

Gleichwohl — so Deneke optimi- stisch — würden die Ausgaben für Gesundheit weiterhin dyna- misch wachsen. Es könne aller- dings zu einer Neuverteilung zwischen den staatlich admini- strierten Ausgaben (einschließ- lich gesetzlicher Krankenversi- cherung) und privat veranlaßten Ausgaben kommen.

Für Ärzte würde sich somit die Aufgabe stellen, das wach- sende private Interesse an Ge- sundheit zu nutzen und sich auch in neue Berufsfelder hin- einzufinden. NJ

Dt. Ärztebl. 86, Heft 12, 23. März 1989 (1) A-761

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