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Archiv "Vernetzte medizinische Forschung: IT-Strategie erforderlich" (30.04.2010)

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A 798 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 17

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30. April 2010

VERNETZTE MEDIZINISCHE FORSCHUNG

IT-Strategie erforderlich

Ein nationales Biobankenregister soll künftig zu mehr Transparenz und zu einer besseren Nutzung der vorhandenen Forschungsressourcen beitragen.

V

ernetztes wissenschaftliches Arbeiten in der Medizin ist oh- ne informationstechnische Unterstüt- zung undenkbar. Inzwischen gibt es zwar eine Vielzahl von IT-Werkzeu- gen für unterschiedliche Forschungs- bereiche und -vorhaben, ein über- greifendes Konzept für IT-Struktu- ren, -Werkzeuge und -Dienste in der Verbundforschung fehlt jedoch bis- lang – eines der Themen, mit de- nen sich die Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze e.V.

(TMF) seit längerem beschäftigt. Ei- nige Projekte und Ergebnisse hierzu wurden beim zweiten Jahreskongress der TMF Mitte April in München im Rahmen des Themenschwerpunkts

„IT-Infrastruktur für die vernetzte medizinische Forschung“ vorgestellt.

Auf die Problematik der Patien- tenrekrutierung für klinische Studien ging Prof. Dr. med. Martin Dugas, Universität Münster, ein. Die Anzahl der rekrutierten randomisierten Stu- dienteilnehmer liegt in der Regel er- heblich unter der erwarteten oder auch der benötigten Zahl. Viele Stu-

dien dauern aufgrund des aufwendi- gen Prozesses länger als geplant.

Werden die Soll-Zahlen eines Stu- dienprotokolls nicht erreicht, leidet darunter die Aussagekraft der Studie.

Vor diesem Hintergrund hat die TMF in einem Projekt in Münster untersucht, inwiefern sich Kranken- hausinformationssysteme (KIS) da- für eignen, die Patientenrekrutierung zu unterstützen. Dabei wurden Rou- tinedaten aus dem KIS teilautomati- siert mit den Ein- und Ausschlusskri- terien klinischer Studien verglichen und für E-Mail-Benachrichtigungen an die Studienärzte genutzt. Diese prüfen daraufhin, ob die Patienten für die betreffende Studie infrage kommen.

Patientenrekrutierung aus dem KIS

Die Rekrutierung über automati- sierte Reports werde dadurch er- leichtert, dass KIS zunehmend mehr strukturierte Daten enthiel- ten, darunter Standardmerkmale wie ICD- und OPS-Codes, Alter, Ge-

schlecht und Laborwerte, erklärte Dugas. „KIS-Daten werden zu Pri- märdaten.“ In dem Projekt ergab sich eine Steigerungsrate der Pro- banden in einigen Studien um bis zu 40 Prozent. Ein im Mai 2010 beginnendes Forschungsprojekt in Münster, Erlangen, Heidelberg, Düsseldorf und Gießen soll zur Entwicklung einer prototypischen Architektur für eine KIS-basierte Patientenrekrutierung führen. Unter anderem ist zu klären, für welche Arten von Studien sich das Verfah- ren eignet, ob es neben dem sta- tionären auch für den ambulanten Sektor genutzt werden kann, wie die Verfügbarkeit der Ein- und Aus- schlusskriterien in unterschiedlichen KIS aussieht und ob die Datenqua- lität ausreicht.

Nicht jedes Softwaretool müssen Forscher für ihre Zwecke selbst ent- wickeln. Zuweilen lassen sich auch international verfügbare IT-Werk- zeuge für den Einsatz hierzulande er- proben und nutzen. Darauf verwies Prof. Dr. biol. hom. Hans-Ulrich Pro- kosch, Universität Erlangen, anhand der Plattform „i2b2“ („Informatics Integrating Biology and the Bed - side“). Die Software wurde als ein Projekt der National Institutes of Health in den USA an der Harvard Medical School für die interaktive Auswertung von Daten im Rahmen translationaler Forschung entwickelt und ist über das Internet frei verfüg- bar. Inzwischen gibt es eine Ko- operation der Universitäten Erlangen und Göttingen mit den Entwicklern in Boston, um die modularen, an- wenderbezogenen Werkzeuge den hiesigen Anforderungen anzupassen und zu erweitern. Integriert werden sollen etwa ein flexibles Berechti- gungskonzept sowie der Pseudony- misierungsdienst der TMF.

Auch bei der aufwendigen Ent- wicklung von medizinischen Leitli- IT-Werkzeuge

werden im Rahmen der medizinischen Forschung bei- spielsweise für die

Patientenrekrutie- rung, für Biobanken

und für Register benötigt.

Foto: mauritius images

P O L I T I K

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Deutsches Ärzteblatt

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30. April 2010 A 799 nien leistet IT wertvolle Unterstüt-

zung. Das webbasierte Autorenpor- tal für S3-Leitlinien der TMF ist eine Arbeits- und Kommunikations- plattform für diesen komplexen, konsensbasierten Prozess. Das Por- tal ermöglicht es den Beteiligten un- ter anderem, Online-Expertenbefra- gungen durchzuführen und auszu- werten, Fragen zu diskutieren und zu kommentieren sowie ein Teilneh- mermanagement einschließlich Rol- len- und Rechtekonzept einzurich- ten. Die Ergebnisse der Konsentie- rungen werden in sogenannten Evi- denztabellen (Literaturauswertungen) dargestellt. Das Portal wird von der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Auftrag der TMF betrie- ben und kann Leitlinienentwicklern kurzfristig zur Verfügung gestellt werden. Anhand einer im Portal hinterlegten „Probeleitlinie“ kann man sich über die Funktionsweise des Portals informieren und die Ar- beitsabläufe testen (siehe www. leit linienentwicklung.de).

Der schwierige Umgang mit Proben

Im zweiten Themenblock des Kon- gresses ging es um Biobanken. Ei- nen Überblick über die technischen Anforderungen an Biobanken gab Dr. med. Dr. rer. nat. Michael Kiehn- topf vom Universitätsklinikum Je- na. Im Zentrum aller Überlegungen stehe dabei die Frage der Qualität.

Zu fragen sei, was im Hinblick dar - auf technisch machbar und wie effi- zient und mit welchem finanziellen Aufwand dies umsetzbar sei, sagte Kiehntopf. Schon die Probengewin- nung hat wesentlichen Einfluss auf die Qualität. Wurde das Material kontinuierlich gewonnen? Wie lan- ge war eine Probe vor der Einlage- rung unterwegs, bei welchen Tem- peraturen? Ein weiteres Problemfeld ist der Grad der La gerung, die abhän- gig vom Mate rial (wie Protein, Se- rum, Plasma, Stammzellen) und der Dauer der Lagerung zu unterschied- lichen Ergebnissen führen kann. Ist die Temperatur, die man im Freezer misst, identisch mit der Temperatur an der Probe? Im Kühlschrank seien Schwankungen möglich, die Ver- teilung der Temperatur könne in- homogen sein, erläuterte Kiehntopf.

Das Entnehmen von Proben, ohne diese zu beeinflussen, zählt eben- falls zu den anspruchsvollen techni- schen Her aus for derungen.

Als neues Projekt kündigte die TMF außerdem ein nationales Bio- bankenregister an, das künftig für mehr Transparenz und eine bessere Nutzung der bestehenden Ressour- cen sorgen soll. „Das Register wird dazu beitragen, die deutschen Bio- banken national wie international besser sichtbar zu machen, und es wird die Forscher dabei unterstüt- zen, gemeinsam Qualitätsstandards für Biobanken zu entwickeln“, er- läuterte Projektleiter Kiehntopf die Ziele des Projekts.

Biomaterialbanken mit humanen Proben und klinischen Daten wer- den schon seit vielen Jahrzehnten an unterschiedlichen Instituten und zu unterschiedlichen Zwecken gesam- melt, etwa in Kliniken und For- schungsinstituten sowie in Phar ma- und Biotechnologieunternehmen. Sie werden zu diagnostischen Zwecken genutzt oder dienen der klinischen, der epidemiologischen und der Grundlagenforschung. Neben den großen Biobanken, die im Rahmen öffentlich geförderter Forschungs- vorhaben oder auf private Initiative hin entstanden sind, gibt es inzwi- schen eine Vielzahl kleinerer Samm- lungen. Diese sind, weil sie nicht zentral registriert sind, in der Regel

schwer zugänglich und dadurch für die Forschung nur eingeschränkt nutzbar. „Die Anforderungen der personalisierten Medizin einerseits sowie die Vielfalt an unterschiedli- chen Biobanken und die damit ver- bundenen Herausforderungen ande- rerseits machen eine solche Über- sicht über die vorhandenen Bioban- ken zu einem nützlichen Werkzeug“, betonte Sebastian C. Semler, wis- senschaftlicher Geschäftsführer der TMF. Von dem Ausbau und der Nachnutzung bestehender Infra- strukturen würden daher viele For- schungsnetze, Institute und Univer- sitäten profitieren.

Der Aufbau des Registers unter dem Dach der TMF wird für zu- nächst 18 Monate mit 256 000 Euro vom Bundesministerium für Bil- dung und Forschung gefördert. Den Grundstein dafür legen die Vorar- beiten der Biomaterialbanken-AG innerhalb der TMF. Diese hat sich bereits seit 2003 mit rechtlichen, or- ganisatorischen und ethischen Rah- menbedingungen, Datenschutzkon- zepten und Aspekten der Qualitäts- sicherung beschäftigt und hierzu eine Reihe von Handlungsleitfä - den und Checklisten veröffentlicht.

Unter der Adresse www.bioban ken.de ist zudem ein webbasiertes Open-Access-Verzeichnis medizi- nisch relevanter Biomaterialban- ken in Deutschland verfügbar, das jetzt sukzessive erweitert wird und künftig in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung stehen soll.

Qualitätsstandards für Biobanken

Das Register werde unter anderem Kontaktdaten und Kerninformatio- nen über sämtliche Biobanken in Deutschland enthalten und mit Such- funktionen ausgestattet, erläuterte Semler. Parallel dazu soll ein User- Group-Portal entstehen, das eine ef- fektive Kommunikation innerhalb der Biobanken-Community unter- stützt. „Insbesondere soll dieses Por- tal den Informations-, Erfahrungs- und Probenaustausch erleichtern, zum Qualitätsmanagement beitra- gen und die Vermittlung wissen- schaftlicher Kooperationen fördern“, resümierte Kiehntopf. ■

Heike E. Krüger-Brand Technische Lö-

sungen von Bio- materialbanken sind vielfältig. Sie reichen von eher einfachen Kühlbox- systemen bis hin zu

„hermetic storage“- Konzepten mit Stickstofftanks und automatisierter Pro - ben aliquotierung per Pipettierroboter.

Foto: laif

P O L I T I K

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