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Archiv "Medizinische Forschung: Europa droht ins Hintertreffen zu geraten" (15.02.2008)

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A314 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 715. Februar 2008

P O L I T I K

auf 40 Prozent. „Um wieder Num- mer eins zu werden, müssen wir un- sere Gesundheitssysteme von Grund auf verbessern, die klinische For- schung und Behandlung stärken und die pharmakologische und die medi- zinische Industrie deutlich voran- bringen“, betont Hojgaard. Die För- derung in der EU müsse sich an

„best practice“ orientieren, For- schungsgelder allein an Exzellenz- kriterien festgemacht werden und die Zusammenarbeit der topmedizi- nischen Zentren verbessert werden.

Mehr Geld für die Biomedizin

Die Herausforderungen für die eu- ropäischen Gesundheitssysteme an- gesichts alternder Gesellschaften, des sich abzeichnenden Klimawan- dels, des durch Globalisierung zu- nehmenden Migrationsdrucks und der damit einhergehenden neuen Krankheiten seien gewaltig. Die Zu- sammenarbeit von Spitzenzentren und eine intensivere Förderung bio- medizinischer und klinischer For- schung seien wichtiger denn je. Die EU-Forschungseinrichtungen hät- ten mit dem neu gegründeten Eu- ropäischen Forschungsrat und der EU-Kommission die Chance, künf- tig erfolgreicher zusammenzuar- beiten. So müssten EU-Richtlinien, die die Forschung behinderten, ent- bürokratisiert werden. Den Wissen- schaftlern müsse eine größtmög- liche Mobilität und Chancengleich- heit eingeräumt werden. „Kernstück muss aber eine Verdopplung der öf- fentlichen biomedizinischen Förde- rung innerhalb der nächsten zehn Jahre sein“, fordert Hojgaard.

EU-Forschungskommissar Janez Potocnik kündigte seine Unter- stützung an. Unter anderem will er eine Initiative zum Schutz geistigen Eigentums auf den Weg bringen und der Biomedizin im 7. EU-For- schungsrahmenprogramm (2007 bis 2013) eine Priorität einräumen. I Thomas A. Friedrich

D

er Befund ist eindeutig:

Die Medizinforschung in der Europäischen Union (EU) kränkelt. Bei den wissen- schaftlichen Publikatio- nen, der Forschungs- förderung und in der biomedizinischen Grundlagenforschung hinkt sie deutlich hinter den USA hinterher. Außer- dem behindert die mangelnde Qualität der medizinischen Infra- struktur in Europas Kliniken die medizinische Versorgung in den alternden Gesell- schaften. Das geht aus dem Weißbuch des Europäischen Medizinforschungsrats (EMRC) hervor, dem 75 medizinische Gesell- schaften aus 29 Staaten angehören.

„Europas Medizinforschung ist nicht gut genug, die medizinische Versorgung ist zu teuer und unsere Pharmaindustrie in der Welt nicht wettbewerbsfähig“, lautet der Be- fund von Prof. Liselotte Hojgaard.

Die EMRC-Vorsitzende aus Kopen- hagen will dem Patienten Europa mit einer Intensivkur wieder auf die Beine helfen.

Exzellenzkriterien als Maßstab

Prof. Jürgen Schölmerich, einer der 14 Autoren des Weißbuchs „Künfti- ge Strategie für die Medizinfor- schung in Europa“ und Vizepräsi- dent der Deutschen Forschungs- gemeinschaft legt den Finger in die Wunde: „Unter den rund 2 000 Universitäten in Europa gibt es nur wenige, die in der biomedizinischen Forschung mit den besten US-Uni- versitäten mithalten können.“ Es be- stehe ein dringender Bedarf, Euro- pas beste Forschungsuniversitäten zu stärken, um sie in die Lage zu versetzen, unter dem Gesichtspunkt von Exzellenzkriterien eine kriti- sche Masse zu bilden.

Die universitäre Medizinfor- schung und medizinischen For-

schungszentren bildeten in Europa das Rückgrat der Gesundheitsversorgung. Die Lehre und die klinische Forschung seien die Eckpfeiler der biomedizinischen Forschung. Entsprechend könne die Gesundheitsversorgung nur so gut sein, wie eine leistungsfähige Medizinforschung dies sicherstelle, heißt es im Weißbuch.

Die Anamnese im 50-seitigen Report zum „aktuellen Status und zur Zukunftsstrategie der Medizinfor- schung in Europa“ ist schonungslos und offen: Die USA investierten im Vergleich zu den 15 EU-Staaten vor der Osterweiterung mehr als dop- pelt so viel in die biomedizinische Forschung. So betrug die öffentli- che Förderung der Biomedizin im Jahr 2003 in den USA – gemessen am Bruttosozialprodukt – rund 0,4 Prozent, während die EU-15 im selben Jahr auf 0,17 Prozent kam.

Legt man die Bevölkerungszahl und die Aufwendungen pro Kopf zugrunde, schneidet Europa noch schlechter ab. Hier investieren die USA dreimal so viel wie die EU.

Bei wissenschaftlichen Publikatio- nen sieht es kaum besser aus. Zwar stieg die Zahl der Veröffentlichun- gen – auf 10 000 Einwohner gerech- net – in der EU-15 von 1996 bis 2003 von 3,2 auf 3,9, doch lagen die US-Werte im selben Zeitraum bei 4,4 beziehungsweise 4,9. Bei den Zitierungen der Forschungsergeb- nisse sieht das Verhältnis für Europa etwas besser aus. Während die USA die Hälfte der biomedizinischen Zi- tierungen für sich beanspruchen können, kommt die EU immerhin

MEDIZINISCHE FORSCHUNG

Europa droht ins Hintertreffen zu geraten

Die USA investieren doppelt so viel in die biomedizinische Forschung wie die Europäische Union.

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