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Archiv "Eine interessante Alternative: Aus-und Weiterbildung in den USA" (17.10.1991)

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Zur Zeit als „resident for inter- nal medicine" (der amerikani- schen Facharztweiterbildung für Innere Medizin) in einem Medical Center in Midtown Manhattan tätig, möchte der Verfasser im folgenden Erfah- rungsbericht arbeitssuchen- den Kollegen eine interessan- te Perspektive und Weiterbil- dungsalternative zum deut- schen Stellenmarkt für Medi- ziner vermitteln.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

allen Menschen durchgeführt — eine Forderung, die bei Insektiziden kei- neswegs mehr utopisch ist. Der Staat geht genau diesen Weg; er verzichtet auf das Modellexperiment und ver- legt die Wissenschaft in die reale Wirklichkeit. Nach dieser Regie wür- de Umweltforschung so betrieben, als ginge es nicht darum, aus ihren Ergebnissen praktische Konsequen- zen zu ziehen, sondern — wie in der reinen Wissenschaft — wissenschaftli- che Erkenntnis um ihrer selbst willen zu vermehren und dies auch auf die Gefahr hin, daß Menschen zu Scha- den kommen. Die Beantwortung der Frage, an welcher Stelle solcher (un- endlicher) Beweisketten sich die Zweifler hinlänglich überzeugt ge- ben, erübrigt sich in der Regel auf dem Zwangswege dadurch, daß der Bürger Interessenverbände bildet und diesem Treiben mit Hilfe des Gerichts oder deutlicher Signale bei den politischen Wahlen Einhalt ge- bietet.

Die Wissenschaft hat die Risi- ken der Pyrethroidanwendung schon zu einer Zeit aufgezeigt, als der großtechnische Einsatz in der Bun- desrepublik erst begann und nur we- nige Haushaltsinsektizide Pyrethro- ide enthielten. Die mangelnde Funk- tion des Frühwarnsystems liegt also keineswegs daran, daß die Situation auf naturwissenschaftlich-medizini- schem Gebiet unklar wäre, sondern sie liegt an einer unklaren politi- schen Situation: An der mangelnden Lösung des Konfliktes zwischen dem Wohlstandsinteresse der Industrie- gesellschaft und den biologischen Grundbedürfnissen derselben Ge- sellschaft.

Wissenschaftliche Forschung kann in Technik münden, mit der di- rekt Gewinne erzielt werden, sie kann aber auch helfen, schädliche Folgen der industrialisierten Tech- nik abzuwenden und dadurch Verlu- ste am Volksvermögen einzusparen (und Leiden zu verhindern). Der Wissenschaftler entscheidet auf- grund seiner ethischen Wertung, al- so aufgrund von Kriterien außerhalb

der Wissenschaft darüber, welches Ziel er mit seiner wissenschaftlichen Arbeit verfolgen will; danach wählt er seinen Arbeitgeber. Wissenschaft ist ambivalent. Das Bundesministeri- um für Forschung und Technologie (BMFT) verwaltet in der Bundesre- publik die gesamte Wissenschaft. Im BMFT wird Forschungspolitik zur Hauptsache verstanden als „Innova- tionsförderungspolitik zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der deut- schen Industrie auf dem Welt- markt". Die Umweltforschung müßte aber auch solche Interessen der Ge- sellschaft vertreten, die denen der Industrie entgegengesetzt sind. Das Ministerium betreibt also Forschung, um den technisch-wirtschaftlichen Fortschritt anzutreiben, und gleich- zeitig Forschung, um den Menschen vor nachteiligen Folgen eben dieses Fortschritts zu bewahren. Es ist kaum zu erwarten, daß ein und das- selbe Ministerium in der Lage ist, zwei Ziele, die in derartigem Interes- sengegensatz zueinander stehen, mit dem gleichen Nachdruck zu verfol- gen.

Wie sich auch bei früheren Fäl- len gezeigt hat, beginnt die Umwelt- forschung die Bearbeitung einer Fra- ge, zum Beispiel, ob die Emission ei- ner Noxe die Gefahr einer Massen- vergiftung mit sich bringt, in der Pra- xis erst dann, wenn eben dieser Fall eingetreten ist. So werden gegenwär- tig die „alten", schon verbotenen In- sektizide untersucht. Falls auch das Pyrethroid-Abenteuer wieder ohne jedes Zutun der staatlichen Umwelt-

forschung auf dem Zwangsweg des Plebiszits zum Abbruch kommen sollte, wäre damit vor allem eines be- wiesen: Als Frühwarnsystem zur Ab- wendung von Vergiftungsschäden des Menschen ist unsere Umweltfor- schung unwirksam.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. Helmuth Müller-Mohnssen Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit GmbH (GSF) Abteilung für Physiologie Ingolstädter Landstraße 1 W-8042 Neuherberg

(Ein ausführliches Manuskript mit Literaturverzeichnis kann beim Verfasser angefordert werden).

Eine interessante Alternative: Aus- und Weiterbildung in den USA

Voraussetzungen für eine klini- sche Tätigkeit in den USA sind:

1. Approbation als Arzt;

2. bestandenes FMGEMS (Fo- reign Medical Graduate Examinati- on in the Medical Sciences);

3. Empfehlungsschreiben vom Chef- oder Oberarzt, inklusive eines Briefes des Dekans, in dem der Aus- bildungsgang (Curriculum) beschrie- ben ist.

Gute Informationen über die bürokratischen Erfordernisse bieten Faltblätter des Hartmann- und Mar- burger Bundes sowie Publikationen über Aus- und Weiterbildung in den USA und die Medical English Ter- minologie, die im Fachbuchhandel erhältlich sind. Informationsschrif- ten zum FMGEMS können ebenfalls vom Marburger Bund, den Amerika- Häusern und der amerikanischen Botschaft angefordert werden. Das Examen wird zweimal jährlich im Ja- nuar und Juli in München, Bonn, Frankfurt, Berlin, Hamburg abgehal- ten. Es umfaßt rund 950 Multiple choice-Fragen und kostet etwa 600 US-Dollar Prüfungsgebühr. Anmel- deschluß ist jeweils 13 Wochen vor Prüfungstermin.

I

Wissenschaft hat früh gewarnt

Dt. Ärztebl. 88, Heft 42, 17. Oktober 1991 (35) A-3501

(2)

Anmeldungen werden an die Educational Commission for Foreign Medical Graduates, 3624 Market Street, Philadelphia, Pennsylvania, 19104-2685, USA, gerichtet. Theore- tisch kann der erste Teil (Vorklinik) bereits nach dem Physikum abgelegt werden, es ist jedoch aufgrund des klinischen Bezugs vieler Fragen empfehlenswert, diesen frühestens nach dem ersten Staatsexamen zu absolvieren. Der klinische Teil, so- weit er kurz nach dem AiP absolviert wird, dürfte ohne Schwierigkeiten bestanden werden.

Das Bewerbungsverfahren Die Adressen der Krankenhäu- ser sind dem „Directory of Residen- cy Training Programs" der AMA (American Medical Association) zu entnehmen, das in medizinischen Bi- bliotheken oder in Amerikahäusern erhältlich ist. Es enthält Angaben zu den Weiterbildungsprogrammen al- ler Fachrichtungen in den USA. Die Krankenhäuser verschicken auf An- forderung die Bewerbungsunterla- gen. Außerdem ist eine Anmeldung bei der Zentrale des „National Resi- dent Matching Program" erforder- lich (One American Plaza, Suite 807, Evanston, Illinois 60201, Tel:

312 328-3440). Diese sollte etwa ein Jahr vor den jeweils im Juli begin- nenden Weiterbildungsprogrammen abgeschickt werden.

Nach Direktbewerbung und In- terviews in den einzelnen Kranken- häusern im Herbst/Winter wird ge- mäß der vom Bewerber und den Krankenhäusern erstellten Präfe- renzliste ein Weiterbildungsplatz

„gematcht". Zehn bis 15 Prozent der Weiterbildungsstellen werden an diesem zeit- und finanzaufwendigen Verfahren vorbei sofort an Bewerber vergeben.

Die Weiterbildung

Die „residency programs" um- fassen in der Regel eine dreijährige Weiterbildung, nach deren Ablauf das Board Examination abgelegt werden kann. Die Weiterbildung ist im Vergleich zum deutschen Assi-

stenzarztdasein mehr „educational", mit täglichen „morning reports" über interessante Zugänge der vergange- nen Nacht in einer „teaching confe- rence" mit einem Oberarzt, tägli- chen Oberarztvisiten, täglichen

„noon conferences" und wöchentli- chen „grand rounds", auf denen der aktuelle Wissensstand der medizi- nscheu Teilgebiete vermittelt wird.

Komplementär werden in „Journal Clubs" neueste Studien und Publika- tionen vorgestellt und diskutiert. Je- den Monat werden konkrete Fälle auf, ihre korrekte Behandlung hin vorgestellt und besprochen. Alle drei bis vier Monate werden zudem Wei- terbildungsseminare veranstaltet.

Die Bibliotheken arbeiten schnell und effizient, so daß eine Literatur- suche zu einer speziellen Frage in ei- nem Tag abgeschlossen werden kann, um am nächsten Tag aus den entsprechenden Studien zitieren zu können.

Nach Abschluß der „residency"

können sich Ärzte in einer dreijähri- gen „fellowship" noch weiter spezia- lisieren, etwa in Gastroenterologie, Nephrologie oder Kardiologie. Für eine fellowship und eine residency an der Westküste muß man noch das FLEX ( = dreitägiges Lizenzexa- men) ablegen. Voraussetzung dafür ist eine einjährige klinische Tätig- keit. Der Staat New York bietet den Vorteil, daß eine „bell commission"

die Arbeitszeit der Assistenzärzte überwacht. So darf man nicht länger als 24 Stunden am Stück eingesetzt

ZITAT

Bewährt

„Die 18monatige Praxis- phase im Anschluß an das Stu- dium hat sich bewährt. Hier werden unerläßliche Erfahrun- gen für die Tätigkeit als appro- bierter Arzt gewonnen. Ich werde mich gemeinsam mit den Ländern auch in Zukunft dafür einsetzen, daß das AiP reibungslos verläuft."

Bundesgesundheitsministerin Gerda Hasselfeldt laut Pressemit- teilung des Ministeriums vom 2.

Oktober 1991

werden, in der Regel nur alle vier Tage zum Nachtdienst eingeteilt werden, der dann wochentags bis 23 Uhr dauert und danach ein „night float team" die Nachtschicht über- nimmt Einige andere Staaten sind dabei, diese Regelungen zu überneh- men, in vielen jedoch, etwa an der Westküste, sind 36-Stunden-Dienste, Nachtdienste ohne „night-float" so- wie Nachtdienst alle drei Tage noch die Regel. Der Jahresurlaub beträgt vier Wochen; Wohnungen werden mit verbilligter Miete zur Verfügung gestellt.

Die Attraktivität des Faches In- nere Medizin hat unter amerikani- schen Bewerbern aufgrund der ver- schlechterten wirtschaftlichen Aus- sichten für niedergelassene Interni- sten, eines zunehmenden Anteils von AIDS-Patienten und abschrecken- der Prozesse bei ärztlichen Kunst- fehlern abgenommen und ermöglicht so ausländischen Bewerbern den Zu- gang zur hervorragenden Weiterbil- dungsqualität anerkannter amerika- nischer „Residency"-Programme Die klinische Erfahrung mit AIDS- Patienten dürfte nach Rückkehr in die Bundesrepublik sehr nützlich sein, da in drei bis fünf Jahren ein ähnlich hoher Anteil von AIDS-Pa- tienten zu erwarten ist, wie er zur Zeit in den USA besteht.

Nach der Rückkehr in die Bun- desrepublik werden von den Landes- ärztekammern die Weiterbildungs- zeiten sowie die vorgenommenen diagnostischen Maßnahmen (Sono- graphien, Endoskopien und so wei- ter) anerkannt, jedoch nicht das Ex- amen, das nach einjähriger Tätigkeit an einer bundesdeutschen Klinik

„wiederholt" werden muß.

Die Aussichten für eine Weiter- beschäftigung in Deutschland nach abgeschlossener Weiterbildung in den USA, etwa auch direkt auf Ober- arzt-Ebene, dürften als gut bis sehr gut bezeichnet werden, zumal viele deutsche Chefärzte geneigt sind, Kollegen mit Auslandserfahrung (insbesondere US-Ausbildung) zu begünstigen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Christian Breburda MD Gullringen 26

W-6312 Laubach A-3504 (38) Dt. Ärztebl. 88, Heft 42, 17. Oktober 1991

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