Aus Bund und Ländern
5 000 Säuglinge im vergangeneo
Jahr gestorben
WIESBADEN. Im ver- gangeneu Jahr sind nach An- gaben des Statistischen Bun- desamtes 4 992 Kinder im er- sten Lebensjahr gestorben, 719 weniger als 1991. Die so- genannte Säuglingssterblich- keit ging damit um 12,6 Pro- zent zurück. Gleichzeitig sank allerdings auch die Zahl der Lebendgeburten um 2,5 Pro- zent auf rund 809 000. Den Rückgang der Säuglingssterb- lichkeit erklärte das Statisti- sche Bundesamt mit den Er- folgen beim Kampf gegen den plötzlichen Kindstod, dem 924 Säuglinge zum Opfer fie- len (1991: 1 285). Im vergan- geneu Jahr starben 102 Säug- linge durch Unfälle und Ver- giftungen. 27 wurden gewalt-
sam getötet. afp
Routinemäßige HIV-Tests abgelehnt
BONN. Die Gesundheits- minister der Länder haben es mehrheitlich abgelehnt, per Gesetz einen AIDS-Test für alle Blutuntersuchungen in Krankenhäusern und Arztpra- xen vorzuschreiben. Lediglich die Politiker aus den unionsre- gierten Ländern Bayern, Thü- ringen und Mecklenburg-Vor- pommern unterstützten die- sen Vorschlag des Bundesge- sundheitsministers Horst See- hafer (CSU).
Seehofer erklärte erneut, es sei nicht nachvollziehbar, daß Blutproben auf alle mög- lichen Krankheiten unter- sucht würden, nicht aber auf AIDS. Er wolle entsprechen- de Möglichkeiten prüfen las- sen. Der Test solle automa- tisch gemacht werden, es sei denn, der Patient widerspre- che ausdrücklich.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der All- gemeinen Ortskrankenkas- sen, Dr. Franz Josef Oldiges, warnte in der Presse vor einer Kostenlawine. Seehofer schlage Reihenuntersuchun-
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NACHRICHTEN... ..
genohne konkreten Verdacht vor. Der Hamburger Gesund- heitssenator Ortwin Runde (SPD) erklärte, derartige Tests würden nur Scheinsi- cherheit produzieren.
Auf der Konferenz forder- ten die Gesundheitsminister die Ärzte auf, den Verbrauch von Blut und Blutprodukten künftig so weit wie möglich zu reduzieren. Außerdem wurde beschlossen, langfristig das Haftungsrecht für Ärzte und Pharmaindustrie in diesem Bereich zu ändern. afp
,,Verschwindenlassen'' von Ärzten
KÖLN. Seit mehreren Jahren gehört das "Ver- schwindenlassen" von poli- tisch Oppositionellen, Ange- hörigen ethnischer, religiöser oder kultureller Minderhei- ten in zahlreichen Diktaturen ebenso zum Alltag politischer Repression wie die Folter.
Amnesty international sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen Ärzte und Kranken- schwestern in Ausübung ihres Berufes und bei ihrem Ein- satz für die menschenwürdige Behandlung Gefangener selbst in Gefahr gerieten.
Amnesty hat deshalb im Oktober 1993 eine weltweite
Die deutschen
Kampagne gegen das "Ver- schwindenlassen" und den politischen Mord gestartet.
Die Menschenrechtsorganisa- tion fordert, das neben der offiziellen Verurteilung des
"Verschwindenlassens" durch . Regierungen und internatio-
nale Organisationen offiziell zu verurteilen. Auch müsse der Aufenthaltsort Gefange- ner Angehörigen und Anwäl- ten bekanntgegeben werden und die medizinische Betreu- ung gewährleistet sein. Nur gesetzlich legitimierte Behör- den sollten zur Festnahme und Inhaftierung berechtigt sein, und bei Inhaftierungs- maßnahmen müßten ausfüh- rende Beamte individuelle Verantwortlichkeit für ihren Umgang mit Gefangenen tra- gen.
Seit 1979 hat sich in der Bundesrepublik der Arbeits- kreis Medizin-Psychologie bei Amnesty international eta- bliert, der sich ausschließlich aus Ärzten, Psychologen so- wie Krankenschwestern und -pflegern zusammensetzt und gezielte Aktionen zugunsten Betroffener aus diesen Be- rufsgruppen unternimmt.
Mittlerweile arbeiten regel- mäßig mehrfach im Jahr mehr als 2 000 Ärzte, Psycho- logen und Krankenpfleger in dieser Gruppe m unter-
Arzneimittelpreise Arzneimittelpreise in Europa
lagen im Januar
bezogen auf einen Warenkorb mit 125 Medikamenten1993 leicht über dem EG-Durch- schnitt. Nach Be- rechnungen der Bundesvereini- gung Deutscher Apothekerverbän-
de {ABDA),
Frankfurt, nimmt Deutschland den siebenten Platz in der Reihenfolge aller Länder der Europäischen Ge- meinschaft ein.
Im Januar 1991 war Deutschland
an fünfter Stelle. ln Frankreich sind die Arzneimittelpreise am niedrigsten, in den Niederlanden am höchsten. Zwei Jahre zuvor hatte das Niveau der Arz- neimittelpreise in Portugal den Tiefst- und in Dänemark den Höchststand.
Ar3284 (24) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 49, 10. Dezember 1993
schiedlicher Weise mit. Sie beteiligen sich entweder an Briefaktionen zugunsten do- kumentierter Einzelfälle oder unterstützen die Gruppen durch Spenden.
~ Kontaktadresse: Dr.
Dietmar Schmitz-Burchartz, Idastraße 65, 46284 Dorsten, Tel 0 23 62/69 94 42. Spen- denkonto: Amnesty interna- tional, Arbeitskreis Medizin- Psychologie 2707, Konto-Nr.
8090100, BLZ 35060190, BKD Duisburg. EB
Ausland
Werbeverbote abgelehnt
BERN. Mit einer überra- schend hohen Mehrheit ha- ben die Schweizer Stimmbür- ger die von einer Volksiniati- ve vorgeschlagenen Werbe- verbote für Tabak und Alko- hol abgelehnt. Fast 75 Pro- zent der Abstimmenden leg- ten Neinstimmen in die Urne.
Die Stimmbeteiligung war mit 44 Prozent für schweizerische Verhältnisse hoch. Zu den Befürwortern der Werbever- bote gehörten auch die Ärzte- vereinigungen des Landes. bt
Frankreich erhöht Ausgaben zur Drogenbekämpfung
LYON. Die französische Regierung wird innerhalb der nächsten drei Jahre 439 Mil- lionen Francs (etwa 132 Mil- lionen Mark) für die Rausch- giftbekämpfung zur Verfü- gung stellen. Wie Gesund- heitsminister Pilippe Douste- Blazy erklärte, erhöht sich die finanzielle Ausstattung des Anti-Drogen-Programms da- mit um 40 Prozent.
Zur verstärkten Vorsorge gegen AIDS wird der Ver- kauf von Injektionsnadeln in Apotheken weiter gefördert werden. Außerdem sollen zu- sätzlich Spezialeinrichtungen für den Drogenentzug entste- hen und die Zahl der Nach- behandlungszentren inner- halb von zwei Jahren verdop-
pelt werden. afp